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  #61  
Alt 15.04.2003, 21:59
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Standard schlimme gedanken

Hey Ihr Lieben,
ja, Mucki, wird wohl was mit unseren ganzen Erwartungshaltungen immer zu tun haben.
Genau so wie wir Krebspatienten manchmal erwarten, dass alle jederzeit ZEIT für uns haben, ... erwarten die Angehörigen von UNS in der Regel eher, dass wir wieder lächeln und so sind wie früher.
Oder wenn man um einen lieben Menschen trauert, dann erwartet auch alle Welt, dass man da "endlich darüber weg kommt" und wieder lächelt und so funktioniert wie früher.

Wo ist welche Erwartungshaltung einfacher zum "Ablegen"?
Ich persönlich empfinde es "leichter", auf die Erwartungen des Funktionierens, eines Lächelns oder eines Verzeihens zu verzichten, ... als die Erwartung, dass sich da jemand Zeit für mich nimmt, weil ich Krebs habe. Das Problem hier ist einfach grösser.
Zumindest sieht man "sich selber" als grösseres Problem an, wenn man selber Krebs hat. - Das wird wohl der Unterschied sein.
Selber Krebs zu haben ist so bedrohlich, dass man sämtliche "anderen" Problemchen schneller zur Seite schiebt, oder sie als "weniger wichtig" betrachtet.
Die "Sicht" verschiebt sich irgendwie.
Auch wenn man fest um jemanden trauert, verschiebt sich die "Sicht". Nicht im negativen, sondern der "Schwerpunkt" ist anders.

Kerstin, ja, das kann ich mir gut vorstellen. Da hast Du Dir Mühe gegeben, hast Dich um Deinen Vater gekümmert und alles mögliche versucht, um für ihn DA zu sein, und er ... hat es "genommen", er hat Deine Hilfe angenommen! Kein Wunder, kommst Du auf den Gedanken, dass sich nun alles zwischen Euch bessern könnte.
Aber man muss natürlich daran denken, dass er Hilfe braucht, dass er sie von allen Seiten gerne annimmt, und warum auch nicht von seiner Tochter? Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass er das negativ empfunden hat, egal wie er sonst halt auch als Mensch sein mag. Krebspatienten brauchen das DA-Sein von anderen, egal wie "schlimm" sie selber auch sein mögen.
Aber da steht jetzt natürlich Deine Wut dazwischen, das kann ich verstehen.
Du kannst Dich jetzt einfach mal fragen, ob Du ihm weiterhin helfen möchtest, ihn begleiten möchtest, mit dem Risiko, dass sich zwischen Euch beiden halt vielleicht nicht besonders viel zum Besseren ändern wird, ... oder Du kannst Dich dazu entscheiden, Dich weiterhin in Deiner "Wut" zu wälzen, mit dem Risiko: Je länger Du Dich jetzt nicht bei ihm meldest, um so grösser wird auch wieder die Kluft zwischen Euch.
Wo fühlst Du Dich wohler?

Ich möchte Dir jetzt gerne den folgenden Tip geben, aber ich weiss nicht, ob Du dazu bereit bist. Versuch's mal "locker" zu überdenken:
Du rufst ihn an, oder besuchst ihn wieder, enschuldigst Dich für Deine Abwesenheit in den letzten Tagen und sagst freudig und schmunzelnd: 'Hey, ich hab da hintenrum erfahren, dass Du geheiratet hast! Finde ich echt SUPER! - Aber wäre doch schön gewesen, wenn ich's auch erfahren hätte. Ja warum hast Du denn nichts gesagt?'
Mal gucken, was er darauf sagt.


Hi Conny, ja da steckt viel Tiefes in Dir drin. Wobei Du nicht mal was dafür kannst. Und Du kannst ja nicht den Zeitpunkt des "Erkennens" oder was auch immer, selber wählen. Der kommt eben dann, wenn er kommt. (Meistens im dümmsten Moment, hm-hm!)
Aber gell, Du möchtest auch gerne alles verstehen? Du bist da ähnlich wie ich. Nur manchmal denk ich, ich mache mir wahrscheinlich auch oft viel zu viele Gedanken, die vielleicht gar nicht nötig wären.
Als Beispiel: Weil mich meine Mutter früher immer so viel geschlagen und verprügelt hat, ... so sass das natürlich tief in mir, und ich konnte es NIE wirklich verstehen. Ich habe sie auch nie gefragt, WARUM sie das eigentlich früher getan hat. Aber wenn ich ehrlich bin: WAS hätte sie mir darauf auch antworten sollen?
Hätte sie mir dann gesagt: "Weisst Du Kind, ich musste da halt meine Agressionen irgendwo raus lassen!" ?
Nee, wahrscheinlich nicht. Sie hätte höchstens gesagt: "Du warst halt IMMER so eine unartige Tochter!" - Womit für sie - und für mich - alles geklärt hätte sein müssen. - Toll!

Solche krassen Erfahrungen sind nur schwer zu klären oder auszusprechen. Da geht's um tiefe Schuldgefühle und all das mögliche, und im Angesicht einer Krebskrankheit geht das dann oftmals ZU tief.
Also lohnt es sich manchmal gar nicht, hier zu lange daran herum zu grübeln. Ich kann mir viele Antworten darauf selber "ausdenken", vielleicht sind sie richtig, vielleicht sind sie aber auch falsch. - Von dem vielen Grübeln wurde ich damals dann auch bald mal sehr müde, und irgendwann kam der Punkt, wo ich sah, es bringt eigentlich nichts, es ist eh vorbei. Vergangenheit. Das einzige, was übrig blieb, war eben diese Wut, dieser Groll. Und da ich ja nach Vorne schauen musste (und nicht dauernd zurück), war es auch wichtig, dass es MIR wieder gut ging, dass diese Wut und dieser Groll ein wenig weg kam. Ich WOLLTE nicht mit diesem ewigen Wut/Groll-Gefühl weiter machen, das war mir zu mühsam, zu belastend.
Wie ich schon beschrieben habe, benötigte ich damals fast zwei Jahre, um meiner Mutter verzeihen zu können. Das ging also auch nicht so einfach von heute auf morgen. Aber der Gedanke daran, es zu TUN, war ein guter Gedanke, der mir gefiel. Der meinem "Inneren" gefiel.
Die Frage war einfach "wie?"!
Es war auch ein ganz "dummer" Zeitpunkt, aber eigentlich war er ja auch ERST da, als meine Mutter Leukämie bekam. Vorher hatte ich dieses "Erkennen" auch nicht gehabt.

Hm, uns gehen wohl schon immer erst in so "harten" Momenten ein bisschen die Augen auf. Aber wären diese Momente NICHT da, dann würden wir noch weiter so "blind" oder "taub" herum laufen. Also hat das Schlechte wenigstens auch was GUTES, gell?

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen, dass Ihr das Gute im Schlechten sehen und finden könnt, ja?
Es ist Da-ha!
Irgendwo steckt es, das Gute!
Ganz liebe Grüssli an Euch
von der "krassen" Brigitte

PS. Jutta, sooooo schön hast Du es in Worte beschrieben, was verzeihen und vergeben heisst!
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  #62  
Alt 15.04.2003, 23:22
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Liebe Jutta,

ich finde Deine Zeilen zum Vergeben und Verzeihen sehr gut. Du hast da sehr gute Worte gefunden, die mich sehr berührt haben.

