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Alt 18.01.2007, 11:43
Tanja L. Tanja L. ist offline
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Standard AW: ich fasse jetzt Mut ...

Liebe Eva

Ich kenne das Gefühl, helfen zu wollen, aber auf Ablehnung zu stoßen.
Ablehnung ist nicht der ganz korrekte Ausdruck...aber ich finde keine passenden Worte.
Am Anfang der Erkrankung hat mein Schwiepa überhaupt nicht über seine Erkrankung reden wollen. Er wollte nichts wissen, erst Recht nichts hören. Unangenehme Dinge schon gar nicht. Er ist ein Verdrängungskünstler...in jeder Hinsicht!
Mir war z.B. klar, als ich die Diagnose/den Befund gelesen habe, daß er nicht wieder gesund wird und seine Behandlung nur palliativ verlaufen würde.
Aber ihm sagen durfte das niemand.
Er selbst hat auch immer gesagt, daß es ihm gut geht. Irgendwann hast du ihn gefragt: "wie geht es dir heute?" und er antwortete:"es geht!"
Heute fragst du ihn und er sagt:"Scheiße!"
Er selbst jammert nicht und läßt sich nicht hängen...aber er wollte eben auch ganz lange alles selbst erledigen und wollte niemanden belämmern "Kannst du mich in die Klinik fahren...?" Der Schritt, ein Stück Selbständigkeit aufzugeben, war schlimm für ihn.

Gib deinem Freund Zeit. Sag ihm dennoch, wie wichtig dir das ist. Die Informationen einzuholen und nicht tatenlos daneben zu stehen.
Über den Fortschritt seiner Erkrankung brauchen wir nicht zu reden.
Aber auch das ist schwer, anzunehmen.

Ich bin gesund, habe aber jetzt für mich schon alles geregelt. Sollte mir etwas zustoßen, weiß mein Mann und meine Eltern, wo die Patientenverfügung liegt, was ich möchte und was nicht.
Generell bin ich der Meinung, daß jeder alles geregelt haben sollte, egal ob jung, alt...krank oder gesund...
Aber nicht jeder kann das so annehmen...deshalb...Geduld und Zeit...

Ich drücke dich

Tanja
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Leben muss man das Leben vorwärts,
verstehen kann man es nur rückwärts.
(Søren Kierkegaard)

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