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Alt 01.10.2008, 19:21
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
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Standard AW: Mein Papa verändert seine Persönlichkeit

Hallo, Ihr Lieben.
Ich lese eure Beiträge und es tut mir so furchtbar leid, was eure Lieben und ihr grade durchmachen müsst.

Ich kann zur Krankheit an sich nicht viel sagen, habe mich aber letztes Jahr, als es meinem Papa seelisch auch so ging, mit dem Thema intensiver beschäftigt und versucht herauszufinden, was der Krebs bzw. ein Tumor aus einem vormals friedlichen und liebevollen Menschen machen kann.

Mein Papa war niemals aggressiv oder zornig - ja, er hat mal ein Machtwort gesprochen, aber erst, als bei allen anderen schon die Hutschnur hochging. Vorher hat er uns Kinder mit Blicken erzogen.
Er war ein Mensch, den jeder gerne hatte... Everybodies Darling.
Geduld wie ein Gummiseil, Humor wie ein Clown und ein Lachen wie die Sonne.
Er hat in seinem Leben so viele schlimme Dinge erleben müssen und hat mit viel, viel Kraft alles gemeistert, was sich ihm als schwierig in den Weg stellte.
Keine Hürde war ihm hoch genug. Aufgeben kannte er nicht.

Als er letztes Jahr zusehends kränker und schwächer wurde und er sich immer mehr bewusst machte, wie sein Zustand war, bemerkte ich, wie er sich auch vom Wesen her verändert hat.
Er war genervt, still, starrte vor sich hin, meckerte meine Mama an (sie meckerte auch mit ihm) - mit mir war er liebevoller, hat aber auch mal genervt geredet oder gar nicht gesprochen.
Ich habe dann durch Zufall entdeckt, dass Krebspatienten 5 Phasen in ihrem Krankheitsverlauf durchleben können (nicht automatisch müssen).
(Googelt mal danach, es wird sehr gut erklärt)
Diese Phasen beginnen beim Hinnehmen der Tatsache, gehen über in Abwehr und Kampf bis hin zur letztendlichen Akzeptanz und Annahme.

Papas aggressive Phase bestand aus Mama-zurück-meckern, genervt, trotzig und still sein (er schlug nicht um sich, zerstörte nichts).
Er wollte seine verdammte Krankheit, was sie mit sich brachte und was sie ihm, dem stolzen, starken Familienoberhaupt, nahm, nicht wahrhaben. Er kämpfte mit aller noch verbliebenen Kraft dagegen, wollte alles selbst erledigen, ließ keine Hilfe zu.
Diese Phase dauerte so lange nicht an (ca. 3 Monate), dann wurde er wieder wie vorher, sehr lieb und friedlich - er hat sein Schicksal angenommen, sich mit seiner unheilbaren, schier schlimmer werdenden Situation auseinander gesetzt und sie geduldig ertragen bis zu seiner letzten Minute.

Macht eure Lieben für ihr Verhalten nicht verantwortlich.
Die Krankheit ist es, die das aus ihnen macht.
Versucht euch in Geduld und zeigt eure Liebe.
Ich weiß, das sagt sich leichter, als man es umsetzen kann.
Ich habe meine Mama damals öfter ins Gebet genommen, damit sie Papa nicht wie ein Kind behandelt und ihm alles abnimmt - er dann dadurch sauer wird.
Sie soll ihn lassen - auch wenn sie Angst hat bis unter die Zähne.
Er sollte lernen, dass er nicht mehr alles erledigen konnte und dass Hilfe von der Familie nichts schlimmes ist und kein Zeichen von Schwäche darstellt.

Ich hoffe, ich habe euch nicht vewirrt. Ich wollte euch nur den Tipp geben, dass ihr die Sterphasen nach Kübler-Ross mal googelt.
Vielleicht helfen euch die Erklärungen dazu, eure lieben Kranken irgendwie besser zu verstehen.

Ich wünsche euch und euren Lieben von Herzen alles erdenklich gute.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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