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  #1  
Alt 30.01.2008, 18:51
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Standard Genesen? Ich weiß es nicht...

Hallo zusammen,

nachdem ich hier seit Monaten still mitgelesen habe, möchte ich Euch meine Geschichte nicht vorenthalten:

Im Juli bemerkte ich nach sportlicher Betätigung, dass mein rechter Hoden massiv geschwollen war und ging – erst nach einer Woche – zum Arzt. Der diagnostizierte erstmal Entzündung mit Verdacht auf Hodenkrebs, das war's dann auch nach der Blutuntersuchung. Ich hatte einen hochaktiven Tumor (Nicht-Seminom) auf der rechten Seite, der fröhlich b-HCG produzierte, meine Werte waren bei über 400, normal sind <2.

Zwei Tage später war der Hoden entfernt, dann dauerte es einige Wochen, bis klar war, dass die Werte nicht runtergingen, obwohl auf dem CT keine Metastasen sichtbar waren. Ich habe deshalb zwei Zyklen Chemotherapie gemacht. Insgesamt lief das alles recht gut ab, ich hatte den üblichen Mist, Haarausfall, Soor, HPV-Ausbruch, Depressionen, aber sonst war's dann auch schnell vorbei.

Anfang Oktober wurde ich als "geheilt" entlassen, die Haare wuchsen nach, die Infektionen gingen weg und inzwischen bin ich wieder voll da, fast fitter als vorher. b-HCG und andere Marker sind nicht mehr nachweisbar.

Alles bis dahin habe ich mit dem mir eigenen Humor bei solchen Dingen in meinem Blog verewigt:

http://www.xtown.net/hodenkrebs

Tja, leider scheint das noch nicht alles gewesen zu sein. Letzte Woche war ich beim ersten Checkup unter dem CT und heute meinte mein Doc, dass die Lymphknoten im Bauchraum wohl vergrößert wären. Blutwerte seien jedoch OK, der andere Hoden auch. Jetzt bin ich natürlich fickrig, obwohl er meinte, dass das wohl eine Nachwirkung der Chemo sein dürfte und ich erstmal abwarten sollte. Das nächste CT im April wird dann wohl Klarheit bringen, wenn sich da nichts mehr verändert oder die Lymphknoten wieder kleiner werden, war's Fehlalarm, ansonsten... tja...

Wie seht Ihr das? Ich bin echt nervös gerade... soll ich eine Gewebeprobe entnehmen lassen? Oder einfach abwarten und beten? Diese Ungewissheit macht mich wahnsinnig, da helfen auch die weisen Worte meines wirklich guten Arztes nicht

Gruß,
Christian

Geändert von iLive (30.01.2008 um 19:04 Uhr)
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  #2  
Alt 31.01.2008, 11:46
frank10003 frank10003 ist offline
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Daumen hoch AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Hi,
Lymphknoten können auch mal einfach mal so leicht anschwellen- meistens
aufgrund eines Infektes, den man selber aber so gar nicht warnehmen muß.
Die Frage ist natürlich wie groß sind die Lymphknoten??
Zudem können die CT-Bilder auch einfach täuschen oder der radiologe hat diese Bilder falsch interpretiert.
Mein Beispiel: Bei meiner Nachsorge im Dezember letzten Jahres diagnostizierte
der radiologe ein großes Rezidiv (ca.3cm) im hintern Baubereich genau an der
Stelle an der mir schon die Lymphknoten in 03/2006 entfernt worden sind.
Im Kh hat sich rausgestellt, daß dort überhaupt nichts ist- also hat der niedergelassene radiologe die Bilder entweder falsch interpretiert, irrtümlich alte Aufnahmen genommen oder war einfach besoffen
Dein Blutbild ist unauffällig- das ist erst mal das wichtigste!! Also hast du
keinen Krebs.
Wenn dein nächstes CT doch auffällig sein sollte und du etwas über das weitere Vorgehen erfahren möchtest sag`bescheid.
Du brauchst also keine Panik zu haben- das wichtigste ist das Blutbild.
Viel Glück!!:
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  #3  
Alt 31.01.2008, 22:16
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Danke, Du bestätigst das, was mir mein Doc auch gesagt hat.