Wie geht es Dir selber mit dem Thema Verzeihen? Es würde mich interessieren, ich möchte Dir aber nicht zu nahe treten.
Woher nimmst Du die Kraft, das alles auszuhalten?

Liebe Grüße,
Conny
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  #63  
Alt 15.04.2003, 23:31
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Liebe Brigitte,
Ja, da hast Du recht, ich grüble sehr viel, auch wenn ich weiß, dass ich die Dinge nicht ändern kann...
Ja, was hätte mein Vater mir für eine Antwort geben sollen? Klar, dass es keine nachvollziehbare Erklärung für sein Handeln gibt. Er hätte sich aus der Geschichte "rausgewunden" und wäre wieder zur Tagesordnung übergegangen. Hätte mir nicht wirklich etwas gebracht. Er hätte mir die Verantwortung wieder zurückgegeben, da bin ich mir sicher.

Aber vielleicht hast Du ja einen Tip, wie man mit der Wut und dem Groll umgehen kann. Ich hab halt den Aus-Knopf noch nicht gefunden...:-)

Für heute gute Nacht und eine dicke Umarmung,
Conny
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  #64  
Alt 16.04.2003, 04:12
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Hallo Ihr Lieben,

Mich treibt mal wieder der Vollmond nicht schlafend durch die Nacht. Dabei kommen so viele Gedanken, Grübeleien. Conny, ich bin auch eine Grüblerin. Oder besser gesagt, ich mache mir sehr viele Gedanken, über Menschen, der Umgang mit Menschen, und vieles mehr.

Kann es sein, dass unsere "Schwierigkeiten" etwas mit der Mentalität unserer Eltern zu tun hat? (Conny, ich weiss nicht wie alt Du bist.) Sie haben eine andere "Schule" hinter sich und sehr sehr viele haben nicht gelernt, über Gefühlsthemen zu reden. Und erst recht nicht gelernt, sich über ihr Verhalten zu entschuldigen. Ihr soziales Muster war gestrickt vom Funktionieren, von äußeren Eindrücken - ja alles recht zu machen - und inzwischen glaube ich auch, aus Angst zugeben zu müssen, dass ihre Wege nicht die richtigen waren. Wir haben ein andere Denkweise und Situationauffassung vielen Dingen gegenüber.
Wir SPRECHEN darüber, wir haben die Ergebnisse aus Studien usw. Das alles hatten sie nicht. Wir wollen öffentlich mit den Problemen umgehen, sie anpacken und eine Lösung für die Seele finden.

Conny, DU kannst Dir die Verantwortung für Dich wieder holen. Es wird aber nicht von heute auf morgen geschehen, dafür sitzen die Erlebnisse zu tief. Das Nachdenken, das Grübeln um eine Lösung zu finden, aus dieser innerlichen Misere zu finden, ist hierbei der beste Ansatz. Es ist der Anfang. Wenn ich mich recht erinnere hat die Therapeutin Dir vorgeschlagen aufzuschreiben. Kannst Du Dich hinsetzen und das tun. Nehme 2 Blatt Papier, auf einem kommt der Titel "DU HAST" und da schreibst Du jeden Gedanken auf, der Dir in den Kopf kommt, was Dein Vater Dir angetan hat. Auf dem zweiten Blatt schreibst Du den Titel "Ich fühle deswegen"!!!!!
Und irgendwann kommt das 3. Blatt dazu "Ich lasse es nicht mehr zu, dass........"

Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber wir können daran arbeiten, dass sie uns nicht mehr weh tut. Dass wir erkennen, dass wir daraus gewachsen sind, für uns selbst etwas dazugelernt haben, auch wenn es nur "SO mache ich es nie" ist.
Das sind keine einfachen Schritte sich mit tiefsitzenden Problemen auseinandersetzen. Aber ich habe für mich gelernt und lerne immer noch, das Thema zuerst als mein Problem anzunehmen, mit welchem ich nicht umgehen kann, oder nicht die Fähigkeit dazu besitze, weil ich es nicht gelernt habe. Das Problem (die Auswirkung) zu erkennen, es als meines zu besitzen, meine Reaktion darauf und dann es in tausend Einzelstücke zu legen, zu analysieren. Mit meinen Gefühlen Achterbahnen zu fahren, sie auf meine ganz persöniche Art auszuleben, und dann die Lösungssuche anzugehen.

Eigentlich nur zu erkennen, dass ICH nichts dafür kann, wenn ein andrer Mensch so reagiert. Dass es im Grunde sein Problem ist, und nicht wirklich meines. Das ist auf meine Brüder bezogen. Sie sind etliches älter als ich und sind auch in der Anklagephase stecken geblieben. Ich hatte das Glück genügend Courage aufzubringen, und auch die Gelegenheit dazu, meiner Mutter zu sagen, was mich verletzt hat, wie ich so manches empfunden habe.
Es geschah ohne Anklage, mehr wie ein Monolog ohne Wertstellung.

Conny, ich kann Dir nicht sagen, wo ich die Kraft herbringe, aber ich weiß, dass ich einfach viel mehr über MICH und meine Reaktionen auf Situationen (auch im täglichen Leben) nachdenke.
Ich habe immer gegen dies und jenes und alles gekämpft, bis ich des Kampfes müde wurde. Aufgegeben habe ich ihn nicht, nur andere Prioritäten gesetzt, wofür oder wogegen ich kämpfe. Ich weiß, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann, aber ich weiß, dass ich das Heute und die Zukunft in der Hand halte. Und ich egoistich genug geworden bin, danach zu schauen, dass es MIR und den mir anvertrauten Menschen (meinen Söhnen) gut geht, ohne mich als Mensch aufzugeben. Mich so zu akzeptieren, wie ich bin, mit all den Stärken und Schwächen, die mich auszeichnen.

So, nun vorerst genug Tiefgang, schreibe später zum Vergeben und Verzeihen weiter.

einen lieben Gruß Euch Allen,
Jutta
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  #65  
Alt 16.04.2003, 12:41
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Hallo Brigitte,

ja anscheinend bin ich nicht so weit.... dieses leichthändige - mit einem Lächeln - auch wenn ich wütend bin oder traurig.... das war noch nie meine Stärke...
Es ist richtig je länger ich es wälze um so tiefer wird die Kluft, von mir aus, denn mein Vater weiss es ja garnicht was sich bei mir abspielt... andererseits denke ich schon wieder er kann sich ja auch melden, aber es ist so typisch: jetzt wo es ihm recht gut geht und anscheinend seine letzten Nachuntersuchungen positiv waren geht er wieder wie auch in den letzten 20 Jahren auf Distanz... als er gerade die Diagnose erhalten hatte und wann immer zwischenzeitlich schlechte Nachrichten kamen oder eine OP bevorstand meldete er sich plötzlich andauernd und kam häufiger als jemals zuvor hier vorbei.
Ich merke schon wieder dass da ganz andere ALTE Enttäuschungen in mir hochkommen... schade ich hatte in den letzten Monaten echt gedacht ich hätte meinen Frieden mit ihm gemacht, für einige Zeit hatte ich echt das Gefühl ich kann ihn so akzeptieren wie er ist......
Ach Mist....
Kerstin
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  #66  
Alt 16.04.2003, 18:57
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Hi Ihr Lieben,
... hach ja, seufz, es ist manchmal wirklich schwierig!
Ja, gucken wir uns mal an, wie wir mit Wut und Groll und den ganzen Enttäuschungen umgehen können, das finde ich ein gutes Thema. Das ist ja eigentlich die Hauptfrage, gell?
Lasst uns da mal ein paar Ideen auftischen, vielleicht können wir uns da gegenseitig ein bisschen helfen. (Ich persönlich hätte da nämlich auch längst was zu klären, mit meiner Wut und meinem Groll auf meine Schwester, aber da hab' ich auch den Eindruck, dass da nie was ändern wird, egal was ich tue! Meine Schwester ist sooooo mühsam!)

