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Alt 18.06.2005, 12:16
Gast
 
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Standard Karzinosarkom (Müllerscher Mischtumor). Hilfe!

Hallo zusammen,
ich werde wohl ein neues Mitglied in Euren Reihen. Meiner Mutter hat man vor vier Tagen einen Polypen entfernt, der ihr seit längerem Beschwerden macht. Gestern sind dann Uterus, Ovarien, Peritoneum (Omentum) und diverse Lymphknoten gefolgt, weil ein M-Mischtumor dabei herausgekommen ist. Sie sieht hundeelend aus, und es bricht einem das Herz. Sie ist 51 Jahre alt, hat aber bereits gesagt, dass sie keine Chemo will, noch eine Bestrahlung wirklich annehmbar findet. Momentan sind noch keinerlei Metastasen nachgewiesen, und wir warten auch noch weiter auf die restliche Histologie. Mittlerweile forsche auch ich im Netz nach und versuche, mir ein Bild des Ganzen zu machen.
Was ich vielleicht erwähnen sollte ist, dass ich Medizinstudent bin und in 9 Monaten mein Studium beende, so dass ich mit so einer Situation normalerweise ja aus anderer Perspektive umzugehen habe.
In Eurem Forum sind mir ein paar Dinge aufgefallen.
Viele von Euch reden von den Voruntersuchunge und machen sich teilweise sogar schon Vorwürfe. Was ich mitgekriegt habe ist, dass man so einen Tumor eigentlich nicht mit der herkömmlichen Kontrolluntersuchung findet, denn er geht ja vom inneren Wandgewebe aus und nicht von der Oberfläche, die sich der Gynäkologe ansieht und von der er einen Abstrich nimmt. Und im Ultraschall zwischen benignen und malignen Wandveränderungen zu unterscheiden, scheint auch nicht so einfach. Also macht Euch daher keine Vorwürfe. Trotzdem sei daran erinnert, dass diese Untersuchungen notwendig sind, und um Himmels Willen jeder hingehen sollte. Der Gynäkologe meiner Mutter sieht der Chemo ebenfalls eher skeptisch entgegen. Die Tumoren sprechen relativ selten darauf an, was nicht bedeutet, dass es zwecklos ist. Hier kommen wir zu einem weiteren Thema: Eure Diskussion mit "Frank", der hier einen Beitrag gepostet hat, der meiner Meinung nach nur unglücklich formuliert worden ist. Ich kann ihn gut verstehen. Vor 4 Jahren habe ich bereits meinen Vater an den Krebs verloren und danach ähnlich empfunden. Die Lehre, die Frank vermutlich und ich garantiert daraus gelernt haben ist, dass man trotz aller Hoffnung immer im Auge behalten sollte, dass es auch in der Katastrophe enden kann. Vielfach klammert man sich ständig an weitere Strohhalme und versucht verständlicherweise alle Methoden, die irgendwo angeboten werden. Darunter sind natürlich auch viele gute Sachen. Wenn man diesen Dingen nachgeht, verdrängt man gern und sicherlich auch aus einem Schutzbedürfnis heraus, dass die gemeinsame Zeit von nun an begrenzt sein wird. Man blendet diese Gedanken aus. Was man aber im Laufe vieler Schicksale erlebt ist, dass die geliebte Person immer weniger und schwächer wird und eines Tages vielleicht auch gehen muss. Wer sich bis dahin nicht mit dem Äußersten auseinandergesetzt hat, der läuft Risiko, sich später zu fragen, ob er sich richtig verhalten hat, ob der Abschied klar war. Manche Menschen machen sich diesbezüglich schwere Vorwürfe oder bereuen, Ungesagtes nun niemals mehr sagen zu können. Und ich denke, dass "Frank" die Sache so gemeint hat.
Niemand von Euch sollte die Hoffnung aufgeben, denn es gibt in der Medizin nichts, was es nicht gibt, und man hört und sieht immer mal ein kleines großes Wunder. So gesehen war die abgegebene Prognose von ihm eher Unsinn und sollte niemanden dazu bringen zu verzweifeln. Ich für meinen Teil werde meine Mutter zu keinerlei Therapie drängen, die sie nicht will. Ich werde nur bei ihr sein und die Zeit genießen, die mir mit ihr bleibt, ihr Stärke zu geben versuchen, wenn sie sie braucht, und ich werde weiter hoffen. Aber ich werde sie auch auf das Äußerste ansprechen.

Wer gern mal etwas lesen möchte, was mit Krebspatienten bzw. solchen die an der Schwelle des Todes standen und stehen, die können ja mal in ein Buch hineinschauen, das Studs Terkel geschrieben hat: "Gespräche um Leben und Tod." Eine beeindruckende Geschichte hier war, dass ein Krebspatient auf der Suche nach einem Arzt war, der ihn noch nicht abgeschrieben hat. Er kam irgendwann zu einem der sagte: Ich werde Ihnen nichts von Wahrscheinlichkeiten erzählen, denn davon halte ich nichts. Ich sage Ihnen nur, dass wir sofort mit einer Therapie anfangen müssen, damit wir mit den besten Karten spielen, die wir bekommen können.

Euch allen viel Stärke und alles Gute.
Chris