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  #61  
Alt 09.08.2006, 08:42
susi1980 susi1980 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Lieber orgelbass, sicher haben wir (die Familie) uns damit abgefunden, aber mein Vater sieht glaub ich auch das Familiengrab und ich weiss nicht was ich tun kann um ihm bei der Verarbeitung zu helfen. Was hast du getan oder deine Mutter? Ich weiss nicht ob es besser ist zu warten bis er von allein kommt...LG Susi
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  #62  
Alt 09.08.2006, 11:11
orgelbass orgelbass ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Susi,
ein Patentrezept gibt es da wohl nicht. Wir haben auch Wochen gewartet, dass Mama allein drauf kommt. Hat aber nicht funktioniert. Nachdem sie uns mit Miniwehwehchen à la "mich kratzt der Hals" total genervt hat und schließlich mit Wasser in der Lunge ins KKH musste und mich dort schon wieder nervte, weil es ja so schlimm ist, wenn man zwei Tage im KKH ist, ist mir der Kragen geplatzt und ich hab ihr die ganze Dramatik mal erklärt. Abschließend kam dann: "Du solltest nicht mehr darauf warten, was du alles machen wirst, wenn du wieder gesund bist, denn Heilung ist unmöglich. Es gibt schlichtweg kein 'nach dem Krebs'! Wir können einzig und allein drauf setzen, das Wachstum der Metastasen eine Zeitlang zu bremsen oder vielleicht zum Stillstand zu bringen. Irgendwann geht es aber sicher weiter und es wird der Tag kommen, an dem wir entscheiden müssen, dass es besser ist, wenn der Krebs jetzt schnell macht. Wann das sein wird, weiß keiner! Also nutze die Zeit, die du hast möglichst optimal!"
Sie hat mich dann ziemlich verdutzt angeschaut "Aha. Na, dann weiß ich jetzt wenigstens bescheid." Und seither geht's ihr offensichtlich besser....

Vielleicht solltet ihr euch einen Psychoonkologen suchen? Oder einen guten Seelsorger?

Alles Liebe

orgelbass
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  #63  
Alt 09.08.2006, 16:26
susi1980 susi1980 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Lieber orgelbass, an einen Psychologen habe ich auch schon gedacht. Schätze, ich warte mal wann das Nexavar losgeht und wie er dann so drauf ist. Und wenn es dann immer noch so ist, dann werde ich mit ihm Klartext reden, denn so kann es auch nicht funktionieren! Danke, LG Susi
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  #64  
Alt 09.08.2006, 19:26
orgelbass orgelbass ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo Susi!
Vermutlich wird das wohl der richtige Weg sein. Die Psyche muss bei einer Krebserkrankung auf jeden Fall mit bedacht werden, weil sie für den weiteren Verlauf durchaus wichtig ist.
Man muss auch zusehen, dass man sich da nicht einwickeln lässt. Mama hat grad auch wieder versucht, mir eine Szene zu machen, weil ich morgen zum Tauchen nach Ägypten fliege (bin bis 21.8. weg). Versteh das einer! Da schenkt sie mir vor Jahren den ersten Tauchkurs und jetzt macht sie mir eine Szene "ich bin doch so krank!" Ja schon, nur ändert mein Urlaub daran auch nichts. Bin momentan etwas angesäuert - schließlich müssen wir Kinder auch irgendwie mit der Krankheit leben und es muss für uns auch anschließend irgendwie weitergehen. Hilft ja alles nichts!
Naja, gehe jetzt dann noch mit Freunden Essen und fahre dann in meine Dienstwohnung, von wo aus ich morgen zum Flughafen düse. Die Lage wird sich schon wieder beruhigen.