Also - so wie ich es mal von mir selber kenne - hat man, wenn man so eine Wut und einen Groll verspürt, der einfach nie weg geht (und wo man manchmal sogar immer wieder von Neuem ein's auf's Dach kriegt), den Eindruck, es wird sich nie was ändern! Und je länger man darüber nachgrübelt, um so schlechter geht es einem auch dabei, denn man findet noch dies und jenes heraus, und dies macht stinkewütend, und das ...! Und die Gedanken kreisen und hören nicht auf, und sie können auch nicht aufhören, weil ... das Problem nicht gelöst oder geklärt ist.
(Da ist dann der Zeitpunkt des Erkennens, dass eine Lösung hin muss.)
Naja, wie kommt man da jetzt raus?

So Psychotherapeuten haben da natürlich schon oft gute "Ideen" dazu, wie z.B. das "Aufschreiben", oder eine "Liste" machen, so wie Jutta es oben beschrieben hat. Das sind ganz gute Ansätze, das habe ich auch schon probiert, ich mache das immer so, wenn ich was schweres Entscheiden muss. (Grins!) Also eine Liste, auf welcher steht: "Positiv" und "Negativ", und da kann man dann alles eintragen, was einem gerade einfällt. Am Ende sieht man da, wo man mehr Punkte aufgeführt hat, und das wird dann das Ergebnis sein, wonach man handeln kann. So "Listen" machen kann auch Spass machen, jaja! Sie haben den Vorteil, dass man sich intensiv und ganz persönlich mit der "Sache" beschäftigt, und dies dann nicht nur emotional, sondern auch sachlich.
Man "schiebt" dann das Problem auch nicht nur so vor sich her, sondern man sucht "bewusst" nach einer Lösung.

Was gibt's noch? Naja, die "Frontal"-Methode! Das ist jene, wo man halt einfach den Mut fasst, und mit der betreffenden Person das Gespräch sucht. Aber das klappt nicht immer, dazu braucht es Kraft. - Hier gibt's eben noch die "Brief"-Form, wo man dem anderen (auf freundliche Art) seine Sorgen mitteilt. - Aber das Ergebnis steht halt offen, man weiss ja nicht, wie der andere reagiert. Manchmal funktioniert es, manchmal eben nicht.

Was gibt's noch? Nun, Rückzug! - Aber das ist eine ganz krasse Art, und eigentlich auch ein bisschen "feige". Man ist dann eher vor der Konfliktlösung "geflohen", und hat es gar nie gelöst. Mir gefällt diese Variante überhaupt nicht. - Zudem geht damit der Groll und die Wut auch nicht weg, denn so hat man sich dazu entschlossen, mit dem Groll und der Wut weiter zu leben.

Und sonst noch? Naja, eben das Verzeihen, das Vergeben. - Manchmal meint man, das kann man erst tun, oder man ist erst bereit dazu, wenn die Dinge vorher geklärt sind, wenn man alles verstehen kann, wenn alles mit dem anderen ausgesprochen ist. Das ist aber gar nicht so. Man kann auch schon vorher verzeihen.
Da gibt's einen kleinen Trick dazu: Man stellt sich in der eigenen Phantasie vor, WIE man das macht! Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Man stellt sich z.B. haargenau vor, wie man vor den anderen hintritt, und welche Worte man zu ihm sagt. Und dann stellt man sich vor, WIE der andere reagieren könnte!
Jetzt kann da die Phantasie natürlich ein bisschen ausflippen, und uns nur NEGATIVE Ergebnisse geben, also dass der andere z.B., dem man verzeihen tut, gar nicht darauf reagiert, oder dass er böse Worte benutzt.
Da sollte man halt diese Phantasie mal so zulassen, und sie NOCHMALS von vorne anfangen, so lange, bis das Ergebnis gut kommt. - So hat man dann alle möglichen "Varianten" in der Phantasie gesehen, und weiss dann schon im Voraus - WENN man sich dazu entschliesst, es wirklich zu tun - wie man darauf reagieren kann. Man weiss dann, WAS einen in etwa erwarten könnte.
Das ist übrigens auch eine "Idee" von Psychotherapeuten, hm-hm! Mit der Phantasie hat man sich also "bildlich" auf eine Tat, bzw. Entscheidung vorbereitet.

Was gibt's sonst noch? Nun, wenn man noch nicht bereit dazu ist, die Wut und den Groll abzulegen, dann ... gibt's noch die Variante des "Abwartens". Aber das ist natürlich schwieriger, wenn noch eine Krebskrankheit da ist, da ist man dann im Druck.
Die Variante des "Abwartens" mache ich momentan bei meiner Schwester so, weil ich nicht die Kraft für so eine Auseinandersetzung habe. Sie will sie offenbar auch nicht, also ist's kein Problem.
Die Frage ist nur: Wenn ich NICHT von ihr verletzt werden möchte, was kann ich dann tun?

Da habe ich auch schon mal nach Lösungen gesucht, das ist schwierig. Es gibt da die "Idee", dass man einfach auf jede "Verletzung" zu dem anderen sagt: "Hey, das verletzt mich jetzt!"
Da muss der andere überlegen, was er darauf sagen soll. Entweder entschuldigt er sich, oder aber er bringt so "Sprüche" wie: "Stell Dich doch nicht so an, das ist doch keine Verletzung!"
Ich hab' das mal so getestet, und bekam genau so einen "Spruch" zu hören. Da ich jedoch stur darauf bestand, dass mich das verletzt hatte, ... bekam ich zwar keine Entschuldigung, aber doch immerhin: Schweigen! Und, naja, ... vielleicht ein bisschen Nachdenken darüber?

Manchmal passiert's aber auch, dass man im Moment gar nicht richtig merkt, dass man soeben verletzt worden ist. Zum Beispiel ist das mit der Ignoranz so. Ignoranz kann SEHR verletzen, aber der Augenblick, wo's passiert, ist schwer zu fassen.
Auch hier kann man den anderen beim nächsten mal damit halt konfrontieren und ihm sagen: Hey, das letzte mal hast du mich völlig ignoriert, das hat mich verletzt!
Braucht halt wieder Mut dazu. Aber eigentlich können wir nichts anderes tun, als es auszusprechen, jedesmal. Denn jedesmal, wenn wir es NICHT tun, kommt eine Narbe der Verletzung MEHR hinzu. Nicht wahr?

Uff! Tja! - Und was habt Ihr noch für Ideen?

Bis späterchen soweit, ich drück Euch alle!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte
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  #67  
Alt 16.04.2003, 22:37
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Ihr Lieben,

Jutta und Brigitte, ich finde es einfach superklasse, wie ihr diese schwierigen Gedanken und Überlegungen in Worte fasst. Ich könnte das nicht so ausdrücken. Aber ihr trefft genau den Punkt, finde ich.