Wow, es ist echt ätzend, wie nervös man bei sowas ist, wenn man sowas hatte... Kann man da irgendwas gegen machen? Ich mein', ich hab' die ganze Sache damals sehr entspannt aufgenommen und durchgestanden, auch weil mein Arzt (Dr. Pal, Düsseldorf) mir da echt viel Mut gemacht hat und so und weil ich so Schläge recht gut mit Humor nehmen kann.

Aber je länger es her ist, desto mehr zehrts an den Nerven, die Angst, das wieder was kommt, drückt die Freude, dass es vorbei ist, echt in Grund und Boden. Ist schon seltsam... vielleicht liegt's auch am Winter.

Was kann man denn dagegen machen? Einfach "Leben" klappt irgendwie nicht mehr so gut wie vorher. Klar, ich lebe und arbeite wieder normal, aber irgendwie ist da eine Art Schatten drüber manchmal.

Gruß,
Christian
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  #4  
Alt 04.02.2008, 15:54
.floyD .floyD ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Hey Christian,
ich bin da ein wenig wie Du: ich stecke so etwas auch oft mit Humor weg.
Mir ist aber inzwischen der Gedanke gekommen, dass ich mich vielleicht hinter diesem Humor verstecke. Ich gebe Dir den Rat - muss natürlich nicht stimmen - die Sache auch ruhig mal mit Partner/guten Freunden im Ernsten anzusprechen.

Das hat mir egtl. letztendlich meine Lebensfreude wiedergebracht. Nach außen hin war ich auch während des ganzen Prozederes recht gut gelaunt, aber ich hab' irgendwie gemerkt, dass ich es noch nicht richtig verarbeitet habe.

Achja: Und gerade in so einem Fall, wie Du ihn hast, würde ich den Sozialen Dienst im KKH in Anspruch nehmen (soweit es einen gibt -- ich gehe aber schwer davon aus) und da einfach mal mit einem echten Außenstehenden über Deine Ängste reden. Wenn Du das kannst, hilft es sehr viel!
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  #5  
Alt 06.02.2008, 00:46
iLive iLive ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Hallo,

es ist ja nicht so, dass dem nicht so wäre. Allerdings fürchte ich, dass meine Freunde und Familie da genauso wenig mit anfangen können wie ich noch vor einem halben Jahr. Der Unterschied ist einfach: Krebs oder nicht, das verändert die Wahrnehmung von einem selbst und von der Umwelt. Nicht, dass ich es nicht trotzdem täte.

Grundsätzlich nehme ich solche Sachen aber eher hin, ohne dass sie mich lange belasten. Warum auch nicht? Es ist eine fiese Krankheit, sie ist hoffentlich nachhaltig geheilt und solange da nichts mehr nachkommt, muss ich mir auch keine Gedanken machen. Das ist zumindest meine "Alltagsdenke" und ich gehe vermutlich allen auf den Sack mit dieser Haltung, weil die "Gesunden", also die, die gottlob nie sowas durchgemacht haben, einfach nicht verstehen können, dass man so eine Geschichte durchweg positiv schlucken kann und danach wieder fit ist, also auch psychisch-emotional. Ich kenn' das, ich hätte es vorher auch keinem abgenommen, wenn der mit oder nach Krebs gut drauf gewesen wäre, aber bei mir war/ist es halt so.

Ich habe aus der Geschichte eine Lektion fürs Leben gezogen: NICHTS ist wirklich schlimm, egal wie deprimierend oder anstrengend, wenn man lebt und gesund ist – ein Wissen, das viele "kleine" Katastrophen leicht erträglich macht, leichter als vorher. Insofern muss ich die Krankheit fast unter "positive Erfahrungen" verbuchen, ich bin wesentlich ausgeglichener als vorher.

