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  #16  
Alt 17.06.2007, 22:06
Juliane1979 Juliane1979 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Marianne,

ein kleiner persönlicher Gruß von mir, habe in lauen Momenten von Deiner MuttertagsKn gezehrt und mich erst (vor?)gestern wieder gefragt, wie es Dir wohl geht?



sei lieb gegrüßt

Juliane
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  #17  
Alt 17.06.2007, 22:25
Manzi Manzi ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Juliane,

Zitat:
Zitat von Juliane1979 Beitrag anzeigen
ein kleiner persönlicher Gruß von mir, habe in lauen Momenten von Deiner MuttertagsKn gezehrt und mich erst (vor?)gestern wieder gefragt, wie es Dir wohl geht?
Habe hier seit Wochen nicht mehr gelesen und muss jetzt auch in die Heia (weil morgen sehr früh raus).
Danke für Deinen kleinen persönlichen Gruß - für mich ist es ein großer!

Mein Papa ist stabil, der Checkup lief auf eine Tabletten-Chemo mit Ixoten und eine hormonelle Unterstützung mit MPA (Medroxyprogesteronacetat) hinaus, ansonsten ist nach wie vor Wartestellung angesagt. Die Zeitbombe tickt, aber er ist zumindest psychisch gut drauf.

Bei Gelegenheit schreibe ich hier noch mal ausführlicher über das Ganze Trallala.

Bleib so tapfer und wacker, wie Du bist!

Take care,

Marianne
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  #18  
Alt 18.06.2007, 00:01
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Juliane,
das was du durchgemacht hast klingt wirklich schlimm, vielleicht denkt man auch nur dass bei allen anderen die Situation weniger angespannt ist?! Der Umgang mit der Krankheit ist einfach schwierig und man kann tatsächlich nur wage erahnen was der Betroffene fühlt....Ich hoffe sosehr dass sein Zustand noch lange stabil bleibt und er Zeit hat zurück ins Leben zu finden.
Liebe Mouse,
ich finde es wunderbar, dass du deinen Weg gefunden hast mit deinen Ängsten umzugehen und auf Tavor verzichten kannst, genau so etwas würde ich mir auch für meinen Vater wünschen, aber dazu müsste er es ja zumindest mal ausprobieren...Er darf einfach nicht mehr grübeln... Wie konntest du denn deinen "inneren Schweinehund" überwinden?
Liebe Manzi,
werde mich noch wieder auf anderem Wege bei dir melden, aber erstmal danke für deine Zeilen. Ich glaube er hat vorhin ein bisschen in diesem Thread gelesen, wie viel tatsächlich weiß ich nicht... Er ist ja gesprächsbereit, nur fahren wir dauernd Karusell....