Ja, Thema Wut und Groll. Ich denke auch, dass es zentrale Themen im Leben sind.
Jutta, Du hast sicher recht, dass unsere Eltern ganz anders aufgewachsen und erzogen wurden und nicht gelernt haben, über Gefühle zu sprechen. Und auch ihre Einstellung zur Erziehung der eigenen Kinder war eine andere als unsere heute.
Ich bin so erzogen worden, dass ich funktionieren und meine Gefühle verleugnen musste. Was dazu führte, dass ich irgendwann gar nicht mehr fühlen konnte... zumindest war das mein Eindruck. Geschweige denn, die Gefühle zu analysieren.
Und ich hatte permanent Angst, die wurde ganz tief eingeplanzt. Du fragst nach meinem Alter, ich bin 37. Wie alt bist Du?

Die Idee mit dem Aufschreiben finde ich schon gut. Aber es fällt mir immer noch superschwer, mir das Recht einzuräumen, dass ich so fühlen "darf" wie ich eben fühle. Und manchmal entgleiten mir die Gefühle und ich weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich fühle. Kennt ihr das auch? Ich muß mich da sehr konzentrieren, um klarzukriegen, wie es mir gerade geht. Ich weiß, das klingt verrückt, vielleicht würde mir das Aufschreiben da wirklich helfen. Werde es mal probieren. Mir geht es in diesen Momenten dann eher so, dass ich froh bin, dass ich überhaupt die Wut und Enttäuschung spüre... ist doch auch schon was...:-)

Brigitte, Deine Ideen sind gut. Ich finde es toll, dass Thema hier zu "besprechen". Allerdings komme ich dabei immer noch an meine Grenzen, weil ich manchmal so einen Trotz verspüre und denke, ich will ja meine Wut gar nicht loslassen. Wut zu spüren erscheint mir einfacher als die Trauer zuzulassen, die vielleicht unter der Wut steckt.

Ich hab eine Stinkwut auf meine Mutter, die sooo egoistisch ist. Meine Enttäuschung prallt da aber total ab, Sie reagiert gar nicht. Also was mach ich mit meiner Wut und Enttäuschung? Ich weiß es nicht. Meine Angst hemmt mich da auch immer noch, den "Angriff" zu wagen. Selbst einen Brief schaffe ich nicht.
Du schreibst von Deiner Schwester. Du möchtest nicht weiter von ihr verletzt werden. Was tun? Ich versuche es bei meiner Mutter auch und da bleibt ja fast nichts anderes übrig, als sich möglichst nicht mit ihr zu konfrontieren. Wenn ich meiner Mutter sagen würde, Du verletzt mich, dann würden auch so halbgare Sprüche kommen, die mich kein Stück weiterbringen. Im Gegenteil, eher noch mehr Enttäuschung.

Mir fallen da leider auch keine weiteren Ideen ein. Ich versuche, mich mit den Menschen, die mir wehtun (ich meine damit die, die sich nicht wirklich für mich interessieren), möglichst wenig zu konfrontieren. Damit geht es mir eigentlich noch am besten. Für eine Auseinandersetzung fehlt mir der Mut und die Kraft. Vielleicht kommt das ja irgendwann noch.

Das waren meine Gedanken dazu. Mir hilft das sehr, mich hier mit Euch auszutauschen. Fühle mich gut aufgehoben. Danke.
Liebe Grüße - ich drück euch,
Conny
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  #68  
Alt 16.04.2003, 22:45
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Hallo Kerstin,

ich kann das was Du schreibst, sooo gut nachvollziehen. Mir ging es mit meinem Vater auch so. Und ich wollte ihm auch so gerne helfen, aber er hat es nicht zugelassen.
Du kannst ihn nicht zwingen. Aber vielleicht würde es Dir doch helfen, allen Mut zusammenzunehmen und mit ihm über Deine Gefühle und die Enttäuschung zu sprechen. Vielleicht wartet er ja darauf und traut sich auch nicht, Dich anzusprechen.

Manchmal ist es ja auch so, dass man so sehr in seiner Enttäuschung gefangen ist, dass man kleine Zeichen gar nicht erkennen kann. Vielleicht kannst Du es versuchen. So wie es aussieht, hast Du doch eigentlich nichts zu verlieren, oder?
Liebe Grüße,
Conny
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  #69  
Alt 17.04.2003, 04:33
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Vollmond Guten Morgen Ihr Lieben,

Conny, ich stelle aber doch fest, dass Du Deine Gefühle beschreiben kannst. Du siehst in dem Blatt Papier NOCH keinen Sinn. Es kann ja sein, dass die Gefühle des Zorns und der Wut noch zu immens sind und Du noch garnicht bereit bist, diese wirklich nach aussen zu lassen?? Dich noch innerlich in der Abgrenzung wohl fühlst? Das ist nicht negativ gemeint.

Wenn ich so eine Wut auf einen Menschen habe, dass der Schmerz so richtig tief geht, spinne ich in meinem Kopf je nach Situation entsetzliche Rachegedanken, denke keine Ladylike Gedanken, wirbeln sich Worte im Kopf herum, die ich nie aussprechen würde. Ich bin darüber jedes Mal furchtbar entsetzt, doch es hilft mir weitere Schritte zu machen. Meine Aggression spielt sich im Kopf ab.

Dann kommt die große Runde des Selbstmitleids, fühle mich wie das Ärmste Geschöpf der Welt. Das ist leider auch die gefährlichste Phase, denn ich kann dann verbale Hiebe an Menschen verteilen, die ja garnichts für meine momentane Lage können und nicht wissen was sich im Innern für ein Konflikt abspielt.

Und dann muß das Papier her, da wird wie ein Weltmeister geschrieben. Für mich ist es bei einer tiefergreifenden Sache am Anfang nicht möglich, sofort auf verbale Konfrontation zu gehen.
Das geschieht später.

Kommt Ihr Euch auch so "nackt" vor, wenn Ihr es geschafft habt, die ganz tiefen Gedanken demjenigen zu vermitteln, den es betrifft? Mir erging es so mit meinem Bruder. Ich raffte mich auf, um ihm meine ganzen Gefühle darzulegen und schrieb einen langen Brief. Ohne Anklagen, nur ihm zu erklären, WER ich bin und WIE ich mich fühle. Es folgte ein stundenlanges Gespräch, und ich hatte wieder Hoffnung, habe MEINE Erwartungshaltung wieder nach oben geschraubt. Das Ergebnis, gleich Null, aus meiner Sicht. Es wurde mir bewußt, dass er sich nicht mit Gefühlen auseinandersetzen will oder kann, und jetzt tut er mir nur noch leid! Und somit ist das Thema für mich beendet. Klar zwickt es das eine oder andere Mal, denn ich hätte gerade seine Unterstützung und manches Gespräch mit ihm gebraucht.
Ich habe ihm seine Unfähigkeit Gefühle zu zeigen VERZIEHEN, sich damit zu befassen, die Gefühle von anderen einfach nur anzuerkennen, dass sie überhaupt existieren. Und habe ihm VERGEBEN, dass er an meinem Leben nicht wirklich teilhaben möchte, dass er mit meiner Gefühlstiefe, die ich auch zeigen kann, nicht klarkommt. Da er wohl wissen möchte, wie es mir geht, fragt er meinen Sohn!! Er hat wohl Angst, dass wenn er mit mir redet so eine Gefühlsdusselei rüberkommt und er irgendwann seine Barriere fallen läßt.

