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  #1  
Alt 10.10.2011, 22:45
Chewie Chewie ist offline
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Beiträge: 6
Frage Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo,

bin neu hier und hoffe mich austauschen zu können.

Habe schon viel in Foren gelesen und finde das eine tolle Sache.

Mein Problem:

Mein Mann hat ein Glioblastom Grad IV, wurde im Dezember 2010 diagnostiziert, leider innoperabel. Er hat bereits Chemo und Bestrahlung hinter sich, der Tumor ist bisher nicht gewachsen.

Was aber für mich das schlimmste ist, ist die Laune und Aggressivität von ihm.
Diese Wesensveränderung ist schon seit mehreren Jahren, jetzt aber extrem. Früher wollte ich mich von ihm trennen. Es ging zwischenzeitlich immer besser oder wieder schlechter. Er ist jedenfalls schon seit Jahren nicht mehr der Mann den ich mal kennengelernt habe.

Jetzt mit dieser Diagnose wird mir natürlich vieles klar, aber ich halte das trotzdem bald nicht mehr aus.
Wie er sich mir und vor allem den Kinder gegenüber benimmt, er wird richtig ausfallend und gehässig, immer schlimmer. Klar das jeder meint wir müssen das verstehen, weil er ja totkrank ist. Aber mir fehlt langsam die Geduld und die Kraft.
Die Kinder haben ja noch ihr Leben vor sich und werden von ihm nur traktiert und angeschnauzt, ich traue mich oft nicht zur Arbeit zu fahren, weil sie dann mit ihm allein sind. Kinder sind 12 und 15Jahre alt.

Was ich aber am schlimmsten finde: Wenn er etwas will, dann ist er sehr freundlich und vor allem zu anderen ist er freundlich (nicht zu allen), nur nicht zu uns.
Was also heißt, er kann sich zusammenreißen, wenn er will. Ich weiß das ist anstrengend für ihn, aber ich kann irgendwann auch nicht mehr.

Hat jemand ähnliche Erfahrung?
Danke für jeden Ratschlag.

Achja, er hat auch vom Neurologen Tabletten dagegen bekommen, aber die nimmt er nicht, weil er meint das alles so in Ordnung ist. Er fährt zwar manchmal schnell aus der Haut, aber das findet er normal.
Bei den Ärzten ist er auch sehr umgänglich.

Naja, ich warte erstmal auf hoffentlich viele Beiträge

Danke schonmal
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  #2  
Alt 11.10.2011, 12:57
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo Chewie,
es ist schwer zu entscheiden, ob eine Wesensveränderung wirklich durch den Tumor kommt. Oder vielleicht auch nur durch die hohe psychische Belastung die so eine Krankheit mit sich bringt. Manchmal wird es auch medikamentös ausgelöst.

Wenn Du schreibst, dass ihr schon vor der Diagnose kurz vor der Trennung wart, sind das sicher nicht sehr gute Voraussetzungen diese Krankheit jetzt gemeinsam durchzustehen. Es wird nicht einfacher, so viel kann man leider sagen. Es wird im Gegenteil sehr, sehr schwer. Das ist schon für eine sehr glückliche Beziehung nicht einfach, für eine im Grunde schon schlechte, ist es meiner Meinung nach unmöglich.

Was kannst Du machen? Einfach nur in Demut ertragen geht nicht. Das hält kein Mensch aus und Du hast auch nur ein Leben!
Aber Du musst den Mut haben das Thema bei Deinem Mann anzusprechen. Sag' ihm wie es in Dir aussieht und dass Du dieses Leben so nicht aushältst. Wenn er sich bei Ärzten zusammennehmen kann, muss er das auch in der Familie schaffen. Wenn nicht, dann muss die Ursache gefunden werden. Vielleicht kommt er nicht klar mit der Diagnose (wer kommt das schon?) und braucht psychologische Unterstützung. Vielleicht ist es auch ein medizinisches Problem, dann muss er seine Ärzte darauf ansprechen. Und Du muss auch seine Ärzte darauf ansprechen und schonungslos die Wahrheit sagen. Vielleicht liegt es auch nur an den Medikamenten die er nehmen muss. Ich kenne von meinem Mann, dass er durch Cortison und Keppra sehr gereizt und aggressiv wurde, was ich vorher von ihm gar nicht kannte.

