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  #1  
Alt 26.11.2012, 23:04
Carora Carora ist offline
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Standard Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandeln

Guten Abend ihr Lieben,

wo fang ich nur an? Vielleicht am Anfang: ich bin Pharmaziestudentin, habe ein Helfersyndrom, wollte eigentlich immer Arzt werden und laufe vor der Verantwortung weg. Also werde ich Apotheker(in).
Mein Lebensgefährte ist Russe und seine Familie hat mich mit einer Herzlichkeit aufgenommen, die es nicht oft gibt. Leider habe ich viel zu lange zugesehen: sein Opa hat beachtlich an Gewicht verloren. Ich habe immer wieder was gesagt, dass er endlich zum Arzt soll, zumal er vor einigen Jahren Kehlkopfkrebs hatte, der aber "geheilt" werden konnte. (Da mein russisch so schlecht ist, konnte ich es dem Opa nie selbst sagen, dass ich so besorgt war, alles musste (und muss) übersetzt werden)
Mein Freund und auch seine Mutter sagten immer, dass er nicht zum Arzt will, der würde ihm nur sagen, dass er nicht mehr rauchen darf - deshalb geht er nicht gerne zum Arzt, er mag diese "Standpauke" nicht. Und sie haben es dabei belassen. Sie haben es ja selbst nicht sehen wollen.

Fazit: ich habe viele Monate zugesehen, nach 4-5 Monaten (oder waren es 3?) habe ich endlich Druck gemacht, ziemlich viel Druck. Er war dann beim Arzt, wohin ich ihn natürlich begleitet habe, es gab einen Schatten im Röntgenbild, der Arzt sprach noch davon, dass nichts auf Krebs hindeutet... unzählige Untersuchungen, dann die Ernüchterung: mein Bauchgefühl lag richtig, es ist Lungenkrebs, keine Entzündung, wie es noch anfangs hieß, nicht sein blöder Raucherhusten, es ist tatsächlich Lungenkrebs. Scheiße. Ich mache mir Vorwürfe - hätte ich nicht früher Druck machen müssen? Dann hätte er die Diagnose früher erhalten, aber hätte das etwas verändert?

Der Opa liebt mich von ganzem Herzen, er sprach letzte Woche noch davon, dass er noch so viel vor hat in seinem Leben. Sagte, dass er keinen Krebs hat, er hat schließlich keine Schmerzen und keine Atemnot, seine Lunge ist voll in Ordnung, er hat nichts. Er leugnet die Krankheit völlig. Und er will auch keine Therapie, keine Chemo, keine palliative Bestrahlung. Dabei hat er solch einen Lebensmut! Er sagte, dass er noch so lange leben möchte, dass er noch so viel vor hat in seinem Leben. Dass er zwar 83 Jahre alt ist, aber dass ihm das noch nicht reicht. :-)

Und ich? Ich möchte doch unbedingt, dass er mal seine Urenkelchen in den Arm nehmen kann. Ich wollte doch unbedingt, dass er bei der Hochzeit dabei ist - würde seinetwegen eine zweisprachige Hochzeit machen, das habe ich doch alles schon tausendmal in meinen Träumen ausgemalt!

Ich bin wirklich verzweifelt, wurde noch nie mit Tod konfrontiert. Der Arzt sagte, dass es gut wäre, wenn er noch ein Jahr gut überstehen würde. Aber mein Studium dauert doch mind. noch 2 Jahre, vorher werden mein Freund und ich nicht heiraten, vorher darf ich nicht schwanger werden - aber er soll das doch alles noch erleben?!
Mein Verstand weiß, dass seine Erkrankung kein Grund ist überstürzt zu heiraten oder gar mein Studium zu unterbrechen für ein Kind, was viel zu früh wäre. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich irgendetwas tun muss, weil sonst immer eine Lücke bleiben würde. Ich fühle mich so hilflos, so ohnmächtig. Sein Opa soll das doch alles erleben! Wir hatten doch noch so viele Pläne! :-( Wir wollten doch noch mit seinen Großeltern 700km verreisen....