cu

orgelbass
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  #65  
Alt 09.08.2006, 19:30
susi1980 susi1980 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Lieber orgelbass, na denn: Viel Spass beim Tauchen! Meine Eltern wollten im Oktober nach Ägypten fliegen, haben jetzt storniert, logisch! Danke für deine Tipps und schönen Urlaub! LG Susi
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  #66  
Alt 10.08.2006, 06:26
Natascha23 Natascha23 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo.
Ich danke euch allen für die netten Worte...und dafür, dass ihr einfach mit mir fühlt.
Ich konnte nicht früher schreiben. Und auch jetzt fällt es mir noch sehr schwer. Ich habe in dieses Forum geschrieben, weil ich Angst hatte. Ihr alle habt mir diese Angst genommen. Ich war mir sicher, ganz sicher, dass mein Papa es schaffen wird. Ich habe lange mit mir gehadert. Mein Papa hat nach jedem Besuch meine Hand genommen, mir gesagt, dass er mich lieb hat und immer wieder gesagt "versprochen ist versprochen" - dass er kämpft und ich mein Studium immer fertig machen werde. Ich weiß jetzt, er hat sein Versprechen gehalten. Ich wolllte, dass er für das kämpft, was für ihn das Beste ist. Ich war bis vergangenen Freitag davon überzeugt, dass dies bedeutet, dass es ihm besser gehen wird und er noch lange lebt. Mit mir an meiner Hochzeit Walzer tanzen wird, nach meinem Studium mit mir feiert, meine Kinder später auf dem Arm halten wird...Ich habe keinen Gedanken daran zu gelassen, dass er es nicht schaffen könnte.
Mein einziger Trost ist, dass ich weiß, dass er immer bei mir ist. Ich kann ihn nicht sehen und er kann nicht mit mir reden, aber er ist immer da.
Ich stehe morgens auf und rede mit ihm, ich laufe mit dem Hund und rede mit ihm...Es ist etwas sehr ungewisses und trotzdem spüre ich, dass er mich hört.
Vergangenen Donnerstag war alles normal. Ich hab mit meinem Freund gestritten, was wir gerne tun und wir haben den ganzen Abend damit verbracht uns zu sagen, was wir besser machen werden.
Ich bin ins Bett und um 4.00 Uhr nachts habe ich gehört, dass das Telefon klingelt. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Meine Schwester hat gesagt, dass KKH hätte angerufen, wir sollen alle schnell kommen, mit Papa würde es ganz arg schlecht stehen.
Ich hab noch gedacht, das wird bestimmt. Vielleicht hört sich das alles nur so schlimm an? Ich habe im KKH angerufen und wusste, dass ich mich täuschte. Es war schlimm. Ich bin mit meinem Freund losgefahren. Wir fahren 1 1/2 Stunden nach Hause. Wir sind ca. 1 Stunde gefahren. Ich habe mein Handy in der Hand gehalten und gebetet, dass es nicht klingeln wird. Ich habe geweint und gehofft, dass er es schaffen wird. 10 min bevor wir da waren, hat mein Handy geklingelt und all meine Hoffnung war vernichtet. Mein Papa ist ganz friedlich eingeschlafen. Der Pfarrer hat noch zu ihm gesagt, dass alle da wären und ich auch gleich kommen würde. Paps ist noch eine Träne hinuntergelaufen, dann ist er eingeschlafen und hat die Augen geschlossen.
Ich versteh bis heute noch nicht, warum ich nicht da war. Warum habe ich es nicht früher gespürt, sondern meinen Abend mit blöden Streitdiskussionen verbracht? Warum habe ich meiner Familie nicht geglaubt, als sie mir immer wieder vorsichtig sagen wollten, dass mein Papa zu schwer krank ist?