Er selbst hat es in der Hand sich zu überlegen wie er reagiert. Er ist schließlich klar im Kopf und kann seine Entscheidungen selbst treffen. Vielleicht wird er erst einmal total austicken, oder er überlegt selbst wie die Situation zwischen euch ist und wird bereit sein daran etwas zu ändern.

Ich kann nur von mir aus sagen: Wir haben wirklich immer eine sehr glückliche und gute Beziehung und waren bereits 16 Jahre verheiratet als die Diagnose kam, aber es hat auch bei uns gekracht wie noch nie zuvor. Die hohe psychische Belastung einer solchen Krankheit muss so eine Beziehung erstmal aushalten!
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
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  #3  
Alt 13.10.2011, 13:01
sunshinesoni sunshinesoni ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

hallo liebe chewie,

ich kann dir nur erzählen wie es bei meiner mutter war und dass mir gesagt wurde, dass bestimmte tumore und jeder eingriff in den kopf - das wesen verändert. bei einem stärker bei dem anderen schwächer.

meine mutter hatte einen faustgroßen tumor der operativ entfernt wurde - danach chemo und bestrahlung. die tumore waren gutartig - absiedelung - non hodgyn.

das war im jahr 1991 und da hab ich von meiner mutter das erste mal abschied nehmen müssen. sie hatte sich total verändert. am anfang ganz extrem ins negative und mit der zeit zwar nicht mehr so aggressiv aber doch ganz anders als sie jemals war. nur wenige charakteristische eigenheiten blieben die ersten jahre über.

meine mutter liebte meine tochter über alles und wir hatten einen sehr engen kontakt.
möchte dir nur ein bespiel erzählen: als ich sagte ich kann sie nicht bei ihr lassen weil sie noch nicht gesund ist (ich konnte ihr nicht so vertrauen nach dieser veränderung) - wollte mich meine mutter würgen weil sie so wütend und verletzt war - sie hatte angst ich nehme ihr ihr enkerl weg.

wenn wir im spital waren gab es keine aggressionen, deshalb glaubte mir der arzt damals nicht als ich es ihm erzählte. ein anderer klärte mich dann auf und sagte mir, dass der tumor das emotionale zentrum angefriffen hat und sie es nicht so steuern kann wie sie will. ich habe dann auch im internet viel rausgefunden und leider kann es manchmal sehr schlimme veränderungen geben.

ich habe - als meine tochter älter wurde - mit ihr gesprochen - ihr die situation erklärt und gemeinsam haben wir gelernt damit umzugehen. nichts persönlich zu nehmen. es war ein harter weg aber er hat sich gelohnt - wir wurden friedlich und waren nicht verletzt.


bei deinem mann denke ich - wird es so ähnlich sein. natürlich sollte er tabletten nehmen damit er selbst nicht immer soviel negative energie verschwenden muss - aber das ist eben schwierig.

vielleicht findet ihr einen weg - deinen mann und vater der kinder - anders zu sehen - es nicht persönlich zu nehmen. mit ihm mal zu reden wegen den tabletten. versuche deinen kindern zu erklären dass er vieles selber nicht möchte und es ihm nicht auffällt. hol dir auch hilfe von ärzten!

ich hoffe du findest einen weg damit ihr alle mit dieser schrecklichen stiuation könnt - ich wünsche es euch!!!

liebe grüße und alles gute
sonja
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  #4  
Alt 13.10.2011, 22:56
parigo parigo ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Salut,

eine Frage.
nimmt er evtl Medikamente gegen epilepsie?, sie machen zum Teil Agressiv.
und mann sollte evtl anderes Mittel nehmen (das kann aber Arzt am besten sagen)
diese Krankheit und Die Behandlung dafür verändert immer die Betroffene. und damit meine ich Alle,nicht nur der wo direkt betrofen ist sondern auch sein ganzen Umfeld.
andere gegenüber versucht man sich zuzammen zureissen, aber das kann man(n) nicht aufrecht erhalten wenn mann wieder unter sich ist. wo sollte die ganze Angst Wut frust oder hofnung sonst hin? es wäre gut wenn Ihr mit ihm von aussen unterstützung bekommen würde, die euch zeigen wie mann mit sowas umgeht und verarbeitet

