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  #1  
Alt 01.08.2015, 16:02
Tienchen Tienchen ist offline
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Registriert seit: 01.08.2015
Ort: Nähe Berlin
Beiträge: 5
Standard Schwiegervater hat Magenkrebs

Hallo ihr Mitbetroffenen,

ich bin ganz neu hier und hoffe, etwas Rat zu finden.
Ende letzten Jahres wurde meinem Schwiegervater Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Er blieb positiv, schließlich hat er vor einigen Jahren schon den Prostatakrebs besiegt. Dieses Mal geht es leider nicht gut aus. Er hat sehr schnell abgebaut, während Chemo und Bestrahlung und in der Zeit danach 20kg abgenommen. Im März wurde er operiert, war dann noch lange im Krankenhaus und anschließend in der Reha. Es ging ihm aber weiterhin immer schlechter und er nahm weiter ab. Vor zwei Wochen kam er schließlich wieder ins Krankenhaus, weil er über einen längeren Zeitraum wieder Magenschmerzen hatte. Am 24.7. sagte ihm ein Arzt, dass zwei Tumore gefunden wurden, einer im Magen, einer in der Speiseröhre. Uns werden nun keine Hoffnungen mehr gemacht, er ist zu schwach für eine Chemo, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er es überstanden hat. Letzten Dienstag wurde er nach Hause geschickt, heute musste er sich wegen der starken Schmerzen wieder einliefern lassen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich schon akzeptiert habe, was kommen wird, soweit das eben möglich ist. Ich plane, wann mein Mann und ich ihn in den nächsten Tagen noch besuchen können und denke schon an die Zeit danach.

Mein größtes Problem in dieser Situation ist, dass mein Mann sich komplett verschließt. Als wir heute morgen die Nachricht bekommen haben, dass mein Schwiegervater wieder im Krankenhaus ist, ist mein Mann wortlos aufgestanden und hat angefangen, Wäsche zu waschen, die Küche zu putzen und hat sich schließlich vor den Fernseher gesetzt. So sitzt er nun seit Stunden, schaut sich eine Serie an und wechselt sofort das Thema, wenn ich frage, wie es ihm geht, oder ob wir morgen ins Krankenhaus fahren wollen. Er lacht über die Witze in der Serie und versucht, die Stimmung aufzulockern. Ich kenne ihn seit über 6 Jahren und gerade gibt er mir zum ersten Mal Rätsel auf. Wie soll ich mit ihm umgehen? Kann ich ihm irgendwie helfen? Hat er realisiert, dass sein Vater bald sterben wird, und kann einfach nicht darüber reden, oder will er es nicht wahrhaben und blendet das "Thema" deswegen aus? Arbeitet es innerlich in ihm? Mir ist nur noch zum Weinen zumute, während er cool tut. Dass ich emotional bin, weiß ich, aber leider weiß ich auch, dass ich heute nichts dramatisiere.

Sicher kann ich mir nicht mal annähernd vorstellen, wie es ihm gehen muss - er ist noch nicht mal 30, das ist einfach zu jung, um einen Elternteil zu verlieren. Habt ihr vielleicht Ideen, Ratschläge oder Tipps, wie ich meinem Mann helfen kann und seid ihr auch mal mit dieser Situation konfrontiert worden? Wie seid ihr mit Angehörigen umgegangen, die so reagiert haben, wie mein Mann?

Ich bin euch sehr dankbar für Antworten.
Traurige Grüße,
Tienchen
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  #2  
Alt 02.08.2015, 00:42
Benutzerbild von Tinele
Tinele Tinele ist offline
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Registriert seit: 18.05.2015
Beiträge: 822
Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Hmmm , ich glaube dein Mann braucht ein paar Tage um den Schock zu verdauen . Als mein Mann die Diagnose SBK bekam , hat er tagelang übertrieben gelacht und einen auf locker lustig gemacht . Es war sehr befremdlich für mich , aber für ihn war es die beste Art damit umzugehen .

Lass deinen Mann so sein , wenn es ihm hilft. Signalisier ihm einfach , wenn er reden möchte bist du da. Und gib ihm Zeit , bis er es zulassen kann traurig zu sein .......