Ich habe die ganze vergangene Woche ein Bild für ihn gemalt. Eine Sonnenblume, die ihm immer zu lächeln und Trost geben sollte. Ich habe es Donnerstags nachts sogar noch mitgenommen. Ich stand vor seinem KKH-Zimmer, habe das Bild fallen lassen und nur geschrien. Jetzt am Dienstag, gab es wieder sehr viele Sonnenblumen...auf seinem Grab.
Ich möchte niemandem die Hoffnung zerstören. Ich glaube weiterhin an Nexavar und daran, dass ein positives Denken sehr viel bewirkt. Dieses Forum hier ist so toll. Es ist nur einfach, dass es bei meinem Papa an der Zeit war.
Komisch...man sagt und schreibt so viele vernünftige Dinge, hat sie aber nicht verinnerlicht. Es ist nun 6 Tage her und es fühlt sich an, als wäre ein Teil von mir mitgestorben...
Vor seinem Tod hat er meine Mutter immer gedrängt noch das Konto auf sie umschreiben zu lassen etc. Wir haben immer gesagt, also Papa du kommst doch bald heim. Jetzt konzentrier dich auf dich, alles andere regeln wir später.
Er hat das nicht akzeptiert. Zwei Tage vor seinem Tod hat er noch Unterlagen unterschrieben, die ihm sehr am Herzen lagen.
Wir haben alles geregelt, was er sich wünschte. Meine Nichte geht auf die Realschule, meine Klausuren sind soweit gut gelaufen, wir haben versprochen uns um Mama zu kümmern,...viele viele Kleinigkeiten.
Als alles geregelt war, konnte er gehen. 2 Stunden vor seinem Tod ist er noch auf die Toilette im Gang, weil er die auf den Zimmern nicht so toll fand...
Es passt alles zusammen. Ich bin so unendlich froh über die Zeit, die wir hatten. Es waren sehr intensive Momente. Ich werde mich nie fragen, ob er stolz auf mich war oder micht geliebt hat. Da bin ich mir sicher.
Gerade weil ich weiß, dass er so ein klasse Mensch und Papa war, kann ich nicht loslassen. - Noch nicht.
Ich bin froh, dass mit Nexavar alles geklappt hat. Er hat diese Möglichkeit gehabt. Aber ich denke, er hat den Krebs schon lange in sich gehabt. Vielleicht hat er diese Jahre, um die wir so verbissse gekämpft haben, schon in den vergangen Jahren gehabt? Es waren schöne und unbeschwerte JAhre. Auch hierfür bin ich dankbar.
Mein Papa hat immer sehr gerne Musik gehört. Ich habe für seine Trauerfeier ein Lied aus seinen CDs rausgesucht. "Ave Maria". Vieles wird mich immer an ihn erinnern und mir bewusst machen, dass ich nicht mehr sehe. Ich will nicht sagen "nie mehr". - Was auch immer auf den Tod folgt. Irgendwann, in vielen Jahren, werde ich meinen Papa wieder sehen und ihm viele Dinge erzählen und er mir.
Gestern Abend habe ich zum ersten Mal meine Mutter allein gelassen und bin für 2 Tage zurüch nach Pforzheim. Es tut sehr weh. Aber ich glaube, die Trauer muss jeder selbst für sich bearbeiten. Man kann einander helfen, den Alltag zu überstehen, aber nicht damit fertig zu werden, es zu akzeptieren.
Heute vormittag wird bei uns zu Hause das Pflegebett und der Sauerstoff abgeholt...
Ich glaube, es wird noch viele Tränen und viel Schmerz geben, bis ich eines Tages mit einem Lächeln sagen kann "ich hatte einen wundervollen schlauen, hilfsbereiten, lieben, einfühlsamen, besorgten Vater". - Ohne, dass es mein Herz zusammenkrampft und man einen Kloß im Hals hat. - ein Gefühl, dass ich noch nie verspürte.
Ich weiß auch nicht, wann ich wieder an der Stelle vorbei fahren kann, an der mein Handy klingelte und meine Schwester sagte "Papa ist gestorben" - ohne dass ich denke, dass dieser Schmerz mich wahnsinnig macht. Ich fange an zu weinen und denke, ich kann nie mehr aufhören. Wie soll ich denn irgendwann darüber wegkommen, wenn er mir schon am ersten Tag so sehr gefehlt hat?

