Hallo Seestern,
was Du schreibst bewegt mich sehr. Vielleicht auch weil wir fast gleichalt sind und es in diesem Alter eigentlich noch viel, viel zu früh ist, seine Mama zu verlieren... Und wie schlimm muss es sein, wenn sie nicht mehr sprechen konnte...Das fiel meiner Mama wegen der Luft auch schwer, aber wir konnten noch reden, wenn auch nicht viel und sehr langsam. Aber auch jetzt noch kann ich sie hören, wie sie mit mir spricht, mir auch Ratschläge gibt. Dann kommt nur manchmal der Gedanke "am Ende ist das doch alles nur Einbildung"- aber das ist es vielleicht auch eben nicht, wer weiß ob ich das jemals erfahren werde... Als ich gestern bei der Psychologin war, das hat mir sehr gut getan. Ich konnte mir alles von der Seele reden (und bin aber noch lang nicht damit fertig) und sie hat auch gesagt, ich trage Mama immer in mir. In meinen Erinnerungen an sie, ihren Duft, ihre Stimme, ihre Wärme. Und schon allein weil sie meine Mama ist. Jede Sekunde meines Lebens ist sie bei mir und das zu wissen, ist sehr sehr schön.
Ich vermisse aber eines ganz ganz schreklich Ich würd sie soo gern mal wieder drücken, so richtig in echt, und das geht nicht mehr...das ist so traurig...
Auch sonst fand ich es gut bei der Psychologin, das Zimmer ist sehr gemütlich und sie sehr nett und einfühlsam. Schade nur dass das insgesamt nur 5 Sitzungen sind, aber vielleicht reicht das ja schon. Was mir als einziges nicht so gut gefallen hat war nur, dass sie,als die Zeit rum war, ganz schnell verschwunden war. Ein fixes Tschüss und weg war sie, das war mir irgendwie zu hektisch. Aber da das ja der "Therapie" keinen Abbruch tut, finde ich das nicht ganz so tragisch. War nur bisschen merkwürdig. Ich freue mich auch schon auf den nächsten Besuch bei ihr. Ein Tipp von ihr zum Thema Trauerarbeit war, dass ich meiner Mama Briefe schreiben könnte, in denen ich alles aufschreibe, was ich ihr sagen möchte, und was ich so fühle... Auch als Zusatz zu meinen Besuchen aller paar Wochenenden bei Mama, wenn ich ihr am Grab erzähle, wie es mir geht und was es so neues gibt. Die Psychologin meinte, ich werde nach einiger zeit des Briefe schreibens merke, wie sich etwas in mir verändert. Manchmal, wenn ich so traurig bin, denk ich mir dann auch, das wird jetzt immer so sein, dass ich so traurig bin, denn Mama kommt ja nicht wieder..und das macht mich manchmal noch trauriger, die Angst, dass die Trauer bleibt und mein Lächeln und Lebensfreude wegbleiben...Aber auch die Psychologin meint, das wird nicht immer so sein. Das tat gut zu hören.
Am Wochenende habe ich von meiner Familie ein voll tolles, wunderhübsches Bild von meiner Mama bekommen, das habe ich mir gleich in die Stube gestellt. Da sieht sie so lebendig und fröhlich aus, dass ich mir immer wieder denke wenn ichs sehe, das kann doch nicht wahr sein. Mutti muss doch noch da sein. Sie war doch immer da. Und dann holt mich die Realität ein... Aber es weckt trotzdem auch schöne Erinnerungen an früher, und das ist immer so schön. Trotzdem ist das alles doch so wahnsinnig unfair! Manchmal weiß ich gar nicht wie ich damit umgehen soll, eben grade damit, dass ich es alles noch nicht fassen kann. Dass sie tatsächlich gestorben ist, meine hübsche, fröhliche, liebe Mama...
