Guter Rat gesucht: OP im BZ?

[verillo]

Hallo zusammen,

vor 4 Tagen hat meine Mama (63) die Diagnose BK bekommen. Ihr Gynäkologe möchte selbst operieren. Er hat wohl Betten in einem KH. Vor Ort gibt es aber ein zertifiziertes Brustzentrum, wohin meine Mama auch zunächts wollte. Ihr Hausarzt meinte aber, in einem BZ hätte sie keinen Ansprechpartner. Sie würde nicht mal wissen, wer sie im Endeffekt operieren wird. Er meint wohl, die OP durch den Gynäkologen mit Koordination der Voruntersuchungen und der Nachsorge wäre besser. Ausserdem sei die OP selbst gar nicht so anspruchsvoll.
Ich frage mich aber, ob diese Meinung so stimmen kann. Zugegeben, ich habe nicht viel Zeit gehabt, mich in das Thema tief einzuarbeiten. Aber sind die Brustzentren nicht deswegen zertifiziert, weil sie gewisse Qualitätsanforderungen erfüllen, inkl. entsprechender Vor- und Nachsorge? Andererseits weiss ich aus eigener Erfahrung (auch wenn nicht wegen BK) auch, wie alleine man sich in einem KH fühlen kann, wenn das Personal an einem vorbeirauscht.
Welche Erfahrung habt ihr mit den BZ? Oder ist ein Gynäkologe, den man schon länger kennt, doch bessere Wahl?

Ich hoffe, ihr könnt mir ein wenig helfen. Ich habe Angst, dass meine Mama schlecht beraten/ behandelt wird.
Vielen Dank und LG

[Finistère]

Zitat von verillo

Ihr Hausarzt meinte aber, in einem BZ hätte sie keinen Ansprechpartner. Sie würde nicht mal wissen, wer sie im Endeffekt operieren wird.

Das ist schlicht und einfach nicht wahr. Ich wurde in einenem zertifizierten BZ operiert und fühlte mich dort sehr gut aufgehoben. Die mich operierende Oberärztin lernte ich bereits am Tag der Aufnahme kennen und sie war auch nach der OP meine Ansprechpartnerin. Wenn es meine Mutter wäre würde ich ihr in jedem Fall zum zertifizierten BZ raten. Die Nachsorge kann sie ja dann später bei ihrem Gynäkologen machen lassen.

Liebe Grüße
Gaby

[Dyara]

*winkt in die Runde*

Viele liebe Gruesse,

manchmal frage ich mich, welche Ansichten manche Ärzte vertreten. Es ist unglaublich, was Frau sich alles anhören muss.

Wenn ich ein Brot will, gehe ich nicht zum Metzger. Ich beziehe ihn zwar in meiner Nahrungskette mit ein, aber der Bäcker ist zuerst mein Ansprechpartner.

Seit meiner Erkrankung 2011 ist das Brustzentrum noch heute mein 1.Ansprechpartner. Erst an 2. Stelle kommt der Hausarzt und dann mein Frauenarzt.

Ich kenne von Anfang an, alle Ärzte, Chirurgin und Schwestern, die mich auch heute noch weiterhin versorgen. ich bekam auch eine Notfall-Telefonnummer, wo rund um die Uhr ein Arzt ansprechbar ist.

Er meint wohl, die OP durch den Gynäkologen mit Koordination der Voruntersuchungen und der Nachsorge wäre besser. Ausserdem sei die OP selbst gar nicht so anspruchsvoll.

Wenn ich diese Aussage lese, stellen sich bei mir die Nackenhaare hoch. Ich war 6 Stunden im OP. Und wie ich gehört habe, lagen anderen Mitstreiterinnen wesentlich länger in Narkose. Also kann man sicher nicht von einer anspruchslosen Operation ausgehen.

Halte es Dir vor Augen, es geht um eine Krebsbehandlung und nicht um eine Schürfwunde am Knie.

Wünsche allen eine ruhige Woche.

Dyara

[Calypso]

Zitat von verillo

Ihr Hausarzt meinte aber, in einem BZ hätte sie keinen Ansprechpartner. Sie würde nicht mal wissen, wer sie im Endeffekt operieren wird. Er meint wohl, die OP durch den Gynäkologen mit Koordination der Voruntersuchungen und der Nachsorge wäre besser. Ausserdem sei die OP selbst gar nicht so anspruchsvoll.

