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  #1  
Alt 22.08.2008, 12:10
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Standard TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo an alle hier!
Darf ich mich vorstellen: Ich bin 28 Jahre alt, offiziell noch Student, aber nicht mehr lange und wohne im sonnigen Südwesten Deutschlands, in einer nicht allzu großen, aber feinen Universitätsstadt (Mehr biografische Daten von mir möchte ich aufgrund von Diskretion nicht preisgeben. Immer dran denken, das Internet vergisst nichts.).

Anfang August 2008 Feststellung eines Hodentumors beim Urologen. War eigentlich wegen einer anderen Sache da (wahrscheinlich Prostata-bedingt). Von mir aus wäre ich wahrscheinlich nicht gegangen, meine Freundin hat mich dahin "geschickt". Der ca. 1,2 cm große Tumor wurde bei dieser Untersuchung zufällig entdeckt, ohne dass ich irgendwelche Beschwerden in der Richtung verspürt hätte bzw. eine Verhärtung oder ähnliches von mir zu tasten war.

Wenig später wurde der Hoden chirurgisch entfernt und ein Seminom festgestellt. Außerdem ergab ein CT und MRT, dass keine Metastasen in anderen Organgen bzw. Lymphknoten vorliegen. Gottseidank bin ich offensichtlich noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen, da ich in einem frühen Stadium zum Arzt gekommen war. Soweit also ganz gut.

Allerdings wurde bei mir im anderen Hoden eine TIN festgestellt, also im Prinzip der Vorläufer zur Krebszelle. Im Internet liest man ja nach, dass die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 5 Jahren einen Hodentumor im Gegenhoden zu entwickeln, bei 50 % bzw. die Wahrscheinlichkeit, nach 7 Jahren einen zu entwickeln bei 70 % liegt. Heute jedoch offenbarte mir der Arzt bei der Befundbesprechung, dass die Wahrscheinlichkeit hierfür in meinem speziellen Fall nur bei 3-25 % liegt und meinte, man könne auf die Bestrahlung des Hodens bei Kinderwunsch vorläufig verzichten, wenn alle 8 Wochen eine Untersuchung des Hodens (Abtasten, Ultraschall) erfolgt.

Nun bin ich hin- und hergerissen. Einerseits bin ich natürlich nicht so wild darauf, mir den anderen Hoden auch noch bestrahlen zu lassen und damit meine natürliche Zeugungsfähigkeit für immer und unwiderruflich zu zerstören, andererseits hätte ich natürlich schon gern Sicherheit, dass von der Seite nix mehr kommt...

Meine Frage ist: Wem soll ich nun glauben? Die 3-25%ige Wahrscheinlichkeit für das Entstehen eines Hodenkrebses, die der Arzt mir vorraussagt oder die Vorraussage im Internet von über 50 % ? Hat jemand in diesem Forum Erfahrung mit einer Bestrahlung des verbliebenen Hodens?

Und wenn dann im anderen Hoden aufgrund der TIN-Vorgeschichte ein Tumor entstünde, müsste der dann auf jeden Fall weg? Oder wäre der dann mit einer Bestrahlung evtl. noch zu retten?


Bin hin- und hergerissen und hoffe auf den einen oder anderen Ratschlag...

Liebe Grüße vom RenegadeMasta
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  #2  
Alt 22.08.2008, 12:46
Andi Frenzel Andi Frenzel ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo RenegadeMasta,

zufälligerweise hat mich die Frage der Wahrscheinlichkeit, mit sich aus einer TIN ein Tumor entwickeln kann, kürzlich ebenfalls beschäftigt. In meinem letzten Nachsorgegespräch war von einer Wahrscheinlichkeit von 10-15% bei positiver TIN innerhalb von 5-7 Jahren die Rede. Tatsächlich findet man im EGCCCG-Konsenspapier von 2004 die Zahl von 70% innerhalb von 7 Jahren. Ich habe keine Ahnung, wie es sein kann, dass die Einschätzungen hier so weit auseinander gehen. Kann es sein, dass manche Ärzte nicht auf dem neuesten Stand sind? Oder dass es unterschiedliche Formen der TIN gibt, die eine weitere Differenzierung ermöglichen? Schwierig - zumal es in deinem Fall ja schon einen erheblichen Unterschied macht, wenn es um die Frage Bestrahlung ja oder nein geht.

Zitat:
Und wenn dann im anderen Hoden aufgrund der TIN-Vorgeschichte ein Tumor entstünde, müsste der dann auf jeden Fall weg? Oder wäre der dann mit einer Bestrahlung evtl. noch zu retten?
Meines Wissens kommt die Bestrahlung als Therapie des Hodens bei Entwicklung eines Tumors nicht in Betracht. Es gibt aber an manchen Kliniken die Option einer organerhaltenden Operation, falls der Tumor noch klein genug ist.