(ich habe gut reden ich selber konnte es nicht und kann es immer noch nicht )

habt Mut und kämpft den jeden Tag, woche, Monat, jahr, ist es wert das man darum weiter kämpft. und Ihr seid stärker als Euch bewust ist

LG
__________________
Diana ist am 04.10.2010 um 7:30 gestorben
Diana Du bist immer noch meine Grosse Liebe, Dich als Frau zu haben war das Grösste Geschenk auf Erden, ich vermisse Dich und wünsche mir jeden Tag das wir so schnell wie möglich wieder vereint werden

Geändert von parigo (14.10.2011 um 09:46 Uhr)
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  #5  
Alt 16.10.2011, 11:10
Benutzerbild von ralf berlin
ralf berlin ralf berlin ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

ich habe deinen Text gelesen und will dir einen gut gemeinten Rat geben, mein Vater hat die gleiche Diagnose und hat sich auch erheblich verändert.
Er hat seit der Diagnose 01/11 3 Operationen gehabt und es stand oft nicht gut um Ihnen jedoch bin ich der Meinung, das wenn er so zu uns wäre wie dein Mann dann müssten wir als Familie passen den die Diagnose ist schlimm genug auch für uns ich würde ihm zu verstehen geben das er sich nicht alles erlauben schon gar nicht gegen den Kindern und er soll selbst überlegen was er will und da gibt es für ihn nur 2 Möglichkeiten entweder die Zeit geniesen und ggf. kämpfen oder ggf alle vergraulen den er was bedeutet und allein da stehn.
Bekommt er chemo jetz ?
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  #6  
Alt 18.10.2011, 12:23
Chewie Chewie ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo,

vielen Dank für eure Anteilnahme, wir hatten großen Krach zu Hause und bemüht sich mein Mann mit einem mal und nimmt sogr seine Tabletten, so war es in letzter Zeit ganz erträglich.

Nun kommen neue Beschwerden dazu, er hat solche Rückenschmerzen, wenn er steht und geht. Wenn er sitzt oder liegt ist es wieder weg.
Und sein Bauch tut weh, also keine Magenschmerzen, sonder der Bauch an sich. Kann es von den Trombosespritzen kommen?

Er will aber auch immer nicht zum Arzt.

Hat jemand was von einem Deuserband oder gürtel gehört, der den Bauch halten und die schmerzen lindern soll?

Gruß Chewie
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  #7  
Alt 16.11.2011, 20:54
skowy skowy ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Ich habe leider sie selben Erfahrungen mit meinem Mann durchmachen müssen. (Liegt jetzt seit 4 Monaten im Hospiz). Mein Mann war zu allen anderen liebenswert und freundlich. Hat nie geschimpft oder gemeckert, wurde auch nie ausfallend wenn irgend ein anderer dabei war. Aber wehe, wenn wir anschließend wieder allein waren, dann ging die Post ab. Zu leiden hatte grundsätzlich nur ich, die, die alles für ihn getan und ermöglicht hat. Ich habe einen Mann mit 2 Gesichtern gehabt. Eines davon war wirklich nur für mich. Das ist auch heute noch so. Im Hospiz sagen alle Schwestern und Pfleger, das er ein angenehmer Patient sei. Bin ich zu Besuch da, kann ich nur das Gegenteil davon sagen. Er ist mir gegenüber einfach nur fies und gehässig.
Im Hospiz schiebt man dieses Verhalten ur auf diese Krankheit, ich denke mittlerweile, dass er ganz gnaau weiß, was er mit wem macht!
L. G. skowy
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  #8  
Alt 16.11.2011, 21:41
huanita huanita ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Ja Skowy, das ist schrecklich was du berichtest, bei mir ist leider fast, aber nur fast genauso !!! Immer gegen mich ......... :-)
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  #9  
Alt 18.11.2011, 00:13
huanita huanita ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Mein Mann liegt seit Dienstag auf der paliativstation und lächelt alle Schwestern an, mich aber nicht, er dreht den Kopf von mir wir weg !!! Das ist soooo schlimm für mich, ich komme damit einfach nicht klar das tut so schrecklich weh !
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  #10  
Alt 20.11.2011, 12:47
Chewie Chewie ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo Skowy und huanita und alle anderen,