Dann muss ich hier mal die andere Meinung vertreten. Genau das, was du hier schreibst, habe ich in zwei Brustzentren erlebt.
Bei meiner Ersterkrankung wurde ich in einem BZ (Uniklinik) operiert, da mein Gyn keine OPs machte. Ich wusste nicht, wer die OP, die Anästhesie etc. macht. Ich bin mit dem Befund "DCIS" operiert worden, ganz charmant sagte mir die Visite vor allen anderen Patienten, Studenten etc am nächsten Morgen "Tut mir leid, Sie haben Krebs". Die Chemo habe ich dann bei einem niedergelassenen Onkologen gemacht, weil mir der Weg in die Uniklinik zu weit war. Das war die beste Entscheidung während meiner Krankheit, denn dort habe ich erlebt, wie Professionalität und Menschlichkeit vereinbar sind. Dort habe ich einen Arzt, der mich kennt, sich kümmert, und für Norfälle am Wochenende oder nachts hatte ich seine Handy-Nummer.

Bei meinem Rückfall war es ähnlich. Meine neue Gyn hat mich in ein (sehr großes) BZ überwiesen, wo ich am Freitagnachmittag im Wartezimmer darüber informiert wurde, dass ich Metastasen habe - Tschüss. War ein schönes Wochenende - ich hatte niemanden, der mich da irgendwie aufgeklärt hätte. In der Zeit danach war ich in diesem BZ bei 3 verschiedenen Ärztinnen wegen der OP, jede musste erstmal meine Akte neu lesen, weil sie mich eben nicht kannte. Unpersönlich und schnoddrig waren alle drei. In meiner Not bin ich wieder zu meinem "alten" Onkologen gegangen. Dieser hat mit anderen niedergelassenen Ärzten (Gyn, Radiologen, Nuklearmedizin etc.) in einem kleineren Krankenhaus auch ein BZ aufgebaut, das allerdings nicht zertifiziert ist. Dort habe ich in jedem Bereich einen Arzt, der mich und meine Geschichte kennt. Die Ärzte arbeiten zusammen, ich bekomme immer sofort Termine, z. B. wenn ein Szinti ansteht etc. Ich bin von meinem niedergelassenen Gyn operiert worden, die OP ist super gelaufen, ich habe keinerlei Probleme mit Narben, Ödemen etc. Ich gehe auch zu ihm zur Nachsorge, wo ich noch nie Probleme mit irgendwelchen Rezepten oder Untersuchungen hatte (bekomme Ultraschall, MLD alles als Kassenleistung, war noch nie ein Thema).

Langer Rede, kurzer Sinn - ich habe andere Erfahrungen als viele Frauen hier. Mir ist es in meiner Situation wichtig, einen Arzt zu haben, dem ich voll und ganz vertraue. Auch BZs behandeln nach den Leitlinien, da gibt es m. E. keine Unterschiede.

Vielleicht schaut ihr Euch das BZ einfach mal an, es ist ja auch von deiner Ma abhängig, wo sie sich wohler fühlt. Wenn sie zu ihrem Gyn Vertrauen hat, kann sie ihn m. E. auch operieren lassen, denn so was tolles ist eine Brust-OP nun wirklich nicht. Wir haben keine seltene Erkrankung (leider), sodass das diese Zertifizierungen, die im übrigen auch Geld kosten (Jule hatte das in einem anderen Fred mal gut erklärt) nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

Edit: Ich war übrigens nichtmal eine Stunde im OP, allerdings wollte ich auch keinen Aufbau. Das unzertifizierte BZ hat übrigens auch einen plastischen Chirurgen.

[henni]

hallo!

Ich kann nur dazu raten in ein zertifiziertes Brustzentrum zu gehen. Ich selbst habe in einem nicht zertifizierten Brustzentrum schlechte Erfahrungen gemacht. Jetzt bin ich an einer Uniklinik in einem zertifizierten Brustzentrum in Behandlung und ich muss sagen ich fühle mich dort sehr gut aufgehoben. Die Professorin dort nimmt sich sehr viel zeit für ihre Patienten.

LG
henni

[mara64]

Hallo verillo,

erstens: Brustkrebs ist kein Notfall! Ihr habt also Zeit, euch sowohl im BZ beraten zu lassen, als auch in Ruhe mit dem Gyn alles zu besprechen.

Zweitens: das A und O bei dieser Operation ist ein erfahrener Operateur (wie oft führt er solche OPs durch) und eine erfahrene Pathologie. ( ist jemand vor Ort, der den Schnellschitt untersuchen kann, oder muß das Gewebe erst durch die Gegend gefahren werden?)


Drittens:wird vom Gynäkologen leitliniengerecht vorgegangen? (einer der Gründe warum man die BZ ins Leben gerufen hat, weil jeder nach Gutdünken behandelte)

Viertens: in jedem zertifizierten BZ sollten "Breast-Care-Nurses" vorhanden sein, speziell ausgebildete Krankenschwestern die als Mittler zwischen Arzt und Patient fungieren und als Ansprechpartner jeder Zeit zur Verfügung stehen.

