Adenocarzinom, pleuraerguß, eitrig, MRSA

[acoesfeld]

Hallo an alle,
auch ich lese schon eine weile hier mit. Mein Mann hat ein Adenocarzinom, linker Lungenunterlappen, inoperabel. T3N3M1b
Die Diagnose kennen wir erst seit Mai, er war zur Grunduntersuchung in der Essener Ruhrlandklinik und ist dann zur Chemo hier nach Dortmund in das Knappschaftskrankenhaus gegangen.
Seine Chemo ist Cisplatin mit Alimta.
Nach der ersten Chemo wurde ein CT gemacht und gesagt, der Krebs sei ein bischen kleiner geworden. Jetzt hat er die 2. Chemo hinter sich.
Er bekam das Anti-Kotz-Mittel EMEND, hat auch super gegen Brechen gewirkt aber als Nebenwirkung 24-STunden- Schluckauf. Die Hölle.
Jetzt ist das weg und nun kommt schon der nächste Hammer.
Er hat sowieso einen sog. nachlaufenden Pleuraerguß. DH. alle 7-10 Tage einmal zur Punktion bitte.
Bis jetzt ohne Probleme.
Sonntag sagt er, daß er keine Luft mehr kriegt und wir natürlich in die Notaufnahme. Ergebnis. 2 Liter Eiter.
sofortige Dauerdrainage, Antibiotika, seit gestern bekommt er eine laufende Spülung der Pleura und das, was abgeht, sieht auch schon etwas heller aus.
Aber dann kam heute morgen der Schocker - Verdacht auf MRSA!
Mein Mann - und ich - sind total geschockt und fertig.
Ich kann im Moment nur ganz schlecht damit umgehen. Bin selber Krankenpflegehelferin und in der ambulanten Pflege tätig, aber ehrlich, wenn es einen persönlich trifft, vergißt man alles und hat nackte Panik.
Er sollte operiert werden, um den ganzen Eiter und die Entzüngung chirurgisch zu entfernen. Hat er jetzt MRSA, ist das nicht möglich.
Echt zum K.....en.
Diese Achterbahn der Gefühle ist das Schlimmste.

Puh, das war ein langer Artikel, aber wie so viele von euch schon geschrieben haben, es tut gut.

hat von euch hier schon mal jemand MRSA gehabt unter Chemo?
Freue mich über jede Reaktion, brauche ein wenig Mut und Kraft.

LG Angelika

[Lumine]

Hallo Angelika,

es ist gut, dass du hierher gefunden hast (auch wenn der Anlass kein schöner ist) und ich heiße dich ganz herzlich willkommen.

Ich muss gestehen, dass ich erst den Begriff "MRSA" googeln musste, um zu wissen, um was es genau geht (relativ). Bei der Googelei bin ich auf folgenden Link gestoßen:
http://www.onmeda.de/krankheiten/mrsa_infektion.html
Du schreibst, dass du selbst in der Krankenpflege tätig bist und da kam mir sofort folgender Gedanke: könnte es eventuell sein, dass du den Erreger trägst (er bricht ja bei gesunden Menschen nicht aus!) und ihn deinem Mann übertragen hast (siehe Link); durch die vorangegangene Chemo ist sein Körper (speziell die Abwehr) ja stark beeinträchtigt.

Ich habe auch ein Adenocarzinom; eigene Erfahrungen mit MRSA habe ich nicht, ich wollte dir nur spontan meine Gedanken (bzw. Befürchtungen) schreiben, damit ihr auch in diese Richtung denkt und eventuelle Maßnahmen ergreift (falls das noch nicht geschehen ist).

Dir und deinem Mann wünsche ich alles, alles Gute und ganz viel Kraft. Glaub' mir, ein gutes Team ist sehr stark und kann "Berge versetzen" ... ich weiß das aus eigener Erfahrung.