Nächste Woche ist noch die Urnenbeisetzung. Selbst diesen letzten Wunsch hat er geäußert. Obwohl ich immer sagte, dass ich so etwas nicht hören mag, weil er bald heimkommt.
Es ist schwer. Am Dienstag war die Trauerfeier und nun kommt noch die Bestattung. Es ist, als ob man nicht loslassen kann. Als ob es nie aufhören wird, so schlimm zu sein.
Irgendwann wird es aufhören. Der Pfarrer sagte, es ist, als ob jemand einem ein Messer in den Bauch rammt. Irgendwann nach langer Zeit verheilt die Wunde. Doch es bleibt eine Narbe, die uns nie vergessen lassen wird.

Es war nicht mein "richtiger Vater". Aber als mein "Erzeuger" gestorben ist (den ich nicht kannte), habe ich vor 5 Jahren kurz geweint, weil ich dachte, okay, du wirst ihn nie kennenlernen. Aber es war nicht wichtig. Denn ich hatte einen Vater. Mein Papa. Der alles für mich und meine Familie getan hätte. Ich hab ihn schon immer "Papa" genannt. Und das ist und bleibt er auch.
Auf der Trauerfeier kam eine ganz arg liebe Frau zu mir und sagte, "oh ja, das sieht man, ganz der Papa" - ich habe gelächelt. Es war das schönste Kompliment, dass ich je in meinem Leben erhalten habe.

Jeden Tag, bei allem was ich tun werden, werde ich an ihn denken. Ich werden mit ihm reden und er wird immer ein Teil von mir sein.
Der Pfarrer sagte auch:"Der Verstand weiß, dass es für meinen Papa besser war. Aber das Herz kann das nicht glauben und nicht loslassen. Bis beide sich gefunden haben und im Einklang sind ist es ein langer und schmerzvoller Weg".
Mein Verstand weiß, dass es ihm gut geht. Mein Herz weiß, dass es trotzdem uns allen mit diesem Weg nicht gut geht. Aber irgendwann....irgendwann werden beide zusammenarbeiten.