Vorhin hatten wir ein ziemlich gutes Gespräch, ich habe sogar das Gefühl, dass ein bisschen etwas bei meinem Vater angekommen ist.... Er fing immer wieder damit an, dass ja nun zunächst einmal die Frage geklärt werden müsste, ob der Lungentumor wächst und nach ca 90 min waren wir soweit, dass er einsehen musste, dass 3 CTs in 3 Monaten vermutlich nicht lügen können und diese Frage zumindest für den Moment geklärt ist mit einem klaren NEIN. Er war zudem der Meinung, dass wir uns alles schönreden, wie man das eben so macht, wenn man jemanden gern hat. Ich konnte ihm aber klar machen, dass mir das bei seiner Art von Erkrankung eher wenig Nutzen bringen würde und dass ich ihm bei einer Verschlechterung wohl schon längst den nächsten Spezialisten gesucht hätte, so wie bei den Lebermetas und er nicht mehr auf dem Sofa rumliegen und diskutieren würde... Ich denke wir sind tatsächlich einen kleinen Schritt voran gekommen,... hoffentlich täusche ich mich nicht. Aber wenn er selbst wieder Hoffnung schöpfen würde, das wäre ein echtes kleines Wunder...
Ich danke euch allen für euer offenes Ohr und eure lieben Worte. Ich fühl mich jetzt mit unseren schwarzen Löchern schon nicht mehr so allein und hilflos, vielleicht überträgt sich das ja....
Liebe Grüße Susanne
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  #19  
Alt 19.06.2007, 12:43
Berta48 Berta48 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Susanne,
kann dich gut verstehen, habe eine "fast" Schwiegermutter, 78 Jahre alt,welche seit Oktober 2006 an Lungenkrebs erkrankt ist.Es handelt sich um ein großzelliges BCA, inoperabel ( T3 NO MO/Stadium IIb)mit Rippenarrosion. Nach Strahlentherapie hat sich das "Haustierchen" gut zurückgebildet laut Kontroll CT, aber meine Schwiegermutter klagt nach wie vor über starke Schmerzen im linken Rippenbereich. Habe glücklicherweise seit Februar 2007 einen guten Onkologen gefunden ,welcher ihr auch MST verschreibt.Sind mittlerweile bei 60mg gelandet.
Reicht ihr aber immer noch nicht. Nimmt jetzt noch Novalgin Tropfen (120 tgl.)dazu. Einerseits schimpft sie auf die " Giftpillen ", anderseits habe ich sie gefragt, was sie denn ohne diese machen wolle? Ich mußte ihr das ganz einfach vor Augen führen.Hinzu kommt, dass Sie an chronischer Verstopfung leidet- seit Jahren - kein Wunder, wenn man keine Ballaststoffe zu sich nimmt, sondern jahrelang Bekunisdragees eingeworfen hat und sich auch fast nicht mehr bewegt.Und um den Teufelskreis zu schließen hat sie seit den Wechseljahren natürlich auch nichts gegen die Osteoporose unternommen.
Ihr Onkologe gibt ihr seit Februar monatlich Infusionen mit Bisphosphonate.
Nach ihrer Meinung "neumodisches Zeugs" und wer weiß, ob das überhaupt was bringt? Alles nur Quälerei - sagt sie - und angeblich hat sie in ihrem Alter das Verfallsdatum überschritten. Da sie als junges Mädchen an Lungentuberkulose erkrankt war und trotzdem mit ihrer Vorgeschichte bis vor 10 Jahren geraucht hat (40py), fällt es mir schwer, wirklich Mitleid für Ihren Zustand aufzubringen. Ich werde leider manchmal den Verdacht nicht los, daß sie Ihre Krankheit dazu benutzt, um die ganze Familie (Ehemann 85 Jahre, Sohn, Enkel und Schwiegertochter)in Schach zu halten. Wenn sie etwas braucht, will oder möchte, müssen alle springen, weil sie ja todsterbenskrank ist. Psychologisch gesehen, glaube ich, dass sie sich auch an ihrem Ehemann "rächen" will, für Dinge aus früheren Ehezeiten.Sie "scheucht" ihn von morgens bis abends und machmal tut er mir leid, da er auch nicht mehr der Jüngste ist.
So, ich wollte das nur mal los werden,vielleicht ist es ein schwacher Trost für Dich , wenn Du weißt, daß es ähnliche gelagerte Fälle gibt. Ich nehme mir auch ab und zu "Auszeiten", da ich selber zwei Enkelkinder habe, die auch Ansprüche auf meine Zeit haben und es macht mir natürlich Spaß ,diese mit Ihnen zu teilen, egal ob es meiner Schwiegermutter gefällt oder mißfällt.
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  #20  
Alt 25.07.2007, 00:29
Benutzerbild von Susanne28
Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Hallo ihr Lieben,