Laßt euch Zeit und bei jeder Entscheidung bedenken: es ist das Leben Deiner Mutter und nicht das des Hausarztes oder des Gynäkologen.

Alles Gute für euch

mara

[mittliv71]

hallo,

ich schließe mich hier der mehrheit der damen an.
meine gynekologin hat mich auch direkt an das brustzentrum überwiesen und die belegschaft ist dort wirklich absolut spitze.
ich hab mich gut aufgehoben gefühlt.

es ist doch klar, das die ärzte im bz mehr erfahrung mit brustkrebs haben, als der gynekologe.

und alleine mit der op ist es doch evtl. nicht getan, oder?
was ist mit den ganzen voruntersuchungen, evtl. chemo und/oder bestrahlung?

für mich hört sich das an, als ob der gynekologe noch ein bett belegen möchte!!!
wirklich unfaßbar, ich bin entsetzt!

bitte holt euch zumindest einen termin im brustzentrum oder haltet mal rücksprache mit denen.

lieben gruß und alles gute!

[bifi65]

Hallo,

nach allem Für und Wider in den gegebenen Antworten stellt sich - mal wieder - heraus, wie viele Wege eigentlich nach "Rom" führen. Und jede Frau ist natürlich bemüht, sich den für sie am besten geeigneten zu finden. Was manchmal ganz schön schwierig ist....

Ich persönlich würde zumindest zu einer Zweitmeinung in das Brustzentrum gehen, manch bieten eine extra Sprechstunde dafür an oder man holt sich so einen Termin. Dazu braucht man eine Überweisung vom Facharzt und dieser ist dazu verpflichtet, diese auszustellen (man findet es ja vielleicht unangenehm, ihn darum zu bitten, aber ablehnen darf er es nicht und oft reicht ein Anruf bei der Sprechstundenhilfe und man holt die Überweisung nur noch ab).

Dann muss deine Mutter schauen, wo sie sich besser aufgehoben fühlt, alles genaustens vorausplanen kann man ja sowieso nicht. Überall gibt es nette Leute und welche, die lieber einen anderen Beruf ergriffen hätten.....

Mein Beispiel ist ähnlich wie Calypsos, Diagnostik im großen BZ, Chemo in einer GynOnko Praxis, OP in einem kleinen BZ, Strahlen wieder im großen BZ, Nachsorge beim Gynäkologen und Hausarzt. Für mich war das dass perfekt - die Ärzte im großen BZ hätten natürlich gerne alles selbst gemacht - naja, OPs und Chemos bringen Geld...

Aber am wichtigsten ist natürlich die Meinung deiner Mutter. Noch mal mit einem anderen Arzt zu sprechen, wäre bestimmt ein guter Ansatz und dann kann man immer noch entscheiden. Aber einem Arzt, der die OP als "nicht anspruchvoll" bezeichnet, würde ich persönlich mit Skepsis begegnen... Wurde auch über Lymphknotenentnahme gesprochen? Wie soll das Vorgehen dabei sein? Das wäre auch noch ein wichtiges Thema.

Alles Liebe für deine Mutter und dich,
Birgit

[Pam78]

Hallo zusammen,
also ich wurde in einem Brustzentrum operiert, ich hätte mich auch in einem normalen Krankenhaus operien lassen können,ich hatte im Luckenwalder Krankenhaus auch alle Voruntersuchungen und eine tolle Ärztin die auch schon im BRZ gearbeietet hat,aber mir wurde empfholen eine Zweitmeinung einzuholen,denn bei mir wurden 4-5 Tumore festgestellt und ich habe einen 15 Monate alten Sohn und von daher wollte ich die Bestmöglichste Behandlung!Als es mir dann ermöglicht wurde mich im BRZ vorzustellen .also ich muss sagen ich bin froh mich für das BRZ entschieden zu haben!!Man muss auf sein Bauchgefühl hören und Vertrauen zu den Ärzten haben!!

Bis dahin alles Liebe und Gute wünscht
Pam

Nachtrag...
Bis heute fahre ich noch ins BRZ...für meine Nachbehandlungen und auch meiner Chemo...alles im BRZ und wenn mir was auf der Seele liegt hat der Chefarzt immer ein offenes Ohr.

