Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 16.10.2021, 20:47
Christin12 Christin12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.06.2012
Beiträge: 141
Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Liebe Plaspoo,

es ist gut, dass du jetzt krankgeschrieben bist. Das verschafft dir Zeit,
die du dringend brauchst. Musst du um deinen Arbeitsplatz fürchten, solltest
du länger krank sein?
Ich würde dir sonst dringend nahelegen, zu Hause zu bleiben, so lange es
geht. Es dauert solange wie es dauert. Die Zeit, die du mit deinem Mann verbringen kannst, kommt nie wieder. Auch wenn er nicht mit dir reden kann, er kann dich hören, dich spüren. Halte seine Hand, lies ihm aus der Zeitung vor, sei einfach da. Verzeih mir meine Direktheit, aber ich glaube, ihr habt weniger gemeinsame Zeit, als du denkst.
Du bist derzeit extrem überfordert mit Kindern,
Haushalt, Haustier etc.. Das ist normal! Du bist in einer Ausnahmesituation.
Du planst, überlegst, organisierst und denkst dabei auch noch daran, wie
fair du deinen Kollegen gegenüber sein möchtest.
Sorry, aber das ist jetzt nicht wichtig.
Denk an dich und deine Familie. Rede mit deinem Arzt über deine
Schlafprobleme. Er kann dir etwas zur Beruhigung verschreiben. Du würdest
einen Anruf trotzdem hören. Und er kann dir vielleicht auch ein paar Tipps
geben, wie du den richtigen Weg findest ...
Schreibe hier bitte weiter. Es scheint dir gut zu tun.
Einen lieben Gruß,
Ch.
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 17.10.2021, 21:51
toastbrot81 toastbrot81 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.08.2020
Beiträge: 37
Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Hallo Plaspoo,
in vielen Deinen Beiträgen liest man die Verzweiflung und na ja Hilflosigkeit raus. Dass es mit Psychologen nicht geklappt hat, ist daher recht schade. Vielleicht wollen die mit solchen Fragen nur rausfinden, wie sie helfen können und worauf eine Therapie abzielen könnte. Wenn aber die Chemie nicht stimmt, bringt das ja nix. Hast Du als Alternative mal im Hospiz nachgefragt? Die haben da doch sicher einen Seelsorger und/oder psychosoziale Begleitung. Ist ja auch für Angehörige und nicht nur für den Kranken selbst. Die Seelsorger Gespräche haben mir ganz gut geholfen. Da steht kein Therapieziel am Ende aber man spricht mit geschulten und erfahrenen Leuten, die sich mit dem Thema auskennen. Reine Psychologen decken ja oft ein breites Spektrum ab.

Aber schreib hier gern weiter. Hat mir letztes Jahr auch geholfen. Und wo, wenn nicht hier, kann man auch mal vermeintlich unpopuläre Gedanken äußern wie Du es getan hast. Weisst Du, letztes Jahr zu Hochzeiten der Aggressionen meiner Mutter (und wohlwissend um die Diagnose) hab ich mir auch oft gedacht "wenn doch alles schon vorbei wäre". Nein, ich wollte sie generell nicht verlieren. Aber die Krankheit war da, die Prognose auch und so sind solche Gedanken vermutlich normaler als man denkt.
Dass du trotzdem zu ihm fährst, ist gut und wichtig. Wie schon geschrieben, würdest Du Dir sonst am Ende Vorwürfe machen. Und ich denke auch, dass gar nicht mehr soviel Zeit bleibt. Klar, kann keiner wissen. Aber im Hospiz bleibt man idR ja wirklich nur paar Wochen bis wenige Monate.
Und wenn er nicht mehr antworten kann oder abwesend wirkt/ist, wird er deine Anwesenheit trotzdem mitbekommen. Vielleicht kannst Du ihm auch immer mal wieder sagen, wieso du nich lange bleiben kannst.

Dass Du krankgeschrieben bist, find ich auch gut!
Und den Blick auf deine Kollegen in allen Ehren, aber wenn du gedanklich eh woanders bist oder irgendwann zusammenklappst, ist erst recht keinem geholfen.
Also versuch die Krankschreibung doch nochmal zu verlängern.

Liebe Grüsse!
__________________
Mama 16.01.1958 - 17.10.2020
Lungenkrebs & Hirnmetastasen, ED 25.07.2020
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 18.10.2021, 22:44
plaspoo plaspoo ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2017
Beiträge: 32
Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Hallo, meine Lieben,

mein Mann ist heute Nachmittag gegangen.

