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  #1  
Alt 23.01.2010, 20:00
susaloh susaloh ist offline
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Standard "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Ich muss meine Gedanken hier einmal loswerden, mit denen ich mich seit Wochen herumquäle, ich hoffe, es ist okay und ich ziehe niemand runter.

Ich habe alles über die Tumormarker hier und woanders gelesen und zur Kenntnis genommen. Außerdem haben es mir mindestens 4 Ärzte (meine FÄ, meine Schwester und 2 Ärzte bei einem BK-Symposium) überzeugend versichert: Wie wenig aussagekräftig die Tumormarker seien, dass man sich nicht verunsichern lassen solle durch sie. Und das mein CA-15-3 sich noch im Normalbereich befinde. Etcetera etcetera.

Aber mit Vernunft ist meiner Psyche scheinbar nicht beizukommen. Meiner nächsten Nachsorgeuntersuchung sehe ich entgegen wie einer Gerichtsverhandlung, bei der mein sicheres Todesurteil verkündet werden wird. Ich zähle die Tage und Stunden, während derer ich mich noch als "geheilt" betrachten darf. Drei Jahre, drei perfekte, gesunde Jahre liegen hinter mir. Ich durfte mich fühlen wie all die anderen, normalen Mensch, für die es keinen Grund gibt zu zweifeln, dass sie 75, 82 oder 104 Jahre alt werden KÖNNEN. Drei Jahre kein Verdacht, kein einziger Fehlalarm, nichts. Drei Jahre lang ist es in jeder Hinsicht mit mir bergauf gegangen, körperlich, beruflich, psychisch, mir geht es besser denn je. Wie werde ich damit umgehen können, wenn das alles sich als Illusion herausstellt?

Bis Freitag in zwei Wochen ist die Welt noch in Ordnung. Danach wird - voraussichtlich, wie ich im Moment meine, - alles anders sein. Natürlich weiß ich, dass der erste Schock vorbei gehen wird und ich auch mit Metastasen leben können werde, vielleicht sogar nochmal einige gute Jährchen haben werde. Aber das Ende wird ABSEHBAR. Das ändert alles, oder?

Mein stinknormales Alltagsleben, leistungsorientiert, diszipliniert, gut durchorganisiert, ohne große Sorgen, mit viel, heißgeliebter Arbeit und viel Sport - dieses kostbare, stinknormale Leben, wird von dem Moment, wo ich erfahren werde, dass der Tumormarker weiter gestiegen ist, dann für immer vorbei sein. Untersuchungsmarathon, Eierstock-OP, Bisphosphonate, Aromatasehemmer, das vierteljährliche Bangen, dass die Lage sich verschlimmert hat, das wird die erste Phase sein. Die darauf folgenden Phasen male ich mir noch gar nicht aus. Das ist es auch nicht, ich denke noch nicht an das Sterben als solches. Ich werde natürlich kämpfen. Ich werde sogar fröhlich und enthusiastisch kämpfen, weil das so meine Art ist. Aber trotzdem wird alles anders sein als jetzt, in diesem kostbaren Moment, wo ich noch glaube, alles ist gut.

Werde ich weiterhin begeistert meine Ausdauer und meine Muskeln trainieren wollen, wenn ich weiß, dass es mit meinem Körper von nun an bergab gehen wird? Wird es mir weiterhin Spaß machen, mir schicke Klamotten und Kosmetika zu kaufen, oder werde ich mich bei jeder Anschaffung fragen, ob sie sich "noch lohnt"? Werde ich noch einfach entspannt und froh sein können, oder wird die Trauer um mein verlorenes Leben mein ständiger Begleiter sein?

Ich sehne den verdammten Termin inzwischen regelrecht herbei, ich kann diese meine Gemütshaltung wirklich langsam nicht mehr ertragen.