Ganz liebe Grüße,
Christa

[acoesfeld]

Danke für deine Antwort. Ja, daran hab ich auch gedacht und mich morgens vorsorglich auch testen lassen. ergebnis kommt leider erst freitag bzw. montag.
Aber auch Entwarnung. Mein Mann hat kein MRSA (den sog. Krankenhauskeim, gegen den fast jedes Antibiotikum machtlos ist).
Die Schwestern haben Abstriche bei meinem Mann gemacht, um zu dokumentieren, daß er "kein" MRSA hat. Irgendjemand hat das falsch verstanden und die sind dann morgens voll vermummt in sein Zimmer rein, ohne ihn darüber aufzuklären, was das ganze soll. Er hört beim Rausgehen der Schwestern, hey, vorsicht, hier liegt ein MRSA-Patient. Toll. Mein Mann schiebt Panik ohne Ende. Und völlig grundlos. War gestern stinksauer und hab das Pflegeteam runtergeputzt. Also Kommunikation echt mies.
Naja, der Arzt war aber sehr nett und hat sich für das Schlamassel entschuldigt.
Da mein Mann frei von diesen Keimen ist, ist er heute nach Herne in die Thoraxklinik Dr. Hecker verlegt worden. Und schon operiert.
Es geht ihm gut, er fühlt sich dort sehr gut aufgehoben und umsorgt. Seine Stimme war heute abend schon sehr kräftig und nicht mehr so mutlos und depressiv gestimmt. (Durfte ihn auf Intensivstation anrufen. Die Schwestern dort sind sehr nett.)
Ich bete, daß diese OP (Thorakotomie, chir. Ausräumen der Pleurahöhle von hoffentlich sämtlichen entzündlichen prozessen und Eiterherden) den gewünschten Erfolg hat.
Und er diese blöde Dauerdrainage endlich los ist.
Mehr weiß ich leider noch nicht, vielleicht konnten sie auch eine Verklebung durchführen und dann ist er das Wasser nachlaufen auch erst mal los.

Freu mich jetzt auf Morgen früh, mal sehen, wie er die Nacht überstanden hat.

Gute Nacht
Angelika

[Lumine]

Hallo Angelika,

das hört sich doch alles schon Mal nicht schlecht an.

Bei mir haben sie 3 Wochen vor der großen Tumor-OP auch eine Thorakotomie gemacht, weil (wie sich später herausstellte) durch eine übergangene Rippenfellentzündung irgendwelche Ablagerungen auf dem CT nicht klar zu definieren waren und man annahm, dass eventuell eine Pleurakarzinose vorliegt; in dem Fall hätte der Tumor dann nicht operiert werden können und es wäre direkt mit Chemo losgegangen.

Dass eine Verklebung bei deinem Mann stattgefunden hat, nehme ich eher nicht an, denn das hätte man ihm beim Aufklärungsgespräch vorab schon gesagt bzw. in Erwägung gezogen. Oder wurde das bei der Aufklärung erwähnt?

Ich wünsche dir und deinem Mann alles Gute und schicke euch viele Grüße,
Christa

[acoesfeld]

stimmt, eine verklebung ist noch nicht gemacht worden, aber weiter im Gespräch.
War heute morgen bei ihm, er fühlt sich schmerzfrei (durch Medis, klar), ist aber wesentlich fitter und frischer als noch vor 2 Tagen.
7 Tage lang wird jetzt jeden Tag etwas gespritzt gegen Koagel (Blutklümpchen) und nach 2 Stunden alles wieder gesppült. Und dann, wenn das alles gut verlaufen ist, kann man über eine Verklebung nachdenken.
Naja, bin jedenfalls erstmal beruhigter als noch vor Tagen.
Leider ist bei meinem Mann keine OP mehr möglich. Und ob er weiter eine chemo bekommen kann, weiß ich nicht. Jedenfalls muß dieser Infekt erstmal ganz aus dem Körper raus.
Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben, wer weiß, vielleicht gibt es ja manchmal kleine Wunder, eigentlich ist mein Mann ein Sonntagskind.
Meine Tochter hat einen coolen Spruch gefunden:
"Wer in der Scheiße sitzt, sollte den Kopf nicht hängen lassen"
Wie wahr!
Jedenfalls danke für deine Unterstützung. Und dir weiterhin viel Kraft für deine eigene Zeit.
LG Angelika

[Lumine]

Hallo Angelika,

schön, dass der Eingriff so problemlos verlaufen ist und es deinem Mann schon wieder besser geht.

Wenn der Infekt aus dem Körper 'raus ist, wird es sicher eine auf ihn abgestimmte Chemo und/oder Bestrahlung geben. Über die Verklebung habe ich während meiner beiden Klinikaufenthalte (HSK, Wiesbaden) viel gehört (Positives wie Negatives) und auch Patienten kennengelernt, bei denen eine Verklebung gemacht wurde. Hier solltet ihr euch richtig gut "aufklären" lassen (vielleicht sogar eine zweite Meinung einholen) und das Für und Wider gut abwägen.