Grüße von Andi
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  #3  
Alt 22.08.2008, 15:28
TriaAlex TriaAlex ist offline
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Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo RenegadeMasta,

nun, ich bin da ja ein gebranntes Kind...

Bei mir wurde TIN Zellen nicht richitig diagnostiziert, und ich wurde nicht bestrahlt. Ich bekam 2 Zyklen PEB und dachte damit sei alles überstanden.
Ein Jahr nach dem ersten Tumor hatte ich einen neuen im verbliebenen Hoden, also nochmal das Ganze, diesmal 3 Zyklen (PEB und PEI).
Eine nachträgliche Zweitmeinung meiner Biopsie ergab, dass man einige TIN übersehen hatte. Diese überleben als CIS sogar eine Chemo und entwickeln sich in 10-20 % zu einem Tumor. So hat man mir das erklärt. Allerdings hatte ich ein Nicht Seminom.
Das ist halt eine Risikoabschätzung. 10-20% klingt nicht viel, dennoch wäre mir die Unsicherheit zu groß. Ich hatte ja keine Wahl, hätte mich aber damals für eine Bestrahlung entschieden - das wäre immer noch besser gewesen, als nochmal Chemo.
Auf alle Fälle solltest Du sicherheitshalber über eine Kryokonservierung nachdenken, sicher ist sicher.
Wenn ein Tumor einmal da ist, muss der operativ entfernt werden, eine reine Bestrahlung reicht dann nicht aus - die zerstört nur Mikrometastasen. Je nach Lage des Tumors kann man das organerhaltend machen - ging bei mir auch nicht, da er direkt an der Stelle saß, wo die Versorgungsgefäße ansetzen.

Alex
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  #4  
Alt 23.08.2008, 11:14
PantaRei PantaRei ist offline
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Beiträge: 470
Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo,

das ist wirklich eine blöde Entscheidung, die Du zu treffen hast. Und dass die Statistiken der Mediziner häufig nicht besonders aussagekräftig sind, ist nochmal ärgerlich (liegt wohl daran, dass die z.T. Studien mit sehr kleinen Mengen machen - in Promotionen bspw. manchmal nur 50 Patienten). Das hilft also nix.

Ich hätte mich wahrscheinlich für eine Bestrahlung entschieden, um Ruhe zu haben. Aber bei meinem Hodenkrebs war meine Frau bereits zum 2ten Mal schwanger und daher die Familienplanung abgeschlossen.

Wenn Du Dich mit einer Lösung "alle 8 Wochen zum Urologen" (oder, wenn Du willst, noch häufiger) wohl fühlst und Dich nicht allzu sehr psychisch unter Druck gesetzt fühlst, dann solltest Du das erwägen. Zumindest kannst Du es ja jetzt erstmal ausprobieren. Und in 1/2 Jahr oder so nochmal überdenken.

Man sieht ja hier im Forum, dass schon die Nachsorgeuntersuchungen einen Stressfaktor darstellen - obwohl die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv meist geringer ist als bei Dir. Aber - jeder geht anders damit um.

Will sagen: Wenn Du trotzdem den Kopf frei bekommst für andere Dinge, könntest Du die "Abwarten-Variante" ja zumindest ausprobieren. Es zwingt Dich ja nix und niemand, Dich jetzt definitiv zu entscheiden. Setz Dir vielleicht eine Frist (bspw. 1 Jahr). Wenn Du den Kopf nicht frei bekommst für Examen, Bewerbung, Berufsstart (oder was auch immer), dann solltest Du Dich vielleicht für Bestrahlung entscheiden und "die Sache" zuende bringen. Schliesslich darf nicht der Krebs das gesamte Leben bestimmen.

Man, man, man, um die Entscheidung beneide ich Dich nicht.

Viele Grüße,

PantaRei
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  #5  
Alt 23.08.2008, 14:48
joey_1 joey_1 ist offline
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Beiträge: 20
Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo RenegadeMasta,

die Entscheidung vor der du stehst ist wirklich nicht einfach.

Was das TIN und die Wahrscheinlichkeiten eines erneuten Hodentumors anbetrifft, so kann ich dazu leider wenig sagen.
Aus meinen Erfahrungen heraus, die ich mit Hodenkrebs machen musste, würde ich mich aber wohl für die sicherere Methode also die Bestrahlung entscheiden.
Ich habe letztes Jahr leider auch in meinem zweiten Hoden – 13 Jahr nach dem 1. Hodentumor im anderen Hoden – wieder einen Tumor.