Jetzt sind doch mal 2 den es ähnlich geht.
Wie geht ihr damit um?
Mein Mann läßt sich nicht helfen, er will auch keine Reha-Maßnahmen, obwohl auch der Hausarzt ihm das angeraten hat.

Mein Fraund, der Psychater ist, meint, dass er psychatrische Betreuung und Medikamente bräuchte, dann könnte man ihn vielleicht aus seiner Depression holen, aber ob die Medikamente wirklich helfen, weiß man nicht, aber es ist ein Versuch wert.

Ansonsten weiß ich nicht weiter.
Wie sind den eure Männer ins Hospiz oder zur paliativ Station gekommen?
Muß man dort nicht eingewiesen werden?
Mein Mann würde das gar nicht wollen und bei den Ärzten tut er ja auch weitesgehend normal.

Weiß nicht wie es weitergeht, wenn er weiterhin nur auf dem Sofa liegt, dann können wir nur zusehen wie er am körperlichen Verfall stirbt, aber nicht am Glio.

Gruß
Chewie
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  #11  
Alt 01.02.2012, 13:08
Marley82 Marley82 ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo zusammen,

ich habe eure Geschichten gelesen und hatte Tränen in den Augen. Ich finde es wirklich schlimm was ihr durchmachen musstet/müsst.

Ich bin auf dieses Forum gestoßen weil ich nach Antworten gesucht habe. Antworten wie man einer Wesenveränderung entgegen wirken kann.

Mir wurde am 04.11.11 ein Glioblastom entfernt, anschl. Bestrahlung und Chemo. Eleptische Anfälle hatte ich bisher nicht, daher muß ich auch keine weitern Medikamente nehmen.

Seit ein paar Wochen habe ich mich extrem verändert. Ich bin gereizt, ungeduldig und aggressiv. Am Anfang ist mir das überhaupt nicht aufgefallen, erst als meine Frau darauf angesprochen hat, wurde mir bewusst wie ich mich verhalte.

Ich war früher ein ruhiger, sehr geduldiger Mensch, konnte mich selbst bei den größten Ärgernissen sehr zusammenreissen. Das schaffe ich nicht mehr und ich weiß nicht warum.

Teilweise sind es die kleinsten Dinge die mich wütend machen. Ich werde dann schnell verletzend und gemein. Ich sage Sachen die ich nicht so meine, aber in dem Moment denke ich irrational, fühle mich angegriffen, als "behindert" abgestempelt.

Im Nachhinein tut es mir leid, aber es dauert bis ich die Situation und meinen Fehler begreife.

Womit genau es zusammen hängt weiß ich nicht. Ob es an dem Tumor liegt der irgendwas im Hirn zerstört hat oder die Krankheit selber.

Wenn jemand von euch einen guten Tip hat was man dagegen unternehmen kann wäre ich sehr dankbar.
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  #12  
Alt 02.02.2012, 00:11
huanita huanita ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Das ist so als ob ich die Gedanken meines Mannes gelesen hätte ......
Ich Wünsche Euch alles gute und wenn es die Möglichkeiten gibt laßtEuch helfen auch wegen der Familie ..... Die leidet unglaublich !!!!!
Viele liebe Grüße Johanna
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  #13  
Alt 08.02.2012, 23:44
Chewie Chewie ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo ihr,

schön (naja) mal von Betroffenenen zu lesen. Das zeigt mir, dass ihr selber merkt, wie verändert ihr seid.

Bei meinem Mann ist es so, dass er behauptet nicht anders zu sein und, wenn er mit den Kindern meckern, meint er hat recht.

Er war ja auch mal beim Psychologen, der glaubt, dass mein Mann das wirklich glaubt.