Natascha
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  #67  
Alt 10.08.2006, 09:25
peti peti ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natascha,
als ich heute morgen Deinen Text las, mußte ich weinen. Ich kann nicht in Worte fassen, was ich Dir sagen will. Wenn ich jetzt sage, Du hast so schön geschrieben, hört sich das vielleicht komisch an, aber Du hast Deine Gefühle so treffend ausgedruckt und Deine Worte sind eine einzige Liebeserklärung an Deinen Papa. Er ist zu recht sehr sehr stolz auf Dich. Ich verstehe gut, daß Du gerne bei ihm sein wolltest, aber Du warst bei ihm und das hat er gespürt. Vielleicht wollte er Dir auch diesen Moment des Abschieds ersparen, weil er sein tolles Mädchen so sehr liebte.
Liebe Natascha, ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft. Ich bin sicher Dein Papa wird immer bei Dir sein und Dich begleiten.
Ich bin in Gedanken bei Euch
Peti
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  #68  
Alt 10.08.2006, 11:20
susi1980 susi1980 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natascha, treffender als Peti hätte ich es nicht sagen können! Ich hoffe, dass ich deine Kraft habe, wenn es bei meinem Vater schlimmer wird! Liebe Grüße, Susi
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  #69  
Alt 10.08.2006, 12:21
Nerie Nerie ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natascha!
Deine Zeilen haben mich sehr berührt. Du bist eine sehr starke junge Frau und ich bewundere dich sehr, solche Kraft zu haben. Du hast recht, durch die Trauer muß man alleine aber dann auch wieder langsam nach vorne schauen, denn man hat noch sein eigenes Leben, was uns ja von unseren Eltern gegeben wurde. Und somit leben die ganzen Wünsche und Vorstellungen, die dein Paps für dich hatte, weiter, denn nur das hätte er gewollt. Und so, wie du ihn geliebt haben mußt, wußte er das auch ganz genau. Ich liebe meine Muttsch auch sehr und ich werde alles mögliche für sie tut, genauso, wie du es getan hast.
Ich wünsche dir und deiner Familie eine ruhigere nächste Zeit.
Ganz lieb, Nerie!
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  #70  
Alt 11.08.2006, 06:22
Natascha23 Natascha23 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Ich danke euch für die tröstenden Worte.
Seltsam, dass man von außen denkt, ich wäre stark und in mir drin, da fühle ich mich einfach leer.
Ich habe nächste Woche Geburtstag.
Meine Schwester hatte im Juli. Sie hat kurz davor gesagt, dass sie hofft, dass es meinem Papa gut geht an ihrem Geburtstag, denn sollte ihm an diesem Tag etwas passieren, könnte sie nie mehr ihren Geburtstag feiern.
Es könnte sein, dass die Urnenbestattung auf meinen Geburtstag fällt.
Meine Mutter hat gesagt, wir würden die Urnenbestattung dann verschieben.
Aber ich könnte es nicht. Ich kann mir nicht vorstellen jemals wieder einen schönen Geburtstag zu haben. Aber ich könnte es erst recht nicht ertragen, seine letzte Ruhe zu "verschieben", weil an diesem Tag mein Geburtstag ist.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht weine, es tut so einfach so sehr weh.
Ich war noch mitten im kämpfen und habe noch nicht erwartet ein Resultat zu sehen. Positiv oder negativ. Es kam so plötzlich.
Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll und kann. Irgendwie fühle ich mich leer. Aber auf der anderen Seite hab ich so viele Erinnerungen an ihn, die ich gerne jedem erzählen würde, weil mein Papa einfach ein sehr toller Mensch war.
Ich möchte euch allen sagen, dass ich auch jetzt noch denke, dass es sehr wichtig ist zu kämpfen und an das schöne zu glauben.
Ich weiß nicht, wann und ob ich wieder bereit sein werde, an etwas voller Überzeugung zu glauben.
Aber ich bin froh, dass wir noch vieles getan haben, obwohl die Ärzte schon recht früh aufgegeben haben.
Ich habe den Pfarrer gesagt, ob mein Papa jetzt bei mir ist, oder vom Himmel auf mich herabblickt.
Er sagte, dass ich in vielen kleinen Dingen merken werde, dass er mich begleitet. Vor zwei Wochen hätte ich das noch nicht so richtig glauben können, doch jetzt weiß ich es. Ich spüre, dass er da ist.
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  #71  
Alt 11.08.2006, 21:26
Benutzerbild von Rudolf
Rudolf Rudolf ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natascha,
Dir gehen jetzt viele Gedanken durch den Kopf. So manches, besonders das wichtige, schreibst Du auf. Das ist gut so und hilft Dir, mit der Situation klar zu kommen. Vielleicht hast Du wirklich die Situation Deines Vaters positiver gesehen als Deine Familie und die Ärzte. Und so ist es auch hier angekommen, jedenfalls bei mir.

Du hat sehr bedauert, daß Du nicht bei Deinem Vater warst, als er seine Augen zum letzten Mal schloß.
Nun sieht es aber so aus, als wolle Dein Vater ausgerechnet an Deinem Geburtstag noch einmal zu Dir kommen für seinen allerletzten Abschied. Ist das nicht etwas besonderes?

Als vor einigen Jahren mein Neffe nach einem Autounfall zu Grabe getragen wurde, da wurde mir etwas bewußt: nie versammelt sich so viel Liebe an einem Ort wie bei einer Hochzeit oder einer Beerdigung. So groß die Trauer auch war, so viel Wärme war zu spüren. So hat diese Trauerfeier über den Schmerz hinaus etwas tröstliches gehabt, das lag im Spüren der Liebe all dieser Menschen, die zu einer großen Familie wurden, in dieser Form sicher nur ein einziges Mal.