Tut mir Leid, dass der Text so lang geworden ist. Geht es euch genauso? Versteht ihr, was ich fühle? Mein Freund tickt da leider völlig anders, er verdrängt es, will kaum darüber reden, geschweige denn überstürzt heiraten.


:-(


Danke für das Lesen, für Antworten, für eure Gedanken,


eine traurige Carora
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  #2  
Alt 26.11.2012, 23:48
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Liebe Carora,

mach dir bitte keine Vorwürfe, du hast versucht, den Großvater zu einem Arztbesuch zu überreden. Ob es etwas "geholfen" hätte, wenn er einige Monate früher gegangen wäre?! Ich glaube nicht. Wir als Angehörige müssen akzeptieren, dass nicht wir die Krankheit haben, sondern eben der/die geliebte Mensch und dass es an ihnen ist zu entscheiden, wie sie mit ihrem Körper, ihrer Krankheit umgehen möchten. Ob der Opa jetzt noch eine Chemotherapie machen wird, muss er selbst entscheiden dürfen. Wichtig ist vielmehr, dass ihr zu ihm steht, wie auch immer seine Entscheidung ausfallen mag. Vielleicht hat er ja doch im Innersten gespürt, dass etwas nicht in Ordnung ist und daher den Gang zum Arzt gescheut? Wie dem auch sei, du solltest dich keinesfalls mit Schuldgefühlen quälen, denn damit ist keinem geholfen. Dir nicht und auch nicht dem Großvater.

Deine aufgewühlten Gefühle und Gedanken kann ich jedoch nur allzu gut verstehen. Wenn man mit der Diagnose konfrontiert wird, dann tut sich zunächst der Erdboden vor einem auf. Man will es gar nicht glauben, ist einfach nur traurig, verzweifelt, wütend... Und nichts ist mehr so, wie es zuvor war. Ich kann auch gut nachempfinden, dass du den Wunsch hast, ihn an sehr vielen wichtigen Lebensereignissen noch teilhaben zu lassen. Mir ging es ähnlich, als mein Vater die Diagnose Lungenkrebs erhielt. Da spielte ich auch ernsthaft mit dem Gedanken, meinen damaligen Freund zu heiraten (zum Glück habe ich das nicht getan ). Ich denke, diese Gedanken, die sich nun gegenseitig bei dir überrollen sind eine ganz typische Reaktion. Du befürchtest, dass euch zu wenig Zeit bleibt. Ja, das kann leider der Fall sein, doch ich denke nicht, dass es im Sinne des Großvaters ist, wenn ihr nun überstürzt handelt. Vielleicht könnt ihr einfach so ein großes Familienfest planen (eine Art Verlobungsfeier?), an dem er teil hat und das er dann mit euch gemeinsam genießen kann. Vielleicht magst du ihn auch einfach fragen, was er sich wünscht, woran er Freude hat und dann kann ich dir nur raten, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen. Genießt die gemeinsame Zeit, da es ihm jetzt noch gut geht. Und sei einfach für ihn da, denn er scheint ja einen wichtigen Platz in deinem Leben einzunehmen.

Ich glaube auch, dass du ihm sehr helfen kannst, wenn du ihn bei anstehenden Arztbesuchen unterstützt, denn ich könnte mir vorstellen, dass ihn auch die Sprachbarriere hemmt. Also, ich denke, du wirst das Richtige tun!

