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Alt 06.09.2014, 11:49
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

31.08.1973 - 31.08.2014 ....

41 Jahre wären es geworden. 41 Jahre verheiratet. Es wurden nur 34 1/2 Jahre.

Seit 6 1/2 Jahren bin ich nicht mehr verheiratet. Ihr Tod hat uns geschieden. "Bis dass der Tod euch scheidet" hieß es damals. Wer denkt denn wirklich daran? Wohl kaum jemand. Ja, gut, für ein kurzen Moment vielleicht. Es ist jedoch lediglich ein winziger, kleiner schwarzer Fleck, kaum zu sehen auf dem Glücksteppich, dafür jedoch ganz leicht und nur all zu gerne zu übersehen.

Nichts ist vergessen. Die Stationen, das Auf und Ab. Überall gibt es Höhen und Tiefen. Wir waren schließlich keine Engel. Höhen und Tiefen hielten sich die Balance. Verändert hatte sich die Liebe: von naiv-stürmisch-jung zu groß und stark. Wir hatten es geschafft und standen kurz vor dem Ziel, zusammen alt zu werden. Dann, 2006 ... der Anfang vom Ende.

Ende Februar 2008. Total aus der Spur, alleine. Eine nur noch halbe Portion baute Mauern um sich, eine höher als die andere. Nur, um sie dann wieder ein zu reißen und neu zu stellen bis ein kluger Mensch mir riet, doch Türen ein zu bauen. So konnte ich vorsichtig wieder nach draußen schauen und auch wieder Menschen hereinschauen lassen. Zunächst zaghaft und so manches hat mich erschreckt, so dass ich die Türen auch wieder zu machte. Doch immer öfter konnte ich sie aufstehen lassen, selbst in dunkler Nacht.

Es galt viele Balancen zu finden. Zwischen früherem Leben und heute. In mir selbst zwischen Trauer und Lebenswille. Die schmerzliche Erinnerung und den schönen Dingen der Vergangenheit, die es Beide zu bewahren galt: was hat mehr Gewicht? Zwischen grausamer Krankheit und Tod und dem Leben, das sie führen durfte in 56 Jahren. Zwischen tausend Fragen und den Antworten darauf. Fragen, die man beantworten kann und solchen, auf die es keine Antwort gibt. Zwischen leben und warten. Zwischen lachen und weinen.

Meine Frage war, in welche Richtung will ich graben im tiefen Loch: nach oben ans Licht oder nach unten oder will ich einfach sitzen bleiben? Sitzenbleiben war keine Option, denn von oben bröckelt bereits Erde herab. Nach unten graben ist ein Weg ohne Wiederkehr.

Bis dann das Leben mir ein Geschenk anbot, das es selten anbietet. Ich habe es mit Freuden angenommen. Die Trauer ist damit nicht zu Ende. Sie ist mir ein verlässlicher und vertrauter Freund geworden, der die Erinnerung wach hält. So seltsam es auch klingen mag: es ist genau dieser Freund, der mich zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt.


Alles Liebe,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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