jetzt muss ich meinen eigenen Thread mal wieder nach oben schubsen, weil es bei uns leider immer schlimmer wird....
Es gibt ja kleine Lichtblicke, aber insgesamt...
Vielleicht machen wir auch einfach alles falsch.... Tatsächlich fand ein Kurzurlaub statt, aber meine Mutter und ich haben auch meinen Vater mitgenommen und tatsächlich war der Reisetag und der erste Tag wirklich gut und mein Vater hat sogar ein bisschen etwas mit uns unternommen.... dann ging es aber nur noch bergab... Panikattacken, Schmerzen, endlose Gespräche darüber, ansonsten völlige Verweigerung für alles und jeden, alles wie daheim... Den letzen Termin beim Psychotherapeuten hatte er abgesagt, weil er "keine Lust hatte", jetzt ist der Mann für 3 Wochen im Urlaub....
Irgendwie hatte ich mir viel von diesem Ortswechsel versprochen, auch für meine Mutter die 2 Wochen vor der Reise eine Blutdruckentgleisung und Hörsturz hatte... der Arzt meinte, die Reise täte ihr bestimmt gut..... Tja, so kann man sich irren... Seit wir zurück sind wird es quasi täglich schlimmer, auch wenn sich der Auslöser geändert hat. Es hat nämlich urplötzlich eine relativ starke Neuropathie in den Füßen eingesetzt um die jetzt Tag und Nacht die Gedanken meines Vaters kreisen, weil er der festen Überzeugung das käme vom Tumor. Davon konnten ihn auch Telefonate mit Hausarzt, Oberarzt der Radiologie und Chefarzt der Radiologie nicht richtig abbringen... Er beschäftigt sich nur mit seinen Füßen, liest was man bei Polyneuropathie tun kann, lässt alles vorbereiten, tut aber nichts... wir haben Schüsseln mit Erbsen, Linsen, Reis etc im Wohnzimmer stehen- er geht aber nicht regelmäßig hinein. Er sitzt den ganzen Tag Nachdem er letzte Woche doch einmal kurz mit uns einkaufen war und gemerkt hat wie gut er am Einkaufswagen gehen kann, hat er sich von seiner Mutter den Rollstuhl seines (toten)Vaters bringen lassen- zum Schieben. Am nächsten Tag hatten wir ihm einen Rollator organisiert über den Hausarzt, aber übt nicht damit zu Laufen.... statt dessen läd er lieber die Akkus des Rollstuhls, damit die nicht kaputt sind, wenn er sie mal braucht.... Heute abend wollte er sich zum Fernsehen in das Ding setzen, weil das Sofa angeblich ungünstig steht- klar wie haben ja auch sonst keine Stühle... Er hat Gefühl in den Füßen, verlagert das Gewicht beim Laufen völlig auf Arme und Schultern- das ist natürlich super, wenn man einen Tumor im Schulterbereich hat.... trotzdem achtet er nicht darauf langsam und bewusst zu gehen, wenn er z.B. auf Toilette geht... lieber erhöht er das Fentanyl um ein weiteres 25er Pflaster. Er verhält sich als wären seine Beine gelähmt und nicht als hätte er ein Kribbeln in den Füßen. Eben hat er sich nach dem er die Teppe hochgegangen auf den Boden gesetzt, ist ins Bad gerobbt und hat dann versucht sich an Toilette und Waschbecken hochzuziehen OHNE auch nur ansatzweise Füße und Beine zu benutzen oder sich zuvor in eine halbwegs dafür geeignete Position zu bringen... Vor lauter Anstrengung atmete er dann nicht mehr richtig, hechelt nur, japst nach meiner Mutter und mir und dem Sauerstoffgerät.... Seit der Arzt ihm gesagt hat, dass er mit Fentanyl und Antidepressiva am oberen Limit angekommen ist, weil mehr die Atmung lähmen könnte, braucht er das zuvor in der Ecke einstaubene Gerät ziemlich oft...
Jetzt ist er recht normal vom Bad ins Bett gegangen und nachdem er nach diesem Auftritt auch noch eine Tavor nehmen konnte (neben Amineurin und Remagil? regelmäßig), ist seine Welt wieder in Ordnung.....
Das eigentlich Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass meine Mutter und ich ihn teilweise schon gar nicht mehr richtig ernst nehmen können, weil seine Auftritte teilweise wirklich filmreif und nicht ernstzunehmen sind, egal wie krank er ist und so gemein das auch klingen mag.... Schmerzmittel- und Psychopharmakagebrauch haben bei ihm tatsächlich Suchtcharakter und sein Verhalten wenn es darum geht liegt irgendwo zwischen einem 3jährigem Kind und einem Drogensüchtigen der um mehr Stoff bettelt und kann schlagartig von einem Extrem ins andere umschlagen, inklusive vorgetäuschten Weinens...
