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  #1  
Alt 12.04.2010, 20:53
taps29 taps29 ist offline
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Unglücklich Was kann ich tun???

Hallo,
lese schon seit einiger Zeit die Beiträge hier.
Viele Fragen wurden so auch schon beantwortet, ab jetzt habe ich eine die ich so direkt nicht finden konnte!

Also, mein Vater (58 J) hat vor 3 Monaten die Diagnose Knochen(rechte Hüfte) und Lungenkrebs (rechts oben) inoperabel bekommen. Seitdem baut er total ab. Er macht alles mit was die Ärzte ihn sagen, aber so kenne ich ihn gar nicht.

Er weigert sich vernünftig Essen (Gewicht Dez 2009 89 Kg jetzt 69,5 Kg). Wir nahmen an das, dass von der Bestrahlung (er bekam 30 Stück in 6 Wochen) kommt und ließen ihn in Ruhe. Jetzt ist die Bestrahlung vorbei und der Arzt meinte er muss unbedingt mehr Essen und sollte sich auch mehr bewegen (da die Muskulatur schon weit zurückgegangen ist) Nächste Woche soll die Chemo losgehen und dann? Noch mehr Gewichtsverlust?
Wir kochen schon was er möchte. Aber alles was er vor einer stunde noch wollte lässt er anschließend stehen.
Das zweite Problem ist, das er sich vom Wesen total geändert hat.
Ich war immer sein kleiner Liebling (sein Mädchen) wir hab Nächte lang geredet, hatten immer ein offenes Ohr für einander und jetzt redet er kaum mit mir, alles was mache ist schlecht, wenn ich mich zu ihm setzt und mit ihn reden möchte, dreht er sich weg.
Es fällt mir sehr schwer mit dieser Situation umzugehen.
Dazu muss man sagen, wir haben zu Hause ein Hotel mit Restaurant was immer wie folgt aufgeteilt war Papa und ich im Hauptbereich Service und Hotel und mein Bruder mit meiner Mutter in der Küche teilweise arbeiten wir bis 16 Stunden(wir zahlen uns allen keinen Lohn aus, wenn die Monate gut sind kriegt jeder was, wenn nicht dann eben nicht) Jetzt mache ich diesen Bereich alleine (mit ein paar Aushilfen),habe zu Hause aber auch noch 2 Kinder und einen Mann. Wenn ich mich manchmal einfach nur aussprechen möchte so wie früher, bekomme ich solche Sachen zu hören, wie "mir doch egal" oder "ja und"
so war er nie.

Im Moment muss ich sagen das wir alle nicht mehr weiter wissen und auch am ende unser Kräfte sind. Beispiel: Wenn meine Mutter nach einem harten Tag (Arbeiten, Arztbesuche, Behördengänge usw) abends auf dem Sofa einschläft machen er ihr Vorwürfe das es ihm so schlecht geht und sie einfach schläft.

Aber ich wollte mich ja hier nicht auskotzen sondern Fragen stellen.
1 Was kann man machen damit er Gewicht zunimmt (Zusatzkost bekommt er schon)
2 Bleibt er so von der Kopf ????? (zum Psychologen will er auf gar keinen Fall)

Jetzt weiß ich gar nicht was ich noch fragen wollte?? Egal das ich das mal aufgeschrieben habe tat schon gut, denn bei uns wird sonst nicht über sowas gesprochen (schon wegen der Gäste und Aushilfen die was mitkriegen könnten, denn bei uns ihn der Stadt wird schon genug über seinen Krankheitszustand erfunden)


LG
Tanja
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  #2  
Alt 12.04.2010, 22:25
Benutzerbild von ange
ange ange ist offline
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Registriert seit: 23.12.2009
Beiträge: 505
Standard AW: Was kann ich tun???