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 26.11.2012, 23:48
Benutzerbild von wildcat2505
wildcat2505 wildcat2505 ist offline
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Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Hallo Carora
ich find es gerade extrem schwer, dir eine Antwort zu geben,Worte zu finden - möchte es aber dennoch versuchen...
zuerst einmal finde ich es supertoll von dir, dass du dich so sehr um den Opa sorgst, dass du ihn in deine/eure Lebensplanung mit einbeziehst. Deine Angst und deine Sorge ist auch verständlich, vorallem wenn man bedenkt, dass du, wie du selber sagst
Code:
Ich bin wirklich verzweifelt, wurde noch nie mit Tod konfrontiert.
Dieser Gedenke erschreckt, macht Angst, jede Zelle in einem wehrt sich dagegen.
Du möchtest so viel ... und genau da fällt es mir schwer, meine Gedanken mitzuteilen...ich möchte dich nicht verletzen oder angreifen...das liegt mir mehr als fern...aber
DU möchtest es (was ich auch verständlich finde, eben weil du die Familie so magst und in dein Herz geschlossen hast)
aber "Opa" sieht das mit seinen 83 Jahren anders.
Du kannst versuchen, ihn von der Notwendigkeit zu überzeugen, du kannst auch versuchen, ihm die ganzen tollen Dinge in der Zukunft nahe zu bringen...aber du solltest und musst ihm auch seine eigene Entscheidung zubilligen. So schlimm und so hart das auch sein mag, er allein entscheidet über den Weg, den er gehen möchte oder auch nicht.
Gerade diese Generation musste lernen, mit wenigem auszukommen und in seinem Herkunftsland erst recht.
Mal ganz hart angenommen, er würde Chemo oder sonstige Therapien in Angriff nehmen, die Nebenwirkungen für einen Mann seines Alters wären bestimmt alles andere als leicht. Vielleicht sagt er sich ja auch, lieber noch ein paar schöne Monate oder Jahre ohne Schmerzen, als das Leid und die Schmerzen von Therapien.
Meine Worte sind bestimmt nicht die, die du hören wolltest, aber ich denke, eine ehrliche Antwort ist dir doch lieber als irgendwelche Floskeln.
Wobei ich dir und der Familie selbstverständlich ganz viel Kraft wünsche. Ich würde euch von Herzen wünschen, dass ihr einen gemeinsamen Weg mit der Krankheit findet und euch viel Trost und gegenseitigen Halt geben könnt.
__________________
GlG Rika
mein Mann: Hautkrebs pT3aN1aM1c Klinisches Stadium IV, CL 4 *16.09.1963 - 26.1.13
Nicht die Zeit heilt unsere Wunden, wir gewöhnen uns nur an den Schmerz
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  #4  
Alt 26.02.2013, 17:11
Carora Carora ist offline
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Unglücklich AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Hallo ihr Lieben Mitfühlenden,


danke für die einfühlsamen und ehrlichen Zeilen. Ich habe still mitgelesen, auch im Forum viele Schicksale mitverfolgt, aber habe erst jetzt den Mut selbst wieder zu schreiben.

Wie ging es weiter?

Der Opa meines Freundes, er heißt übrigens Andrej, hat nach und nach doch nochmal gesagt, dass er gerne zur Kontrolle irgendwann nochmal zum Arzt gehen würde. Sein Gedanke: "Wenn es Krebs ist, dann muss es gewachsen sein. Wenn nicht, dann haben sich die Ärzte geirrt." (Vor etlichen Jahrzehnten hatte er schonmal einen Fleck in der Lunge, der nach 3 Monaten wieder verschwunden ist - vielleicht hat er deshalb Zweifel gehabt?)
Nach langem Zögern bat er uns, in weiter ferne einen Arzttermin auszumachen und der Arzttermin war letzte Woche Freitag.
Ein kurzes Röntgenbild, dann hat der Arzt die Bilder nebeneinander gehängt: ein Bild von 2008 (ohne Befund), ein Bild von 08/2012, eins von 10/2012 und das neu entstandene Bild (also 02/13). Die Größe des Tumors hat sich in etwa verdoppelt...

Da stand für ihn fest, dass er sofort, so schnell wie möglich, eine Bestrahlung möchte. Er ist seitdem aber sehr traurig, zurückgezogen, scheint wohl jetzt erst den Krebs realisiert zu haben - und es trat damit leider auch genau das ein, was ich befürchtet hab: dass er tatsächlich kämpfen will und vermutlich immer schon kämpfen wollte, es aber vorher einfach nicht wahrhaben wollte und dadurch 3-4 wertvolle Monate verloren hat.
Seine kämpferische, fest entschlossene Reaktion hat ja gezeigt, dass er sich vom Krebs nicht kleinkriegen lassen will!
Seit zwei Tagen hat er auch noch Blut gehustet, er fühlt sich seit dem Röntgenbild wieder schwach und kraftlos, wollte nichtmal zum Geburtstag seiner Urenkelin (sie ist 6 Jahre alt geworden), weil er fragt, was er denn dort lachen soll.
Aber er will kämpfen und hat diese Woche am Freitag sein CT und weitere Untersuchungen, um dann mit der Bestrahlung anfangen zu können.