Ist es nicht wirklich nur die Angst des Anderen, dass er als Schwächling angesehen wird, wenn er wahre Gefühle zeigt und darüber redet? Und eine noch größere Angst, dass man ihm dann weh tun könnte und er garnicht weiß wie er sich dann verhalten soll?
Da bleiben sie doch lieber in ihrer selbst geschaffenen Höhle und warten bis sich DAS Problem von alleine auflöst, so oder so.

Conny, DU hast das RECHT, jeden in Deinen Gedanken anzuklagen, der Dir weh getan hat! Überlege Dir einmal, jeder Nachbar kann seinen Nachbar NUR wegen einem über den Gartenzaun hängenden Zweig anklagen! Das ist eine Lappalie, aber er hat das Recht.
Versuche Dir solch eine Parabel zu schaffen und nehme sie als Aufhänger zum Vergleich mit Deinen Gefühlen. So z.B., wenn der Nachbar zwecks Zweig eine Anklage machen kann, dann kann ICH:.............................................. ........ usw.
Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber jeder Versuch ist es wert versucht zu werden.

Auch wenn ich ganz gut durch die Wüste meiner Gefühle wandern kann, profitiere auch ich von unseren "Gesprächen". Danke.

ganz liebe Grüße,
Jutta
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  #70  
Alt 17.04.2003, 09:09
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Hallo Conny,

schon wieder ich, aber ich häng gerne am PC :-). Hab/kann ja sonst nicht viel tun.

Ich wollte Dir noch meine Version, die ich für mich anwende, des VERGEBENS und VERZEIHENS sagen.

VERGEBEN: werde ich Schwächen, die Jemand erkennt (ob offensichtlich oder ich die subjektive Meinung habe, dass sie erkannt werden).

VERZEIHEN: wenn diese Schwächen erkannt sind, und mein Gegenüber sich ehrlich bemüht, mit diesen umzugehen und sie eingesteht.

Ich versuchte mich so kurz als nur (für mich) möglich zu halten, ich schweife auch sehr gerne ziemlich aus. Und bekomme am Ende dann das Gefühl, oh Herrje, weiß der Andere überhaupt noch WAS ich sagen wollte? Da finde ich Brigitte's Kommentare immer spitze, ihr großes Schreibtalent kommt raus :-).

ganz liebe Grüße,
Jutta
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  #71  
Alt 17.04.2003, 10:22
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Mörgelchen Ihr Lieben,

"Das hat mich jetzt verletzt, was Du sagst!" klingt eigentlich nach "Vorwurf" aber es ist nur eine Feststellung des eigenen Gefühls.

Der Satz ist was ganz Ernstes.
Angenommen, da sagt jetzt jemand zu mir (das kam auch schon mal vor): "He, das verletzt mich jetzt!"
Dann bin ich ganz verblüfft, DASS ich den anderen verletzt haben soll!
Ich kann da jetzt natürlich auf alle möglichen Arten darauf reagieren.
Ich kann z.B. "einsehen", dass ich den anderen verletzt haben könnte, und kann mich dann bei ihm entschuldigen.
Ich kann aber auch nichts "einsehen", aber dann liegt es an mir selber! Dann bin ich stur, dann finde ich, der andere ist "überempfindlich" oder was auch immer, und dann bringe ich irgend einen dummen Spruch. Den Spruch bringe ich aber, weil ich mir nicht "vorstellen" kann, dass ICH jemanden verletzen könnte. Oder aber ich bringe den Spruch, weil ich unbedingt WILL, dass der andere verletzt wird!
(Wenn ich das unbedingt WILL, dann ... habe ich aber ein zünftiges Problem!)

Aber der Satz des anderen, welcher mir gesagt hat, dass ich ihn verletzt haben soll, ... wird auf JEDEN FALL in mir weiter nachklingen! Denn ER hat etwas ausgesprochen, was ich eigentlich gar nicht hören will.
Und ich kann mich jetzt drehen und wenden wie ich will, wenn der andere behauptet, dass ihn das verletzt hat, so sind das SEINE Empfindungen, und die kann ich ihm unmöglich wegleugnen! Wenn ich's versuche, mache ich auf jeden Fall Zweite! Denn ER sitzt da, und IST verletzt! Das ist eine Tatsache! Jetzt muss ich halt schauen, wie ich als "Verursacherin" das mit meinem eigenen Gewissen vereinbaren kann. Und es GEHT auf's Gewissen!
Also wirkt es auf jeden Fall irgendwie.

Da spielt halt schon oft der eigene Stolz mit, weil man keine Schwäche oder einen Fehler zugeben will. Das ist menschlich, aber wenn man sich verletzt fühlt und dies auch sagt, dann ist das genau so menschlich.
Wenn ich jetzt zu meiner Schwester sage: "Hey, das verletzt mich jetzt, was Du da sagst!", dann konfrontiere ich sie mit ihren eigenen Worten. Das IST eine Konfrontation, denn ich habe den Ball wieder zu ihr zurück geworfen.
Jetzt kann sie zu mir abschätzend sagen: "Quatsch! Das IST so, wie ich sage! Wenn Du Dich verletzt fühlst, bist Du selber Schuld!"
Daraufhin kann ich wiederum sagen: "Quatsch! Verletzende Worte kommen von DIR, also hast DU ein Problem! - ICH sage Dir nur, dass mir das weh tut, was Du sagst!"
Kleines Ball-Spiel (grins!)!

Ja, Jutta, so wie Du schreibst; Du hast bei Deinem Bruder alles mögliche versucht, bist direkt auf Konfrontation gegangen, das ist super! Es hat zwar nichts genützt bei IHM, aber es hat was genützt bei DIR. (Doch, bei IHM auch ein bisschen, aber da ist er wohl noch nicht so weit, um das zugestehen zu können!) Und so kann man sehen, dass es nicht an einem selber liegen muss, sondern am anderen. Indem man "versteht", dass der andere da seine Probleme hat, und dass es eigentlich gar nichts nützt, wenn man da noch lange kämpft (man kann den anderen ja nicht ändern), so kommt man zu dem Punkt, wo einem der andere "Leid" tut, und wo man dann auch plötzlich vergeben kann.

Hmja, wir Frauen suchen eh oft die "Schuld" immer zuerst bei uns selbst. Das ist zwar toll, aber es kommt dann auch mal vor, dass wir darin stecken bleiben in diesem Schuldgefühl. Wir können uns dann gar nicht mehr vorstellen, dass da auch andere eine Schuld tragen könnten.