Viele Grüße euch beiden und weiterhin alles Gute,
Christa

[acoesfeld]

Meinem Mann geht es besser. Heute hat ihm der Arzt gesagt, daß der Keim nicht mehr nachweisbar ist. Und es werden alle Drainageschläuche gezogen.

problem im moment ist nur, der HB-Wert liegt nur noch bei 7.9. so daß er wahrscheinlich noch eine Blutkonserve bekommen wird.
Und sein CRP-Wert ist immer noch extrem hoch.
naja, eine Pflasterallergie hat er auch noch, seine Haut ist an der Stelle stark gerötet, erwärmt unddie Stelle ist ganz hart. Aber der Arzt meint, er bekommt ja immer noch Antibiotika und die wirken auch in den Weichteilen, also etwas Geduld.
Immerhin war heut ein guter Tag. Der Appetit kommt wieder, ich bekomme schon wieder freche Ansagen und er muß viel laufen. Was er wohl nach eigener Aussage auch tut.
Ich bin froh und dankbar für jeden guten Tag - ohne Luftnot, ohne Schmerzen, mit appetit und all den kleinen Dingen, die noch Freude machen.

bis bald
lg angelika

[Lumine]

Hallo Angelika,

das sind ja gute Nachrichten. Über die "frechen Ansagen" mußte ich sogar ein bisschen schmunzeln.

Gibt es denn schon einen Therapieplan für die nächsten Wochen? Chemo? Verklebung? Laut Tumorklassifikation gibt es (eine) Metastase(n) = T3N3M1b?

Ich wünsche euch alles Gute für die weiteren Behandlungen.

Liebe Grüße,
Christa

[Monika Rasch]

Laut Tumorklassifikation gibt es (eine) Metastase(n) = T3N3M1b?

Ich denke, dass der nachlaufende Pleuraerguss ein Zeichen für eine Metastasierung ins Lungenfell ist.
Wenn eine andere Metastase vorhanden wäre, wäre sicher schon darüber gesprochen worden.

[Lumine]

Ich denke, dass der nachlaufende Pleuraerguss ein Zeichen für eine Metastasierung ins Lungenfell ist.
Wenn eine andere Metastase vorhanden wäre, wäre sicher schon darüber gesprochen worden.

Nicht unbedingt. Ich hatte auch einen Pleuraerguss, aber mein Lungenfell war "tumorfrei"; es wurden nur "Ablagerungen" einer vorangegangenen Entzündung (Bronchitis o.Ä.) gefunden.

[Monika Rasch]

es wurden nur "Ablagerungen" einer vorangegangenen Entzündung (Bronchitis o.Ä.) gefunden.

Ja , sicher kann ein Pleuraerguss auch durch so etwas entstehen.
Interessant wäre, ob es einen Test auf Tumorzellen im Pleuraerguss gegeben hat.
Und es würde das M1 erklären.

[acoesfeld]

Danke für eure Antworten.
Also, das M1b steht für maligne Zellen im Pleuraerguß und es gibt einen denkbaren Anhalt für einen kleinen Bereich im Os sacrum (ist glaub ich das steißbein). Da war wohl im Knochenszinti eine Auffälligkeit.
Mehr ist bisher nicht bekannt und auch nicht weiter untersucht.
Jetzt sind alle Schläuche aus seiner Figur heraus. Er kann endlich mal wieder auf der Seite liegen.
Die Blutwerte sind im Moment ziemlich ok, eine Bluttransfusion hat er noch nicht bekommen wegen zu niedrigem HB-Wert. Scheint sich wohl wieder normalisierter zu haben.
Allerdings ist sein CRP-Wert extrem hoch. Also ist immer noch eine Entzündung irgendwo vorhanden.
Sie haben heute nochmal das Antibiotikum gewechselt. Mein Mann reagiert extrem auf braunes Pflaster mit Hautallergie. Diese Hautstelle wird knallrot, dicklich, und ziemlich fest. und natürlich riesig im Ausmaß.
Bis jetzt konnte noch kein Arzt sagen, was das eigentlich ist. Eine oberflächliche Hautentzündung, eine Allergie oder sonstwas. Er muß kühlen und das Antibiotikum soll helfen.
Naja, mal sehen.
Einzig die Verhärtung im NIerenbereich seitlich macht mir Kummer.
Also weiter vieel Geduld aufbringen
Ich habe aber die Hoffnung, daß ich ihn am Wochenende nach Hause kriege.
Mir fehlen die Kuscheleinheiten, wenn ihr versteht.
Wir haben im Juni unsere Silberhochzeit gefeiert. Das war superschön und er hat toll durchgehalten. Ich hab ein Video davon und manchmal schaue ich es mir an. Da war er noch gut dabei , jetzt ist er dünn geworden, knochiger.
Aber ich lieb ihn immer noch wie am ersten Tag.
An diesem Gefühl hat sich bis heute nix verändert.
Meine Kinder (19 und 24 Jahre alt) sind ganz toll. Und wir haben ganz liebe Freunde, bei denen ich mich bzw. wir alle gegenseitig, so richtig ausheulen kann.
Darauf bin ich ganz einfach stolz. (Wollte ich nur mal so loswerden.)