Hallo Tanja,

es tut mir leid, das sich dein Vater so verändert hat. Leider ist das bei einigen so, das machen zum einem die Medikamente und natürlich auch die Diagnose. Als Betroffener hat man da ganz andere Gedanken, und vor allem auch die Angst. Vielleicht will er dich damit auch irgendwie schützen, hat Angst dich zu nah an alles ran zu lassen oder so.
Bei uns war/ist es zum Teil sehr ähnlich. ( hast du vielleicht gelesen)
Meine SM hatte auch kaum gegessen, hat dann sogar einen Port bekommen über den sie Nahrung bekommen hat. Die Ärzte haben sie dann allerdings im Krankenhaus behalten, um sie aufzupäppeln. Es hat geklappt!!! Sie isst seit dem gut, und nimmt nicht mehr ab.
Nimm ihm nicht alles zu übel, auch wenn es schwer ist!! Und lass ihm Zeit... wenn er reden möchte, und bereit dazu ist, dann wird er es. Meine SM hat lange nicht drüber geredet, ganz langsam fing ich dann mal an... Was denkst du gerade? Was möchtest du jetzt grad gerne? Worüber machst du dir Sorgen? ja... und dann fing sie an, zu reden, seitdem geht es uns allen besser, und vor allem ihr. Es ist kein "Tabuthema" mehr.
ich wünsche dir noch viel kraft, und alles gute.
hoffe es wird wieder besser.
lg ange
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  #3  
Alt 13.04.2010, 03:30
Norma Norma ist offline
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Registriert seit: 07.11.2005
Beiträge: 1.172
Standard AW: Was kann ich tun???

Hallo Tanja,

was du tun kannst?

Für ihn da sein! Ihm keine Gespräche "aufzwingen"; abwarten, bis ER ein Gespräch beginnt. Körpernähe! Ganz wichtig! Nimm einfach mal öfter seine Hand und halt sie fest.
Ohne Worte, einfach so!

3 Monate sind für so eine niederschmetternde Diagnose NICHTS! Der Diagnose-Schock ist da unverändert präsent, der Kranke kann die neue Situation überhaupt noch nicht begreifen.

Mir scheint, als ob euer aller Leben (Mutter, Bruder etc) einfach weiter läuft und ihr lediglich an das leibliche Wohl beim Vater denkt.
Da muss er sich ja alleine gelassen fühlen.

Jetzt liegt es an euch, wie es weiter gehen soll, denn viel wird sich am Verhalten des Vaters nicht mehr ändern. Er weiß, dass seine Zeit abläuft; früher oder auch später, aber die Uhr läuft. Und er braucht jemanden an seiner Seite, der für ihn da ist. Nicht nur wenige Minuten oder eine Stunde... er braucht bedeutend mehr Zeit für Aufmerksamkeit.
Welche Person für ihn da sein kann, werdet ihr alle am besten wissen.

Hotel und Restaurant hin oder her... jetzt heißt es, Prioritäten zu setzen. Oder wechselt euch ab: der eine von 7 bis 10 Uhr, dann der nächste von 10 bis 12 Uhr... und so weiter. Irgendwie MUSS das gehen; es ist ja nicht für immer und ewig...

Natürlich ist ein Schwerkranker eine enorme Belastung für Angehörige, aber er hat sich die Krankheit ja auch nicht ausgesucht und nun muss er an erster Stelle stehen; alles andere wäre unmenschlich ihm gegenüber.

Jetzt folgt auch noch die Chemo-Zeit, dass ist noch eine zusätzliche Belastung für ihn... und für euch.
Ich hoffe, ihr habt euch informiert, welche Nebenwirkungen auftreten können, welche Medikamente wann gegeben werden müssen und wie im Notfall gehandelt werden soll.

Mein Rat: setzt euch alle zusammen und beratet gemeinsam, wie der Alltag mit dem Schwerkranken gestaltet werden soll. Ein "Stundenplan" hat sich da schon bei Vielen als hilfreich erwiesen.

Tut alles, aber lasst ihn nicht mehr alleine mit seinen Ängsten (die er garantiert haben wird!).

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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  #4  
Alt 13.04.2010, 06:19
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Standard AW: Was kann ich tun???