Im Moment müssen wir ihm einfach unterstellen, dass er daran arbeitet, wieder ein Bett unten im Wohnzimmer aufgestellt zu bekommen, was wir nach 14 Monaten endlich abbauen konnten (bekommen hatte er es im März06 wg einer Lungenentzündung)... Er weckt nachts alle auf, weil er enormen Lärm mit irgendwas macht, weckt regelmäßig meine Mutter weil sie ihm irgendwas holen soll- schon bevor das mit den Füßen war und ich höre ihn nachts ohne Publikum deutlich sicherer durch den Flur schlappen als mit...... Und dann eben das Drama.....
So, es war einfach mal wieder Zeit sich das von der Seele zu schreiben. Es ist einfach schrecklich, ich kann ihn bei vielen Dingen nicht mehr ernst nehmen, hab aber dauernd ein schlechtes Gewissen deswegen.... Und er tut mir so leid, wenn ich sehe wie schlecht er läuft, und dann könnte ich ihn anbrüllen wenn ich sehe, wie er sich anstellt wie der letzte Mensch und sich null auf sein Handeln konzentriert (also z.B. aufs Laufen...)... und meine Mutter obwohl sie krankgeschrieben ist und unter Schwindel leidet durchs Haus scheucht......
Liebe Grüße Susanne
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  #21  
Alt 25.07.2007, 00:44
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Berta,
entschuldige, dass ich erst jetzt antworte...
ja, es stimmt, das ist tatsächlich ein kleiner Trost für mich, ich kann mir immer nicht vorstellen, dass es anderswo auch nur annähernd so chaotisch zugeht wie bei uns... mein Vater verlangt Hilfe in welcher Art auch immer, nur von meiner Mutter und mir- wir sollen am besten Arzt, Therapeut und Apotheker ersetzen- irgendwie hab ich da wohl das falsche studiert....
Das Verhalten deiner Schwiegermutter erinnert mich ein bisschem an das meines Opas, der hat sich meiner Meinung nach auch an seiner Frau gerächt.... von je her haben die darum konkurriert wer kränker ist und am liebsten über sich und ihre "Leiden" geredet... Meine Oma hat lange Zeit "geführt", letztlich hat jedoch der Opa "gewonnen" und für sie war es die reinste Qual ihn pflegen zu müssen... Bei diesem netten Paar handelt es sich übrigens um die Eltern meines Vaters...
Und das was du bei deiner Schwiegermutter vermutest trifft vielleicht auch ein bisschen irgendwie auf meinen Vater zu.....
Liebe Grüße Susanne
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  #22  
Alt 05.08.2007, 20:55
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Immer wenn ich denke wir haben mal ein Problem etwas im Griff kommen mindestens zwei neue bei uns dazu... ich habe nach wie vor das Gefühl wir kämpfen ein völlig anderen Kampf als alle anderen hier, so bescheuert das auch klingen mag, ich frag mich immer wieder ob mein Vater eigentlich schon aufgegeben hat oder ob es wirklich jemanden gibt, der uns noch helfen kann, denn eigentlich wird es immer schlimmer- nur eben ganz anders als ich es bei der Diagnose eigentlich erwartet hätte- insoweit man sich überhaupt auf irgendetwas einstellen kann... Ich hatte so Angst davor- und hab ich natürlich auch immer noch- meinen Vater körperlich verfallen zu sehen, wie der Krebs sich ausbreitet, ihm Schmerzen bereitet, ihm die Luft zum Atmen nimmt, ihm nicht helfen zu können... Helfen kann ich ihm jetzt zwar auch nur am Rande aber der Krebs richtet ihn nur sehr indirekt zu Grunde, was ihn wirklich kaputt macht ist sein Kopf. Sein Lungentumor verhält sich ja relativ konstant, sein kurzes Aufbegehren konnte Chemoebolisation sei dank direkt gestoppt werden aber mein Vater horcht seit Monaten nur in sich und treibt sich und uns damit in den Wahnsinn. Erst waren es die Schmerzen auf die er Tag und Nacht geachtet hat und die egal mit welcher Schmerzmitteldosierung nicht zu lindern waren, dann die Panikattacken kombiniert mit den Schmerzen und jetzt seit ca 4 Wochen die Füße und Beine. Merkwürdigerweise sind jetzt die Schmerzen quasi weg und nachdem klar war dass auch ein bisschen die Motorik der Beine unter dem Fentanyl leidet, konnte es problemlos von 150 auf 75 reduziert werden und er würde am liebsten auf 50 gehen.... Keine Rede mehr von Schmerzen. Kein Wunder, die komplette Aufmerksamkeit liegt auf den Beinen. Mittlerweile kann er ja gar nicht