[Oktober2012]

Hallo,
also ich habe auch sehr gute Erfahrungen im zertifizierten BZ gesammelt. Meine Op war vor 14 Tagen und ich wusste wer mich operiert. Gleich am nächsten Tag noch vor der Visite kam die Oberärztin(meine OP-Ärztin) um zu schauen wie es mir geht. Alle Voruntersuchungen und auch die Untersuchungen während der Chemo waren gut organisiert. Bei Fragen kann man jederzeit anrufen. Also ich kann nur ein BZ empfehlen.
LG Jana

[tennisquicky]

Ich denke, dass es BZ gibt, die besser sind als "normale" Kliniken und umgekehrt. Wenn du mal die gegend, in der deine Mum wohnt, nennst, dann kann man dir gezielter Ratschläge geben.

Ich selbst habe mich für eine "Klinik in der Pampa" und bewusst gegen ein BZ entschieden, da ich dort die Operateurin kannte und in der Uniklinik unklar war, wer operiert etc

[wagnerine]

Hallo,
ich war im Brustzentrum. Erste Op war eine brusterhaltende Op. Man hat fast nichts gesehen von der Op, selbst den Schnitt nicht, da er entlang der Brustwarze war. Ich war von der Optik begeistert. Im Gegensatz zu einer Bettnachbarin, die die erste Op in einem "Wald- und Wiesenkrankenhaus" hatte und mir ihre dort operierte Brust zeigte. Ehrlich ich war erschrocken wie unschön die Brust nach der Op aussah. Im Brustzentrum werden halt ständig solche Op´s gemacht. Entsprechend hoch ist die Erfahrung der Operateure (bei mir im Übrigens immer der gleich Arzt und Ansprechpartner). Das kosmetische Ergebnis nachher sollte deine Mutter auch nicht außer acht lassen, zusätzlich zum fachlichen Wissen, wo man in einem Brustzentrum immer das aktuellere Verfahren und Wissen hat.
Alles Gute

[Katzenmama6]

Hallo,

ich entschied mich damals für eine onkologische Schwerpunktpraxis mit Studienanbindung bei uns am Ort. Der Arzt war vor seiner Niederlassung leitender Oberarzt an einem großen BZ und hat den Ruf eines exzellenten Chirurgen. Ich finde man muss das Gefühl haben, dass der Arzt sein Metier beherrscht und sich gut aufgehoben fühlen.
Mit meiner Entscheidung fuhr ich gut, denn nicht nur die Behandlung war sehr gut, auch die persönliche Seite unterstütze die gesamte Therapie, denn der Arzt und das Personal trugen mich mit ihrem Verhalten durch die schwere Zeit.

Die Aussage des Arztes deiner Mutter - Außerdem sei die OP selbst gar nicht so anspruchsvoll - würde mich abschrecken. Sicherlich ist die OP für einen Chirurgen, der sie häufig durchführt Routine, aber sie ist eine wichtige Grundlage zur endgültigen Gesundung und muss dementsprechend sachkundig durchgeführt werden.

Lasst euch auch im BZ beraten und besprecht die ganze Sache nochmal mit dem Gyn. vor Ort, gewinnt einen Eindruck und entscheidet dann. Wie schon des Öfteren hier im Forum erwähnt ist BK kein Notfall und man muss keine Entscheidungen übers Knie brechen. Und begleite deine Mutter zu den Gesprächen, denn vier Ohren hören mehr als zwei.

Ich wünsche euch, eine für euch gute Entscheidung zu finden.
Katzenmamat6

[Pfalzlerche]

Hallo,

ich hatte die Wahl zwischen dem Brustzentrum einer Uni-Klinik oder dem Brustzentrum hier an unserem "verhältnismäßig " kleinem Krankenhaus.
Ich habe das kleine Krankenhaus gewählt und bin super betreut worden. Alle Ärzte, die an der OP beteiligt waren, haben mit mir vorher gesprochen.
Auch nach der OP war alles bestens.
Es ist halt auch eine Vertrauenssache. Lasst Euch Zeit und sprecht mit
verschiedenen Ärzten. Die Brustzentren haben doch auch immer Sprechstunden, wo man sich nochmals beraten lassen kann.

Ich wünsche Deiner Ma alles Gute.

LG

pfalzlerche

[verillo]

Vielen lieben Dank für eure Mitteilungen und Ratschläge. Ich selbst würde eher BZ bevorzugen. Ich habe meiner Mama auch vorgeschlagen, das BZ (in Ingolstadt) anzuschauen.
Meine Mama hat sich aber für die andere Variante entschieden. Sie meint, dass sie ihrem Frauenarzt vertraut. Ich bin nicht glücklich darüber. Aber es geht auch nicht um mich. Ich hoffe nur, dass ich mit meinen Bedenken Unrecht habe.

LG