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  #1  
Alt 28.07.2003, 16:09
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

... das hat uns der Arzt im Krankenhaus am Samstag gesagt, nachdem wir meinem Papi dort hin bringen mussten, weil es zu Hause einfach nicht mehr ging...
Meine Mutter hat so gut es ging versucht, ihn bis zum Ende zu Hause zu pflegen, aber als wir am Samstag es nicht einmal zusammen geschafft haben, ihn zur Toilette zu bringen, haben wir aufgegeben. Es war sehr schwer, diese Entscheidung zu treffen, weil ich mich insgeheim wie eine Verräterin fühle. Jetzt liegt er da in seinem Krankenhausbett (in demselben Krankenhaus, in dem wir erfahren haben, dass er diese beschissene Krankheit hat) mit Blasenkatheter und Windeln. Der Arzt sagte uns nach der Untersuchung, dass er eine Thrombose im Bein hat und es ein Segen für meinen Papi sei, wenn er eine akute Embolie bekommt.
Gestern habe ich zum ersten Mal vor meinem Vater geweint. Ich konnte einfach nicht anders, als er da so vor mir lag. Er hat es gemerkt und mich ganz traurig angeschaut. Ich bin wütend auf mich selbst, weil ich das nicht verhindert habe. Ich will doch nicht, dass er auch noch Schuldgefühle bekommt.
Jetzt warten wir jeden Tag, dass er endlich von seinen Qualen erlöst wird, auch wenn ich so schreckliche Angst vor diesem Tag habe....
Ich umarme Euch alle und wünsche Euch einfach nur Kraft, Kraft und nochmal Kraft
Sandra
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  #2  
Alt 28.07.2003, 17:08
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

sandra... sagen kann ich dir nichts, was diese zeit weniger grausam für dich macht.

aber ich möchte dir eines sagen: ich wäre heute erleichteter, wenn ich meinem vater gegenüber mal geweint und nicht immer diese unnatürliche stärke an den tag gelegt hätte. weil ich ihm so die chance genommen habe, mir auch seine gefühle zu zeigen.
dein vater hat dir zeigen dürfen, wie er sich fühlt, und ich bin überzeugt, er ist dir dankbar !

ich denke an dich,
anke
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  #3  
Alt 29.07.2003, 08:05
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

Auch ich muß mit dieser verdammten Diagnose meines Vaters fertig werden. Und wenn ich ihn da so liegen sehe, ein Häufchen Elend ist gar nichts dagegen. Ich bin nach jedem Besuch unendlich fertig und muß mich oft zusammenreissen. Ich bewundere meine Mutter, die das 24 Stunden am Tag sieht. Mein Vater weiß, daß es schlecht um ihn steht, aber wenn ich jetzt auch noch in Tränen ausbreche, dann hat er vielleicht noch mehr das Gefühl, es ist eh alles sinnlos. Ich weiß wirklich nicht, was besser ist, vielleicht werde ich es auch bereuen, daß ich immer nur Stärke gezeigt habe. Aber zur Zeit ist es vielleicht besser so. Liebe Grüße an alle, die das auch durchstehen müssen, Sanne.
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  #4  
Alt 29.07.2003, 08:49
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

Liebe Anke, liebe Sanne,
ist es nicht mehr als ironisch, dass man sich einigermaßen wohler und erleichterter fühlt, wenn man sich mit Menschen austauschen kann, die dasselbe Leid durchmachen oder durchgemacht haben?
Gestern war mein Papa wieder gar nicht ansprechbar. Nur als ich mit meinem Schatz ins Krankenhaus kam, hat er gemerkt, dass wir da sind und die Lippen gespitzt um ein Küsschen zu bekommen. Danach hat wieder die ganze Zeit nur da gelegen mit offenen Augen und offenem Mund. Ich habe die ganze Zeit seinen Brustkorb beobachtet. Zwischendurch hat seine Atmung beängstigend lange ausgesetzt und jedesmal habe ich Panik bekommen, weil ich dachte, jetzt ist es soweit. Er ist schon wieder ganz gelb und sein Urin ist auch wieder ganz dunkel, d. h. der Stand funktioniert auch nicht mehr bzw. er ist wieder zugewuchert...
Sanne, als ich von der Krankheit meines Daddys erfuhr, habe ich ihm sagen müssen, dass er sterben wird, weil die Ärztin nicht an ihn herankam. Sie bat mich damals mit ihm zu reden und es ihm klar zu machen. Das war bisher der schwerste Gang in meinem Leben. Ich habe an diesem Tag sehr viel mit meinem Vater darüber geredet und ich bin froh, dass wir die Gelegenheit dazu hatten.
Anke, ich hoffe es wird uns allen bald wieder besser gehen und dass wir ein halbwegs normales Leben führen können.
Liebe Grüße
Sandra
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  #5  
Alt 29.07.2003, 18:58
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

Liebe Sandra,

ich lese deine Zeilen und merke, wie leid mir euer Schicksal tut. Die Art, wie du über deinen Vater schreibst, erinnert mich an meine schlimme Zeit als mein Vater gestorben ist. Auch er hat oft so traurig geguckt, ich kann es absolut nachempfinden, was du fühlen musst. Das Schlimmste für meinen Vater war damals seine Angst, dass wir es ohne ihn nicht schaffen könnten oder zu traurig sein würden, wenn er nicht mehr da ist.
Für mich ist es nach wie vor am schrecklichsten, nicht zu wissen, wie er in seinen letzten Monaten, Wochen und Tagen gefühlt hat. Ich ahne es, aber wir haben vieles nicht artikuliert, sondern nur symbolisch mitgeteilt.

