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Alt 28.09.2008, 14:02
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friebe friebe ist offline
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Registriert seit: 28.04.2008
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Hallo Eleve,

eine Sekunde habe ich überlegt, ob ich das jetzt lesen will oder ob ich Deinen Beitrag ignoriere. Aber das Thema ist sowieso in einer Ecke im Kopf, warum also nicht darüber reden. Ich finde das Forum hier auch gar nicht schlecht dafür. Du hast eine gute Formulierung für das Thema gefunden. Wer nicht darüber lesen oder reden will, kann es gut umgehen.

Ich habe meine Diagnose im Januar bekommen und ich war der festen Überzeugung, dass mir nur noch wenige Monate bleiben. Ich war wie gelähmt und gleichzeitig ärgerlich, weil ich doch die verbleibende Zeit sinnvoll nutzen sollte. Ich hatte mein Leben zu einem ganzen Teil an dieser Gewissheit ausgerichtet: "Wozu neue Jeans kaufen. Die alten sind zwar zu weit, aber für die paar Monate geht es auch mit Gürtel." "Eigentlich bräuchte ich ein neues Handy, aber es lohnt sich nicht, dafür Geld auszugeben" … - Das muss für meine Familie ziemlich anstrengend gewesen sein. Darüber geredet haben wir nicht wirklich. Ich habe aber ein neues Handy bekommen, das viel zu teuer war und dass wir vor einem Jahr sicherlich nicht genommen hätten.

Irgendwann habe ich dann auch begriffen, dass es sich nicht so schnell stirbt. Ganz wegdrücken kann ich das Thema aber nicht und ich glaube, ich will es auch gar nicht. Es ist auch nicht so, dass ich über den Tod nachdenke, weil ich Krebs habe (hatte?), sondern der Krebs hat den Anlass dafür gegeben. Solange ich gesund war, war das Leben selbstverständlich. Schreckliche Dinge passieren - allerdings nur den anderen. Es ist die Erkenntnis, dass ich genau wie alle anderen sterblich bin, die mir erstmal die Füße weggehauen hat. Ich weiß nicht, wann und wodurch ich sterben werden, aber ich möchte nie wieder so eiskalt von dieser Erkenntnis überrascht werden. Ich denke, gut wäre es, wenn man es hinbekommt, den Tod als Teil des Lebens zu sehen. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das hinkriegen soll, aber ich habe das Gefühl, dass ich damit irgendwie dem Ganzen ein kleines bißchen den Schrecken nehmen kann.

Ich wüßte jetzt auch nicht, mit wem ich darüber sprechen sollte. Meine Familie steht ganz doll hinter mir, wäre damit aber überfordert. Ich hatte einen Versuch bei der Psychoonkologin gestartet, dass hat auch nicht funktioniert. Vielleicht muss man diese Todesangst selbst erlebt haben, um das überhaupt verstehen zu können?
Über den Tod zu sprechen, hat für mich nichts mit negativem Denken zu tun. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht runterziehen lässt. Im Moment geht es mir ganz gut, da ist das Thema ok. Ich weiß nicht, ob ich mich darauf einlassen würde, wenn ich mies drauf bin.

Liebe Karin, Du hast sicherlich Recht. Ob man sich damit beschäftigen will und kann, hat sicherlich etwas mit der Prognose zu tun. Bei mir sieht es im Moment nicht schlecht aus. Da ich nicht weiß, ob das so bleiben wird, will ich das Thema für mich lieber jetzt ein bißchen sortiert bekommen.

Liebe Grüße - Klara
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