Wo ist der Unterschied zwischen Hospiz und Palliativstation??

[Charly]

Hallo Zusammen

Mein Name ist Tanja, ich bin 31 Jahre alt und meine Ma ist an Krebs erkrankt.
Der Ein oder Andere wird im Forum unter Lungenkrebs vielleicht schon von mir gelesen haben.

Der Krebs, an dem meine Ma erkrankt ist, ist wohl ein ziemlich gemeiner und tückischer.

Da sie große Angst davor hat, unter Schmerzen zu sterben, hat sie mich gebeten, Infos über Palliativst. und Hospize zu sammeln. Das will ich auch gerne tun, damit sie sich wieder auf das Leben und nicht auf das Sterben konzentrieren kann. Denn Chancen hat sie auf jeden Fall noch. Sie muß aber dafür stark sein und kämpfen!!

Sie wollte wissen
Wie sie dort arbeiten
Wie sie dort hin kommt
Wer es bezahlt
....... u.s.w u.s.w.

Ich habe schon viel erfahren, dank der lieben Menschen hier. Aber eine Frage stellt sich mir immer wieder, aber wer kann sie mir beantworten. Ich dachte, da viele von Euch schon Erfahrung mit dem ein oder andern haben, oder mit beidem, frage ich Euch mal!!

Lieben Gruß
Tanja

[Gaby283]

Liebe Tanja,

auch meine Ma hatte Lungenkrebs (kleinzellig), sehr bösartig und schnell metastasierend (Hirn und Leber). Vor knapp 6 Wochen ist sie nach 10 Tagen in einem Hospiz mit erst 54 Jahren gestorben. Deshalb kann ich dir nur Fragen zum H. beantworten.

In dem H., in dem meine Ma untergebracht war, gibt es nur 9 Plätze. Das Maximum sind lt. Gesetzgeber 16.

1. Wie wird dort gearbeitet?
Dadurch, dass diese Station wesentlich kleiner als in einem normalen Krankenhaus ist, haben die Pfleger/Schwestern mehr Zeit, sich um die Gäste (so werden die Patienten dort genannt) zu kümmern. Man spürt keinen Zeitdruck und es ist auch genug Zeit für private Gespräche. Mit dem Personal können Sorgen, Ängste und allerlei andere Dinge besprochen werden. Die Angehörigen werden "mitbetreut" und es ist alles sehr familiär. Ebenso arbeiten dort ehrenamtliche Mitarbeiter, die immer ein offenes Ohr haben. Man kann alle Fragen stellen und bekommt immer eine Antwort darauf. Da meine Ma geraucht hat, durfte sie es dort weiterhin. Das Kortison und andere Medikamente wurde nach und nach reduziert und es gab weder Infusionen (weil sie zu wenig getrunken hat) noch Thrombosespritzen. Da keine Aussicht mehr auf Heilung bestand, wurde meine Ma dort nicht noch länger künstlich am Leben erhalten. Es gibt dort keine Besuchszeiten und wenn man möchte, wird auch ein Gästebett zur Verfügung gestellt.

2. Wie kommt sie dort hin?
Ich würde euch empfehlen, da die Plätze dort sehr begrenzt sind, einen Termin im H. zu vereinbaren und es euch gemeinsam anzuschauen. Da kann deine Mama selbst entscheiden, ob es ihr dort gefällt und ob sie es sich vorstellen könnte...Sollte es ihr zusagen, dann müsst ihr euch mit der Krankenkasse in Verbindung setzen. Diese prüfen den Antrag und entscheiden, ob ein Aufenthalt im H. gerechtfertigt ist. Da meine Ma vorher im Krankenhaus war und ihr Zustand täglich schlechter wurde, haben die sich mit der Krankenkasse in Verbindung gesetzt.

3. Wer bezahlt es?
Das Hospiz hat feste Pflegesätze. Ein Gast ohne Pflegestufe muss ca. 115 € täglich Eigenleistung tragen, ein Gast mit Pflegestufe (1-3) muss täglich 40 € selbst zahlen. Sollte es finanziell nicht tragbar sein, dann kann man einen Antrag beim zuständigen Sozialamt stellen, die dann wohl die Kosten übernehmen.

Mir hat die Atmospähre sehr gut gefallen, und dass man andere Angehörige kennen gelernt hat, mit denen man sich austauschen konnte. Sonntag nachmittag gabs immer Kaffee und Kuchen für alle. Das "Event" hat immer im Wintergarten stattgefunden. Alles in allem ist es eine wunderbare Institution. Ich finde es schade, dass es in Frankfurt nur dieses eine wirkliche Sterbehospiz gibt.

Hoffe, das ist eine kleine Hilfe für dich.

Viele Grüße und alles Gute für dich und deine Mama
Gaby


PS. Ich war mehr als zufrieden mit der liebevollen Betreuung und möchte dem Hospiz St. Katharina in Frankfurt herzlich für die Pflege meiner Ma danken. Es sind wunderbare Mitarbeiter, die meinen ganzen Respekt für die Pflegearbeit und den Umgang mit den Gästen verdient haben.

[Loui]

Hallo Tanja,

mein Papa starb auf einer Palli-Station da er es leider abgelehnt hat in ein Hospiz zu gehen. Er wollte leben, noch nicht sterben. Also ich kann über die Palli Station nur positiv berichten. Die Schwestern dort haben alles menschenmögliche getan um es meinem Papa und uns so leicht wie möglich zu machen. Andauernd kam eine Schwester zu Papa ins Zimmer fragte ob alles ok sei, selbst die Schwestern haben Papa dauernd gestreichelt und mit ihm geredet als wir da waren. Alles sehr liebevoll und ruhig, ich durfte auch Nachts anrufen und mich nach seinem Zustand erkundigen. Selbstlos haben sie uns Kaffee, Tee und süße Teile angeboten wenn wir wieder nicht in der Lage waren das Zimmer zu verlassen, aus Angst Papa könnte "gehen" wenn wir nicht da sind. Ich bin einmal vor Papa´s Zimmer mit einem Heulkrampf zusammengebrochen, war einfach fertig, sofort standen zwei Schwestern bei mir und haben mit mir geredet, mich in den Arm genommen und getröstet. Auch die Schmerztherapie war 1a, Papa musste nicht mehr leiden, durfte sanft und schmerzfrei einschlafen. Ich empfinde meines Erachtens keinen Unterschied zwischen Palli-Station und Hospiz, aber das sollte jeder für sich entscheiden. Goggle mal "Hospiz", oder www.hospiz.de dort findest du hilfreiches Info-Material.

Ganz viel Kraft für die nächste Zeit, ich drück dich mal ganz feste, liebe Grüße, Sylvia[COLOR=Navy]

[Stina]

Mein Vater war auch auf einer Palliativstation. Dort durfte er immer nur 2 Wochen bleiben. Auf dem Hospiz ist man für längere Aufenthalte "vorbereitet". LG Petra