Conny, wenn Du es mit dem "Aufschreiben" probierst, solltest Du dabei vielleicht nicht an "Gefühle" denken, sondern es einfach mal planend "sachlich" hinschreiben. Die Gefühle kommen dann nämlich von selbst. - Ich denk mir das jetzt gerade so, wenn Du schon Mühe mit Gefühlen hast.
Wut und Groll zu "fühlen" ist aber sicher schon mal gut, das stimmt. - Hast Du schon mal versucht, die Wut und den Groll ... irgendwo "sportlich" raus zu lassen? Das hilft manchmal auch. (Deswegen habe ich mir letztes Jahr einen Boxsack angeschafft! Grins! Ah, ich sage Dir, das tut guuuuut!)
Aber wie gesagt, versuche das "Aufschreiben" mal ohne Gefühle. Das könnte dann so aussehen:
Eine Überschrift mit:
"Vater hat dies getan!"
Eine Überschrift mit:
"Ich habe so reagiert!"
Eine Überschrift mit:
"SO nicht mehr!"
Und darunter kannst Du dann alles raus lassen, was Dir gerade einfällt. Sachlich. Die Gefühle mischen eh immer mit. Aber denk einfach nicht daran. Du wirst Deine Gefühle dann trotzdem kennenlernen. Davor brauchst Du keine Angst zu haben, denn das was Du JETZT spürst, ... ist viel hässlicher als die anderen Gefühle.
Wut und Groll braucht es zwar, aber sie sind hässlicher als Enttäuschungs-Schmerz und Liebe. Mit Enttäuschungs-Schmerz kann man umgehen, denn da erkennt man, dass ja der andere "schuldig" ist, und dass der andere Probleme hat. So wie Jutta oben es von ihrem Bruder beschrieben hat.
Man braucht es nicht unbedingt zu "verstehen", WARUM der andere Probleme hat, aber man kann dann ... naja, Mitleid empfinden. Und da ist der Schritt zum Verzeihen nicht mehr weit entfernt.

Hui ja! Ich profitiere ebenfalls von diesem Gespräch hier. - Nur schon die Worte hier hinzuschreiben, hilft, die Gedanken klarer zu sehen. - "Die Wüste der Gefühle"! Grins! Jutta, bei mir ist's ein URWALD!
Bis späterchen, Ihr Lieben.
Es grüsst Euch die
"krasse" Brigitte
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  #72  
Alt 17.04.2003, 12:24
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Hallo Conny,


der Gedanke dass ich meine Wut garnicht loslassen will ist mir auch schon gekomen. In unserer Familie haben die negativen bzw. destruktiven Gefühle immer mehr Platz gehabt. Es ist ja auch schwieriger, weil man sich verletzlicher macht, Gefühle wie Enttäuschung, Liebe, Traurigkeit usw. zu zeigen. Stattdessen lieber "schimpfen" oder durch Rückzug d.h. Liebesentzug strafen.... Ich bin noch nicht soweit dass ich mich meinem Vater gegenüber so öffnen kann, d.h. evtl. wäre ich soweit aber ich sträube mich noch mit Händen und Füssen, obwohl ich eigentlich weiss dass es auch eine Befreiung sein würde.

Vielleicht müssten wir mal weinen, über all die entfremdeten Jahre, über die Krankheit meines Vaters... aber oh Gott welche PEINLICHKEIT "das tut man doch nicht", meckern ist OK aber doch nicht WEINEN......
Ich bin ja so FROH dass ich meinen Therapeuten habe aber im Moment kann ich das was wir da besprechen noch nicht umsetzen. Hast Du schon mal über eine Therapie nachgedacht?

Ende letzten Jahres hatte ich wirklich eine Sternstunde bei meinem Therapeuten. Wir sprachen über meinen Vater und ich zog mal wieder die alte Leier ab: kümmert sich nicht um seine Enkel, ist oberflächlich, hat sich (ausser finanziell) nie so richtig gekümmert, er KENNT mich garnicht richtig und es interessiert ihn auch immer alles nicht, hört nicht zu, blablabla,.... das sollte auch gegenüber meinem Vater die "grosse Abrechnung" werden, da er damals gerade aus dem KH kam wollte ich ihn wieder auf die Beine kommen lassen, ABER DANN..... Mein Therapeut fragte mich ganz ruhig was mir das bringen würde... ich nur ja äh..... drucks rum, natürlich nicht wirklic etwas, ausser Dampf ablassen, ..... aber ich verstand dass uns ja nicht weiterbringen würde. Ich haderte trotzdem weiter damit dass mein Vater sich nicht ändert, dass alle Bemühungen nichts bringen.... da sagte der Therapeut ich hätte nur die Wahl ihn so zu akzeptieren wie er ist, er sei Mitte/Ende 60 und WERDE sich nicht mehr ändern. Ich könnte nur versuchen ihm mitzuteilen was ich denke und fühle, ihn mal einzuladen wenn ich es will oder Treffen mit den Kindern zu arrangieren... aber er meinte wenn ich erwarte mein Vater könnte meine Gedanken lesen und sich dann meinen Erwartungen entsprechend verhalten, dann würde sich nichts ändern. Da habe ich plötzlich wirklich glasklar gesehen es liegt an meinen Erwatungen, d.h. er sollte möglichst so sein wie ich es erhoffte, aber so ist er nicht und wird es nie sein. Und für ein paar Monate war es für mich jetzt wirklich GUT, ich konnte innerlich ganz gelöst locker auf seine sattsam bekannten polemischen Äusserungen gegen Gott und die Welt reagieren (früher hat mich das immer auf die Palme gebracht), ich habe ihn mit meinem Sohn verabredet, und insgesamt hatte ich das Gefühl eine grosse Last sei von mir gewichen...

Na schön es hat ein paar Monate gehalten... wäre wohl auch zu einfach gewesen wenn knapp 40 Jahre damit so einfach "gelöst" wären.... aber ich habe daraus gelernt dass ich mit meinem Standpunkt eigentlich alles beeinflussen kann, nicht wie er sich verhält, aber wie ich damit umgehen kann. Ich hoffe, dass ich bald dazu zurückfinde. Ich weiss es geht nicht anders als auf ihn zuzugehen, mein Vater ist in persönlichen Dingen so feige, früher habe ich ihn dafür verachtet aber jetzt denke ich eigentlich nur er KANN ES EBEN NICHT.

Mein Leitsatz seit einigen Monaten - es ist schwer immer danach zu leben bzw. die Dinge so einzusortieren - ist banal, aber für mich sehr hilfreich: ES IST WIE ES IST. Aber WENN ich es schaffe wirklich zu akzeptieren dass etwas ist wie es ist, dann fühle ich mich immer gleich viel leichter ums Herz. Das soll ja keine Gleichgültigkeit oder Resignation sein.... nur das Leben zu aktzeptieren wie es ist.... das ist eines meiner Ziele für die Therapie, denn viele meiner Ängste und Schwierigkeiten kommen daher dass ich das bisher nicht kann. Aber ich lerne....

Puuh wie lang....
Alles Gute
Kerstin
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  #73  
Alt 18.04.2003, 00:29
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Ihr lieben Grüblerinnen...:-)
vielen Dank für eure Zeilen und die guten Ideen. Ich muss schon ehrlich sagen, mit diesen Themen habe ich mich lange nicht mehr so intensiv befasst. Hab ja im Moment auch keinen "aktuellen" Druck - oder vielleicht doch...?

Ja, ihr habt recht, das Thema Gefühle zeigen oder auch darüber zu schreiben, fällt mir schwer. Wenn ich hier darüber schreibe, bin ich schon ganz schön am Zittern. Deshalb finde ich Deine Idee, Brigitte, eher sachlich zu schreiben ziemlich gut. Werde das in einer ruhigen Stunde mal probieren.
Als ich die 3 vorgeschlagenen Überschriften von Dir gelesen hab, lief es mir kalt den Rücken herunter und ich merke schon, dass ich da wohl noch einiges für mich tun muss und einiges zu bearbeiten habe.
Ich denke auch, dass ich ganz gerne noch in meiner Abgrenzung durch Zorn und Wut bleibe, denn da spüre ich den darunterliegenden Schmerz, vor dem ich wahnsinnige Angst habe, nicht so sehr. Wie haltet ihr den Schmerz aus?