Klar, ich habe auch die Schattenseiten. Einschlafstörungen, weils im gesunden Ei mal wieder irgendwie zieht oder juckt und halt die Paranoia bei jedem Hodenkrebsrelevanten Zipperlein, dass die Krankheit doch wieder da sein könnte. Aber dann gehe ich einfach meinem Arzt auf den Keks, lasse mir Blut abnehmen und dann habe ich ja erstmal wieder die Sicherheit.

Wie dem auch sei: Ich gehe sehr offen mit der Geschichte um, auch deshalb, weil ich anderen, die daran erkranken, eine Stütze sein möchte. Deshalb auch die "flapsigen" Artikel in meinem Blog, die haben mir seinerzeit gut geholfen, den Mist von der Seele zu kratzen. Ganz nebenbei kriege ich regelmässig aus ganz Deutschland überaus positives Feedback auf die Stories, von Patienten wie Angehörigen.

Ich finde auch nicht, dass es schlimm ist, mit nur einem Ei rumzurennen. Meine Freundin ist erst während der Chemo mit mir zusammengekommen und die stört sich absolut nicht dran, also warum sollte es mich stören?

Insofern ist bei mir alles paletti, auch wenn die Krankheit, wenn auch medizinisch geheilt, psychisch sicherlich die ein oder andere Narbe hinterlassen hat. Sicher leide ich immer wieder unter unspezifischer "morgen könntest Du tot sein"-Angst, die ich vorher nicht hatte. Diese Angst kann aber, richtig angewandt, auch durchaus positive Effekte haben!

Mein letzter Post war recht negativ, weil mir alles auf den Zeiger gegangen ist. In solchen Momenten schlägt alles auf einen ein, zumal ich von Natur aus sowieso eine eher schattige Natur bin. Aber diese "melancholischen" Momente sind vielleicht unangenehm, aber nichts, wo man nicht rauskommt. Und zum Thema schattige Natur ist mir aufgefallen, dass diese vom "kleinen Alltagsleid" verursachten Momente tiefsten Schwarzsehens komplett entschärft sind. Alles ist irgendwie... sachlicher geworden. Ob das gut ist, kann ich im Moment noch nicht beurteilen, für einen, den ohnehin schon immer Depris quälen wie mich, hat sich nach der Krankheit vieles sehr positiv verzerrt und es gibt bei weitem nicht mehr so viel, worüber ich deprimiert wäre.

Gruß,
Christian

Geändert von iLive (06.02.2008 um 00:52 Uhr)
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  #6  
Alt 07.02.2008, 12:51
frank10003 frank10003 ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Ich denke schon , daß du einfach dein Leben weiter fortsetzten solltest ohne
all zuoft zurückzuschauen. Was kann dir denn schon passieren?? Eine Hodenkrebserkrankung besagt keinesfalls, daß man irgendwie eine Art Veranlagung für Krebs haben könnte. Bei dieser Art von Krebs handelt es sich
in der Regel um eine Störung im embryonalem Stadium- diese Stammzellen sind halt damals im Fötus "pappen geblieben" anstatt an die richtigen Stellen
zu wandern. Bei meiner großer Metastase im hinteren Baubereich handelte es
sich laut Histologie um embryonale Stammzellen für Haare, Zähne und Knochen!!Man hat mir deshalb alle Lymphknoten in hinteren Bauchbereich zur Sicherheit entfernt. Aber bei dir scheinen ja damals auf den Ct Bildern keine
vergößerten vorhanden gewesen zu sein- das ist doch positiv!!
Man sollte also niemals vergessen, wenn doch mal ein Rezidiv auftritt ist es
weiterhin behandelbar.
In deinem Fall würde man dann wohl auch die Lymphknoten entfernen.
Ist zwar nicht angenehm, aber diese OP ist gut zu überstehen und
wird einen verläßlich heilen.
Falls die Lympknoten sich bei deiner nächsten CT vergrößert haben, würden
die Ärzte wahrscheinlich eine PET-CT machen um zu sehen, inwieweit diese
vitales Tumorgewebe enthalten- ist aber eigentlich unwahrschenlich bei deinem unauffälligem Blutbild. Eine weitere Alternative wäre die Punktion da
sich auch wie bei mir gutartige Teratome als Metastasen bilden können, auf die die Chemo nicht wirkt und die auch kein Beta HCG produzieren.Dann wäre
die OP die Wahl der Therapie.
Ich drücke Dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen, daß Du den Mist auch
weiterhin los bist.
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  #7  
Alt 07.02.2008, 18:32
KarinF KarinF ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Hallo iLive,

hast du schon mal an eine psychologische Betreuung gedacht? Aus meiner Erfahrung sollte man so einen Schicksalsschlag nicht einfach abtun und die eigenen Reaktionen darauf auch nicht.