mehr laufen, wundert sich dass er heute kaum noch stehen kann, wenn sein Trainingsprogramm darin besteht 3 mal am Tag aufzustehen und ca 1min das Laufen zu üben. Dann ist er entsetzt, wenn es nicht geht..... 300mal kann man ihm erklären, dass es sich ohne Muskeln, mit Medikamentencocktail, mit Wasser in den Füßen, Chemo und Polyneuropathie natürlich nicht gut läuft und dass er vermutlich nur mit sehr viel Training das wieder halbwegs in den Griff bekommt... so dass er vielleicht wenigstens wieder mit Rollator vorwärts kommt. Er war ja der festen Überzeugung dass der Tumor die "Lähmung" (die keine ist) verursacht, nach MRT der Lendenwirbelsäule konnte dies entkräftet werden und wir dachten es geht nun vorwärts... Auch der Radiologieprof meinte trainieren, trainieren, trainieren. Trotzdem ist er nun heute nachmittag zu der festen Überzeugung gelangt, dass es was organisches ist, hinzu kam noch Beklemmungsgefühl in der Brust...... da haben wir entschieden ihn ins Krankenhaus zu bringen, auch da wir so Angst hatten er bekommt eine Thrombose. Zum Glück konnte an allen Fronten Entwarnung gegeben werden. Er ist jetzt aber erstmal da geblieben, vielleicht kann da auch alles endlich neurologisch abgeklärt werden- alle guten Neurologen-Praxen sind natürlich zur Zeit im Urlaub....
Seit Monaten sitzt mein Vater nur auf dem Sofa/ Rollstuhl und macht nichts. Er liest nicht, er bastelt nicht, er wäscht sich nicht selber, er holt sich/macht sich nichts zu essen oder zu trinken...... wir schleppen Bastelsets an, versuchen ihn wenigstens zum Telefonieren zu animieren, waschen ihn, machen Übungen mit ihm, kontrollieren ob seine Füße warm sind, erinnern ihn daran sie hochzulegen wg des Wassers, massieren, cremen, holen, rennen,....
Mittlerweile steuern wir immer mehr auf den Rand der Belastbarkeit hin, permanent will er über seine Beine reden, warum das Gehen nicht klappt, warum es mal schlechter, mal besser ist, warum dies so und dies so ist.... Er macht nichts aus eigenem Antrieb, regt sich bei was immer er tut total auf, kann eigentlich keine Energie mehr für die eigentliche Aufgabe haben. Natürlich ist der Umgangston dann auch beim 3000. durchhecheln des gleichen Problems nicht mehr unbedingt herzlich...
Wir wissen einfach nicht mehr was wir machen sollen, er hört nicht auf uns, Krankengymnast, Professor... wen auch immer. Ich denke Reha wär vielleicht nicht schlecht, aber dann können wir nicht zur Therapie nach Frankfurt fahren, Psychiater/Neurologen sind im Urlaub, ebenso wie sein Psychotherapeut (bei dem er den letzten Termin abgesagt hat, weil er keine Lust hatte), Psychoonkologe hatten wir ja zu dritt aufgesucht, aber das hat ihm ja nicht gefallen, was der ihm gesagt hat und daher wollte er da nicht mehr hin. Ihm sind eigentlich die Ärzte am liebsten die einfach Tabletten u.ä. verschreiben und ihm nicht sagen, dass er auch mit dem Geist kämpfen muss. Oder eben wie jetzt mit dem Körper. Er geht davon aus wenn er das Fentanyl reduziert hat, dann müsste jetzt auch sofort alles wieder besser gehen....
Ich denke dass mein Vater unter einer handfesten Depression leidet, aber wir kriegen das alles einfach nicht mehr hin und kriegen auch keine gescheite Hilfe organisiert. Vielleicht hilft ja auch der Krankenhausaufenthalt ein bisschen... ich weiß es nicht. Für die Psyche nimmt er zur Zeit Remergil, Promethacin (?) und Tarvor, aber vermutlich muss er von einem Psychiater richtig eingestellt werden....
So, jetzt bin ich diesen ganzen Mist mal wieder los geworden, vielleicht hilft das wieder ein wenig. Ich werde gerade von vielen Freunden um die sensationellen 6 Wochen Ferien, die man als Lehrer hat, beneidet- 4 Wochen sind jetzt rum und bis auf 4 Tage in Hamburg mit meinem Freund kann ich kaum sagen was ich überhaupt gemacht hab, ich weiß nur, dass ich kaum eine ruhige Minute hatte und mich nicht ansatzweise erholt oder für das neue Schuljahr gewappnet fühle... Habe ich das Haus tatsächlich mal verlassen, hat sich meist in meiner Abwesenheit alles irgendwie noch mehr dramatisiert, dass es mich dann erst recht mit voller Wucht getroffen hat.... Ich weiß auch nicht....

