Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 24.10.2002, 08:41
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Dem Brustkrebs den Schrecken nehmen

Der Beitrag von Marcus Oehlrich vom 24.10.02 ist ja ok, aber leider merke ich überhaupt nichts von diesen Iniativen, Selbsthilfegruppen bzw. der psycho-sozialen Nachsorge.

Als bei mir im August Brustkrebs festgestellt und brusterhaltend operiert wurde, war ich im Krankenhaus nur ein Fall wie alle anderen. Ab und zu, wenn einer der Ärzte Zeit hatte bekam man sogar eine oberflächliche Antwort. Klare Stellungnahmen zum Krankheitsstadium habe ich nie erfahren. Eine Besprechung über die weitere Behandlungsweise fand auch nie statt. Ein Tag vor meiner Entlassung aus dem Krankenhaus wurde mir die weitere Therapie mitgeteilt. Warum gerade diese Therapie und keine andere weiß ich bis heute noch nicht. Meine Frauenärztin meinte nur "das tut mir aber leid für Sie". Mehr war auch aus ihr nicht heraus zu bekommen.

Auch meine Familie stand, bzw. steht der Krankheit genauso hilflos gegenüber wie ich. Darauf hin habe ich über den KID in Heidelberg versucht psychologische Hilfe Unterstützung hier im Raum zu bekommen. Von dort bekam ich die Adresse der Krebsselbsthilfe hier vor Ort. Dies erwies sich als totaler Reinfall. Dort treffen sich nur "alte Omas" zum Kaffeetrinken im Gemeindehaus der Katholischen Kirche und unterhalten sich über ihr Schicksal und dass Gott dies wohl so gewollt hätte. Nichts gegen alte Damen, aber ich bin noch jung und will leben, und Gott hat mir bisher auch nicht geholfen, was soll ich dann jetzt mit ihm? Was soll ich dann dort bitteschön.

Nach längerem Suchen habe ich dann eine Psychotherapeutin gefunden. Ich weiß heute noch nicht, warum ich eigentlich dort war. Das war sinnlose Zeitverschwendung. Auch sie konnte mir nicht viel weiterhelfen, zumal sie mit Krebspatienten eigentlich keine Erfahrung hat, wie sie mir selbst sagte.

Als ich mich um die Rekonstruktion der linken Brust bemühte stiess ich wieder nur auf taube Ohren. Von allen Seiten bekam ich nur zu hören, dass dies nicht notwendig sei, dass man gut auch so damit leben könne. Ein Arzt ging sogar so weit, dass er sich auf ein Modell aus den vereinigten Staaten bezog, die sich trotz amputierter Brust in einer Zeitschrift veröffentlichen liess. Seine Meinung dazu: "Auch so kann eine Frau durchaus ästhetisch wirken". Vielen Dank.

Wie lange dauert es noch, bis auch in ländlichen Gebieten mehr für die Frau getan wird und sie nicht nur als ein Mittel zum Kinderkriegen und für den Herd betrachtet wird?

Ich versuche jetzt selbst mit meinen Höhen und Tiefen zurecht zu kommen. Mal klappt es, mal nerve ich nur meine Familie damit. Manchmal hilft mir auch das Internet um an Informationen zu kommen.

Es ist insgesamt frustrierend, wie unsere Gesundheitspolitik mit uns Bürgern umspringt. Außer ständig steigender Kosten, die sie uns verursacht, bringt sie uns trotz ständigem "Fortschritt" wenig Hilfe.

Die beste Hilfe für meine Probleme habe ich bisher hier im Chat erfahren. Danke allen dafür.
Mit Zitat antworten