Wie du schreibst, ist es oft so, dass nicht betroffene Verwandte oder Freunde, ja sogar der/die eigene Partner/in gar nicht nachvollziehen können, was in einem so vorgeht und wie man sich oft so fühlt.

Ich finde es ganz wichtig, sich auch auf diesem Gebiet Hilfe zu holen. Dein Hausarzt kann dir bei Bedarf sicher eine gute Adresse geben.

Ich drück dir die Daumen, dass dein nächstes CT in Ordnung ist.

Viele Grüße
KarinF
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  #8  
Alt 07.02.2008, 19:56
PantaRei PantaRei ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Richtig professionelle Hilfe bekommst Du bei Psychoonkologen.
www.dapo-ev.de
Ich denke, mir hätte es damals gutgetan.
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  #9  
Alt 08.02.2008, 14:13
drowning drowning ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

ich kann einen psychoonkolgen nur empfehlen.
ich steckte auch alles mit humor weg, und ist ja nicht so schlimm.
so ala "wir eineiigen sind die helden unter den eunuchen" oder ich bin seit 15. mai 2007 ein eineiiger zwilling ( mein sternzeichen ist zwilling) und bin auch sehr offensiv mit der krankheit umgegangen. war die ganze zeit fokusiert auf die heilung. im september schien ich geheilt gewesen zu sein. dann merkte ich, die ganze energie die ich zur heilung aufgewendet habe brauchte ich nicht mehr. dann lernte ich leute kennen die den schweren weg der heilung bei harten krebssorten gegangen sind, und sich zu keinen nachsorgeuntersuchungen trauten, und jedes zwicken machte sie schier verrückt.
und dann dachte ich mir, ich geh zum psycho.
war bei mir gut, denn bei ber pet untersuchung zeigte sich, der lymphi wächst wieder. und da half mir psychoonkologe sehr sehr viel weiter.
erstens machten wir entspannungsbungen, und hypnose nach ericson. das gab mir kraft, und die gespräche und übungen mit den anderen psychos jetzt geben mir auch kraft. und man kann wsich anders auskotzen wie bei frau/freundin/partner oder eltern, die ja selbst auch traumatisiert sind durch die erkrankung.
also ich empfehle jedem das angebot in ansprcu zu nehmen, mentale betreuung ist wichtig. die meisten sportle machen das, jetzt auch die manager. warm nicht auch wir chemotiker, beim lächerlich kampf ums leben....
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  #10  
Alt 09.02.2008, 08:36
anjachristina anjachristina ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Hi,
lass doch ein MRT mit hoher Auflösung machen, wenn das CT vergrößerte Lymphknoten zeigt. Meistens muss man sich darum bemühen, weil gute MRT Geräte selten und damit ausgebucht sind. Die Belastung durch das Magnetfeld ist aber nicht gesundheitsschädlich, im Gegensatz zu den Röntgenstrahlen.
Grüsse
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  #11  
Alt 01.04.2008, 00:13
iLive iLive ist offline
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Standard Zum Stand der Dinge

Hallo,

ich war lange nicht mehr hier, deshalb erstmal Danke für die Hilfe und die freundlichen Worte!

Ich dachte auch zeitweise, dass ich psychologische Hilfe bräuchte, aber irgendwie habe ich's dann doch nicht gemacht... ich brauch's aber auch nicht mehr, mir geht's gut, ich ziehe bald um (drei Monate nach dem Umzug in die Wohnung hier kam die Krebs-Diagnose, irgendwie verbinde ich das miteinander und fühle mich hier nicht mehr wohl, die Bude ist mitten in der Stadt, drumrum sind drei Straßenbahnen und ca. 100 WLANs und so. Und auch, wenn ich nicht an einen Zusammenhang von Elektrosmog und Krebs glaube, ist ein Tapetenwechsel in eine insgesamt ruhigere Gegend wohl durchaus sinnvoll ).
Den Dauerstressfaktor Freundin habe ich auch "entsorgt".

Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich habe die Frau kurz vor der Chemo kennengelernt, während der Chemo sind wir zusammengekommen und sie hat mich mit ihrer Art auch latent davon abgehalten, mich mit mir zu beschäftigen. Entsprechend "gut" ging es mir, aber nur, weil ich meine ganzen Emotionen und Gedanken auf die Bewältigung ihrer Launen aufgewendet habe. Die Beziehung ist dann zerbrochen, als es dieses "Helferverhältnis" nicht mehr bestand. Aber ehrlich: Sie hat mir nachher so Sprüche gedrückt wie "wenn Du's noch auf der anderen Seite kriegst, hau' ich ab, auf Sex kann ich nicht verzichten." Überhaupt war ich entsetzt, wie wenig Empathie sie aufbrachte, mich sexuell zu fordern wie einen, der nicht eben 'ne Chemo hinter sich hat. So eine Haltung fand' ich dann doch ein wenig... schlimm, auch wenn ich geschmacklose Witze sonst recht gut abkann. Obendrein ging's mir ans Ego, ich bin halt auch nur ein Kerl

Wie dem auch sei: Seit sie weg ist, geht's mir wirklich gut, auch wenn ich ihr dankbar bin für die Zeit, in der sie mich unterstützt hat, ohne mich bewusst zu unterstützen, wenn Ihr wisst, was ich meine... Kontakt haben wir seither nicht mehr. Selbst ohne Krankheit hätte es aber wohl nicht gepasst, jedenfalls war die Trauer beiderseits moderat, nachdem es vorbei war.

Naja, ich werde wohl die Woche mal zum Doc gehen und den Kontrollgang im CT buchen. Ich denke nicht, dass da noch was ist. Ich bin auch nicht mehr dauernervös, wenn mal irgendwas ist mit Gesundheitsbeschwerden.

Zur allgemeinen psychischen Verfassung: Irgendwie komme ich mir "gereinigt" vor, erwachsener, irgendwie ruhiger und insgesamt "cooler" als vorher, insofern nehme ich die Krankheit als positiv auf im Endeffekt. Das klingt vielleicht nach neurotisch-metaphysischem Geschwätz, aber ich hatte vorher eine latente Depressionsneigung, habe zeitweise sogar Pillen dagegen genommen. Seit der Chemo ist das komplett... weg! Keine schlaflosen Nächte mehr, kein Dauergrübeln, kein Gefühl von "Überflüssigkeit" und andere Dinge, die meine (leichte) Form organisch bedingter (genetische Neigung familiär...) Depression ausgemacht haben. Insofern hatte der Krebs, so komisch das klingt, einen psychisch heilenden Effekt. Ich kann das Leben jetzt schätzen, was ich vorher nicht konnte, bin aktiver, kreativer und entspannter, ohne das weiterhin über mir schwebende Damoklesschwert zu ignorieren. Jeder Arztbesuch ist natürlich weiterhin eine unangenehme Pflichtübung und meine größte Sorge ist weniger, dass da was vergessen wurde, als dass sich der zweite auch noch entschließt, zu mutieren...

Trotzdem kann ich allen anderen Betroffenen nur das Beste wünschen: Schwere Prüfungen haben auch positive Effekte, wenn man sie hinter sich gebracht hat! Wer die psychologische Hilfe braucht, sollte sie in Anspruch nehmen, ich denke, ich brauchte sie nicht

Gruß,
Christian

Geändert von iLive (01.04.2008 um 00:31 Uhr)
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  #12  
Alt 01.04.2008, 18:55
deltakid deltakid ist offline
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Standard AW: Genesen? Ich weiß es nicht...

Christian das klingt super. Ich wünsche dir weiterhin alles gute!
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