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Alt 23.01.2007, 17:56
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Conny44 Conny44 ist offline
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Registriert seit: 31.12.2006
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Standard AW: BSDK inoperabel m. Lebermetastasen

Hallo Ihr Lieben,

zum Glück ist das Forum wieder erreichbar, aber leider fehlen ja vom 19.1.07 alle Beiträge, so auch meiner. Dabei hatte ich mir so richtig meine „andere“ Sichtweise von der Seele geschrieben. Vielleicht kann ich es nochmals tun, und möglicherweise interessiert es ja jemanden.

Zuvor kurz der aktuelle Stand. Mein Paps erhielt am 17.1.07, an seinem 66. Geburtstag, seine 1. Chemo, welche ihn völlig niederlegte. Bis zum 19.1.07 schlief er fast ausschließlich, dann kamen noch Übelkeit, Erbrechen, Druck im Oberbauch hinzu. Das hielt bis zum 21.1.07, also ganze 5 Tage an. Am Sonntag, 21.1.07 hatte er ein solches Tief, dass er zu meiner Ma meinte, er würde wohl Ostern nicht erleben. Gestern dann der Wandel. Er wachte morgens auf, keine Schmerzen, keine Übelkeit, schön ausgeschlafen und den Umständen entsprechend fit. Das ist ja mal ne gute Nachricht. Morgen soll er dann schon seine 2. Chemo erhalten. Mal sehen, ob seine Blutwerte da mitmachen.

So, nun zu meiner Erkenntnis, die mir plötzlich – und ich weiß nicht, was der Anlass dafür war – kam. Ich versuche, diese nochmals zusammenzufassen:

Die ganze Zeit reden ja alle auf meinen Paps ein: Du musst essen, du musst trinken, du musst dich bewegen, du musst kämpfen, du musst die Ärzte ausfragen, musst dieses oder jenes Medikament erfragen, dir eine 2. Meinung einholen und, und, und .....

Ständig klingelt das Telefon, irgendjemand steht auch immer an der Tür und fragt: „Wie geht es dir?“ Aber in Wirklichkeit wollen wir doch immer nur eine Antwort hören, und wenn die nicht kommt, sind wir am Boden zerstört.

Sicher, das ist völlig normal. Wenn`s ihm gut geht, geht’s uns auch gut.! Aber ich habe mich dann gefragt, ob nicht auch eine gehörige Portion Egoismus dabei ist? In meinem Übereifer, den geliebten Menschen nicht zu verlieren, versuche ich meine eigenen Ängste und Ohnmacht mit sämtlichen Informationen zu stillen und unaufgefordert, ja sogar untersagterweise diese ihm aufzuzwängen. Natürlich will ich helfen. Aber helfe ich ihm wirklich, wenn ich Tipps gebe, die er gar nicht hören will? Und weiß ich denn, ob die positiven Erfahrungen anderer auch bei ihm positiv verlaufen würden?

Mir ging dann durch den Kopf, dass ich doch mit meinem Verhalten eigentlich versuche, ihn genau so zu entmündigen, wie ich es teilweise den Ärzten unterstelle.
Und das kann und darf einfach nicht sein. Mein Vater ist noch bei Verstand. Solange dies der Fall ist, kann er seine Entscheidungen auch allein treffen. Denn woher nehme ich mir das Recht, zu denken, ich würde, wäre ich in seiner Situation, anders handeln und mehr kämpfen.

Er will keine 2. Meinung. OK. Ist zwar schade, aber warum soll man ihn zwingen wollen? Was ist, wenn es eine Art Selbstschutz ist, weil er insgeheim genau weiß, dass die Diagnose auch nicht anders lauten würde. Und dann wäre seine vielleicht kleine Hoffnung total zerstört und sein Strohhalm plötzlich weg?

Man kann es sehen, wie man will. Ich dachte, ich würde hier im Forum evtl. auf viel Ablehnung stoßen. Aber bevor das Forum zusammenbrach, konnte ich noch 3 Antworten lesen, die eigentlich meine nunmehrigen Gedanken bestärkt haben.

Dafür danke ich euch!

Schlussendlich bin ich zu der Sichtweise (die es mir keinesfalls leichter macht, mit dieser Krankheit umzugehen) gelangt, dass ich – egal was mein Paps tut – es akzeptieren werde und seine Entscheidungen respektiere, auch wenn er nicht so reagiert, wie ich es erwarte. Ich kann nämlich gar nicht wissen, ob das, was er tut, nicht auch eine Art „Kämpfen“ ist, aber eben auf seine Art. Ein anderer Betroffener würde wiederum vielleicht gerade das brauchen, was ich/wir meinem Paps versucht haben zu geben. Aber mein Paps will es eben nicht.

Ich habe begriffen, dass jeder anders ist und es kein Schema gibt, damit „richtig“ umzugehen. Das einzige, was ich ihm entgegenbringen kann ist Respekt vor seiner Meinung und Akzeptanz seiner Entscheidungen.

Ich habe mal irgendwo in diesem Forum gelesen:

Der Mensch hat 3 Wege, um klug zu handeln:

Der erste ist Nachdenken – das ist der edelste,
der zweite ist Nachahmen – das ist der einfachste,
der dritte ist eigene Erfahrungen sammeln - das ist der bitterste!


Und mein Paps geht offensichtlich den dritten. Er merkt nun selbst, dass es, wenn es ihm sauschlecht geht, nicht gleich das Ende bedeutet. Denn, dass es zu Ende gehen würde, hat er schon mehrfach geglaubt und angedeutet. Aber durch immer wieder erneutes Aufraffen, sei es nur für einen Tag, spürt er, dass das Ende vielleicht und hoffentlich noch in ferner Zukunft liegt.

Ich möchte von nun an nur noch gegen die Krankheit kämpfen, aber nicht gegen meinen Paps. Denn alles für einen getan zu haben, heißt nicht unbedingt „sein eigenes Gewissen“ zu beruhigen. Das Forum ist und bleibt für mich aber ein wichtiger Gedankenaustausch, das habe ich gemerkt, als dieses nicht erreichbar war. Ich hatte nämlich „Entzugserscheinungen“.

Ich wünsche allen hier weiterhin, dass sie nicht den Mut verlieren!!!


Liebe Grüße von Conny
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