Ich finde es toll, dass du mit deinem Vater gesprochen hast. Das wollte ich dir nur sagen...

Viele Grüße und ein wenig Linderung für deinen Papa. Anja
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  #6  
Alt 30.07.2003, 09:44
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

Liebe Anja,
vielen Dank für Deine lieben Worte. Ich frage mich oft, wo der Sinn in dem ganzen Leid, das man ertragen muss, liegt.
Gestern war mein Papi gar nicht mehr ansprechbar. Er lag nur noch da und hat nichts mehr wahrgenommen. Vielleicht hat er gemerkt, dass wir da waren, ich hoffe es jedenfalls.
Lieben Gruß
Sandra
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  #7  
Alt 30.07.2003, 13:16
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

Liebe Sandra,

wenn ich deine Zeilen lese, denke ich an die schwere Zeit mit meinem Vater. Er ist im Dezember gestorben. Ich habe die ganz Zeit versucht so stark zu sein und habe es leider auch geschafft. Ich habe mir selber verboten vor ihm zu weinen und das war ein großer Fehler. Ich habe mir immer nur Tränen gestattet, wenn er geschlafen hat und es nicht gemerkt hat. Ich wollte mir aller Macht nicht vor ihm zusammen brechen. Hätte ich es doch getan, dann hätte er vielleicht mit mir drüber geredet. So hat er Andeutungen gemacht und wenn ich drauf eingehen wollte, hat er wieder abgeblockt.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, aber auch den Mut zur Schwäche, denn sowas kann kein Mensch ohne Tränen durchhalten.

Ich denke an Dich und habe jetzt die Tränen in den Augen.

Lieben Gruß
Anja W
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  #8  
Alt 16.08.2003, 00:20
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

Ja liebe Sandra, das hat mich meine Oma auch gefragt, kurz bevor sie eingeschlafen ist. "Für was sind die Schmerzen gut?"

Sie hat um 6 Uhr komisch angefangen zu atmen - schnell mehr Luft ausstoßend als einatmend. Wir haben sie dann auf den Rücken gelagert, da konnte sie besser einatmen. Ich rief die Pflegeschwester. Sie meinte, dass das Atmen nun immer langsamer würde und die Abstände immer länger. Ich war schockiert. Ich hoffe, dass sie selber nicht mehr viel mitbekommen hat. Ich weiß aber dass sie keine schmerzen hatte. Die Schwester ging kurz weg und als sie wieder kam war meine Oma eingeschlafen. Sie hatte den letzten Atemzug um 10.11 gemacht und sie lag da wie wenn sie schlafen würde. Natürlich müssen wir uns alle mit dem Tod auseinandersetzen. Weil er das Leben ist. Die eigene Sterblichkeit wird einem Bewusst und die Frage, wie es wohl sein wird, wenn es so weit ist. Meine Oma war 96 Jahre alt, aber trotzdem kommt die Trauer stark.
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  #9  
Alt 20.08.2003, 13:53
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

mir fehlen die worte... habe bald keine Kraft mehr und in allem was ihr schreibt spiegeln sich meine gedanken wieder. mein vater hat es auch er weis es jetzt seit anfang märz es wird immer schlimmer... wohne 600 km weit weg fahr am freitag nach hause und er ist wieder im krankenhaus ständig immer wenn ich nachhause komme besuche ich ihn im krankenhaus...
zeig auch keine schwäche vor ihm auch wenn es mir mmanchmal echt schwer fällt will nichtr das er sich sorgen um mich macht, versuch ihm immer zu zeigen wie "gut" es mir eigentlich geht... hab manchmal angst das er glaubt mich interessiert das alles nicht...
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  #10  
Alt 21.08.2003, 12:16
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Standard Es dauert nicht mehr lange...

Hi Jenny,
Du musst Dich nicht ständig zusammenreissen. Damit hilfst Du keinem. Klar- man muss sich auch nicht ständig wie ein häufchen elend und jammernd vor seienem Verwandten verhalten. Es ist aber auch wichtig Gefühle zu zeigen. Dein Vater wird sich immer um Dich sorgen- er ist Dein Vater. Ob Gesund oder krank. SChlimm wäre es nur, wenn er gehen muss und ihr nie über eure Gefühle geredet hättet. Das gute an diesem sch.. Tumor ist, dass man die definitive Zeit hat sich zu verabschieden. Und diese Zeit solltet ihr auf jedenfall nutzen. Auch wenn es Deinem Vater u.U. noch einmal besser gehen sollte. (was ich euch sehr wünsche) Bicht dass Du Dir irgenwann einmal vorwirfst Du hättest ihm nicht alles gesagt was Du sagen wolltetst.
Nutzt die gemeinsame Zeit die Ihr noch habt und redet, redet, redet, redet. Über deine Zukunft über alles.
Ich wünsche Euch beiden noch viel viel Zeit zum reden.
LG Katharina
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