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  #1  
Alt 10.09.2004, 14:00
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kann eine Chemotherapie die Psyche verändern ?

Hallo allerseits,
ich schreibe zum ersten Mal in diesem Forum.
Mein Mann erkrankte letztes Jahr an einem hochmalignen B-Zell-Lymphom, wurde mit 6 Zyklen Hochdosis-Chemo behandelt und gilt seit über 6 Monaten als gesund. Er hat viel für sich getan, abgesehen von der schulmedizinischen Behandlung - hat täglich Visualisierungsübungen nach Simonton gemacht, eine Gesprächstherapie gemacht, meditiert usw., was er auch heute noch tut.
Trotzdem ist es schwer geworden, mit ihm auszukommen. Er steht wie unter Strom, macht aus jeder Mücke einen Elefanten, sucht ständig Streit mit mir. Es ist so schlimm geworden, dass ich mittlerweile unter Appetitlosigkeit und Magenschmerzen leide, obwohl ich eigentlich ein dickes Fell habe. Wir lachen nicht mehr zusammen, ich versuche nur noch, den quälenden Streitereien aus dem Weg zu gehen, in die er mich ständig verwickelt. Und er hat immer Recht, ist immer der einsame Unverstandene.
Ich erwäge ernsthaft die Trennung, weil ich so nicht mehr kann und will.
Kann diese Persönlichkeitsveränderung eine Folge der Chemotherapie sein, oder ist es der Krebs selbst ?
Ich weiss nicht mehr weiter und wäre für Ratschläge sehr dankbar.
Vile Grüsse und alles Gute
Rita
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  #2  
Alt 10.09.2004, 20:35
Vida Vida ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.06.2004
Beiträge: 72
Standard Kann eine Chemotherapie die Psyche verändern ?

Liebe Rita,

ich kenne mich mit Chemotherapien und ihren Folgen leider zu wenig aus, als daß ich weiß, ob eine Persönlichkeitsveränderung daraus resultieren kann.
Was ich mir allerdings vorstellen kann ist, daß es bei Deinem Mann vielleicht so ist, wie es bei meiner Mama war. Sie hatte vor 13 Jahren eine Gehirnblutung und lag lange im Koma. Danach mußte sie auch versch. Therapien machen, was ihr auch gut tat.
Allerdings hatten diese Therapien und die Gesundung meiner Mama als "Begleiterscheinung", daß sie uns gegenüber sehr unfair wurde, Streit suchte und uns oft ein schlechtes Gewissen machte. Sie war damals für mich wie eine Fremde, ich kannte sie so nicht.

Ich denke manchmal, daß es vielleicht ein nachträgliches Nach-Außendringen des seelischen Schmerzen ist, den ein Patient bei einer schweren Erkrankung - wie sie ja auch Dein Mann hatte - erleiden muß. Vielleicht kommt jetzt manchmal erst in ihm hoch, wie schlimm alles für ihn war und welche Ängste er während seiner Erkrankung hatte. Meine Mama erklärt jedenfalls heute ihr Verhalten so. Sie ist mittlerweile wieder wie früher, es hat aber einige Zeit gedauert (ich war damals 16 und es war daher eine sehr schmerzvolle Zeit für mich).

Hast Du Deinen Mann einmal direkt mit Fragen dazu konfrontiert? Vielleicht mit einem "warum verletzt Du mich?", wenn er gerade wieder "ausholt" zu einem neuen Streit? Manchmal helfen solche kleinen, aber präzisen Sätze dem anderen zu erkennen, was er überhaupt sagt und tut. Vielleicht ist er derzeit mit allem, was er zur Erhaltung seiner Gesundheit tut, zu beschäftigt, als daß er auf sein Verhalten Dir gegenüber achtet.

Ich hoffe, ihr nähert euch bald wieder an und Dein Mann wird wieder zugänglicher und fröhlicher. Ich verstehe Deine Trennungsabsichten sehr gut. Und Du solltest selbstverständlich nicht endlos lange dieses "Spiel" mitmachen.

Du kannst hier im Forum viele nette Menschen finden, bei denen man den ein oder anderen Ärger loswerden kann, auch als Angehörige(r). Vielleicht hilft Dir das ja schon manchmal ein wenig aus Deinem Schmerz heraus!

Alles Liebe und ein schönes Wochenende,

Deine Vida
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  #3  
Alt 11.09.2004, 11:18
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kann eine Chemotherapie die Psyche verändern ?

Liebe Vida,
vielen Dank für Deine Antwort.
Wie so viele Männer, ist auch mein Partner emotional sehr verschlossen und hat Probleme damit, Gefühle zuzulassen; insofern hast Du Recht, wahrscheinlich kämpft er immer noch mit seinen Ängsten.
Warum er mich verletzt, das habe ich ihn schon oft gefragt. Aber er streitet immer ab, das zu tun bzw. zu wollen. Manchmal kann ich mich nicht mehr zurückhalten und weine wie ein Schlosshund. Aber er hackt weiter und weiter auf mir herum, so lange, bis er das Gefühl hat, 1:0 gewonnen zu haben.
Ja, er ist sehr mit sich selbst beschäftigt, eigentlich kreisen seine Gedanken fast ausschliesslich um ihn selbst. Ich glaube allerdings, dass er diese Tendenz schon immer hatte, es hat sich durch die Krankheit nur verstärkt.
Nach der letzten und sehr hässlichen Auseinandersetzung vor zwei Tagen gehe ich ihm momentan völlig aus dem Weg. Einfach ist das nicht, weil wir einen kleinen Sohn haben.
Aber ich merke, dass ich nicht mehr kann. Ich habe zu ihm gestanden, so gut ich konnte, aber ich kann nicht damit umgehen, dass er Streit mit mir regelrecht sucht. Ich habe das Gefühl, nicht mehr atmen zu können.
Es freut mich, dass Deine Mutter heute einräumt, dass ihr Verhalten unfair war. Aber ich weiss nicht, ob ich noch so lange durchhalten kann, bis mein Mann begreift, was er mit unserer Beziehung anrichtet....
viele Grüsse
Rita
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  #4  
Alt 11.09.2004, 11:19
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kann eine Chemotherapie die Psyche verändern ?

P.S. ich glaube, der Thread passt nicht recht hier rein. Wenn Du mir noch mal antworten möchtest, vielleicht im Angehörigenforum ? Ich habe dort den selben Beitrag nochmal gepostet.
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  #5  
Alt 12.09.2004, 00:51
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kann eine Chemotherapie die Psyche verändern ?

Hallo Rita,
vieleicht kann Euch der 13.und 14.Kapitel aus dem Buch "Chemotherapie-Handbuch für Patienten"
(von Morbus Hodgkin Info-Service www.morbus-hodgkin.de/infosev/chemo00.htm) aus der Krise heraus zu kommen.
Ich wünsche Euch viel Glück und alles Gute
Minella
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