Krankenkasse beauftragt Gutachter

[Julitta]

Hallo zusammen,
ich bin neu hier und habe aber auch gleich ein Problem, das mich völlig fertig macht.
Seit Januar 2008 bin ich wegen Brustkrebs krank geschrieben. Ich hatte einen Knoten von fast 3 cm Größe in der Brust und einen Turmorbefall der Lymphknoten. Ich erhielt von März bis August insgesamt 8 Chemotherapien (4 x EC und 4 x Docetaxel). Im September erfolgten 2 Operationen. Derzeit mache ich eine Strahlentherapie und habe 4 von insgesamt 36 Bestrahlungen erhalten.

Nun habe ich per Einschreiben eine Aufforderung von meiner privaten Krankenkasse bekommen, dass ich mich in 2 Tagen von einem beauftragten Arzt für Gynäkologie untersuchen lassen muss als Voraussetzung für meinen Anspruch auf Krankentagegeld. Ich muss alle Befundberichte, Medikamente und Röntgenaufnahmen zur Untersuchung mitbringen.

Da ich derzeit mit den Nebenwirkungen zu kämpfen habe (starke Knochenschmerzen, Hitzewallungen, Scheißausbrüche, Müdigkeit, Gewichtszunahme), belastet mich dieser Termin noch zusätzlich.

Was erwartet mich dort? Ist das normal, dass man eine Vorladung zu einem Gutachter bekommt, obwohl die eigentliche Behandlung (Strahlentherapie) noch nicht abgeschlossen ist? Ich habe bisher alle Behandlungen ohne Diskussionen durchgestanden, pünktlich meine Krankschreibungen an die Krankenkasse gesendet und alles für einen positiven Krankheitsverlauf getan. Nun komme ich langsam an meine Grenze und bin völlig fertig.
Hat von Euch jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Vielen Dank und liebe Grüße
Julitta

[Amba]

Liebe Julitta,

bei mir war es die private Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung, die natürlich bei meinen Ärzten nachfragte (per Fragebogen), ob ich immernoch zu 50% berufsunfähig sei. Das ist das Recht der BUZ, schließlich möchte ich monatliches Geld von ihr. Nun waren meine beiden Ärzte mein Gynäkologe und meine Hausärztin; beide nicht viel Ahnung von Neuropathien in den Händen, die mir meine Arbeit sehr erschwerten. Als die beiden irgendwann in ihren Aussagen in den Fragebögen nicht mehr einheitlich waren, kam die Aufforderung, einen von der Privatkasse bestellten Gutachter aufzusuchen! Manno, hatte ich Schiß! Habe auch hier ins Forum die Frage gestellt, "was kann mich erwarten?"; habe gute Hilfe bekommen von jemandem, der richtig Ahnung hat, falls die BUZ ihre Dineste einstellen möchte. Kann ich dir ggf auch mit weiterhelfen.
Aber das Wichtigste: der Gutachter war sowas von supernett! Und er hatte Ahnung von Neuropathien! Und er hat festgestellt, daß ich sogar zu 90% berufsunfähig bin - und es vermutlich immer sein werde, da die Schäden 3 Jahre nach Chemo nicht mehr weggehen....! Woraufhin die BUZ anstandslos ihre Zahlungen wieder aufgenommen hat.
Mach dir keine Sorgen; geh erstmal hin, horche was er/sie sagt. Du kannst alles lückenlos belegen, was sollen sie dir vorwerfen?
Falls irgendwas schiefläuft, schick mir eine PN, dann gebe ich dir die Info, die ich auch bekam - aber nicht gebraucht habe!
Alles Gute, sei frohen Mutes - schau, was du alles geschafft hast!

Alles Liebe, Amba

[NTH]

Hallo Julitta,

keine Sorge,
sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenkassen pflegen nach einer gewissen Zeitdauer der Arbeitsunfähigkeit einen Besuch beim Gutachter einzuleiten.
Hier geht es sowohl darum, abzuchecken, ob ggf. zusätzliche Massnahmen eingeleitet werden sollten ( zB Kur) oder ob evtl. sogar die Erwerbsfähigkeit auf Dauer gefährdet sein könnte.