Mich macht es so traurig, dass die 3-4 Monate (viele bemerken den Lungenkrebs ja erst, wenn sie tatsächlich schon Blut husten), in der die Diagnose schon da war, ungenutzt blieben - undzwar nicht, weil er keine Behandlung wollte, sondern weil er es (so vermute ich) schlichtweg nicht realisiert hat und er deshalb so getan hat, als hätte es die Diagnose nie gegeben.
Ich stelle mir deshalb viele Fragen, aber mein Verstand weiß, dass all diese Vorwürfe unbegründet sind. Hätten wir ihm den Krebs vielleicht anders erklären sollen? Hätten wir einen russischen Arzt konsultieren sollen, damit ihm in seiner Muttersprache das Röntgenbild erklärt wird? Weil er deutschen Ärzten vielleicht nicht so sehr traut? Oder oder oder?
Aber das alles ändert jetzt nichts mehr, jetzt ist es nunmal so wie es ist und ich bin froh, dass er kämpfen möchte und seinen Mut nicht verliert.

Wenn mein Freund und ich zu Besuch sind, dann kommt innerhalb von 5-10 Minuten solch ein Leben und Lachen in sein Gesicht... da fühlt er sich dann plötzlich auf fit und gar nicht mehr krank. WIr sollten ihn viel öfter besuchen....
Letztes mal hat er mir sogar ein Lied gesungen. Ich möchte die Zeit, die ihm jetzt noch bleibt, so gut wie möglich nutzen und hoffe jetzt einfach, dass die Therapie (erstmal Bestrahlung, danach evtl. noch palliative Chemo) ihn nicht leiden lässt, sondern ihm ein kleines wenig zusätzliche Lebenszeit schenkt, die aber unbedingt mit genügend Lebensqualität einhergehen muss - sonst wird die Bestrahlung abgebrochen. Wir wollen, dass es ihm gut geht und er sein Leben genießen kann.
(Ich belege jetzt übrigens einen Russischkurs und hoffe, dass ich ihm bald erste Briefe schreiben kann. Er ist leider schwerhörig und meine Aussprache ist so schlecht, dass er mich selbst auf russisch nicht versteht und andere Sprachen spricht er ja leider nicht. Mein Freund musste immer übersetzen...)


Es tut gut, das einfach niederschreiben zu dürfen. Nächste Woche habe ich - wie sollte es anders sein - noch dazu mein 1. Staatsexamen in der Uni und eigentlich ist mein Kopf so gar nicht in der Lage zu lernen. :-( Andererseits möchte ich schließlich mal eine gute Apothekerin werden (ich studiere Pharmazie) und je mehr ich lerne, desto eher kann ich Andrej auch helfen - sei es bei der Schmerztherapie oder oder oder.


Danke für eure offenen Ohren. Ich hoffe, dass in eurem Leben momentan ein wenig mehr die Sonne scheint?


Carora
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  #5  
Alt 23.12.2013, 16:07
Carora Carora ist offline
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Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Hallo ihr Lieben,


seit mehr als einem Jahr habe ich mich nicht mehr blicken lassen, war aber immer stille Mitleserin.... Obwohl mich viele nicht kennen, deshalb also trotzdem ein kleines Update:

Der Opa meines Freundes lebt immer noch! Er ist ein wahrer Kämpfer, ich kann kaum fassen, wo er all die Kraft und Lebensenergie hernimmt. Natürlich wird er zunehmend schwächer, leidet stark unter der Krankheit und wiegt wohl nur noch 40kg, aber er ist so uuuunendlich tapfer.
Schmerzen hat er keine, seit einem Jahr war er nicht mehr beim Arzt, weil die ihm ohnehin nicht helfen können, wie er sagt.

