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Alt 13.01.2008, 07:36
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Erika Rusterholz Erika Rusterholz ist offline
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Standard AW: unklare Befunde

Liebe Interessierte,

Betreffend Biopsien: es stimmt, dass eine Biopsie nicht bei allen Befunden absolut aussagekräftig ist gemäss folgendem Kurzvortrag anlässlich SGGG-Kongress in Interlaken vom 22.6.06:

Methode der minimal-invasiven Brustbiopsie und histologische Unterschätzungsrate
vom Departement Frauenheilkunde der Klinik für Gynäkologie, UniversitätsSpital Zürich

Die 12 Bildtafeln mit mehrheitlich Tabellen und wenig Text (der wurde ja während des Vortrags gesprochen) können hier angeklickt werden:

http://www.brustkrebsverlauf.info/vo...stbiopsie.html

Ergänzende Erläuterungen zum besseren Verständnis:
Bei einem verdächtigen Befund in Mammographie/Ultraschall wird mittels Biopsie eine Gewebeprobe entnommen und für eine histologische Untersuchung eingesandt.
Jedoch sind histologische Unterschätzungsraten nicht zu verhindern bei:
- Präkanzerose (Gewebsveränderung, die mit einem statistisch erhöhten Risiko für eine maligne/bösartige Entartung einhergeht)
- ADH (atypisch duktale Hyperplasie / krankhafte gutartige Zellvermehrung in den Milchgängen ergibt erhöhtes Risiko für späteres Auftreten von Brustkrebs)
- DCIS (Duktales Carcinoma in situ - innerhalb der Brust noch nicht in das Gewebe einwachsendes Karzinom ).

Das heisst zum Beispiel (gemäss Tabelle Ergebnisse):
bei 867 Brustbiopsien sind bei 39 vermeintlichen ADH deren 35 nachoperiert worden,
von diesen waren dann 8 DCIS und 3 invasive Karzinome (Unterschätzungsrate 31 % = bösartiges Gewebe konnte anhand der Biopsie nicht erkannt werden).

Auch wenn der Befund bei ADH oder DCIS mittels stereotaktischer Biopsie vollständig entfernt würde, sollte angesichts der hohen Unterschätzungsrate eine offene Nachresektion gemacht werden.

Die Unterschätzungsrate ist auch abhängig von der Nadelgrösse:
bei einer 8G-Nadel mit 3 mm Durchmesser ist sie sehr viel kleiner als bei einer 11G-Nadel mit nur 2,4 mm Durchmesser.

Die Vacuumbiopsie wird in Fällen von prämalignen Diagnosen empfohlen, um die Unterschätzungsrate geringer zu halten, ebenfalls bei sehr kleinen Läsionen, die mit der FNB (Feinnadelbiopsie) schwieriger erreichbar sind. Der Einsatz der FN hat stark abgenommen, der Grund liegt hauptsächlich in der fehlenden Möglichkeit, die Invasivität eines Tumors zu beurteilen.

Für Ultraschall-Befunde eignet sich zum Beispiel die Mammotome Vacuumbiopsie, bei Mikroverkalkungen die stereotaktische Vacuumbiopsie.


Aber im Fall von Viki geht es ja um einen Knoten, der nicht bösartig wirkt. Da ist die Biopsie mit dem geeigneten Instrument, ausgeführt in einem wirklich guten Brustzentrum, sicher mal die richtige Wahl. Und sollte es sich dann doch um Krebs handeln, könnte die Operation wenigstens richtig geplant werden in Kenntnis der Dinge. Ich wünsche aber sehr, dass es nicht so weit kommen möge.

Liebe Grüsse
Erika Rusterholz
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