Geändert von susaloh (23.01.2010 um 20:07 Uhr)
  #2  
Alt 23.01.2010, 20:37
Benutzerbild von suze2
suze2 suze2 ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

hallo susaloh,
ich glaube, ich kann gut verstehen, was in di vorgeht. hatte ähnliche - ja sogar sehr ähnliche - gefühle, als bei mir einmal die lunge und einmal der TM nachkontrolliert wurde. und auch sonst ist nachsorge so eine achterbahn.

genau das, das in einem tag "alles" anders ausschauen kann, dieser gedanke macht mir immer wieder angst, entsetzte mich bisweilen geradezu.

irgendwo las ich, dass dieser gedanke, diese angst etwas dmit zu tun hat, dass wir ja genau das erlebten, also ein "trauma" davon getragen haben (die mitteilung einer krebserkrankung ist ein traumatisierendes ereignis). und dieser schock - dieses trauma - lässt uns fürchten, dass dich das wiederholen könnte.
mag stimmen, denke ich, und zugleich gibt es ja wirklich diese gefahr.
also ist es beides, der nachwirkende schock und die erkenntnis, dass eben wirklich so etwas möglich sein kann, dass es keine sicherheit gibt.

du bist sicher nicht allein mit deiner angst!

ich wünsch dir, dass die nachsorge entwarnung ergibt.

alles gute und einen lieben gruß
suzie
__________________
seit 2005 bin ich ein angsthase

Geändert von suze2 (23.01.2010 um 20:40 Uhr)
  #3  
Alt 23.01.2010, 20:38
Benutzerbild von kulant35
kulant35 kulant35 ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Hallo Susaloh,

ich kann deine Gedanken und deine Gefühle voll und ganz nachvollziehen. Mir geht es ähnlich wie dir. Bei mir wurde im Mai 2007 BK festgestellt. Ich wurde zweimal brusterhaltend operiert und danach das "volle Programm", 6 x Chemo, 35 Bestrahlungen und seit Dez. 2007 Tamoxifen.

Alle drei Monate gehts zu meinem FA zur Kontrolle. Anfang letzten Jahres ging es mir psychisch so schlecht, dass ich zum Psychologen gehen mußte. Depressionen! Und das ich, wo ich immer, trotz meiner Erkrankung ein positiv denkender Mensch war.....

Am Montag den 25.1. steht wieder eine Kontrolluntersuchung an. Obwohl es mir eigentlich körperlich gut geht, hab ich unheimliche Angst davor. Du bist also nicht allein mit deinem Probelm.

Liebe Grüße
Evelin
  #4  
Alt 23.01.2010, 20:52
Janny1966 Janny1966 ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Liebe Susaloh,
ach, wie gut kann ich Deine Gedanken nachvollziehen. Ich wünschte mir nichts mehr, als wenigstens ein paar Jahre nach der Diagnose zu leben und davon auszugehen, dass ich geheilt bin. Leider sind bei mir schon bei der Erstdiagnose Metastasen festgestellt worden. Was soll ich sagen: Man lebt auch damit weiter. Man kämpft gegen die Statistik, gegen Nebenwirkungen und wenn man Glück hat, genießt man das Leben trotzdem oder besser: jetzt erst recht. In den ersten Wochen gabe ich mich auch gefragt: Lohnt sich der Kauf einer Winterjacke überhaupt noch? Jetzt habe ich - auch dank Medikamente, warum auch nicht - eine sehr positive Einstellung. Ich plane, als ob mein Leben ewig dauert, gönne mir Vieles und mache jeden Tag zu einem besonderen Tag. Dennoch bin ich oft wütend, dass mir eben die Zeit genommen wurde, in der ich die Krebs besiegt zu haben glaubte. Ich hätte gerne aus der Krise gelernt und mein Leben geändert. So wie es heute lebe, aber eben ohne die Gewissheit, dass es sehr, sehr begrenzt ist.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass die nächste Untersuchung ohne Befund ist. Glaube fest daran und versuche Dir erst dann Gedanken zu machen, wenn es soweit ist.
Alles Liebe
Janny
  #5  
Alt 23.01.2010, 21:12
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Liebe Susaloh,
ich bin aus einem anderen Forum, aber ich kenne die Gefühle, die einem durch den Kopf gehen, wenn aus einem "geheilt " ein "unheilbar" wird. Mein Mann war geheilt vom Lymphdrüsenkrebs. Es ging ihm gut, wir schöpften gerade wieder Mut und wir waren sicher die schlimmste Zeit unseres Lebens hinter uns zu haben, als er plötzlich aus heiterem Himmel die Diagnose Glioblastom bekam. Ein sicheres Todesurteil. Prognose statistisch unter 2 Jahren.