Das fühlt sich immer scheiße an ( war letztes Jahr in der gleichen Situation, als ich nach einem Burnout länger krank geschrieben war ).
Ist aber letztendlich nicht schlimm.
Das ist ein unabhängiger Arzt, der nicht bei deiner Versicherung beschäftigt ist.
Letztendlich ist das nun kein böser Wille von deinem Sachbearbeiter.
Die Mitarbeiter der KK haben (so wie ich auch als ehemalige KK-Tante) ja nur eine Verwaltungsausbildung und erwerben - mit Gut Glück ein bisschen medizinisches Wissen zwischendurch. Sie haben aber keine Ausbildung, die befähigt, deinen gesundheitlichen Zustand zu beurteilen und zu verstehen. Deshalb müssen sie diese Leistung "fremd einkaufen".
Bitte denk dran, dass du in der privaten Krankentagegeld nur Leistungen bekommst, wenn du überhaupt nicht arbeiten kannst (heißt: du kann also beim Gespräch nicht erklären, dass du eine Stunde am Tag mal die Post öffnest oder so) und zwar auch nicht leitend oder aufsichtsführend.
Das ist eigentlich das Wichtigste für das Gespräch.
Dass dich das Ganze nervlich mitnimmt, ist zwar doof, aber für das Gespräch sehr gut.
Ich würde es auch explizit erwähnen, um deinen allgemeinen Zustand deutlich zu machen. Und lieber ne Runde heulen, als die Tränen runterschlucken.

Frag gerne, wenn du weitere Fragen hast.

Nicole

[Julitta]

Liebe Amba, liebe Nicole,

vielen Dank für die netten und aufmunternden Zeilen.

Hatte nun heute den Termin beim Gutachter, der seine Aufgabe auch sehr wichtig und ernst nahm. Ich musste einen Fragebogen zu meiner Tätigkeit ausfüllen und im Gespräch diverse Fragen zu meiner Person und meiner Erkrankung beantworten. Er fragte mich dann, welche Beschwerden denn nun genau mich daran hindern, wieder arbeiten zu gehen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir irgendwie nicht zugehört hatte. Ich habe dann erneut darauf hingewiesen, dass ich noch bis Anfang Januar 2009 zur Strahlentherapie gehe. Da wurde er dann im Ton etwas zugänglicher und war überrascht, dass ich jetzt schon von meiner Krankenkasse zum Gutachter bestellt wurde. Insgesamt war der Termin schon sehr belastend und ich bin froh, dass es überstanden ist.

Alles Liebe und Gute

Julitta

[NTH]

Hallo Julitta,

siehste - das sind auch nur Menschen.
Natürlich war er überrascht, dass du trotz andauernder Strahlentherapie schon zum Gutachter wandelst - er ist ja schließlich Mediziner.
Der Krankenkassenmitarbeiter ist halt nur Verwaltungsangestellter und liest in seiner Anordnung, dass bei Diagnose X nach Y Wochen Krankengeldbezug eine Vorladung zum Gutachter erfolgt.
Natürlich ist der Besuch belastend - das hat eben auch mit unserer Erkrankung zu tun...

Insgesamt ist das Vorgehen der (privaten und gesetzlichen) Krankenkassen härter geworden - ich habe es am eigenen Leib erfahren müssen....

Ich persönlich bin froh, dass ich nicht mehr bei der Krankenkasse arbeite. Wir haben damals jedes Gesetz und jede Satzungsposition gebogen, um Krebspatienten Behandlungen zu ermöglichen, die eben noch keine Kassenleistung waren ( Akkupunktur und Enzyme waren da noch SEHR in Frage gestellt, auch MISTEL).
Heute ist der Trend leider andersrum - und das würde ich nicht aushalten (und das hat nichts damit zu tun, dass ich selbst betroffen bin).

Hat der Gutachter dir denn gesagt, was er empfiehlt?

Liebe Grüße
Nicole