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  #1  
Alt 27.05.2009, 00:11
vereor vereor ist offline
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Standard neu hier: Realistische Einschätzung erwünscht

mein 1. post hier, ich versuche mein Anliegen mal so kurz wie möglich zu erklären: Wie bekommt man möglichst eine realistische(!) Einschätzung der tatsächlichen Gefahr der Erkrankung für nahe Angehörige? Ich selbst bin gesund, aber bezüglich meiner Mutter geht es mir darum, dass ich zwar oft von den Ärzten höre, dass bei Metastasen keine Heilung in betracht komme sondern eine Beibehaltung des status quo bereits ein Erfolg sei etc. Nur was bedeutet dies konkret? Geht es also ohnehin nur noch um eine Frage der Zeit?

Einige werden jetzt sagen, dass man ja den Angehörigen fragen kann, aber ich vermute, dass mir da vielleicht nicht "alles" erzählt wird um mich zu "schützen". Lässt sich eventuell sagen, dass solange der Arzt keine Chemo verordnet sondern "nur" andere Therapien/Infusionen etc. anordnet noch nicht die schlimmste Stufe erreicht ist?

Danke schonmal für eure Gedanken.
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  #2  
Alt 27.05.2009, 00:51
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Astreya Astreya ist offline
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Standard AW: neu hier: Realistische Einschätzung erwünscht

"Realistische Einschätzung" ist leider bei einer solchen Erkrankung ein dehnbarer Begriff. Ohne ein genaues Tumor-Staging kann man nicht einmal eine vage Idee zum Thema äußern, und selbst mit einem Staging gibt es an harten Daten bestenfalls Statistiken, die aber im Prinzip wertlos sind. Warum? Nun, wenn Du eine 50:50 Chance hättest - woher weißt Du, auf welcher Seite des Doppelpunktes Du stehst?

Es gibt Erkrankte mit einer grottenschlechten Prognose, die aber noch Jahre später munter leben und es gibt andere, bei denen es Anfangs super aussah, und plötzlich ging alles ganz schnell. Krebs ist eine Erkrankung mit einer höchst individuellen Ausprägung. Es handelt sich immer um eine ernsthafte Erkrankung, und man sollte zusehen, dass man einen guten Spezialisten / spezialisiertes Krankenhaus für seinen Fall findet.

Versuche doch einmal, Deine Mutter zu fragen, ob Du Einblick in die Arztberichte nehmen darfst. Du kannst es ja so begründen, dass Du Dich kundig machen möchtest, welche komplementären Therapien möglich sind und dass Du auch gerne praktische Tipps einholen möchtest, aber dafür bräuchtest Du die Informationen über das Krankheitsgeschehen.

Was verstehst Du übrigens und "andere Therapien/Infusionen"? Der Begriff "Chemotherapie" umfasst ja ein weites Spektrum sehr unterschiedlicher Behandlungsansätze.

Versuche trotz der mistigen Situation ruhig durchzuatmen und zunächst einmal die Ruhe zu bewahren und Dich bei Deiner Mutter zu informieren. Du kannst ja versuchen, Ihr zu verstehen zu geben, dass es für Dich viel schlimmer ist, wenn Du im Ungewissen gelassen wirst als wenn Du weißt, was Sache ist und Du selber aktiv werden kannst, indem Du Informationen einholst.

Alles Liebe,
Astreya
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  #3  
Alt 27.05.2009, 07:33
vereor vereor ist offline
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Standard AW: neu hier: Realistische Einschätzung erwünscht

@astreya: zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort. Ich wollte die genauen medizinischen Details (soweit mir bekannt und ich sie als Laie verstehe) irgendwie nicht posten da es ja doch nicht immer so anonym zugeht im Netzt wie man denkt und es ja letztlich auch nicht meine "Daten" sind. Ich habe selbst auch schon mit dem Arzt gesprochen und ich kann auch verstehen, dass man keine präzisen Angaben machen kann, wie ganz genau eine prozentuale Chance aussieht.
Aber irgendwie ist man so ratlos ob es jetzt gewissermaßen 5 vor 12 ist oder man letztlich noch härter vorgehen könnte (Richtung Chemo) als bislang wenn es erforderlich wird. Mit Infusionen meinte ich Femara und dergleichen.
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  #4  
Alt 27.05.2009, 08:11
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Hulda Hulda ist offline
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Standard AW: neu hier: Realistische Einschätzung erwünscht

ich persönlich habe auch keine Chemo erhalten sondern bekomme "nur" Femara und alle 4 Wochen eine Zometa Infusion.