Vielleicht macht das dem ein oder anderen Mut, denn die Ärzte sprachen ja wegen seinem schlechten Allgemeinzustand nur von Monaten und nun ist die Diagnose schon 1,5 Jahre her und er lacht noch immer.


Wir genießen einfach jeden Besuch bei ihm und hoffen das Beste.

Herzlich,

Carora
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  #6  
Alt 02.01.2014, 01:22
Jacqui1979 Jacqui1979 ist offline
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Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Wie geht es OPA?Kaempft er weiter?Wenn ja, was macht die Hochzeit und derKinderwunsch? Du wolltest doch,dass er es noch mitbekommt.Liebe Gruesse
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  #7  
Alt 04.01.2014, 11:52
Carora Carora ist offline
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Unglücklich AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Guten Morgen,


hinter uns liegen ein paar angstvolle Tage. Der Opa hatte leider eine schwere Lungenentzündung und musste an Weihnachten mit akuter Atemnot ins Krankenhaus geliefert werden. Er sagte schon, dass er an diesem Tag sterben wird.... Aber er ist ein soooo zäher Knochen!!
Die Lungenentzündung hat er besiegt, er hat endlich wieder mehr Kraft, allerdings ist der Tumor größer geworden.
Er denkt jetzt über eine palliative Chemo nach. Mal sehen, wie er sich entscheidet, momentan ist er jedenfalls ein ganz ganz mutiger und starker Kämpfer!!

Aus Hochzeit und Kinderwunsch wird hingegen erstmal nichts.... Wir hatten eine große Beziehungskrise, aus der wir zwar gestärkt hervorgegangen sind, aber seitdem ist das Thema erstmal auf Eis. Und Kinderwunsch wird bei mir leider auch mal sehr sehr schwierig, ich hab eine Erkrankung diagnostiziert bekommen, mit der ich wohl nur schwer schwanger werde. :-(

Ganz liebe Grüße, es tut wirklich gut, das niederschreiben zu dürfen. Danke!

Carora
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  #8  
Alt 04.01.2014, 16:34
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Hallo Carora,
da meine verstorbene Frau Russin war, weiß ich, dass man dort mit der Krankheit anders umgeht. Die Diagnose wurde gestellt, als sie drüben war.Die Ärzte sagten nicht ihr, sondern ihrer Tochter, dass sie nur noch wenige Monate hat. Dann kam meine Frau zurück nach Deutschland und die Ärzte hier sagten ihr, dass die Krankheit nicht heilbar sei.Sie hat dann noch 14 Monate gelebt, aber die letzten sechs Monate waren ziemlich schlecht. Die zweite und die dritte Chemo_Therapie hatten zwar viele Nebenwirkungen, waren aber nicht erfolgreich. Das wußten wir aber vorher nicht.
Ich wünsche Dir, dass bei dem Opa Deines Lebensgefährten die Therapie besser anschlägt.
mit besten Grüßen
Hermann
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  #9  
Alt 19.01.2014, 22:59
Jacqui1979 Jacqui1979 ist offline
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Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Carora, dein Freund und seine ganze Familie in Spee,können sich so glücklich schätzen Dich zu haben,Du scheinst ein so gutes und mitfühlendes Herz zu haben !Der Opa,ja das scheint ein richtiger
zäher Kämpfer zu sein....prima, dass er noch ordentlich Jahre ansammelt. Das macht mir Mut für meine Mama! Alles Liebe der Weltund schreib wieder!
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  #10  
Alt 27.05.2014, 15:24
Carora Carora ist offline
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Ausrufezeichen Für immer eingeschlafen...