Wie geht man damit um? Ich hoffe zuersteinmal, Du wirst es nicht müssen und alle Deine Sorge entpuppt sich als unnötig.
Doch wenn es so ist und auch wenn man es im Augenblick des Schocks für unmöglich erachtet... man lernt auch damit zu leben. So seltsam es klingt, aber die Psyche gewöhnt sich an alles, sogar an die Diagnose "unheilbar". Das Leben geht weiter und irgendwann schiebt sich der Gedanke mehr in den Hintergrund. Er ist nie ganz weg (das wäre wohl auch zu viel verlangt), aber tut nicht so weh. Bei meinem Mann ging das sogar schneller, als bei mir, dabei ist er der Betroffene.

Ich denke so richtig wird uns der Gedanke auch erst wieder einholen, wenn das Rezidiv kommt. Doch bis dahin denken wir nicht. 3 Monate planen wir noch unser Leben im Voraus, alles was danach kommt ist graue Theorie.

Ich wünsche Dir alles Gute und dass Du von Deinem Termin völlig gesund und ohne Sorgen wiederkommst!
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
  #6  
Alt 23.01.2010, 21:45
R.Koehler R.Koehler ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Liebe Susaloh,

ich komme mit meiner Diagnose überhaupt nicht zurecht. 10 Jahre galt ich als geheilt und nun plötzlich nicht mehr! Ich war regelmäßig zur Nachsorge und immer war alles in Ordnung bis zum November 2007, als ich unter der Achsel auf der Gegenseite der befallenen Brust einen vergrößerten Lymphknoten tastete. Er wurde erst als gutartig eingetsuft und plötzlich im Januar 2009 war er 4cm groß und bösartig! Versagen der Ärzte? Ich verstehe die Welt nicht mehr, dazu fanden sie noch Rezidive in der schon operierten Brust. Diese wurde im Februar 2008 abgenommen.
In letzter Zeit steigen meine Tumormarker kontinuierlich an und meine Arlamglocken läuten. Ich kämpfe jetzt um eine PET- Untersuchung. Die Angst lässt mich nicht mehr los! Zur Zeit nehme ich Antidepressiva und trotzdem habe ich Angst! Mein Leben ist total aus den Fugen geraten. Man hofft und hofft!
Mal sehen wie es weiter geht!

Alles Liebe
Rosi
  #7  
Alt 23.01.2010, 23:17
susaloh susaloh ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Vielen Dank für Eure Antworten!

Das mit dem Trauma kann ich mir schon vorstellen. Obwohl, eigentlich hat man doch da die Erfahrung gemacht, dass man es überwindet, dass das anfängliche Grauen und die Verzweiflung nach einiger Zeit nachlässt und man wieder normal denken und handeln kann. Aber das zu wissen, scheint gegen die Angst vor den schrecklichen Stunden DAVOR nicht zu helfen, vor dem Moment der Wahrheit, wenn die Ärztin den Mund aufmacht und....

Irgendwie ist es doch so: Das spielt sich alles im Kopf ab. Da habe ich stundenlang die Krise mit solchen Gedanken, dann schreibe ich sie auf und schon geht´s mir ein wenig besser. Und für heute bin ich dann wieder durch mit dem Thema und wende mich anderen Sachen zu.....Übermorgen dann wühlt es wieder in mir, und so weiter.....

Während der ganzen Zeit ist die objektive Wirklichkeit die, dass mir mein Körper sagt, dass es ihm spitze geht - eigentlich sind die bösen Gedanken und Ängste also Zeitvergeudung, aber man kann es nicht abstellen.