Nach Ablatio der rechten Brust wurde bei mir das gesamte Staging durchgeführt. Dabei wurde mit bildgebenden Verfahren festgestellt, dass ich am Steissbein eine Stelle habe, die als Metastase gewertet wird (Zellentnahme ist an dieser Stelle wg. Risiken nicht möglich).

Mir wurde dann von den Ärzten erklärt, dass die Chemo nun nicht mehr gemacht wird, da ich im "fortgeschrittenen metastasierenden Krebs" eingestuft werde. Mit der Chemo will man am Anfang wohl nur verhindern, dass evtl. Mikrometastasen sich im Körper festsetzen. Nachdem bei mir eine Fernmetastase vorhanden war, hat der Krebs schon gestreut und die "Sicherheitschemo" ( ja, so wurde sie von den Ärzten genannt) entfällt.

Mir wurde aber mehrfach versichert, dass es durchaus Frauen gibt, die mit einer einzelnen Knochenmetastase noch locker 10 oder 20 Jahre gelebt haben und letztendlich gar nicht am Krebs gestorben sind.

Also nur die Tatsache, dass jetzt am Anfang noch keine Chemo gemacht wird, hat nichts zu sagen.

Wenn Metastasen da sind, kommt es immer auch drauf an, wo sie sitzen
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  #5  
Alt 27.05.2009, 08:44
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Astreya Astreya ist offline
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Standard AW: neu hier: Realistische Einschätzung erwünscht

Das Problem ist, dass Krebs ja nicht gleich Krebs ist. Gerade BK wird intensiv erforscht, und es wird sehr viel nach verschiedenen Rezeptoren der Zellen geschaut, um gegebenfalls eine maßgeschneiderte Therapie für genau die spezielle Krebsform herauszusuchen. (Im letzten "Spektrum der Wissenschaft" - oder im vorletzten, ich kann gerade nicht nachschauen - war ein interessanter Bericht über den aktuellen Stand der Therapiemöglichkeiten, der auch für Laien recht gut verständlich war.) In dem Zusammenhang macht es auf jeden Fall Sinn, sich an ein zertifiziertes Brustzentrum zu wenden, das auch in der Forschung aktiv ist, da es dann unter Umständen möglich ist, in eine passende Studie zu kommen.

Bb, Astreya
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  #6  
Alt 27.05.2009, 13:07
vereor vereor ist offline
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Standard AW: neu hier: Realistische Einschätzung erwünscht

danke schonmal für Eure Einschätzungen! Bezüglich der Therapie scheint eigentlich alles schon sehr maßgeschneidert zu sein, diesbezüglich bin ich eigentlich ganz zuversichtlich, dass sie da in guten und erfahrenen Händen ist. Scheinen auch recht neue Therapieansätze zu sein, die dort zur Anwendung kommen.

Was mich irgendwie immer verunsichert, ist genau das was Hulda gepostet hat: Einerseits hört man dann immer wieder es sei zu "spät" fpr Chemo, andererseits hört man oft es sei eben dann die letzte Möglichkeit wenn der Krebs sehr agressiv wird. Klar, es kommt wahrscheinlich immer auf den Einzelfall an.

Ist es denn so, dass bei mehreren Metastasen es häufig so ist, dass man dann auch daran verstirbt? Oder in der überwiegenden Zahl der Fälle? Oder lässt sich das auch nicht sagen?
Ich würde halt irgendwie so gerne wissen, wie der Krankheitsstand zu werten ist.
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  #7  
Alt 27.05.2009, 13:34
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Astreya Astreya ist offline
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Standard AW: neu hier: Realistische Einschätzung erwünscht

Ich denke, diese Aussage, dass es "zu spät" für eine Chemo ist, hängt auch wieder von der Art des Tumors ab - und auch welche Chemo zum Einsatz kommen soll. Ich habe gestern einige Publikationen gesichtet, in denen diverse Vorträge aus recht aktuellen onkologischen Konferenzen zusammengefasst waren, und in einem wurde auch über Studien berichtet, dass bestimmte adjuvante Chemos relativ kurzfristig nach einer OP angesetzt werden müssen, um die optimale Wirkung zu erzielen - und wenn diese einige Wochen nach dem optimalen Zeitpunkt eingesetzt wurden, war ihre Wirksamkeit signifikant schlechter - in dem Fall kann man vermutlich wirklich davon sprechen, dass es dann "zu spät" für eben diese Chemo mit diesem Ansatz war.

