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Alt 28.01.2007, 18:28
anja1976 anja1976 ist offline
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Standard AW: Kurerfahrungen

Hi,

ich hatte im April 2003 eine Wertheim OP. Mit Bestrahlung und Chemotherapie.

Anschließend sollte ich eine Kur machen. In Wyk auf Föhr.

Also, ich wollte auch von Anfang an nicht, da ich mich nicht krank fühlte, sondern einfach meine Ruhe haben wollte. Nicht jeden Tag mit kranken Leuten zusammen sein und über den Krebs reden, das war es, was ich wollte. Das hatte ich im Krankenhaus schon genug und ich war nach meinem Aufenthalt dort, durch mit krank sein.

Tja, was soll ich dir zu Kuren sagen...Ich kam dorthin und das erste was mir auffiel war, dass diese Klinik total dunkel war. Nichts für die Seele. Ich wollte raus, was fröhliches und lebendiges sehen, aber dort liefen nur Leute rum, die aschfahl im Gesicht waren. Da hatte ich zum ersten Mal die Nase voll.

Meine Mutter war mit und ich hatte sie zum Glück auf meiner Seite.

Der "Kurdirektor" zeigte mir mein Zimmer. Auch das eine Katastrophe. 2x3m klein. Der Fernseher hing mir direkt über den Füßen...Nichts für die Seele.

Dann sagte er mir, dass die Nachtschwester zweimal pro Nacht kommt. Einmal zum Blutdruckmessen und einmal zum Zucker testen. Super, dachte ich. Ist nichts mit Ausschlafen. Morgens sollte es um 6 Uhr raus aus den Federn gehen, um danach gewogen und gemessen zu werden. Jeden Tag.

Ich sagte, dass ich nicht bleiben wollte und er sagte, ich solle eine Nacht bei meinen Eltern, die hatte sich in der Nähe für die ersten Tage ein Appartement gesucht, schlafen und dann am nächsten Tag zur Untersuchung kommen. Dann sehen wir weiter. Zum Glück habe ich das nicht gemacht, denn dann hätte die Kur als angetreten gegolten und ich hätte sie abgebrochen. Welche Kosten dann auf mich zugekommen wären, weiß ich nicht.

So bin ich dann auf eigene Faust noch auf der Insel geblieben und habe mich eine Woche lang erholt.


Ich möchte dir keine Panik oder Angst machen vor einer Kur. Eine Kur kann sehr erholsam sein, das möchte ich nicht bestreiten. Ich war wohl einfach nur in der falschen Klinik.

Nun zu deinen Fragen:
was passiert zuerst, wenn ich ankomme?
Du wirst empfangen und dir zeigt jemand dein Zimmer, die Klinik, vielleicht lernst du auch schon sowas wie Ansprechpartner (Schwestern, Pfleger) kennen.

wie ist so ein tagesablauf?
Das kommt drauf an, was du "verordnet" bekommst. Es wird dir aber auch Freizeit bleiben. Dein Tag wird nicht völlig ausgebucht sein. klar, es gibt feste Essenszeiten und dann deine "Therapien".

muss ich da alles mitmachen, was die sagen und anbieten?

Müssen musst du nichts. Deine Therapien, die solltest du natürlich durchziehen, denn dir soll die Kur ja auch etwas bringen. Wenn du merkst, dass eine Sache nichts für dich ist, dann kannst du sicher mit den Leuten vor Ort darüber sprechen.

wird man da auch "unten rum" untersucht?
Also ich sollte eine gynäkologische Untersuchung bekommen. Ich denke, das ist auch sinnvoll, denn es können ja immer Komplikationen (Entzündungen etc. ) auftreten.

muss man immer in den speisesaal?
Das weiß ich nicht, so weit bin ich garnicht gekommen.

ich will gar nicht mit so vielen leuten zusammen sein, schon gar nicht, wenn die sich über krebs unterhalten. oder ist das gar nicht so?
Und genau aus diesem Grund habe ich keine Kur gemacht. Ich möchte niemandem unterstellen, dass er oder sie sich da nur über den Krebs unterhalten. Da wirst du mit deiner Meinung sicher nicht alleine sein. Aber ich finde, es tut auch mal gut, andere Erfahrungen zu hören. Nicht nur, das ist klar, aber ich glaube auch, dass es Leute gibt, die auch gerne über etwas andres reden.

Du musst dir darüber im klaren sein, dass, wenn du dich für eine Kur entscheidedst, du natürlich erstmal mit Kranken zusammen bist.

Und das war es, warum ich das nicht konnte. Ich wollte für mich sein, wieder ins Leben zurück und alles sollte so werden wie vorher. Für mich war die Kur der reinste Alptraum und ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe.

Wenn du aber meinst, du brauchst eine Anleitung, dich mit dem Krebs zurecht zu finden oder du hast psychische Probleme, damit umzugehen oder physische Beschwerden, die von der Krankheit bzw. der OP kommen, dann würde ich sagen, eine Kur ist dann das beste.

Du merkst, dass ich selbst hin und her gerissen bin. Ich weiß nicht, was ich dir raten soll, denn das musst du ganz alleine für dich entscheiden.

Ich kann dir nur sagen, dass meine Ärztin damals nach der Wertheim OP gesagt hat "Was machen sie sich Sorgen, es ist alles entfernt und jetzt ist es gut!". Da wusste ich, dass ich wieder mein Leben in die Hand nehmen konnte und so weitermachen konnte, wie vorher auch. Aber es ist halt nicht jeder stark und beschwerdefrei, deshalb ist es schwer, für oder gegen eine Kur zu stimmen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen helfen...

Wie wäre es denn, wenn du und dein Mann euch mal für eine Weile ausklinkt? Irgendwo hin, einfach raus und machen, was euch Spaß macht?
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