Lymphdrainage selbst machen?

Hallo nochmal,
nach Entfernung von 3 LK in der Leiste scheint sich dort ein Lymphödem zu bilden. Nach der OP hatte ich keine Redonflasche - der operierende Arzt meinte, das ganze Gebiet sei sehr trocken gewesen und daher eine Redonflasche nicht erforderlich.
Bis zu meiner Entlassung am Samstag hat sich auch kaum eine Veränderung gezeigt, aber seit einigen Tagen scheint die Stelle immer mehr anzuschwellen und zu verhärten. Da die Fäden erst Dienstag gezogen werden, bin ich mir nicht sicher, ob es sich nicht vielleicht auch um eine Entzündung handeln könnte. Ich mag nicht schon wieder zum Arzt gehen - ich komme mir langsam schon hysterisch vor...
Trotzdem möchte ich aber schon mal wissen, ob man sich vielleicht über Bücher etc. die Technik einer Lymphdrainage selbst aneignen kann? Da es sich bei mir ja nur um einen kleinen Bereich handelt - könnte ich das dann wohl selbst machen?
Vielen Dank,
Silke

Hallo Silke,
ich hatte letztes Jahr ähnliche Probleme wie du: in der Klinik hat man nach einer Woche Redondrainage gemeint, da käme nicht mehr viel und hat den Schlauch gezogen. Aber am nächsten Tag ist die gestaute Lymphe durch das Ende der OP-Naht gekommen und es hat sich durch zusätzlichen Stau eine Lymphfistel gebildet. Nach 2 Wochen zu Hause dann Fieber und Schüttelfrost wegen der Entzündung und danach 6 Tage Ruhigstellung in der Klinik. Dann endlich war die Naht dicht und der Lymphstau hat sich gleichmäßig im Gewebe verteilt.
Du siehst, diese Anfangskomplikationen sollte man unbedingt ärztlich behandeln lassen. Ich war ca. alle 2 Tage beim Arzt: meistens beim örtlichen Hautarzt, manchmal beim Hausarzt und manchmal in der Klinik-Sprechstunde. Es kam mir darauf an, so viel verschiedene Meinungen wie möglich zu hören. Aber bei einer Lymphfistel gibt es keine Methode, die sofort hilft. Aber geh trotzdem bitte zum Arzt, damit nichts schlimmer wird.
Wenn dann diese örtliche Flüssigkeitsansammlang (bei mir war es ein ei-großer Hohlraum) im Griff ist, kann man mit Lymphdrainage anfangen, aber nicht selbst! Lymphtherapeuten müssen eine Spezialausbildung machen. Normale Krankengymnasten dürfen das gar nicht. In der ersten Behandlungsstunde wirst du sehen, warum. Die Massage wird an der Abflussstelle im Bauch begonnen, dann arbeitet sich der Therapeut weiter über die Leiste am Bein entlang herunter. Er muss immer gucken, dass die Lymphgefäße oberhalb seiner augenblicklichen Massagestelle (also das Abflussgebiet zum Körper hin) bereits frei massiert ist. Er fängt mit ganz schwachem Druck an und wird dann stärker.
Du siehst, so viel Anatomie-Kenntnisse haben wir gar nicht, dass wir das selber hinkriegen. Und wenn man es falsch macht, bringt man die Lymphe zum Stauen statt zum Abfließen. Ich hatte bisher Glück, weil das Gewebe bei mir nicht verhärtet ist. Dann wird es noch komplizierter.
LG
Monika

Hallo Monika,
das hört sich ja schlimm an - ich hoffe, Du hast diese Probleme jetzt im Griff?!
Ich war gerade dann doch beim Arzt - er hat zunächst mal Fäden gezogen, weil er meinte, die Schwellung könnte eine Reaktion darauf sein. Dafür hat auch eine leichte Rötung an einem Faden gesprochen. Ansonsten ist die Naht total trocken und gut verheilt, so dass er ein Ödem oder sonstiges erstmal ausgeschlossen hat.
Ich werde das jetzt mal weiter beobachten, und nächste Woche muss ich eh nochmal hin...
Liebe Grüße,
Silke

Hallo Silke,
ich hatte vergessen zu erzählen, dass die Probleme bei mir nach der Entfernung aller LKs in der Leiste kamen. Inzwischen ist das Ödem nur noch leicht vorhanden, weil nämlich ein LK bei der OP übersehen worden war und der ist inzwischen aktiv geworden und entwässert jetzt einen Großteil des Beins.
Ich hab dir also etwas zu viel Angst gemacht. Denn bei einzelnen entfernten Lymphknoten sind nicht so häufig Probleme da.
Aber mit dieser Angst und auch doch wieder Hoffnung müssen wir leben - du hast deine Gefühle ja in deinem diesbezüglichen Beitrag beschrieben. Das geht wohl allen Krebspatienten lebenslänglich so. Mit der Zeit wird das natürlich besser. Bei mir ist das Melanom 4 Jahre her und ich habe nicht mehr viel Angst, wenn ich zur Nachsorge gehe. Bin mal gespannt, wie das bei dir sein wird. Schlimm ist immer, wenn sie ab und zu bei der LK-Sonografie feststellen, dass ein Knoten vergrößert ist. Und das kommt bei jedem auch ohne Krebs vor, wenn man einen Infekt hat oder einen Insektenstich usw. Dann muss man nach ein paar Wochen noch mal zur Sono und dann hat sich alles wieder normalisiert. Aber diese paar Wochen sind natürlich voller Angst.
Ich hoffe, dass deine Angst sich wie bei den meisten von uns mit der Zeit legt und dass bei dir nie ein verdächtiger Lymphknoten entdeckt werden wird.
LG
Monika