Eure Antworten sind tröstlich aber zu Andorras möchte ich noch sagen - ich hatte bisher die drei "gesunden" Jahre - nichts hätte ich mir sehnlicher gewünscht damals kurz nach der Diagnose. Ich weiß ja auch, dass ich sie total genossen habe aber komischerweise ist das rückwirkend kein wirklicher Trost, sich zu sagen, aber du hattest doch drei tolle Jahre...das ist vorbei, man will immer mehr, mehr, mehr leben.....

Liebe Grüße
Susaloh

Geändert von susaloh (23.01.2010 um 23:19 Uhr)
  #8  
Alt 24.01.2010, 01:12
parallele parallele ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Liebe Susaloh,

das hört sich so an, als hättest Du unmäßige Wünsche und als ob Du Dich selbst ein Stück verurteilst für dies "mehr" ...

Ich weiß ja auch, dass ich sie total genossen habe aber komischerweise ist das rückwirkend kein wirklicher Trost, sich zu sagen, aber du hattest doch drei tolle Jahre...das ist vorbei, man will immer mehr, mehr, mehr leben.....

Es ist doch der Wunsch, der Schrei danach, einfach nur "normal" zu leben, einer unbefangenen langen Lebensdauer entgegen, wie wir alle es uns vorstellen, einem statistischen Mittelwert oder darüber hinaus, wenn das Glück es will. Und der gesunde Mensch ohne den Schock, das Trauma Krebsdiagnose, glaubt an sein statistisch herrlich langes Leben - ganz unabhängig von möglichen plötzlichen Einschnitten durch Unfall, Herzinfarkt, Schlaganfall ...

Es ist uns eine Unbefangenheit, eine Unschuld dem Leben gegenüber verloren gegangen.

Aber es gelingt, wie es Dir ja auch ergangen ist, wieder positiv sein Leben in die Hand zu nehmen, optimistisch zu sein, ein gutes Leben zu haben - bis auf solche Einschnitte. Nachsorgetermine, unklare Befunde. Dann ist die Angst wieder da. Es ist wohl nicht nur die Reaktion der Psyche aus heiterem Himmel. Es steht da ein Wert, der Böses bedeuten kann. Oder auch nicht, weil er lt. den Fachleuten nicht so aussagekräftig ist. Aber manchmal doch Bedeutung hat, man kennt da diese oder jene, denen das geschah ... oder hat von Frauen gehört, gelesen ... Und die anstehende Untersuchung wird zum drohenden Ereignis, das dies "unheilbar" mit sich bringen kann. Oder auch nicht. Und in dieser Gedankenmühle geht es mir wie Dir, die noch verbleibenden zwei Wochen sind gar nicht mehr zu den frohen zu zählen, die sind belastet, es soll nur noch schnell der Tag X kommen, damit endlich KLARHEIT ist. Denn das drohende mögliche Unheil bohrt und wütet, eine Lösung liegt nicht in unserer Hand, es gilt nur zu warten. Nach der Diagnose kann man aufatmen, Felsbrocken von der Brust - oder aber die Ärmel hochkrempeln und alle Kraft sammeln für den Kampf.

Bis zum Termin: ablenken. Die Gedanken woanders hinlenken. So gut das geht. Du hast da sicher Deine Methoden. Das Aufschreiben, sagst Du und hast Du erfahren, die Ängste formulieren, ist eine. Damit, das kenne ich auch so gut, ist schon ein Stück losgelassen, ist dem Diffusen etwas vom Nebel genommen.

