wir hängen total in der luft...

[lucilu]

hallo zusammen,

bei meinem freund geht es im moment wieder so richtig mit dem krebs los
er ist zwar schon seit vielen jahren "betroffen" allerdings fühlt es sich für ihn diesmal anders an.
diesmal hat er angst.
aktuell ist bei ihm die krankheit zum 5 mal ausgebrochen, zum ersten mal anfang der 80er jahre. die metastasen wurden bei der regelmäßigen nachuntersuchung gefunden und noch wissen wir nicht wie seine behandlung weiter geht. laut aktueller einschätzung der ärzte sind die metastasen diesmal nicht operabel.
warscheinlich ist es in so einer situation ganz normal, dass man eine riesige angst hat.
nun möchte mein freund nicht auf teufel komm raus alle (chemo)terapieen und operationen über sich ergehen lassen, denn er möchte leben und nicht bloß existieren.
im alltag ist er meistens stark und lässt die angst nur selten wirklich zu, wenn wir jedoch abends gemeinsam auf dem sofa sitzen sprechen wir oft auch die "bösen dinge" aus. nämlich das, was passiert wenn es wirklich ernst wird. für ihn steht fest, dass er nicht (wieder) leiden wird.
ich kann diese einstellulng voll und ganz verstehen und er hat auch meinen "segen" dazu - es hört sich seltsam an, aber ich werd ihn bei allen entscheidungen untersützen und ihm keine vorwürfe machen falls er eine mögliche therapie ablehnen sollte.
im prinzip sind wir auf alles vorbereitet, er hat sein testament fast fertig, ich weiß auch wie eine beerdigung ablaufen soll usw...
das "seltsame" ist eigentlich nur, dass mein freund nach außen kerngesund wirkt. die aktuell vorhandenen metastasen sind noch sehr klein und er ist top fit und absolut schmerz frei.
wir wissen nicht wie viel zeit uns bleibt, wir wissen nur, dass er recht unwahrscheinlich ist dass er seinen 96 geburtstag (der in 50 jahren wäre) noch erleben wird, aber wer wird schon so alt?
für unsere freunde fühlt es sich seltsam an, dass wir schon jetzt mit dem schlimmsten rechnen. für meinen freund war es aber wichtig, dass er diese dinge organisiert bevor es zu spät ist, gerade weil wir nicht verheiratet sind und es für mich ohne testament (wenn es dumm läuft) nicht möglich ist seine "bestattungs wünsche" umzusetzen.

was uns eigentlich im moment so richtig in den wahnsinn treibt ist die tatsache, dass wir nicht wissen wie es weiter geht.
die ärzte wissen noch nicht was sie tun wollen und wir hängen in der luft.
der krebs ist leider sehr selten, so dass es wenig erfahrungswerte über den "allgemeinen krankheitsverlauf" gibt.
wir haben angst, dass wir hier und jetzt kostbare zeit verschwenden, die wir doch mit reisen viel besser verplempern könnten, unser ziel war es immer die ganze welt zu bereisen und wir sind in der vergangenheit immer viel unertwegs gewesen, unser motto war immer "eine reise muss gerade vor der tür stehen, die nächste muss gebucht sein und das übernächste ziel muss auch schon benannt sein"
im moment ist nicht mal der sommerurlaub mit den kindern geplant da wir nicht wissen was im august hier los ist.

wie geht ihr mit der ungewissheit um?
ich rechne normalerweise eigentlich immer mit dem schlimmsten, dann kann ich vom leben nur positiv überrascht werden.
allerdings macht mir das "schlimmste" im moment so viel angst, dass ich nicht mal darüber nachdenken mag. ich verdränge also meistens die tatsache, dass mein freund eigentlich schwer krank ist, auch wenn er top fit wie eh und je ist... es fühlt sich einfach so surreal an

viele grüße
lucilu
wie geh

[Petra2801]

Hallo,
ich glaube dies durch meine eigene Erkrankung ganz gut verstehen zu können. Vielleicht habe die Ärzte mittlerweile was Neues rausgefunden? Auf jeden Fall muss weiter für sein Leben gekämpft werden. Nicht nur für das existieren. Zudem muss ja auch erst mal die richtige Erkrankung diagnostiert werden, wenn ich das richtig verstanden habe.
Ich drücke euch ganz feste die Daumen, seit stark.