Ich war morgens mit der Trauerbegleiterin für die Kinder bei ihm, da hat er mit mir noch versucht zu kommunizieren, wir haben ihm Bilder und Videos von den Kindern vom letzten Event gezeigt, die hat er sich auch definitiv angesehen. Gegen 10 haben wir mit der zuständigen Pflegekraft ein Gespräch geführt und haben eigentlich alle 3 gesagt, es sieht noch nicht so aus, als wäre es in den nächsten 12h vorbei...
Ich war dann mit ihr noch einen Kaffee trinken, um zu besprechen, was für den Großen als weiteres Vorgehen sinnvoll wäre, ob er den Papa nochmal sehen sollte, oder nicht, etc.
Um 12 Uhr hab ich mein Fahrrad abgeholt, das noch vor dem Hospiz stand, da hat mich die Pflegerin draußen angesprochen, sie wollte mich eh anrufen, dass es sich dramatisch verschlechtert hätte. So war es auch, Atmung sehr flach, kaum Reaktion, teilweise Atemaussetzer. Der Arzt vom Palliativteam hat nochmal Morphin spritzen lassen, weil er gestresst gewirkt hat.

Ich wusste nicht, was ich machen soll, ob ich da bleiben soll, oder lieber die Kinder so schnell wie möglich heim holen, weil es mir wichtig war, dass sie sich noch im Hospiz von ihm verabschieden können, nachdem er verstorben ist, nicht erst beim Bestatter. Der Arzt hat mir die Entscheidung abgenommen, hat gesagt, so wie er meinen Mann einschätzt, wartet er, bis er alleine ist und geht dann, ich soll heim fahren und die Kinder holen.
Ich bin so gegen 14 Uhr heim gefahren, um 15 Uhr haben sie mich angerufen, dass sie ihn, nach ihrer Übergabe, um 14:39h verstorben aufgefunden haben.

Das es jetzt doch soooo schnell ging, das war schon ein Schock und ich hab auch viel geweint heute, bin mir aber sicher, dass es für ihn gut so war und ist.

Die Kinder haben es erstaunlich gut aufgefasst, der Große hat auch ein bisschen geweint, die anderen zwei gar nicht. Sie waren bei der Aussegnung mit dabei und haben noch ein paar Bilder für den Papa gemalt.
Jetzt liegen endlich alle in ihren Betten und ich werde auch gleich schlafen gehen.

Morgen muss ich dann anfangen, alles mögliche zu klären.

Ich danke euch, für die lieben Worte und Tipps, die ich jetzt leider nicht mehr umsetzen kann, aber bisher muss ich sagen, war es ein intensiver letzter Tag und, trotz aller Trauer, war es nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 18.10.2021, 23:11
toastbrot81 toastbrot81 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.08.2020
Beiträge: 37
Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Mein herzliches Beileid!

Mehr will ich gar nicht schreiben ... ausser, dass du vermutlich auch in dem Hospiz auch nach dem Tod noch Hilfe bekommen kannst wie zB Seelsorge. Hatte bei Mamas Hospiz damals gefragt und sie sagten, es gibt keine zeitliche Grenze.
Also vielleicht wäre das für dich noch eine Option der Trauerbewältigung.

Alles Gute Euch und viel Kraft für die kommende Zeit!
__________________
Mama 16.01.1958 - 17.10.2020
Lungenkrebs & Hirnmetastasen, ED 25.07.2020
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 25.10.2021, 08:20
Beccamaus Beccamaus ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.06.2018
Beiträge: 200
Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Mein Beileid :-( Und viel Kraft für die kommende Zeit. Meld dich einfach wenn du etwas zur Ruhe gekommen bist.
__________________
Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


-------- Somewhere over the Rainbow---------
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 25.10.2021, 16:50
hierfalsch hierfalsch ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.02.2012
Ort: Tief im Westen
Beiträge: 395
Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Mein herzliches Beileid. Berichte gern weiter, wie es Euch ergangen ist. Und for what it's worth: Ich glaube Du hast das die letzten Monate richtig großartig gemacht.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 31.10.2021, 20:13
Christin12 Christin12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.06.2012
Beiträge: 141
Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Liebe Plaspoo,

es tut mir sehr leid, dass du deinen Mann doch so schnell
verloren hast.
Ich habe es jetzt erst gelesen. Kommst du zurecht?
Ich wünsche dir die Stärke, die du jetzt brauchst.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:17 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55