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Alt 15.03.2018, 16:11
Anni84 Anni84 ist offline
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Standard AW: Woher schöpft ihr Kraft ?

Hallo Unicorn (ich mag den Namen sehr ),

erst mal tut es mir sehr leid, dass deine Mama und eure Familie auch zu diesem doofen Club gehört. Als Angehöriger weiß man nie so recht, wie man sich verhalten soll und wo man am besten Kraft herbekommt - ich glaube, das ist ein sehr individueller Prozess und hängt vermutlich auch von der eigenen Konstitution und anderen Einflüssen ab. Ich glaube, mit Seelenmetastasen lässt sich das ganz gut umschreiben - und die können eben auch Angehörige betreffen.

Ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen. Meine beste Freundin, Gott schütze sie, ist wirklich IMMER da und hört sich auch meine unsinnigsten Ängste an. Mein Freundeskreis hat mich nie mit Samthandschuhen angepackt und war auch einfach da - zum Trösten, Zuhören, Ablenken, Weinen und Lachen gleichermaßen. Und ja, ich hab mich in Therapie gegeben, einfach weil es dann doch manche Dinge gibt, über die man schwer zuerst mit Freunden sprechen kann. Ich muss ehrlich sagen, Selbsthilfegruppen haben mich abgeschreckt. Aber ich wohn auch so beschissen ländlich, dass ich vermutlich weitere Strecken hätte fahren müssen, und das hätte die ohnehin schon recht zerbrechliche Normalität weiter gestört.

Aber was ich dir sagen kann (auch aus meiner Erfahrung): Unser "Club" ist riesengroß. Leider. Will heißen, allein von meinen engsten Freunden hatten drei Elternteile mit Krebs in der Vergangenheit, noch mehr haben irgendwelche Verwandte oder Bekannte, die sich schon damit haben rumschlagen müssen. Das gleiche gilt für meine Kollegen - ich arbeite in einem sehr frauenlastigen Beruf und Brustkrebs (der Krebs meiner Mama) ist da in etwa der Häufigkeit vertreten, wie man ihn in den Statistiken kennt. Gerade die Gespräche mit ihnen taten mir unheimlich gut. Einfach nur verstanden zu werden, gesagt zu bekommen "So wie du dich jetzt fühlst, ist völlig normal. Bitte zwing dich nicht dazu, stark zu sein", hat mir so viel gegeben. Und deshalb sag ich es jetzt auch dir:

Da, wo du jetzt bist, war jeder Angehörige schon (du ja selbst leider auch schon mit deinem Paps :/). Diese Angst ist völlig normal. Zwing dich nicht zum Starksein. Gönn dir schlechte Tage. Aber blicke nach vorne und such dir Menschen, die dir dabei helfen können. Ich schick dir viel Kraft <3

Alles Liebe

Anni
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