Jutta, Deine beiden Definitionen von Vergeben und Verzeihen finde ich gut. Aber ich stelle fest, dass die Menschen, denen ich zu verzeihen hätte, ihre Schwächen nicht eingestehen oder gar daran arbeiten. Allerdings habe ich auch die Konfrontation bisher nicht gewagt.

Ich hatte mit meinem Bruder auch mal ein sehr offenes Gespräch, in dem ich mich sehr geoutet habe. Ich hatte danach ein richtiges Hochgefühl und dachte, oh, jetzt haben wir eine neue Basis, aber wie bei Dir, Jutta, kam auch bei mir nicht mehr viel dabei raus. Wahrscheinlich sind da unsere Erwartungen zu groß. Wenn ich darüber nachdenke, muss ich ja auch sehen, dass mein Bruder auch so erzogen wurde, Gefühle wegzuschieben und vielleicht sogar abzuspalten. Ich versuche zu akzeptieren, dass er nicht soweit ist wie ich und sich nicht mit den alten Geschichten befassen möchte.

Dein Beispiel mit der Anklage hat mich zum Schmunzeln gebracht. Mir hat es sehr geholfen, als ich für mich klar hatte, dass mein Vater ein Verbrechen begangen hat und ich ihn dafür hätte anzeigen können. Das war für mich damals ein kleiner Durchbruch. Ich hab mir da viele Gedanken gemacht, aber im Endeffekt hätte es mir nicht wirklich weitergeholfen, ihn vor den Richter zu bringen. Vielleicht wäre es eine Rache gewesen, ich konnte es aber nicht.

Brigitte, Boxsack ist spitze! Ich versuch es auch mit sportlichen Aktivitäten, gehe einigermaßen regelmäßig ins Fitness-Studio oder auf meinen Heimtrainer. Da hast Du recht, man bekommt wirklich den Kopf wieder frei...:-)

Hallo Kerstin,
ich mache seit ca. 3 1/2 Jahren Therapie, ohne die wäre ich wahrscheinlich damals völlig "abgedreht". Bei mir kamen zu dem Zeitpunkt einige Katastrophen zusammen, da konnte ich nicht mehr. Die erste Zeit gings da nur ums Überleben, mittlerweile komme ich ganz gut mit meiner Vergangenheit zurecht, natürlich immer wieder mit Rückschlägen.

In meiner Familie war auch der Liebesentzug ein beliebtes Mittel meines Vaters, uns zum Funktionieren zu bringen. Wie ich oben schon beschrieben habe, habe ich meine Gefühle weitgehend abgespalten und hatte lange keinen Zugang zu ihnen. Da hat man halt viele Jahre Arbeit, bis man diese "Gehirnwäschen" wieder aus dem Kopf rauskriegt.
Ich habe auch in der Therapie die Erkenntnis gewonnen, dass man Menschen nicht verändern kann, sondern sie so akzeptieren muss wie sie sind.
Ich ziehe es bei einigen üblen Exemplaren (die, die mir wehtun) vor, den Kontakt möglichst auf ein Minimum zu reduzieren. Und versuche mir immer wieder klarzumachen, dass ich nicht mehr die gute Tochter sein muss. Hatte schließlich auch keine guten Eltern. Ich arbeite eher daran, mal etwas böser zu werden... ist aber sehr schwer und gelingt mir nur schlecht. Und das, was für mich "böse" ist, ist für andere normal...:-)

Zu den Erwartungen. Klar, dass Du Erwartungen an Deinen Vater hast, die er natürlich nicht kennt. Das ist einfach so. Wahrscheinlich bei jeder Beziehung. Und die erfüllen sich ja in den seltensten Fällen. Aber für mich stellt sich die Frage, wie lange will ich mich noch verletzen lassen? Was ist für mich gut? Was sollte ich tun, damit es mir gut geht? Dann befreist Du Dich auch ein Stück von den Erwartungen.

Und ich habe festgestellt, dass es mir eben überhaupt nicht gut tut, mich mit meinen ignoranten und egoistischen Eltern zu umgeben. Auch wenn es hart klingt, mir geht es besser so. Auch wenn mein Vater inzwischen gestorben ist. Das sind halt meine Erfahrungen.
Ich versuche auch einfach nur, zu akzeptieren was ich nicht ändern kann. Aber ich arbeite daran, mich noch ein bißchen zu ändern.
Sorry, sollte eigentlich nicht so lang werden.

Ihr Lieben, ich wünsche Euch eine gute Nacht mit reichlich Schlaf...
Brigitte, wenn es bei Dir ein Urwald ist, was ist es dann bei mir??:-)
Einen dicken Drücker an Euch alle,
Conny
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  #74  
Alt 20.04.2003, 20:38
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Hallöchen Ihr Lieben,
jetzt weiss ich nicht, ob jemand von Euch an diesen Ostertagen hier rein schaut, aber ich schreibe Euch trotzdem, denn bestimmt guckt Ihr dann nach Ostern wieder nach.

Liebe Kerstin, Du hast Deinen letzten Eintrag wunderbar offen geschrieben, da hab' ich gleich gedacht: Woaw! So nahe gingen mir Deine Worte.
Sie sind so ... erkennend, hm-hm! Ja, versuche das beizubehalten, dass Du mit Deinem "Standpunkt alles beeinflussen" kannst, das hast Du sehr schön gesagt. Und eben auch getan. Du warst da völlig auf dem richtigen Weg, aber eben manchmal kommt halt der "alte Standpunkt" wieder hervor, kaum passiert was, und dann fühlt man sich wieder gleich "weit" wie früher, gell?
Doch wenn Du erlebt hast, dass dieser "neue Standpunkt" Dir geholfen hat, dann ist dies ja der richtige Weg, und einem zweiten Versuch steht ja nichts im Wege, ausser Du Dir vielleicht selbst.
Versuche es nochmals so, Kerstin, ich finde das super!


Ich habe da wieder mal in meinem "Urwald" (Wüste der Gedanken) rum geforscht, und etwas an mir selber entdeckt. Hui ja!
"Rumforschen" im eigenen "Urwald" oder in der "Wüste" schadet übrigens nicht, denn es hilft einem, wenn man es ganz sachlich versucht. Aber das "Sachliche" ist die Bedingung dazu.
Genau darum geht's.
Als Beispiel: Wenn ich jetzt über irgend ein Erlebnis, das mich sehr enttäuscht, das mich sehr verletzt hat, nachgrüble, dann spielen da ja immer die Emotionen, die ganzen Gefühle mit. Der Schmerz darüber scheint da gar nichts anderes zuzulassen als Gefühle.
Also kommt da dann irgendwann bald mal die Wut und der Groll. Nicht nur über das Erlebnis selber, sondern auch darüber, DASS man diesen Schmerz fühlt. Logisch.
Die Wut und der Groll "überdecken" den Schmerz - scheinbar - aber eigentlich ist der Schmerz noch immer da.