Mir tun in dieser Situation (Ende des Monats bin ich auch wieder "dran") Menschen gut, liebe Menschen um mich. Und Musik. Vielleicht auf den Crosstrainer gehen und den Anteil WUT, der auch in mir ist, runterstrampeln. Dies Fallen aus dem Gesunden ist wie ... Betrug, so kommt es mir vor, so höre ich es auch raus bei Dir, betrogen. Sich betrogen fühlen, alles war nichts wert, wenn es doch jetzt wieder weggenommen wird. Die drei Jahre Gesundheit - sind sie nicht wie ein Versprechen gewesen? So stelle ich es mir vor. Gefühlswirrwarr. Kaum mit dem Verstand beizukommen. Liebe Menschen also, kurz die Ängste ansprechen, und dann von etwas ganz anderem reden. Zusammen kochen. Essen. Lachen. Jede Stunde, die ich nicht an das kommende mögliche Schreckliche denke, zählt doppelt!


Ich wünsche Dir von Herzen ein gutes Ergebnis!

die parallele
  #9  
Alt 24.01.2010, 01:29
Sylvie M. Sylvie M. ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Hallo liebes Forum, liebe Susaloh,

ist es nicht so, dass die Zeit, die nach dem traumatisierenden Ereignis (Diagnose) vergangen ist, auch die Ängste nimmt? Drei Jahre ist eine lange Zeit. Ich hatte meine Diagnose auch vor 3 Jahren, dann eine Ablatio und keine weitere Behandlung. Mit jeder Nachsorgeuntersuchung wurde meine Angst weniger, weil immer mehr Gras über die Sache gewachsen war. Ich war mir ziemlich schnell sicher, dass es mich nicht mehr trifft. Nach 2 Jahren Ruhe kam dann ein Verdacht nach dem anderen. Seither bin ich auch ziemlich aufgewühlt, mal mehr mal weniger, und ich stelle fest, je aktueller ein unklarer Befund, je länger die Zeitdauer der Klärung und Kontrollen und je kürzer die Zeit zwischen den Nachsorgeterminen ist, desto stärker wird die Psyche belastet. Wenn ich die Entscheidungen, die ich in Situationen großer Angst getroffen habe, immer gleich durchgeführt hätte, hätte ich mir schon dreimal meine linke Brust abnehmen lassen. Aber ich habe dann doch immer wieder einen Rückzieher gemacht, weil die Angst wieder nachgelassen hat. Ist das nicht auch gut, zu wissen, dass mit der Zeit die Angst nachlässt? Oder ist das bei Dir / bei Euch anders?

Lieber Gruß
Sylvie
  #10  
Alt 24.01.2010, 01:58
La Femina La Femina ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Liebe Susaloh !
Meine ED war im Febr. 2004 und im Okt. 2006 fand man leider in der anderen Brust einen neuen 2. BK und leider auch gleichzeitig schon 2 Lebermetas. Zu Deiner Frage "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Uebergang: Denke mal es ist fuer jeden den es trifft erstmal der totale Schock ! War es fuer mich damals auch so. Das Leben geht aber weiter und man muss versuchen das Beste daraus zu machen. Ist natuerlich auch oft leichter gesagt als getan ! Wie meine Vorschreiberinnen schon berichteten, ist die Angst vor jeder Untersuchung immer da und das wird wahrscheinlich auch immer so bleiben. Man muss sich natuerlich auch vor Augen halten, dass durch die Angst und Panik die man vor diesen Untersuchungen hat, nichts Besser wird, im Gegenteil, es zieht uns immer mehr runter und ist negativer Stress, der wiederum nicht gut fuer Krebspatienten ist. Ich versuche mich vor diesen Nachsorgeuntersuchungen immer sehr zu beschaeftigen und abzulenken, dann vergeht die Zeit schneller! Es geht mir gut und ich bin z.Zt. (inzwischen 3 Jahre) immernoch in Vollremission und bin fuer jeden gesunden Tag dankbar ! Ich hoffe, mein Beitrag konnte Dir etwas Mut machen und Deine Aengste vielleicht etwas kleiner werden lassen !
Liebe Gruesse und ich sende Dir viel positive Energie !
Karin
  #11  
Alt 24.01.2010, 10:25
PetraK PetraK ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Hallo Susaloh und alle anderen,

