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  #1  
Alt 19.10.2008, 22:53
bebel bebel ist offline
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Registriert seit: 19.10.2008
Beiträge: 2
Standard kleinzelliges lungenkarzinom

hallo,

ich weiß erst seit einigen tagen, dass mein vater (68) an lungenkrebs erkrankt ist. da ich bisher noch mit keinem arzt sprechen konnte (wir wohnen in verschiedenen städten) und nur den befund vor mir habe, bin ich etwas durch den wind.
der krebs wird mit stadium IV angegeben, metastasen auf der lunge, im kopf, im darm und auf der niere.
seit einer woche bekommt er eine bestrahlung am kopf, dann noch eine woche und im anschluss soll er eine chemo bekommen.

ich habe nun vorerst mal versucht, mich im internet schlau zu machen und habe gesehen, dass die überlebensrate nicht nur gering dargestellt wird, auch für ein weiteres lebensjahr gibt es wenig chancen.

derzeit halte ich mich noch am sprichwörtlichen strohhalm fest, möchte aber dieses forum nutzen, um (mutmachende) erfahrungswerte zu sammeln.

daher meine frage an euch: wer hat mit dieser krebsart erfahrungen, gibt es alternativen zur chemo? wie weit schränkt eine chemo die lebensqualität so sehr ein, dass es ev, ratsamer wäre, lieber noch die zeit zu genießen, ohne dass das immunsystem zusammenbricht und es nur ein späteres "leiden" verlängert?

auch wenn diese fragen noch nicht sehr spezifisch und auf das noch nicht geführte arztgespräch zurückzuführen sind - bitte - kann mir trotzdem wer weiterhelfen?

bebel
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  #2  
Alt 20.10.2008, 11:02
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Registriert seit: 07.08.2008
Ort: Unterfranken
Beiträge: 542
Standard AW: kleinzelliges lungenkarzinom

Liebe Bebel!
Erst mal möchte ich dich hier herzlich willkommen heißen - auch wenn der Anlass leider kein schöner ist ...
Es ist immer schwer, zu entscheiden, ob man in einem späten Stadium noch therapiert oder eben nicht ... Einer empfindet schon eine Verlängerung von wenigen Wochen als Gewinn, ein anderer sieht es vielleicht so, dass er ohne Chemo mehr Lebensqualität hat, auch wenn die Zeit dann geringer ist ... Ich denke, dass ein offenes Gespräch zwischen Arzt und Patient da viel helfen kann. Aber oft fragen die Patienten (wie z. B. meine Mutter) lieber gar nicht so genau nach, und die Ärzte (wie die meiner Mutter) sagen nicht mehr, als sie unbedingt müssen ... Für mich persönlich wäre es schon wichtig, zu wissen: "Was gewinne ich durch die Therapie? Und was muss ich dafür zahlen?" ... Und es macht sicher einen großen Unterschied, ob man einer jungen Mutter drei Monate anbietet - auch mit der Belastung einer Therapie - oder einem älteren Menschen, der schon ein erfülltes Leben hinter sich hat.
Das sind Dinge, die im Grunde nur dein Papa (der übrigens im gleichen Alter ist wie meine Mutter) beurteilen und entscheiden kann.

Und leider sind Statistiken halt auch nur Anhaltspunkte - da spielen so viele Faktoren mit, das kann man alles gar nicht berücksichtigen ...

Meine Mutter hat einen Großzeller (neuro-endokrin), aber ich weiß, dass gerade Kleinzeller sehr gut auf Chemo ansprechen, eine entsprechende Alternative gibt es dazu wohl nicht. Jeder Patient empfindet die Chemo anders, die meisten Nebenwirkungen können wohl auch gut behandelt werden. Meine Mutter bekam vor 12 Jahren (beim Mundbodenkrebs) auch eine Chemo, die sie bis auf etwas Übelkeit hervorragend vertragen hat. Auch damals war die Prognose aufgrund der doch recht späten Diagnosestellung nicht besonders gut, aber sie hatte noch 12 gute Jahre danach. Der jetzige Lungenkrebs hat laut Ärzten nichts mit der früheren Erkrankung zu tun.

Es kommt meiner Meinung nach sehr viel auf die Einstellung des Patienten an - wenn dein Papa vielleicht das Gefühl hat, das bringt doch eh alles nichts mehr, dann wird auch die Therapie nicht so erfolgreich werden. Das Mantra meiner Mutter (deren Aussichten mehr als schlecht sind) ist zur Zeit: "Man darf nicht sagen 'hoffentlich wird es wieder gut' - man muss sagen 'es wird bestimmt'". Damit kommt sie derzeit gut zurecht, steckt die Bestrahlungen noch ganz gut weg. Das Immunsystem kann man z. B. mit Orthomol immun ganz gut unterstützen. Bei meiner Mutter hätte ich nie gedacht, dass sie sich nach der fehlgeschlagenen OP noch mal so aufrappeln kann, man täuscht sich oft im Durchhaltevermögen seiner Lieben ...