Vielen Menschen war Dein Vater wichtig, viele Menschen waren Deinem Vater wichtig. Sie alle (oder viele von ihnen) werden sich noch einmal versammeln, um Deinem Vater das letzte Geleit zu geben, ihn beim letzten Abschied zu begleiten. Und das soll an Deinem Geburtstag geschehen!
Könnte das auch ein Geschenk für Dich sein?
Ein Fest innerer Freude, trotz aller Trauer? Freude darüber, daß Du gerade diesen Menschen zum Vater hattest?
Ich wünsche es Dir.
Liebe Grüße
Rudolf


PS
Tränen der Trauer und Tränen der Freude kann niemand unterscheiden.
Außer man selbst, vielleicht.
__________________
Ich habe Krebs - aber ich bin gesund!
(Nieren-Op. Nov. 2000, Mistel seit Sept. 2001, anfangs >15 Lungenmetastasen, seit 2003 noch eine, seit 2006 ruhend, 2018 operativ entfernt)

Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben.
Nein, ich kämpfe nicht, ich lebe!
Mein Krebs ist nicht mein Feind, er ist Teil meines Körpers. Ich will ihn verstehen.
Angst ist Gift für den Körper . . . . . und noch mehr für die Seele.
Entscheiden Sie sich für das Leben, sagte eine Psychologin . . .

Geändert von Rudolf (11.08.2006 um 21:35 Uhr)
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  #72  
Alt 15.08.2006, 12:34
Urs Urs ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natasche

Ich begleite Dich in Gedanken. Ich bin sicher, Dein Vater wird immer bei Dir sein. Sein grösster Wunsch ist und bleibt: Du sollst Dein Leben wieder aufnehmen und es in vollen Zügen geniessen. Es kommt die Zeit, wo Du ihm diese Freude machen kannst. Vorerst jedoch ist Zeit, um Abschied zu nehmen.

Herzliche Grüsse
Urs
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  #73  
Alt 17.08.2006, 15:29
Natascha23 Natascha23 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo Rudolf, Hallo Urs,

danke, für eure Beiträge.
Wisst ihr eigentlich, wie sehr mir dieses Forum fehlt? Ich meine, eigentlich soll es Betroffenen und Angehörigen helfen. Ich gehöre nun nicht mehr dazu...
Ich weiß auch nicht, ob es richtig ist, dass ich noch hier schreibe, weil es eigentlich einen anderen Zweck erfüllen sollte.
Ich möchte niemanden deprimieren, oder gar Angst machen. Es ist nur so, dass ich nicht loslassen kann. Ich hab hier immer so gerne geschrieben, gelesen und gestöbert. Es tat so gut...

Ich werde wirklich versuchen, den Geburtstag für meinen Papa zu "feiern".
Ich kann es noch immer nicht glauben.
Werde nun einen Termin im KKH ausmachen, um zu verstehen, warum er so plötzlich und unerwartet (war es das?) sterben musste. Außerdem werde ich dann auch mal loswerden, was mich sehr, sehr gestört hat.
Vielleicht wird es mir helfen, zu verstehen.