Hallo Monika,
stimmt, das nimmt mir jetzt wieder ein bißchen die Angst! Gut, dass Du mich auf 'vergrößerte LK' vorbereitet hast..
Ich beginne halt, meinen Körper sehr genau zu beobachten und meine dann als Laie immer wieder merkwürdige Dinge zu entdecken, die ich dann sofort mit dem Melanom in Verbindung bringe. Aber ich glaube auch, dass ich so nach und nach diese Angst nicht mehr als lähmend empfinde, sondern in meinen Alltag integrieren lerne...
Liebe Grüße,
Silke

Hallo Ihr Lieben,
letztes Jahr wurde mir die Leiste auch ausgeräumt.
Dieses Jahr kamen noch mal 2 Lymphknotenmetas im Oberschenkel dazu.
Beides mal wurde mir von verschiedenen ärzten von der Lymphdrainage abgeraten.
Sie waren der Meinung das die Metas lieber im Bein an die Hautoberfläche kommen sollen und nicht mit der Lymphdrainage weiter ins Körperinnere gespült werden.
Vielleicht fragt Ihr mal Euren Onkologen dazu.
Liebe Grüsse,
Alex

Hallo Alex,
das mit der Lymphdrainage wird bei den Ärzten wohl kontrovers diskutiert und wir Patienten wissen mal wieder nicht, was besser für uns ist.
Meine Ärzte waren bisher für Lymphdrainage. Aber in der Reha hier in der Nähe ist einer der Ärzte gegen Lymphdrainage. Nur die Patienten, für die er nicht zuständig ist, kriegen Lymphdrainagen. Wem soll man da glauben?
Ich bin froh, dass mein Lymphstau inzwischen nur noch schwach ausgeprägt ist. So werde ich erst mal auf weitere Drainage verzichten. Wenn ich dann aber nach Jahren ein richtiges Ödem kriegen würde, würde ich mich natürlich ärgern, dass ich keine vorbeugende Drainage gemacht habe.
Waren deine Metas eigentlich in deinen bei der Totalausräumung übersehenen Knoten? Du weißt, ich hatte mal rundgefragt, bei wem außer mir noch Knoten übersehen waren. Es war bei dir und bei Babs. Mein übersehener Knoten ist bisher ok.
LG
Monika

Hallo Monika und Ophelia,
lese immer mit und möchte jetzt auch mal wieder etwas dazu beitragen. Hatte mein Staging am 10.8.04 in der Uniklinik.
Es wurden wieder 3 verdächtige Naevi entdeckt ( 2 am linken Bein und 1 am rechten Oberbauch ) die OP ist am 13.09.04.
Beim Narbenbereich der sogenannten Lymphknotentotalausräumung hat sich vor kurzem etwas Verhärtetes gebildet.
Sono am 12.08.04 diesmal nicht in der Röntgenabteilung sondern bei der onkologischen Chirugie, ergab folgendes.
Die Verhärtung sind 2 Zysten die sich unter der Narbe gebildet haben.
Es sind sogar 3 LK die " vergessen " wurden und zwar am Ende des rechten Oberschenkels.
Der untersuchende OA rief darauf in der Dermatologie an und hat sich nochmals genau nach der LK-Ausräumung erkundigt -weil seines Erachtens bei einer Totalausräumung keine LK vergessen werden dürften.
Angeblich wurden bei mir nur längs im Gebiet des Sentinel Nodes die LK entfernt und nicht quer wie eigentlich bei einer kompletten LK-Ausräumung. Meine Narbe ist sichelförmig genau 28 cm lang und endet kurz vor dem Ende des Oberschenkels. Wie sehen eure Narben denn aus ?
Diese 3 verbliebenen LK sehen seltsam aus und man empfielt mir zukünftig alle 2 Monate Kontroll-Sonos. Es wurde sogar ein zweiter OA gebeten auch nochmals nachzuschauen. Dieser OA hat sich auch den linken Oberschenkel angeschaut - dort sind die LK genauso vergrößert. Jetzt soll ich erst einmal die Histo von den Naevi abwarten um danach wird weiter über diese vergrößerten LK nachgedacht.
Bin jetzt natürlich wieder sehr verunsichert da man vor dem Sentinel Node bei der Sono ja auch glaubte, daß die LK unauffällig seien.
Jetzt zu den Lymphdrainagen - ich gebe nach wie vor 2 mal wöchentlich zur Lymphdrainage weil das Bein ständig 4 - 6 cm dicker ist. Ein Arzt in der Kur hatte die gleiche Aussage wie bei Ophelia gemacht. Ich hatte mich danach nochmals in der Uniklinik über Schaden und Nutzen von Lymphdrainagen versucht " schlau " zu machen.
In der Uniklinik vertritt man die Meinung, daß die Lymphdrainagen für mich als Patientin wichtig sind vor allem fürs Wohlbefinden. Es gebe keine Studien darüber, daß die Lymphdrainagen die Metas schneller durch den Körper verteilen.