Das heißt aber nicht, dass es gleichzeitig "zu spät" für jedwede Chemo ist - andere Chemoprotokolle unterliegen wieder ganz anderen Modalitäten und für diese wäre es dann vielleicht gerade der richtige Zeitpunkt.

Wenn ein Krebs aggressiv ist, dann teilen sich die Zellen häufig schneller und sind möglicherweise instabiler - in diesem Fall ist wieder eine andere Chemotherapie angesagt als bei anderen Krebsarten, die wieder andere Parameter haben.

Als ich kürzlich eine Doktorarbeit einer Bekannten über ein mögliches TSG (Tumorsuppressorgen, ein Gen von dem man vermutet, dass es den Ausbruch von Krebs unterdrücken könnte) Korrektur gelesen habe, hatte sie bei ihren Ergebnissen auch das überraschend klingende Resultat, dass solch ein TSG bei einer Krebsart überexprimiert war (also besonders stark auftrat), während es bei einer anderen Krebsart praktisch fehlte. Insofern kann man nicht einmal sagen, das ein TSG generell Krebs unterdrückt, sondern es kommt auch wieder auf den Einzelfall an. Wenn man nun einen Wirkstoff entwickelt, der an einer Stelle bei einer Krebsart ansetzt, dann hat man das Problem, dass es eben nicht generell für alle anderen Krebsarten genauso funktioniert.

Das ist der Grund, warum man sich bei Krebs und der Krebsbehandlung vor Pauschalaussagen hüten muss - was bei einer Sache hilft/stimmig ist/etc, kann beim nächsten Fall ganz anders aussehen.

Insofern kann man zu Deiner Frage bezüglich der Wertung des Krankheitsstandes sagen - das geht so einfach eben nicht, vor allem, wenn man keine tatsächlichen Infos dazu hat. Pauschalaussagen sind bei Krebserkrankungen ziemlich wertlos.

Zu Deiner Frage bezüglich der Metastasen - es ist möglich, dass man daran verstirbt. Aber es ist genauso gut möglich, dass eine passende Therapie Metastasen wieder zum Verschwinden bringen kann.

Geändert von Astreya (27.05.2009 um 13:38 Uhr)
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  #8  
Alt 27.05.2009, 15:43
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Karin55 Karin55 ist offline
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Hallo Astreya,

ich finde, dass du große Kenntnisse bezüglich Brustkrebs hast; bist du eventuell sogar vom Fach?

Ich habe auch Mamma-Fernmetastasen im Bauchraum und werde seit zweieinhalb Jahren mit Femara behandelt. Momentan ist eine Remission erreicht, Marker sind im Normalbereich, Metastasen vergrößern sich nicht. Wenn du schreibst, dass Metastasen wohlmöglich auch ganz verschwinden könnten, nehme ich an, dass du eine Vollremission meinst. Nun sind meine Informationen so, dass auch eine Vollremission nicht mit Heilung gleichzusetzen ist, dass eine Metastasierung grundsätzlich nicht heilbar ist, d. h., ein Status Quo immer nur vorübergehend erzielt werden kann. Wie siehst du das?

Lieben Gruß

Karin
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  #9  
Alt 27.05.2009, 17:05
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Astreya Astreya ist offline
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Hallo Karin!

Naja, ich habe vor zwei Wochen meine Heilpraktiker-Prüfung hinter mich gebracht, und mein Vater schlägt sich mit einem Colon-Ca herum - da musste ich mich schon ein bisschen kundig machen. ^^

Was eine endgültige Heilung von Krebs betrifft - gute Frage. Ich sehe es eher so, dass alle Menschen generell die Möglichkeit zu Krebs mit sich herumtragen, aber solange die Reparaturmechanismen und das Immunsystem aufpassen, wird es nicht pathologisch, also bleibt man "gesund". Wenn man nun eine Vollremission hat, dann befindet man sich wieder in dem "gesunden" Gleichgewichtszustand, aber das hält eben auch nur so lange an, wie das Reparatursystem und das Immunsystem aufpassen.

Man kann eigentlich nicht viel mehr machen, als den Körper dabei zu unterstützen. Wenn nichts offensichtliches da ist, mit Maßnahmen wie sinnvoll gesundem Lebenswandel (IMO sollte man auch da nichts übertreiben - man soll sich wohl in seiner Haut fühlen, dann ist man am besten im Gleichgewicht), und wenn wieder etwas auftritt, eben mit passender Medikamentierung.

Ich hoffe, meine Meinung zu der Sache macht irgendwie Sinn für dich und klingt nicht zu esoterisch. ^^

Bb, Astreya
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