Lieben Gruß
Angelika

[Lumine]

Hallo Angelika,

das hört sich schön an ... ihr seid ein tolles Team und Liebe versetzt bekanntlich Berge.

Mein Mann und ich haben dieses Jahr (im November) auch unser 25-jähriges und ich kann wirklich sagen: ohne ihn, seine Überzeugungskraft und Unterstützung hätte ich es nicht geschafft, die Diagnose und die anschließenden Therapien zu verkraften.

Dir und deiner Familie alles Liebe,
Christa

[acoesfeld]

hallo an alle

mein Mann kommt Dienstag nach Hause, Juchheee

alle Keime sind schwuppdiwupp weggelaufen,
er ist vieeeel positiver gestimmt.
Heute kommt noch ein MRT Kopf hinzu, und ich sollte den Bericht aus der Ruhrlandklinik mitbringen, weil dort etwas von Knochenmetas steht, sie aber bisher nix finden konnten. Sein Bauchraum ist auch Meta-frei. Die Lunge ist soweit ok, das heißt, kein Wasser nachgelaufen. (Boah, wär das geil, keine Piekserei mehr). Seine Blutwert sind auf einem guten WEg, sein HB zwar niedrig, aber er braucht keine Konserven.
Jetzt brauch ich ihn nur noch aufzupäppeln und hab ihm alle Kraftnahrung der Welt versprochen. (Er zittet, wenn er einen Löffel hält - hab ihn nur dran erinnert, bei Parkinson würde er noch mehr zittern und das das alles auch wieder weg geht.)
Ich weiß gar nicht, wohin mit meiner guten Laune. Endlich mal so richtig gute Nachrichten.
Ich habe mir letzten FReitag zusammen mit meiner Tochter und ihrer Freundin einen Ausflug in die ZOOM Erlebniswelt gegönnt. Das Wetter war schön, einmal wieder so richtig Kraft und gute Laune tanken. Gestern war ich bei meiner Freundin auf dem Geburtstag und konnte mal gute Nachrichten verkünden. Also mal ein richtig schönes Wochenende.
Ich freu mich so riesig drauf, daß er Dienstag rausdarf, das ich schon wieder ein wenig Angst habe, das noch irgendetwas dazwischen kommt.
Was sagt mein Sohn dazu: Mama hier in diesem Haus ist nur Optimismus gefragt, also lass das Grübeln und freu dich. Es kommt so, wie es kommt. Und egal was kommt, wir schaffen das. Ich liebe ihn für seine Einstellung. Er ist 19 Jahre jung und meine Optimismuskraftquelle.
Ich schreib bestimmt grad den größten Blödsinn zusammen, aber ich freu mich so dolle. Ihn endlich mal wieder richtig in den ARm zu nehmen , ihn zu spüren, ach, einfach alles.

DAnke euch allen für eure lieben Worte. Ich bin nicht so oft hier im netz, aber es ist soooo schön, antworten zu bekommen.

Bis die Tage, ich wünsch Euch allen ganz viel Kraft und Mut für alles, was noch auf uns zukommt.
Und feier deine Silberhochzeit. Ich bin so froh, daß wir das geschafft haben und ich habe gestern noch ein ganz tolles Foto nur von meinem Mann bekommen, wo er lacht und richtig glücklich aussieht.
Angelika

[Monika Rasch]

Liebe Angelika,
ich freu mich so mit Dir.

Meine Schwester hatte heute auch ein CT- Thorax und Abdomen....
und auch da ein Grund zum jubeln.
Nix dazugekommen !