Kann es eigentlich sein, dass der Tumor Botenstoffe ausschüttet die Muskeln abbauen und man dem nichts entgegensetzen kann? So ähnlich drückte sich mein Vater gerade im Telefonat aus, nach Gespräch mit dem Arzt, aber er neigt allgemein leicht zum dramatisieren..... Das man egal bei was nichts mehr machen kann, glaub ich erst wenn es soweit ist....

Susanne

Geändert von Susanne28 (05.08.2007 um 22:25 Uhr) Grund: Wörter in Sätzen vergessen..
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  #23  
Alt 05.08.2007, 21:29
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destiny68 destiny68 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Hallo Susanne,

leider habe ich keine Tipps für Dich und weiß auch eigentlich gar nicht, was ich dazu sagen kann. Das muss unheimlich schlimm für Euch sein und ich kann gut verstehen, dass Ihr mit Eurem Latein am Ende seid, weil Dein Vater so gar keine Hilfe annehmen kann oder will.

Es hört sich wirklich nach einer schweren Depression an. Habt Ihr vielleicht hier die Möglichkeit, anzusetzen? Tavor ist ja, soweit ich weiß, zur Beruhigung. Die anderen Medis kenne ich nicht. Aber vielleicht könnt Ihr das ganze auch mal bei den Ärzten im Krankenhaus ansprechend und ihnen die ganze vertrackte Situation schildern.

Es tut mir wirklich total leid und wie ich schon sagte, habe ich auch keinen Tipp für eine solche Situation, aber ich finde es immer so traurig, wenn ein Thread zig mal gelesen wird und es folgt kaum eine Reaktion.