Ich war immer der Meinung, er weiß das sein Denken falsch ist, aber durch seine miese Situation nicht anders kann, genau wie ihr schreibt (Arbeit verloren, kein Sport mehr treiben, sich behindert fühlen).

Aber vielleicht ist es doch so, dass er leider schon in seiner eigenen Welt lebt. Mein Cousin ist Psychater, er versucht mir das alles medizinisch zu erklären, aber ich kann nicht glauben, dass mein Mann nicht mehr so wird wie früher.

Diese Veränderung kam bei ihm auch schon über Jahre (ca. 7Jahre), wenn ich zurückdenke, kam Vergesslichkeit, Unkonzentriertheit und Agressivität. Aber alles in "normalem" Maß. Heute denke ich, das waren die Anfänge. Vor 15 Jahren, als ich ihn kennengelernt habe, war er die Ruhe und Güte in Person.

Aber wenigstens hat er die letzte Zeit mal gelacht, das war schön.

LG
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  #14  
Alt 22.05.2012, 01:59
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo ihr,

ich habe hier still mitgelesen und mir kam folgender Gedanke,
weil Heike NICHT so war:

Ist vielleicht folgendes möglich?

Ein Mensch bekommt diese Diagnose und meist ist er ja dann auch
noch in der Lage, sich darüber zu informieren - schaut ins Internet und findet
zu 95% Aussagen darüber, dass er mit dieser Diagnose keine oder kaum eine Chance hat.
Habe nur die Diagnose mal bei Go*gle eingegeben - schaut mal, was derjenige dann
OHNE auf einen der Links zu klicken an Infos findet:
http://www.google.de/#hl=de&sa=X&ei=...w=1080&bih=539
(ich weiß nicht, ob ich den Link einstellen durfte - wenn nicht, bitte löschen - danke)

Außerdem gibt es sicherlich einen Schock, der erst etwas später einsetzt,
wenn er begriffen hat, was genau das alles bedeutet - für ihn selbst, seine Familie, Freunde ...
Die widerum gehen sicherlich anders mit ihm um, so dass er ständig und
immerzu mit seiner "Krankheit" konfrontiert ist - selbst wenn er mal nicht daran denken will.

Jeder ist besorgt, versucht alles gut und richtig zu machen - aber Unbeschwertheit
gibt es nicht mehr wirklich - bei keinem aller Beteiligten.

Dazu kommen Angst vor dem Sterben, Angst vor dem Tod - wie es sein wird ...
Was ich sagen will ist, dass eure Lieben vielleicht einmal unter dem psychischen
Druck zusammenbrechen (Aggressivität entsteht oft aus Frustration und umgekehrt) -
und was viel wichtiger ist:
ihr schreibt, dass sie es selbst wissen und wahrnehmen.

Mein Gedanke ist: vielleicht werden sie unbewußt so aggressiv und aus eurer Sicht
ungerecht, weil sie all die Menschen, die sie so sehr lieben, emotional auf Abstand
bringen wollen ... damit es allen nicht so schwerfällt irgendwann loslassen zu müssen?

Ich habe das selbst an mir erlebt - als ich damals eine Diagnose bekam, die nicht
wirklich gut aussah (aber glücklicherweise gut ausging).
Ich habe meine Kinder von mir weggeschoben, war ungerecht und aggressiv ...
erst viel später habe ich selbst verstanden, warum:
ich wollte erreichen dass sie mich hassen, damit sie nachher nicht so traurig
zurückbleiben, weil ich dachte, es ist besser für sie, wenn sie mit dem Gefühl
zurückbleiben, froh zu sein, dass sie mich ungerechte, aggressive Mutter los sind ...

Und auch mir wäre so wohl der Abschied leichter gefallen, der uns
Gott sei dank aber zu dem Zeitpunkt erspart blieb.

Ich wünsche euch allen viel viel Kraft,
von Herzen, Angie


Vielleicht hilft:

"Liebe mich, wenn ich es am Wenigsten verdient habe,
denn dann habe ich es am Nötigsten"
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (22.05.2012 um 02:06 Uhr)
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  #15  
Alt 22.05.2012, 22:06
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Beiträge: 2.026
Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Guten Abend,

als ehemaliger Angehöriger kann ich zu dem Thema auch was beisteuern. Wobei es ziemlich egal ist, mit welcher Art von Krebs man es zu tun hatte.