Ihr Lieben,
Liebe Jacqui1979,
Lieber hermannJohann,

vielen vielen Dank für eure lieben Worte. Daran, dass ich so lange nicht geschrieben habe, konnte man zweierlei Dinge erkennen: es gab nicht viel neues, es ging schleichend bergab. Vor einem Monat musste der Opa plötzlich mit akuter Atemnot ins Klinikum, er wurde auf die Intensiv verlegt, dann sehr schnell auf die Palliativstation. Es hieß, er würde sterben, aber dem war nicht so - im Gegenteil, er hat nochmal Kraft geschöpft, hat sogar wieder gegessen und getrunken (zuvor hat er einige Tage gar nichts mehr gegessen) und konnte wieder nach Hause.

Letzte Woche dann, es ist genau 7 Tage her, ist der Opa meines Freundes zusammengebrochen und kam wieder ins Krankenhaus. Die Ärzte sprachen Klartext: man kann seinen Kreislauf irgendwie stabilisieren, aber es wäre nur ein Verlängern um Stunden. Die Oma, die Mutter und mein Freund haben sich einstimmig dagegen entschieden und er hatte dann Morphium, wurde beatmet, aber sein Blutdruck wurde eben mit jeder Stunde schwächer, sein Puls peripher irgendwann nicht einmal mehr messbar.
Alle Angehörigen hatten noch einmal die Gelegenheit sich zu verabschieden, sogar seine Urenkel waren nochmal da und er hat sogar noch reagiert, man konnte es am Blutdruck erkennen, als man mit ihm geredet hat, ihm einen Kuss gegeben hat und man Abschied genommen hat. Sogar ein Lächeln hat er noch versucht.
Noch am Abend ist er dann sehr sehr friedlich eingeschlafen, ohne Leiden, ohne Atemnot, ohne Schmerz.

Auf seinem Gesicht blieb ein erlöster, man mag fast sagen glücklicher Gesichtsausdruck zurück.

Der Schmerz ist groß, es bleibt eine Lücke - aber wir sind froh, dass sein letzter Wunsch erfüllt wurde, denn einige Tage zuvor sagte er, wie unendlich groß seine Furcht ist zu ersticken. Er hatte so große Angst vor dem "Akt des Sterbens", nicht vor dem tot Sein an sich, denn dazu sagte er: "dann sehe ich meine Mutter endlich wieder."
Auch sagte er, dass es keinen Wunsch gibt, den er sich im Leben nicht erfüllen konnte. Es war also "nur" die Furcht vor einem qualvollen Ende, die ihn so lange am Leben hielt, und wir sind alle wahnsinnig froh und unendlich dankbar, dass ihm das erspart blieb und er einen so würdevollen Tod hatte, ein so "sanftes" Einschlafen.

Wir sind dankbar für die Zeit, die wir mit ihm hatten, die vielen glücklichen Momente und er lebt in unserer Erinnerung weiter.


Herzliche Grüße,

Carora
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  #11  
Alt 30.05.2014, 21:21
Benutzerbild von Alter Stassfurter
Alter Stassfurter Alter Stassfurter ist offline
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Beiträge: 125
Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Servus Carora,
ich habe eben deine Zeilen gelesen und wurde mit dem Letzten Schreiben an meine Mutter erinnert.
Ihre Diagnose HCC bekam sie, glaub ich im Januar 2014...sie war unglaublich stark und selbstbestimmt...ich war so gut wie jeden Tag bei ihr, brachte Essen, quatschte mit ihr, machte Pläne für Kurzreisen in den Harz, meine Kleine (wird bald 20) war auch sooft es ging bei Oma...naja...dann ging es rapide bergab...kannst ja die Geschichte nachlesen...
Unser Ziel bei Allem war es und es ist uns "gottseidank" vergönnt gewesen, die Mutter würdevoll und in unserem Beisein gehen zu lassen.

Ich wünsch Dir und Deinen Lieben ganz viel Kraft,für das,was nun noch kommt...

wir setzen unsere Mutter am Mittwoch im engsten Familienkreis bei...und kommen dann hoffentlich etwas zur Ruhe...
LG Ronald
__________________
Man muss mich nicht mögen, aber man sollte mich respektieren!
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hilflosigkeit, schuldgefühle, trauer


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