Lieben Gruß
destiny68
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  #24  
Alt 05.08.2007, 21:40
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Susanne,
bring mich bitte nicht gleich um. Aber vielleicht darf ich als Betroffene so was sagen: Ihr macht euch kaputt. Das weisst Du natürlich. Aber reicht es nicht, wenn Dein Vater kaputt geht, so grausam das sich auch anhört. Habt ihr mal überlegt, ob nicht ein Hospiz der richtige Aufenthaltsort für ihn wäre?
Ewig haltet ihr das nicht durch.
Sei lieb gegrüßt
Christel
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  #25  
Alt 05.08.2007, 22:13
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Destiny,

mhm, eigentlich tut es ja wirklich schon gut sich den ganzen Frust mal von der Seele zu schreiben, helfen kann ja eh keiner und verstehen leider auch nicht, hat man meinen Vater nicht mal live in natürlicher Umgebung erlebt. Ansonsten ist er eben für alle der arme, bemitleidenswerte Krebskranke bei dem es trotz der Therapieerfolge nichts macht, wenn er eben gar nichts macht ... Aber weißt du, das aufschreiben hilft und wenn dann noch eine so liebe Antwort kommt, wie deine fühlt man sich trotz allem etwas getröstet. Und es schiebt einen noch ein bisschen mehr an, doch wieder Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, dass geholfen wird.... DANKE

Liebe Christel,
deine Meinung als Betroffene ist mir ungemein viel wert und du zeigst mir dass man mit der Erkrankung auch anders umgehen kann!! Insofern darfst du alles schreiben, denn du sagst mir damit auch: auch ein Kranker darf nicht alles und ein Angehöriger kann nicht alles...Ich hab ja schon dauernd das Gefühl dass ich meinen Vater quäle, nur weil ich versuche ihn dazu zu animieren wieder am Leben teilzunehmen in welcher Form auch immer (und wenn es das Lesen eines Buchs ist) Ich habe tatsächlich auch schon kurz an ein Hospiz gedacht, einfach weil ich nicht weiß wo sonst mein Vater eine solch gute Betreuung hätte. Allerdings hab ich auch schon an ein psychiatrisches Krankenhaus gedacht... Es ist wirklich so verfahren, den Krebs haben wir "so gut im Griff" und alles andere entgleitet völlig... Da kann er doch nicht ins Hospiz.... Aber dass wir nicht ewig so weitermachen können ist mir auch klar. Ich muss gestehen, dass ich tatsächlich ein bisschen aufatme, dass er jetzt im Krankenhaus ist, dabei will ich ihn doch nicht verlieren.... Ich hoffe jetzt einfach dass wir bald- entweder noch in der Klinik oder danach- einen Arzt finden der mit Medikamenten seine Depression lindern kann, sodass er wieder mehr Antrieb hat... ich weiß nicht ob diese Hoffnung vermessen ist... Er sagt ja er will kämpfen, will auch auf keinen Fall die Therapien abbrechen aber wenn er selbst etwas erarbeiten soll kriegt er einfach seinen Popo nicht hoch......
Ich danke dir für deine ehrliche Antwort!


Liebe Grüße an euch beide
Susanne

Geändert von Susanne28 (05.08.2007 um 22:16 Uhr)
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  #26  
Alt 06.08.2007, 16:59
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Morgen wird mein Vater vom Krankenhaus aus zum Neurologen gefahren, die arbeiten mit einigen niedergelassenen zusammen. Ich hab mich vorhin mit einer sehr netten Oberärztin unterhalten, die auch in Sachen Psyche und Depression ein offenes Ohr hatte und dies nun auch schon im Vorfeld dem Neurologen mitteilen will. Zudem hat sie mir angeboten mit dorthin zu fahren, da sie es wichtig fände dass ich ihm auch meine Beobachtungen mitteile.Tja, ich bin gespannt, vielleicht kann meinem Vater ja jetzt endlich geholfen werden...
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  #27  
Alt 06.08.2007, 20:46
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destiny68 destiny68 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Hallo Susanne,

das hört sich doch schon mal sehr gut an. Ich denke, es ist auf jeden Fall eine Chance - und zu verlieren habt Ihr mit diesem Versuch ja nichts.

Ich drücke Euch die Daumen, dass der Neurologe Deinem Vater - und somit auch Euch - helfen kann.