auch mir geht es ähnlich wie euch, aber das liegt an etwas anderen Dingen. Ich hatte 2001 das erste Mal Brustkrebs (BET,Chemo, Bestrahlung,Tamox, Eierstockentfernung). Ich war kämpferisch und hab alles ganz gut verkraftet, nach der Bestrahlung noch eine AHB gemacht und dann wieder gearbeitet. Beruflich und privat gab es dann viele Probleme, aber bis auf diverse Zipperlein durch die Therapie und Zittern vor den Nachsorgeterminen (aber nicht sehr, ich fühlte mich ja geheilt) ging es. Dann wurde bei der Nachsorge im Mai 2009 der Verdacht auf ein Rezidiv in der gleichen Brust geäußert, der sich nach vielen Untersuchungen bestätigte (Narbenrezidiv, aber ganz andere Tumorzusammensetzung), im Juli kam die Brust ab, diesmal muß ich aber nur eine Antihormontherapie machen. Nun ist es so, dass es mir immer noch nicht wirklich schlechter geht, ich fühle mich aber als unheilbar und möchte irgendwie anders leben. Ich komm mit der Diagnose zurecht, aber meine Familie und Umwelt sehen es so, dass ich doch wieder geheilt bin und gefälligst wieder so funktionieren soll wie vorher. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, ich fühl mich irgendwie nicht ernst genommen. Ich kann gut damit leben, wenn ich vielleicht nicht mehr so viele Jahre habe, wie "Gesunde", aber ich möchte ernst genommen werden mit meinen Gedanken....
Versteht ihr das?

Liebe Grüße

Petra
  #12  
Alt 24.01.2010, 11:31
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tefnut tefnut ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Hallo miteinander,

... wie find ich mich in all euren Beiträgen wieder. Da lese ich und denke, das sind ja meine Gedanken, meine Gefühle in Worte gefasst. Meine ED war im Nov. 07- seit dem 4 OPs und 2x Verdacht auf weiteren Tumor. Letzten Freitag wurde gestanzt und es war eine Situation wie ... aus einer anderen Welt. Der Arzt war recht zuversichtlich, dass es sich um ein Fibroadenom handelt aber bei sicher kann man sich erst nach der Gewebeprobe sein. Da lag ich nun und hatte das Gefühl das alles ist ja gar nicht so wichtig, wird mehr oder weniger für die Psyche gemacht. Nicht eine Träne ist gerollt, obwohl ich so oft dachte, was wird meiner gesunden, schönen Brust hier nur angetan. Warum schon wieder diese Angst, die Warterei? Aber da ja alle recht zuversichtlich waren, habe ich mir gar nicht "erlaubt" in der Situation zu zeigen, wie´s mir geht. Die Tage danach waren wieder wie in einem Vakuum, die Zeit schien ein bisschen langsamer zu gehen. Am Mittwoch ist bei jedem Telefonklingeln der Adrenalinspiegel gestiegen, gegen Abend kam die Entwarung. Es ist ein Fibroadenom. Ich bin so, so froh und so, so ausgelaugt und müde.
Euch allen alles Gute. Es tut mir gut hier zu lesen.
Tefnut
  #13  
Alt 24.01.2010, 15:37
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toscana65 toscana65 ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Hallo, finde meine Gefühlswelt auch in vielen dieser Berichte wieder.
Ich habe am 26. 01. meine erste Nachsorge und bin aufgeregt.
Versuche mich viel abzulenken, habe heute morgen schon den Küchentisch
neu geölt, trotz der Kälte einen schönen Spaziergang mit meinem Mann gemacht! Aber wenn man zur Ruhe kommt, kommen die Fragen und Zweifel
wieder! Habe oft so ein Druckgefühl unter dem Schlüsselbein,bin dort
auch bestrahlt worden, hoffe, dass da nicht was ist!! Hatte 9 befallene Lk im
Level 1 , 3 LK im Level 2.
Aber ich versuche auch aktiv zu sein, Ziele formulieren, sich mit Freunden
treffen und die ital. Studie zu testen. Lachen, Normalität.
Hier sind so viele Powerfrauen , Respekt!
Manchmal denke ich, wie oft ich Angst vor dem Zahnarztbesuch hatte, Peanuts!!
Euch einen schönen Sonntag
Regina
  #14  
Alt 24.01.2010, 17:59
urlaub urlaub ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Hallo,
mir geht es ähnlich, wie vielen von Euch. Habe gerade mein "Dreijähriges" gehabt. Drei Jahre ohne Hinweise auf irgendetwas neues. Eigentlich hätte ich es feiern müssen, aber das Gegenteil ist der Fall. Je länger alles gut ist, um so mehr Angst bekomme ich vor den Nachsorgeuntersuchungen. Bald ist wieder Tumormarker und Mamografie dran. Im Juni Knochenzinti. Wieder die Angst, die Wartezeit bis zu den Ergebnissen. Und dann sitzt du vor dem Arzt, schaust auf seinen Mund und denkst: Was aus diesem Mund nun herauskommt, entscheidet über dein Leben. Ich weiß, man soll nicht so denken und positiv denken und und und. Das ist uns ja allen klar. ABer... jedesmal wieder kommt die Angst.Manchmal denke ich, ob es mir ohne die Nachsorgeuntersuchungen besser ginge? ABer ich bin ein Mensch, der mit der WAhrheit- sei sie auch noch so schlimm- besser umgehen kann. Also wird es so sein wie immer. Tage vorher Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, evtl. Migräne. Am ABend nach der hoffentlich gut ausgehenden Nachsorgeuntersuchung total erschöpft, zitternd vor Kälte und fix und fertig. Dann wird es ein oder zwei Tage dauern und das Leben ist wieder schön. Ich genieße dann wieder die Augenblicke(meistens). Manchmal kann ich dann wieder vor Wut auf die Krankheit und die so belastende Antihormontherapie gegen die Wand treten... aber dann gehts wieder gut. Bis zum nächsten mal, bis zum nächsten Jahr bis....
Aber bis dahin lassen wir uns nicht unterkriegen, so anstrengend es auch oft ist, oder?
doro
  #15  
Alt 24.01.2010, 19:07
Benutzerbild von mosescat
mosescat mosescat ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