Alles Liebe,
Natascha
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  #74  
Alt 17.08.2006, 15:41
peti peti ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natascha,
was mich betrifft, ich habe Dich vermißt und freue mich sehr von Dir zu lesen.
Klar gehörst Du noch dazu. Bitte schreib weiter solange Du möchtest und es Dir hilft.
Du wirst immer jemanden finden, der sich über Deine Einträge freut, Dir versucht Trost zu spenden oder was immer Du gerade brauchst.
Würde Dich jetzt gern mal fest drücken
Herzliche Grüße von Peti
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  #75  
Alt 17.08.2006, 20:32
Uli1978 Uli1978 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo Natascha,
von mir hast Du bestimmt noch nicht gehört. Ich schreibe bislang eher in den anderen Foren. Aber ich komme nicht umhin, auch hier zu schreiben. Ich habe zunächst nur die letzten Einträge gelesen und bin dann unweigerlich bis zum Anfang zurück. Ich kann nur sagen, dass ich Dich bewundere. Du schreibst trotz der tiefen Trauer so tiefgründig, dass es auch mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Nicht aus Trauer... nein im Gegenteil: ich habe gelernt, dass man viel zu oft mit seinem Schicksal hadert und erst dann, wenn es einen wirklich vor Herausforderungen stellt, zu echter Größe aufsteigt. Du bist trotz der Trauer, die in jedem Buchstaben steht, so gefasst und überlegt und ich kann Dir versprechen, dass Du damit hier im Forum niemandem Angst machst - nein, die Hoffnung einen Menschen zu spüren, der eigentlich allen Grund hätte, nun die Hoffnung aufzugeben, ist ungemein bereichernd - jedenfalls für mich.
Ich habe aus Deinen Einträgen entnommen, dass Du unglücklich bist, bei dem Tod Deines Vaters nicht im KKH gewesen zu sein. Ich kann das besser verstehen als Du denkst. Meine Mum ist seit neun Jahren an Nierenkrebs erkrankt, hat unzählige Metastasen in OPs bekämpft (bekämpfen lassen) und nun, da die erste auftauchte, die nicht mehr zu operieren war, ist sie auf Nexavar eingestellt worden. Sie macht viel mit, sie muss kämpfen und da die ganze Familie tagsüber arbeitet, ist sie oft allein, beim MIttagessen, beim im Garten sitzen, beim Schmerzenertragen.
Weil mein Bruder und mein Vater eine seit zwei Jahren geplante Reise gemacht haben, bin ich für drei Wochen zu meiner Mum gezogen. Ich wohne eigentlich 330 km von daheim weg. Ich musste mir Urlaub nehmen und habe meinen gesamten Kram zum arbeiten mitgenommen. Ich werde in zwei Wochen Examen schreiben. Und dennoch war es für mich keine Frage, dass ich vor Ort bin. Meinem Bruder und meinem Vater die Möglichkeit zu geben, mal "raus zu kommen", Kraft zu tanken.
Nun bin ich wieder bei mir daheim und versuche so oft wie möglich, mit meiner Mum zu telefonieren. Ich würde am liebsten immer bei ihr sein, aber das geht nicht. Und genau das ist es - es klingt ziemlich seltsam - was meiner Mum Kraft gibt, dass alle um sie herum versuchen, ihrem eigenen (notwendigen) Kram nachzugehen, dass sie nicht wie ein Ausstellungsobjekt behütet wird, dass Urlaube nicht abgesagt werden, dass sie nicht den Eindruck hat, allen nur noch zur LAst zu fallen. Unter Tränen hat sie mir das neulich gesagt und ich konnte sie kaum beruhigen. Aber als ich ihr sagte, dass sie im Moment das schwächste Glied in der Familie ist, wir - also mein Bruder und ich, aber auch mein Paps - das aber in anderer Form ebenfalls schon oft waren und dafür eine Familie da ist, da meinte sie, dass es für sie besser ist zu wissen, dass jeder von uns auch weiter sein Leben führt.

Deshalb sei nicht unglücklich, dass Du nicht bei Deinem Vater sein konntest, als er starb. Für ihn war es mit Sicherheit wichtiger zu wissen, dass es Dir gutgeht!

Für einander dasein, heißt nicht immer auch, physisch vor Ort zu sein, sondern in Gedanken bei dem anderen seinen Dingen nachzugehen!!!

ich wünsche Dir alle Kraft dieser Welt für Deinen Geburtstag. Denk dran, was die anderen geschrieben haben. Vielleicht will Dein Vater auch gerade noch einmal bei Dir sein...

Alles Liebe
Uli
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