Jetzt gibt's da diese "Urwald"-Entdeckung, die ich gemacht habe, und eigentlich war die schon immer da, ich habe sie auch oft angewendet, aber eben nie wirklich bewusst.
Es geht in etwa so: Wenn ich mich in einer schwierigen Verletzungs-Situation befinde, kann ich mich NUR raus wurschteln, ... wenn ich in aller Ruhe darüber nachdenke, wenn ich in mich kehre, und versuche, auf mein Herz zu hören. Dabei versuche ich, sämtliche "Gefühle" und "Emotionen" mal vorsichtig zur Seite zu schieben, und mich und meine Situation einfach ganz sachlich zu sehen, so, als wäre ich ... ein Fremder!
Ein Fremder, der diese Verletzungs-Situation ganz sachlich und nüchtern betrachtet.
Der Fremde betrachtet dann ALLE Seiten. Nicht nur jene von mir, sondern auch jene des anderen, der mich verletzt hat.

Dieses "Fremd-Betrachten" wirkt. Denn es ist in etwa so, als würde ich jemandem anderen zuschauen. - Wie man ja weiss, ist es immer einfacher, anderen zuzuschauen und ihnen gute Ratschläge zu geben. Aber meist sieht man da eben als "Dritter" die Dinge viel sachlicher, viel besser. Das Urteilsvermögen kann Dinge sehen, die der Einzelne beider Parteien vielleicht nicht sieht, weil jeder in seinen Gefühlen drin steckt.

Genau so versuche ich dann also, MEINE Situation als "Fremder" zu sehen, betrachte hier und denke da nach, ... und da kommt man dann auf erstauntliche Ergebnisse, auf Erkenntnisse, die man vorher gar nie so hatte! Plötzlich sehe ich, dass z.B. der andere, der mich verletzt hat, einen bösen Fehler gemacht hat, und ... naja, vielleicht habe ICH das dann auch zugelassen? - Da gibt's viele Möglichkeiten des Erkennens, aber dieses "sachliche" Erkennen - WENN man in Ruhe darüber nachdenkt, OHNE Gefühle - zeigt einem viele mögliche Seiten auf, die man noch nie so gesehen hat.

Genau so habe ich es jetzt auch mit diesem "Urwald"-Nachdenken gemacht, dass ich überhaupt auf diese Erkenntnis gekommen bin. Das heisst nicht, dass ich ALLE Gefühle einfach so weglasse, oder verdränge. Nein, NUR für einen ruhigen Moment, für den Moment des Nachdenkens.

Damit quäle ich mich überhaupt nicht, damit tue ich mir nicht weh, und wenn ich dabei entdecke, dass ich etwas falsch gemacht habe, so werde ich es eben sachlich zur Kenntnis nehmen und es beim nächsten mal besser machen können.
Und wenn ich entdecke, dass andere etwas falsch gemacht haben, so werde ich auch dies sachlich erkennen können, und werde es vielleicht sogar auch verstehen, um besser damit umgehen zu können.


Das geht mit dem Umgang mit dem Schmerz so, liebe Conny.
Ich weiss, meine Worte klingen hier jetzt vielleicht superschlau oder was weiss ich, aber glaube mir, ich hab' das auch nicht dauernd so im Griff, wie es vielleicht scheinen mag. Ich bin da auch auf einem Weg des Grübelns und des Nachdenkens, stecke hier und da noch in meinen eigenen Emotionen drin, wo ich glaube, nicht raus zu kommen.
Aber ich habe diese Tage entdeckt, dass ich offenbar öfters schon diese "Fremd-Betrachtung" bei mir gemacht habe, und dann hatte ich hinterher die "Sache" viel besser verstanden. Ich konnte besser damit umgehen.
Oftmals habe ich diese "Fremd-Betrachtung" eben schriftlich gemacht. Tagebuchmässig. Das hilft auch.
Ich schätze mal, es ist auch ein bisschen eine Übungssache.
Die Dinge sachlich zu sehen, kann man in der Form des Aufschreibens eher schaffen. Das klappt nicht immer, aber je öfter man es tut, um so besser hat man den sachlichen Überblick gewonnen.

Vielleicht ist es auch eine Gedanken-Anregung für Euch? So als kleines Oster-Geschenk? (Grins!) Also ich persönlich werde es nach dieser eigenen Erkenntnis jetzt ein bisschen mehr so versuchen. Irgend was ist da dran! Ich spüüüüüüre es!

Ich grüssele Euch alle ganz lieb,
wünsche Euch noch einen schönen Ostermontag, viele kleine Häschen und bunte Eier, und natürlich gaaaaanz viel Sonnenschein!

Die "krasse" Brigitte
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  #75  
Alt 21.04.2003, 07:22
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Schönen Ostermontagmorgen,

wie so üblich, gehen diese "Gespräche" hier sehr mit mir um, und dies das ganze Wochenende über. Ganz besonders seit ich erfuhr, dass meine Brüder unsere Tradition sich am Ostersonntag zu treffen nun alleine durchziehen. Der blöde Zufall, wie so des öfteren, im Gemüseladen erzählte mir die Chefin von dem tollen Essen, das mein großer Bruder mit der "FAMILIE" vor hat, und dass ich mich schon darauf freuen könnte (wir kaufen im selben Laden).
Tja, da ging erst einmal der Kinnladen runter, der Stich traf.
Aber anders als vorher. Es tat nicht mehr weh! Ich fand es nur noch schade, dass sie so ein Verhalten an den Tag legen.
Es ist ihr Verlust, nicht mehr meiner.

Aber ich glaube, der Schmerz geht um so vieles tiefer, wenn es sich um ein Elternteil handelt, dessen Akzeptanz, Liebe und Anerkennung man verzweifelt versucht hinterher zu rennen.
Denn unsere natürliche Erwartung ist, unsere Eltern sind da um uns zu beschützen, uns durch das Leben mit all der Liebe und Geborgenheit zu begleiten. Auch wenn wir es im Erwachsenenalter rationell nachvollziehen können, dass sie ihre Schwächen haben und nicht DIE Helden sind, welche man sich wünscht. Das Gefühl nicht geliebt zu werden, bewußt Schmerz zugefügt zu bekommen, dieses Gefühl zu realisieren, akzeptieren und zu lernen damit umzugehen muß das größte Gebirge, die breiteste Wüste und der dichteste Urwald sein den man vor sich hat.

Ein Gefühl sachlich anzugehen ist der beste Ansatzpunkt, aber diesem Ansatzpunkt des starken Gefühles eine Chance zu geben ist nicht leicht. Da sitzt der Knoten, der erst platzen muß.

Man sollte sich fragen, WAS habe ICH davon mich von diesem Gefühl so beeinflußen zu lassen, dass ich mich vielleicht schon darin wohl fühle und WARUM? WAS halte ICH auf, wenn ich diesen Knoten nicht platzen lasse? WAS passiert, wenn ICH es zulasse? WOVOR habe ICH Angst? Und WAS gewinne ICH für mich? Ich glaube, dass hier die persönliche "Leidensgrenze" ein unheimlich große Rolle spielt. Wie seht Ihr das??

Dabeben zu stehen, und diese Fragen hypothetisch zu beantworten ist vielleicht ein Weg. Sei es nun hier, auf einen Block oder nur gedanklich, liegt wahrscheinlich in der eigenen Persönlichkeit, wie man mit Dingen allgemein umgeht, oder wie man es gelernt hat damit umzugehen. ODER???

Steinchen für Steinchen
Sandkorn für Sandkorn
Baum für Baum
wünsche ich Euch die Fähigkeit und vor allem den Mut jeden neuen Tag zu beginnen.

ganz liebe Grüße,
Jutta
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