Jetzt spritze ich übrigens genau 1 Jahr 3 x wöchentlich 3 Mio. E Roferon ausser der extremen Müdigkeit lassen die Nebenwirkungen so langsam nach.


LG aus dem sonnigen Tirol
von babs

Hallo Babs,
schön mal wieder was von Dir zu lesen.
Ja, angenehm ist so ein Lymphödem sicherlich nicht.
Bei mir hatten sie ja auch alles rausgeholt und nun hatte ich 2 wieder im Oberschenkel und am Montag wird entschieden ob 2 grenzwertige in der Leiste wieder raus operiert werden.
Na mal sehen...
Ich wünsch Dir ein tolles Wochenende,
Alex

Hallo Babs,
erst mal wünsch ich dir guten Verlauf für deine Naevi-Operationen.
Von diesen Längs- und Quersträngen der Leisten-LKs hatte ich noch vor kurzem eine schöne Skizze gefunden, aber leider vergessen abzuspeichern. Mein vergessener Lymphknoten sitzt mitten im Zentrum der Narbe. Es liegt also wohl nicht daran, dass er am Ende einer der Stränge übersehen wurde. Er war einfach sehr klein und ist durch das Interferon aktiv geworden und gewachsen, sodass er jetzt normal gross ist.
Bei der Sono achten sie auf folgende 3 Dinge:
- Der Knoten muss noch eine ovale Form haben (Krebsmasse würde ihn runder machen), daher immer das Ausmessen des langen und des kurzen Durchmessers.
- Die umgebende Kapsel (also die Haut um den LK herum) soll im Sono-Bild als dunklerer Randsaum erkennbar sein.
- Der Knoten muss zentral durchblutet sein, also ein hinführendes Gefäß und ein abführendes Gefäß (blaue Farbe = fließt vom Schallkopf weg, rote Farbe = fließt auf den Schallkopf zu). Tumormasse würde diese Blutversorgung verdrängen.
Unter http://edoc.hu-berlin.de/habilitatio...6/PDF/Voit.pdf findet man eine Habilitation über dieses Thema.
Mein verbliebener LK sieht Gott sei Dank nicht verdächtig aus. Inzwischen brauche ich nicht mehr zu Extra-Sono zwischendurch. Alle 3 Monate reicht.
Bin mal gespannt, wie sich deine LKs entwickeln. Vielleicht sind sie ja nächstes Mal wieder normal.
Noch mal guten Verlauf wünscht
Monika

Hallo nochmal,
die Verdickung an der Narbe hat sich nachdem die Fäden nun gezogen sind nicht wirklich reduziert. Falls es eine Zyste ist, was würde denn dann auf mich zukommen?
Liebe Grüße,
Silke

Hallo Silke,
mit Zysten kenne ich mich leider nicht aus. Ich weiß nur, dass einige von uns sehr gute Erfahrungen mit einer Narbensalbe gemacht haben. Leider krieg ich den Namen nicht mehr genau auf die Reihe: irgendwas mit Con...tubex oder so.
Schönen Sonntag wünscht
Monika

Hallo nochmal,
kurz zur Info:
Ich war gerade doch nochmal bei einem Chirurgen, der nach Sono punktiert und so die gestaute Flüssigkeit herausgeholt hat. Er meinte, dass das noch mehrmals passieren könnte. Von einer Lymphdrainage hat er dringend abgeraten.
Und die Salbe heisst Contratubex - aber mir ist in der Klinik eine andere empfohlen worden, und zwar Dermatix, da die Wirksamkeit von Contratubex wohl wissenschaftlich nicht belegt sei...
LG und vielen Dank,
Silke

Hallo Silke,
schön daß die gestaute Flüssigkeit durch Punktion abgeführt werden konnte.
Ich selbst benutze auch Dermatix, das amerikanische Silikongel - es gibt wirklich nichts besseres zur Narbenpflege.
Wenn Du kein großes Lymphödem hast - würde ich auch auf eine Lymphdrainage verzichten.
Ich wünsche Dir von ganzen Herzen, daß Du niemals ein extremes Lymphödem bekommst.

LG aus dem sonnigen Tirol
von babs