Man hat ihn zum Glück sehr früh erkannt. Da es mein letzter Hoden war und der Tumor – wieder ein reines Seminom - noch sehr klein war (0,8 cm) , wurde ich zuerst organschonend operiert und nur etwa ein Drittel des Hodens entfernt. Leider hat sich aber im Hysto später herausgestellt, dass auch im Resthoden bereits Krebszellen vorhanden waren und deswegen musste ich mich noch mal unters Messer legen und den Resthoden auch noch entfernen lassen. Ich habe damals auch gefragt, ob eine Bestrahlung eine Option wäre, aber das war laut den Ärzten medizinisch keine Alternative.

Seither habe ich mich schon ein paar mal gefragt, ob ich, wenn ich die Wahl hätte, lieber noch mit einem Resthoden herumlaufen würde und dafür immer die Befürchtung haben müsste, dass wenn der Tumor schon zwei Mal aufgetreten ist, er – solange ich noch Hodengewebe habe – jederzeit wieder auftreten könnte. Und ich glaube, dass es mir so fast lieber ist, auch wenn ich seither natürlich regelmäßig Testo (Nebido-Spritze) substituieren muss.

Mir wurde dann nach der endgültigen Entfernung die Wahl gelassen, ob ich lieber Wait&See, eine einmalige Carboplatin-Chemo oder Bestrahlung machen will.
Und obwohl mir die Ärzte eigentlich zu Wait&See geraten haben, wollte ich doch mehr Sicherheit und habe mich für die einmalige und gut verträgliche Chemo entschieden.

Aus meiner Sicht würde ich dir also wohl zur vorsorglichen Bestrahlung raten, denn wenn du nicht gerade ein ziemlich cooler Typ bist , dann wäre mir die dauernde psychische Anspannung, dass ein neuer Tumor entstehen könnte, zu groß.
Falls du die Bestrahlung aber machst, dann würde ich dir auf jeden Fall auch vorher zur Kryo-Konservierung raten, die ich damals auch gemacht habe – allerdings ist das auch eine Preisfrage, denn sie ist nicht ganz billig.

Wünsch dir alles Gute und die für dich richtige Entscheidung
JÜRGEN
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  #6  
Alt 26.08.2008, 20:37
RenegadeMasta RenegadeMasta ist offline
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Registriert seit: 22.08.2008
Beiträge: 41
Standard AW: TIN im Gegenhoden - Bestrahlen oder nicht bestrahlen?

Hallo an alle! Erstmal danke für die hilfreichen Antworten, auf die ich jetzt gern eingehen würde.

Die Samenkonservierung wollte ich auf jeden Fall machen, das wurde mir auch in der Uniklinik nahegelegt. Kostenpunkt wäre einmalig 300 Euro plus jährlich 600 Euro. Das kann ich mir grad noch leisten bzw. meine (besorgten) Eltern würden andernfalls den Betrag übernehmen.

Ja, die unterschiedlichen Angaben zum Risiko eines zweiten Tumors find ich auch recht verwunderlich. Mein Arzt meinte dazu, dass hierbei wohl verschiedene Personengruppen untersucht wurden (Seminon/Nichtseminom, unterschiedliches Alter etc.). Ich wollte den Klinik-Arzt hierauf festnageln und Details wissen (welche Studie mit welcher Personengruppe ergab welches Risiko), leider wirkte dieser an dem Tag aber etwas gestresst und kurz angebunden, so dass ich noch mal ausgiebig mit meinem Urologen darüber reden will. Von den Ergebnissen dieses Gesprächs werd ich hier noch berichten.

Die Entscheidung fällt mir echt nicht leicht Die Wahl besteht zwischen dem Übel, auf natürlichem Weg keine Kinder mehr bekommen zu können oder aber dem Rückfallrisiko. Leider ist es gut möglich, dass der dann entstehende Tumor im anderen Hoden ein aggressiveres Nichtseminom ist und ich nicht so einen erfreulichen Krankheitsverlauf (keine Metastasen etc.) erlebe wie dieses Mal. Und der verbleibende Hoden wäre auch noch weg, nachdem mich der Verlust des ersten Hodens schon schwer getroffen hat

Nachdem ich hier von einigen Leuten lese, die im anderen Hoden auch noch einen Tumor bekommen habe, scheint dies keinesfalls unrealistisch zu sein... Momentan tendiere ich wohl eher zur Bestrahlung.
Aber davor ist der nächste Schritt bei mir jetzt die Kryokonservierung der Spermien.

Wenn sich was neues ergibt, berichte ich weiter..

Eine Frage noch: Hat hier jemand Erfahrung mit der lokalen Bestrahlung des verbliebenen Hodens? Wie siehts mit der Hormonproduktion aus, ist die erhalten geblieben? Ablauf und sonstige Beschwerden?

Grüße an alle!
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