mir geht es genauso. ich befinde mich in der 2,5 jahresphase und ich habe auch schiss vor JEDER nachsorge untersuchung. am dienstag ist es wieder soweit. meine letzte mamo sah sehr gut aus. abtasten auch nichts zufinden. aber was sind mit die anderen bereiche. Leber wurde in oktober per sono kontrolliert dort alles okay, Lunge...( mein vater hat jetzt lungenmetas...) und knochen bei jeden schmerz denke ich, ist es der krebs... ganz zu schweigen von der gebärmutter, da ich tamoxifen nehme....

in den letzten 3 jahren kam ich immer wieder mit den diagnosen in beruhrung. meine cousine die 01/07 an L-knotenkrebs starb, mein vater 12/2007 seine nierenzellkrebs und 02/2009 knochenkrebs diagnosiert bekam und da soll man abschalten können
nochdazu kommt meine bekannte die ich während der ganzen therapie kennengelernt habe, sie liegt im sterben. ihr ende ist abzusehen....nur wann sie über die brücke geht weiss keiner. unser tumor war genauso gross, nur ein l-Knoten war bei ihr befallen gewesen. letztes jahr im januar teilte sie mir mit, sie habe lungenmetas.. meine welt fiel zusammen, bekomme ich das jetzt auch....meine angst wuchs. im sommer hies es knochenmetas und gehirnmetas chemo, betrahlung folgten....ihr verfall setzte ein. wir träumten gemeinsam von meinen junggesellinnenabschied ( sie war zu schwach dazu, ich hatte meinen JGA allein).
jetzt liegt sie als schwerstpflegefall zuhause und lehnt alles ab...

....die angst wird mich immer begleiten.....
__________________
Liebe grüsse angelika

Geändert von mosescat (24.01.2010 um 19:16 Uhr)
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