Hallo Tanja,

als Angehörige möchte man so viel tun, alles dem Betroffenen erleichtern, schauen, dass er wieder auf die Beine kommt, es ihm gut geht usw usf.
Doch dann macht der Betroffene einen Strich durch all die Bemühungen, denn sein Wesen hat sich komplett verändert....

Tanja, bitte nehmt kein einzig unschönes Wort persönlich. Dein Vater ist in einer Art Ausnahmezustand, er muß seine Erkrankung zuerst einmal "verdauen". Heraus gerissen aus einem Alltag, wo er seinen Mann stand, er gesund war, nicht den Tod vor Augen hatte, er für seine Familie sorgte.
Und nun? Nichts mehr, alles was kommt/geschieht den Anderen zu überlassen, eigentlich momentan nur "Zuschauer" zu sein, das ist verdammt hart.

Tanja, man wird ungerecht, man sagt Worte, die nicht gesagt werden sollten. Aber all dies geschieht aus einer Verzweiflung heraus, die einen innerlich im grunde gefangen hält.

Er ist noch nicht soweit, dass er sich mit seinen Ängsten und Sorgen öffnen kann (fällt sehr vielen Männer sehr sehr schwer). Ist nicht zu vergleichen mit vorher, wenn etwas anstand und besprochen werden mußte. Da war die Basis eine andere. Gebt ihm die Zeit, die er braucht, wenn er möchte, wird er auf dich zukommen. Überlege einmal, wenn du ganz plötzlich aus deinem Arbeitsleben/dem Versorgen heraus gerissen wirst, nichts mehr tun kannst, du für alles irgendwo nur auf andere Menschen angewiesen sein würdest. Wie würde es dir damit gehen??

Mit dem Essen ist das oft leider so, dass sich die Gelüste auf etwas innerhalb kürzester Zeit verändern können. Da wird vieles unangetastet stehen bleiben. Versucht es mit einer Tasse guter Brühe, leckeren Suppen (ohne viel Gewürze) oder frischen Cremes/Pudding oder Quark-Joghurtspeisen.

Das Umfeld wird so lange Gerüchte verbreiten, so lange sie nicht die Wahrheit wissen. Jeder Erzählende weiß noch ein bißchen mehr, bis alles nicht mehr stimmt. So ist das Leben.
Ihr könntet das etwas abfangen, indem ihr klar sagt, was mit deinem Vater los ist. Es nimmt gleichzeitig so manchem die Angst, oder das noch bestehende Tabu über Krebs offen zu reden. Warum nicht offen darüber reden? Die Angestellten bekommen mehr mit als ihr denkt! Hier würde ein offenes Mitarbeitergespräch zudem einige Gerüchte im Keim ersticken. Ich denke, so mancher würde sich danach erst richtig ins Zeug legen, um euch etwas die Situation zu erleichtern.
__________________
Jutta
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  #5  
Alt 13.04.2010, 08:21
taps29 taps29 ist offline
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Registriert seit: 03.03.2010
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 7
Standard AW: Was kann ich tun???

Lieben Danke

für eure lieben Worte und Anregungen. Werde mich heute nochmals versuchen mich mit dem Rest der Familie zusammen zusetzten und versuchen einen Plan zu erstellen. Allein war er sonst auch nie einer von uns ist immer bei ihm.
Allerdings ist er leider Gottes schlecht versichert so das wir trotz Privater Versicherung einen großen Teil selber zahlen müssen (sonst hätten wir auch erst Mal, zumindest halbe Tage zu gemacht)
Trotzdem werde ich versuchen mit den anderen einen Plan aufzustellen, mit dem alles vielleicht etwas geregelter abläuft, damit er sich auch ein bisschen mehr darauf einstellen kann. Meine Mutter ist fast immer bei ihm (nur wenn es richtig brennt im Betrieb holen wir sie dazu).

Muss jetzt leider weg! Kinder zur Schule bringen!
Werde später nochmal reinschau!
Nochmal lieben Dank

Tanja
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