Ich glaube, Menschen, die wissen, dass sie sterben werden, ziehen sich zurück. Sie schotten sich ab um einerseits ihr Umfeld zu entlasten. Andererseits fühlen sie sich als Aussätzige, als Menschen, die eigentlich bereits tot sind. Nur der Zeitpunkt war noch nicht da. Es gibt eine Grenze zwischen uns, die wir weiter leben dürfen/müssen, und ihnen, die wissen, dass sie in absehbarer Zeit sterben werden. Unsere Welt ist nicht mehr die ihre.

Vieles, was ihnen früher heilig war, ist für sie absolut unwichtig geworden und in ihrer Panik und Angst schlagen sie oft wahllos um sich. Dass sie dabei hauptsächlich die treffen, die ihnen am nächsten stehen, ist nur normal und ihnen selbst manchmal auch vollkommen egal.

Es gibt auch eine 'Diktatur der Krankheit'. Sie glauben dann: alle anderen (die Gesunden) müssen springen, wenn und wie ich pfeife und alles konzentriert sich auf mich. Wenn es so weit ist, gilt es unsererseits Grenzen zu setzen. Um ihretwillen und um uns zu schützen. Für Angehörige ist das zunächst schwer zu verstehen und es kostet wahnsinnig viel Kraft und Nerven das aus zu halten. Doch es lohnt sich. Für beide Seiten.

Sie haben es verdient, dass wir sie aushalten. Wenn der Druck mal wieder zu viel wurde, dann bin ich in den Wald und hab meinen Frust, meine Angst und meine Wut raus geschrien. Danach ging es wieder für eine Zeit.


Alles Gute,

Helmut



Ein Nachtrag:

Ich selbst leide an einem Prolaktinom (Hirntumor, WHO I). Zur Zeit der akuten Behandlung und teilweise auch bereits davor (soweit ich mich erinnere) hatte sich auch mein Wesen verändert. Unbeherrscht, aufbrausend, aggressiv, ungerecht. Meine Erfahrung ist, dass sich das bei erfolgreicher Behandlung auch wieder legt. Es ändert sich nicht der Charakter des Kranken. Es werden nur stressbedingt Wesenszüge frei, die ansonsten durch Erziehung und gesellschaftliche Zwänge kompensiert werden. Bei dem Einen mehr, bei dem anderen weniger.

Dass sich nicht der Charakter ändert, zeigt mir persönlich die Tatsache, dass ein vorher aggressiver Grieskram durch die Krankheit keineswegs plötzlich zum liebenswerten, toleranten Menschen wird. Zumindest habe ich so etwas noch nie gehört oder erlebt.

Der oder die Kranke wird durch die Konfrontation mit dem möglichen Tod zunächst nur durch Intuition (Gefühle, Angst, Schmerzen etc.) gesteuert und dadurch wird sein spontanes Handeln bestimmt. Er (oder sie) kann diese Emotionen nicht verhindern. Der Verstand, der solche Emotionen steuern kann, braucht mehr oder weniger Zeit und Unterstützung durch Andere, um in die Gänge zu kommen. Das heißt, die Emotionen nicht ungefiltert nach außen zu lassen sondern sie zu überdenken und erst dann entsprechend mit klarem Verstand zu handeln.

Ob der Kranke es schafft, sich aus dieser Phase zu befreien, hängt wesentlich von seinem Umfeld und vor allem von seinem Charakter ab. Unterstützung braucht er in jedem Fall. Sei es von Angehörigen und/oder von Dritten.

Das muss nicht immer so sein, kann jedoch und ist vielleicht auch nur eine Erklärungsmöglichkeit und es gibt sicherlich alle möglichen Schattierungen.


Alles Gute,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.

Geändert von HelmutL (23.05.2012 um 21:27 Uhr) Grund: Nachtrag vom 23.05.2012, 15:25
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