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Alt 11.02.2005, 06:33
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kreis der Hilfe

Hallo an alle, die in diesem Kompass lesen,

seit Tagen trage ich einen Gedanken mit mir herum und habe heute abend gedacht, warum eigentlich nicht wenigstens mal versuchen, also:

Meine Mutti hat fortgeschrittenen Darmkrebs und lebt in Deutschland. Ich lebe in Los Angeles und war seit der Diagnose im September 04 mehr oder weniger abwechselnd einen Monat bei meinen Eltern, einen Monat in Los Angeles. Ich wuenschte, ich koennte immer bei ihnen sein, weil sie zum einen sehr hilflos vor der Situation stehen, und - wie viele von Euch wissen - ja auch immer wieder Probleme auftreten (wechselnde Nebenwirkungen, ein Badewannenlift muss her, wundgelegene Stellen ....)

Nun sind mehrere Sachen zusammengekommen:

1. Wir haben eine 85-jaehrige Nachbarin, die bislang immer fit war, mittlerweile aber mit gesundheitlichen Problemen kaempft. Ich hab sie gerne. Sie lebt alleine und seit einigen Tagen ist ihre Tochter bei ihr, weil sie oefter ohnmaechtig wird. Eigentlich wollten sie zusammen zu ihrer Tochter fahren und ich sollte die Post reinholen... lange Rede kurzer Sinn: Sie konnte nicht fahren, ist ausgetrocknet und und und. Ich hab sie abends beide kurz besucht, hab ihnen Mini/Schokos aus Deutschland mitgebracht, die Sylvia, die alte Dame, liebt und hab schliesslich mein gesammeltes Wissen zu Blutbild, Fluessigkeitsarmut, Tricks und Tips, was ich alles durch andere liebevolle Menschen, die mir helfen wollten gelernt habe, weitergegeben. Hab mit Sylvia gwitzelt ueberdie Dinge, ueber die wir seit 10 Jahren witzeln und mit ihrer Tochter ueber die Angst vor dem Tod geredet. Und sie waren so dankbar!. Als ich gegangen bin, hat Ruth, die Tochter mich mit Traenen in den Augen umarmt und sagte "God Bless you" und ich wusste, genau was sie meinte und wie sie fuehlt.

2.
gestern habe ich mit meiner Mutti telefoniert. Sie bekommt 1x die Woche eine 24 Stunden Chemo, bei der sie eine Pumpe mit nach Hause bekommt. Chemo ist im Bauchbeutel, und geht ueber ein "Kabel" (so sagen wir immer) in den Port. Im Kabel waren Knoten und es war dadurch so kurz, dass sie sagte, wie soll ich denn damit schlafen. Sie hatte Angst, das sie das Kabel aus dem Port zerrt. Ich bin bald verrueckt geworden und habe eine relativ neue Freundin, die 2 Minuten von meinen Eltern wegwohnt angerufen und verschaemt gefragt ob sie vielleicht mal eben vorbeigucken koennte... weil und so. Sie ist Krankenschwester und kennt sich aus, mein Papi traut sich, eigentlich dem Himmel sei Dank - nicht, die Pumpe anzufassen. Gesagt getan, sie geht hin (ich hatte sie vorher angekuendigt) loest die Knoten, und als ich danach mit ihr spreche, sagt sie: Kein Problem, war 2 Minuten, ich hab euch gerne geholfen. Ich bin nicht religioes, aber ich dachte aus ganzem Herzen: God Bless You! Ich war ihr so dankbar, dass man es gar nicht in Worte fassen kann, und die Mutti war so erleichtert. 2 Minuten!

3.
Ich lese hier, dass einige von uns mit dem Problem der Entfernung leben muessen und ich weiss wie schwierig das ist.

4.
Ich merke auch, dass viele Kleinigkeiten und Details eigentlich fuer Menschen, die gluecklicherweise nicht mit dieser erbarmungslosen Krankeit umgehen muessen, schwer nachvollziehbar sind (im Thread Angehoerige sind Aliens).

Im Thread von Sonne 2003 lese ich Dinge, die mir das Herz brechen: Angehoerige werden von Nachbarn gemieden, sogenannte Freunde sind weg, weil Ihnen die Worte fehlen...

Ueberall hier merke ich, dass diejenigen, die Erfahrung mit dieser Krankheit haben, nie wieder so leben wie bisher und GERNE helfen.

Wie faendet ihr die Idee einen Kreis der Hilfe aufzubauen, in dem diejenigen von uns, die nicht in der gluecklichen Lage sind, nahe dran zu wohnen oder Familie, Freunde und Verwandte, die in der naehe wohnen und bereit sind zu helfen, ein Netzwerk aufbauen, in dem wir unseren Liebsten gegenseitig helfen.

Mir ist klar, dass die eigene Mutti, der eigene Papi, die eigene Frau, der eigene Mann fuer jeden etwas ganz besonderes ist: eben eine Person, die man so liebt, dass man ueber diese Krankheit zerbrechen koennte.

Ich selbst wohne zwar weit weg, aber ich bin gerne bereit, zu helfen, wo ich nur kann, ob hier oder wenn ich bei meinen Eltern in Deutschland, in Velbert/Toenisheide, bin.

Natuerlich wird sich keiner von uns "Full time" kuemmern koennen, aber so oft wird das Leben mit Krebs durch Kleinigkeiten leichter: Knoten im Kabel beheben, Wasser aus dem Lebensmittelladen mitbringen, helfen den badewannenlift auseinanderzunehmen, zusammen mit dem Hinterbliebenen spazieren gehen, 1 mal helfen beim Gang zum CT, Essen auf Raedern bei Umluft warmmachen, aber wo ist die Umluft und und und...

Ich bin sicher, jeder einzelne, der hier liest, koennte die Liste von "Winzigkeiten" ins Endlose fortsetzen.

Keine Mutti sollte Angst vorm Baden haben, kein Papi alleine und von Nachbarn gemieden spazierengehen!

Und ich denke, wenn WIR keine Menschlickeit leben koennen, wer sonst ... und wofuer dann ueberhaupt?

Ich weiss nicht, ob diese Idee realistisch ist, aber ich glaube schon:

Wenn diejenigen, die menschliche Hilfe brauchen oder bereit waeren, diese zu geben, einen Kreis der Hilfe aufbauen, bin ich sicher, koennten wir uns und den Menschen, die wir lieben, sehr helfen!

Ich bin sicher Nicole und Markus wuerden uns bei der Organistion der Adressen helfen.

Vielleicht findet jemand diese Idee gut? Ich faende es klasse, nicht nur fuer meine Mutti und meinen Papi, sondern wirklich fuer alle, denen es helfen koennte!!!

Hier heisse ich Nenna, im Chat cm

P.S.: Vielleicht nicht perfekt formuliert, aber ich hoffe, der Gedanke ist klar.
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