Viel Glück!

destiny68
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  #28  
Alt 06.08.2007, 21:25
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Linde030 Linde030 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

hallo susanne,
ich hoffe das der neurologe deinen vater richtig einstellen kann mit medi,
u. für die pflege zuhause hast du schon mal daran gedacht euch hilfe von einer sozialstation zuholen dann wirst du entlasstet u. meiner erfahrung nach verhalten sich die zu pflegenden gegen über fremde pflegekräften anders als zu familien angehörige.

ich wünsche euch viel kraft
liebe grüße linde
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  #29  
Alt 06.08.2007, 23:07
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lima-mali lima-mali ist offline
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Idee AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Susanne,

ich habe deinen Thread fast zufällig entdeckt und bin dann dabei hängen geblieben. Ich kann dir keinen "alleinseligmachenden" Rat geben, aber ich kann dir eine Frage stellen:

Warum sollte dein Vater sein Verhalten ändern? Es hat doch bisher immer alles nach seinen Wünschen funktioniert. Wo sollte seine Motivation für eine Änderung herkommen?

Dadurch, dass ihr ihm immer alle Launen, Wünsche, Bitten und Befehle erfüllt, bestärkt ihr ihn permanent in seinem Verhalten. Erst wenn ihr euch ändert, wird er sich ändern (müssen).

Nicht er braucht eine Therapie, sondern ihr. Professionelle Hilfe, um euer Verhalten dauerhaft und konsequent zu ändern.

Bis dahin werdet ihr alle in einem immer enger werdenden Kreis laufen... bis...

Ich wünsche euch Mut, viel Mut!

lima-mali v
__________________
Weitergehen - und nach dem Wunder Ausschau halten.
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  #30  
Alt 06.08.2007, 23:55
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Ich danke euch für eure Antworten, ihr Lieben, vielleicht sollten wir uns tatsächlich Hilfe holen, mal sehen was wird, noch hoffe ich auf morgen...

Liebe Lima-mali, ich weiß dass du recht hast, wir müssten auch unser Verhalten ändern, wie oft haben wir das nicht schon versucht... mein Vater hat irgendwie immer die "stärkeren Argumente"... Kümmern wir uns nicht ums Essen, nimmt er schnell ab, kümmern wir uns nicht um seine Hautpflege, kriegt er arge Hautprobleme wegen des Tarcevas, kümmern wir uns nicht um die Einnahme seines Movicols können wir ihn gleich wieder mit Verdacht auf Darmverschluss ins Krankenhaus einliefern lassen, sorgen wir nicht für Bewegung besteht Thromboserisiko, sorgen wir nicht dafür dass er sich was überzieht, ist das Risiko für eine Lungenentzündung groß.... die Reihe lässt sich fast beliebig fortsetzen, irgendwie ist das Kümmern immer das kleinere Übel zu dem was das Nicht- Kümmern vermutlich bringen wird. Ist er nachlässig müssen das auch wieder wir tragen... Wir kennen das ja leider schon, haben quasi auch aus "Fehlern" gelernt (er leider nicht)...Und es ist noch anstrengender als die Grundsituation.
Wir hatten sogar schon versucht uns helfen zu lassen, aber man kann sich selbst einfach verdammt schlecht sagen, man ist nicht verantwortlich, wenn man das Gefühl hat man beschwört damit neue Katastrophen herauf. Und immer wenn wir uns vornehmen jetzt soll er dieses oder jenes selber machen kommt was neues, erst ging es nicht wegen der Schmerzen, jetzt sind die weg und er kann nicht mehr Laufen... zuvor wars eben die Chemo, Übelkeit, Atemnot, Aufregung, Schwäche,... irgendwas gibts eben immer, da muss man doch helfen...und immer diese Zweifel: mutet man ihm vielleicht zu viel zu...?!

Ein Teufelskreis, ich weiß, ich hoffe einfach dass wir es doch noch irgendwie schaffen auszubrechen...

Liebe Grüße Susanne
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