Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 23.09.2006, 09:41
bobbylee bobbylee ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.12.2005
Beiträge: 1.515
Standard AW: Diagnose Darmkrebs traf wie ein Hammer!

Liebe Silvia,

als ich deinen Beitrag las, hatte ich das Gefühl, ich lese, was ich noch vor mir gehabt hätte, wenn ich nicht doch noch rechtzeitig den Weg zum Gastroenterologen gefunden hätte. Ich hatte ein Rektumkarzinom und außer dem ab und zu auftretenden Blut im Stuhl ( auf das ich aber nicht soviel gab, weil ich schon immer mit Hämorrhoiden zu tun hatte und auch schon ein paar Analthrombosen hatte) war Verstopfung das einzige, was plötzlich nicht mehr stimmte. Das zog sich einige Monate hin und am Schluss war es schon sehr schlimm, es dauerte manchmal Tage, bis der Darm sich entleerte. Natürlich kam mir das spanisch vor, da ich vorher nie unter Verstopfung gelitten hatte. Aber ich wurde dann "getröstet", - "das ist bei vielen Frauen so, wenn die Wechseljahre kommen",(ach ja, mein Name ist etwas irreführend, aber ich bin eine Frau) oder "Ich habe das auch, nehme nur noch Abführmittel" etc ... Das hat mich ja kurzfristig beruhigt, aber ich spürte dann schon, dass in mir etwas nicht stimmte. Und als dann die nächste Analthrombose kam, nahm ich meinen Mut zusammen und ging zum Gastroenterologen, in der Hoffnung, dass er meine Befürchtungen zerstreut und ich beruhigt nach Hause gehen kann. Dem war aber nicht so, Analthrombose ja,aber seiner Meinung nach "war da noch etwas" und er gab nicht auf. Um halb acht war ich in der Praxis , um halb zwei ging ich wieder ,- mit der Diagnose Darmkrebs. Ich hatte aber gar keine Zeit, das gleich richtig zu verinnerlichen, habe mich gleich auf den Weg in die Klinik gemacht und mit dem Chefarzt über die Op gesprochen und einen Termin vereinbart , und erst als ich nachhause kam, brach alles aus mir heraus. Die Zeit bis zur Op verbrachte ich wie ein Roboter. Ich funktionierte einfach, aber alles um mich herum lief wie in einem dicken Nebel ab. Nach der OP schloss sich bei mir eine kombinierte Radiochemotherapie an und dann ein Jahr später konnte mein Stoma zurückverlegt werden.
Meine Geschichte liest sich nicht so schlimm wie eure, bei deinem Lebensgefährten war es halt schon einen Schritt weiter, aber genauso hätte es mir auch gehen können. Aber es lohnt sich, positiv in die Zukunft zu blicken, liebe Silvia. Es ist doch schon beruhigend, wenn auf den ersten Blick die Leber in Ordnung ist. Alles kommt jetzt auf den Befund an, erst dann kann man weiter planen. Ich hätte damals die Chemo nicht unbedingt gebraucht, war sozusagen ein Grenzfall, aber da ich einen p3 Tumor hatte, war es für mich keine Frage, ich wollte nichts unversucht lassen, um den Krebs zu besiegen. Das alles ist jetzt über vier Jahre her und allmählich verstärkt sich bei mir die Hoffnung, dass ich es geschafft habe. Im November will mein Onkologe nocheinmal eine CT machen, da habe ich natürlich schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran denke. Aber dieses mulmige Gefühl begleitet uns alle, wenn wir unsere Untersuchungen vor uns haben.

Jetzt wünsche ich deinem Lebensgefährten alles Gute, hoffentlich überwindet er seine Lungenentzündung bald ( ich musste auch so einen Atemtrainer benutzen) und es geht schnell wieder aufwärts. Auch an dich alle guten Wünsche, gönne dir auch ein paar Ruhephasen, die brauchst du doch nach deiner Op, gerade auch, weil deine Kraft jetzt für zwei reichen muss.

Liebe Grüße
Bobby Lee
Mit Zitat antworten