Versuch jetzt erst mal in Ruhe, alles Wichtige beim Arztgespräch abzuklären. Vor allem sollte dein Vater wirklich verstehen, worum es geht (meine Mutter ist z. B. ein Meister im Verdrängen ...), damit er sich in Ruhe entscheiden kann, wie sein weiterer Weg aussieht - und den solltest du ihn dann auch (so schwer es dir fällt, ich weiß das ...) gehen lassen und ihn so gut wie möglich begleiten. Gute Informationen habe ich z. B. auch am Infotelefon des KID Heidelberg bekommen - vom Forum hier mal ganz abgesehen ...

Ich wünsche dir dafür alles Gute und viel Kraft,
herzliche Grüße, Karin
__________________
"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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  #3  
Alt 20.10.2008, 12:29
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Beiträge: 1.806
Standard AW: kleinzelliges lungenkarzinom

Hallo Bebel,

schließe mich Karin an, und möchte Dir ein herzliches Willkommen sagen.

Meine Mutter ist ebenfalls am Kleinzeller erkrankt (Metastasen in Leber und Lunge) - Diagnose im März diesen Jahres. Die daraufhin gestartete Chemo mit Etoposid und Cisplatin hat sie recht gut vertragen und der Krebs hat den Rückzug gestartet. Gerade diese Form des Krebses reagiert sehr sensibel auf Zytostatika - besonders bei der First-Line-Therapie.

Der Schock sitzt bei Dir, da ihr die Diagnose gerade erst erhalten habt, noch sehr tief. Vieles von dem was Du hier liest wird Dir Mut machen, anderes hingegen stimmt auch traurig und entmutigend. Nie vergessen!!!...bei allem was Du hier liest...Euer Fall ist individuell und niemand kann konkret prognostizieren und vorhersagen. Die Ausgangsbasis mit Metastasen ist nicht gut - keine Frage - das ist bei meiner Mutter ebenso, aber derweil geht es ihr wirklich gut und die Lebensqualität, die durch die Chemo gewonnen wurde, ist beachtlich.

Auch da gilt wieder - das variiert von Patient zu Patient. Verschiedene Faktoren sind im Vorfeld wichtig... der Allgemeinzustand zum Beispiel. Du fragst nach Alternativen zur Chemo. Es können natürlich auch Bestrahlungen erfolgen - das aber ist halt abhängig davon, was die Ärzte für richtig erachten.

Das Arztgespräch wird da natürlich wesentlich mehr Klarheit bringen. Vorab kannst Du Dich auch auf dieser Seite recht gut informieren
http://www.onkologie2008.de/solidetu..._extensive.htm.

Sei lieb gegrüßt

Annika
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  #4  
Alt 20.10.2008, 21:45
Pauline474 Pauline474 ist offline
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Beiträge: 23
Standard AW: kleinzelliges lungenkarzinom

Hallo Bebel,

auch ich kann mich den anderen nur anschließen. Meine Mutter (67) hat auch den Kleinzeller und sie hat die Chemo auch bisher ganz gut vertragen. Ich habe verdammt Angst vor dem was noch kommt, aber für den Augenblick kann ich nur sagen, dass es gut war, dass sie eine Chemo + Bestrahlung bekommen hat. Ich denke, es ist vielleicht auch noch einmal sinnvoll sich eine Zweitmeinung einzuholen bzw. gegebenenfalls die Klinik zu wechseln. Meine Mutter war zuerst in einem Krankenhaus, das nicht wirklich für derartige Krankheiten ausgelegt war. Dort hat sie fürchterlich gelitten und hat auch die Chemo sehr schlecht nur vertragen. Als sie die Klinik wechselte ging es ihr viel besser damit, auch wenn sie einen weiteren Anfahrtsweg hatte.

Ich wünsche dir und deinem Vater alles erdenklich gute, dass ihr noch eine lange Zeit zusammen habt und die auch genießen könnt.

Liebe Grüße,
Pauline
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  #5  
Alt 22.10.2008, 20:38
bebel bebel ist offline
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Registriert seit: 19.10.2008
Beiträge: 2
Standard AW: kleinzelliges lungenkarzinom

ebe karin, liebe annika, liebe pauline,

danke für eure ausführlichen antworten.

morgen habe ich das gespräch mit der behandelnden ärztin meines vaters. heute habe ich mir von der strahlenärztin den befund "übersetzen" lassen, sie meint, er wird - wann auch immer - nicht am primärtumor sterben, sondern an seinen metastasen. vorerst ist er aber erstaunlich gut beisammen, für die vielen herde, die er hat.
sie hat auch gemeint, wenn er gern verdrängt, soll ich das so sein lassen, denn er muss entscheiden. ich habe ihn nun jeden tag zur bestrahlung begleitet, er wird dafür mit dem rettungsauto von einer stadt zur anderen transportiert, ich nehme mir von der arbeit frei, wir sind die einzigen zwei in der wartehalle der strahlentherapie die lachen und blödeln. ich bringe ihm täglich irgendetwas mit, um ihn zu erfreuen - und - er freut sich und sagt es mir auch.

am montag bekommt er den port a cart eingesetzt und dann soll angeblich gleich die chemo los gehen, genaueres erfahre ich aber sicherlich morgen beim gespräch mit der ärztin.

ich danke euch noch mal für eure zeit, die ihr mir beim antworten geschenkt habt und wünsche auch euch und euren familien alle liebe.

bebel
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