LG Tine
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  #3  
Alt 05.08.2015, 00:34
Lucie77 Lucie77 ist offline
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Registriert seit: 02.09.2014
Beiträge: 4
Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Liebes Tienchen,

erstmal möchte ich dir viel Kraft und Durchhaltevermögen wünschen!
Ich hab vor ca einem Jahr meinen Opa verloren nach nur einem Jahr...Diagnose Magenkrebs...ich weiß wies euch geht

Also ich kann dir nur sagen: Menschen werden komisch, wenn sie trauern oder einen Schock verarbeiten müssen.
Einige müssen immer Leute um sich haben, fangen ständig an zu weinen, reden über alte Zeiten, andere wollen allein sein, lenken sich mit den dümmsten Sachen ab...wollen das einfach verdrängen.

Ich kenne deinen Mann ja nicht, aber es hört sich so an, als möchte er daran gar nicht denken.
Ich glaube, bis man das akzeptiert hat, dauert es einfach bei Manchen...und bis man das dann verarbeitet...ist immer ganz unterschiedlich.
Ich kann dir nur raten: ich weiß, du meinst es gut wenn du fragst, wann ihr ins Krankenhaus wollt und sowas.
Vielleicht klingt das für deinen Mann dann alles sehr sehr schlimm und er weiß innerlich ja, was kommen wird...alles wird irgendwie endgültig und er will das alles nicht.
Sei auf jeden Fall für ihn da, wenn er dich braucht, aber der Grad zwischen Bedrängnis und da sein ist in solchen Situationen sehr schmal(kenne ich von mir). Menschen werden dann komisch...eigentlich weiß man, dass andere nur helfen wollen...aber manche werden dann auch aggressiv und lassen das dann raus.

Du willst nur für ihn da sein und ich denke, er weiß das dann auch, aber warte vielleicht bis er etwas dazu sagt bzw übertreib die Nachfrage nicht.
wenn du weiter vielleicht was loswerden möchtest oder einfach jemanden zum reden brauchst, darfst du mir gern schreiben.

Ich wünsche dir, deinem Mann und natürlich dem Rest der Familie alles Liebe und Gute!!!
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  #4  
Alt 07.08.2015, 14:03
Lia90 Lia90 ist offline
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Registriert seit: 25.06.2015
Beiträge: 100
Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Hallo Tienchen,

ich weiß nicht, was ich groß sagen soll. Bin in fast derselben Situation und kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Mein Partner ist um die 30 und bei ihm geht es um seine Mutter. Ich kenne es von ihm, dass er nicht sprechen will und akzeptiere das, habe ihm aber gesagt, dass ich nun bewusst nicht mehr nachfrage, weil ich ihn nicht bedrängen will, und er, wenn er doch sprechen möchte, jederzeit zu mir kommen kann. Das passt, glaube ich, für ihn - zumindest hat er es so gesagt.
Vielleicht braucht dein Mann auch einfach Zeit, um das, was passiert, so weit zu verarbeiten, dass er darüber sprechen kann.
Würde dir daher denselben Vorschlag geben wie Tinele:
Zitat:
Lass deinen Mann so sein , wenn es ihm hilft. Signalisier ihm einfach , wenn er reden möchte bist du da. Und gib ihm Zeit , bis er es zulassen kann traurig zu sein .......
Ich wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit!

LG, Lia90
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  #5  
Alt 09.08.2015, 19:52
Tienchen Tienchen ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Vielen Dank für eure Antworten, besonders die Einschätzungen zum Verhalten meines Mannes. Es ist schon mal beruhigend zu lesen, dass das, was er tut, "normal" ist. Unsere Familien sind grundverschieden: während Teile meiner Familie ständig nachfragen, wie es bei meinem Schwiegervater aussieht, wird in seiner Familie kaum darüber gesprochen. Wenn ich mit jemandem aus meiner Familie telefoniere, wechsle ich das Zimmer, damit er es sich nicht immer wieder anhören muss. Letzten Montag waren wir spontan im Krankenhaus. Ich habe ihm nach der Arbeit geschrieben, dass ich hinfahren möchte und er nicht mitkommen muss. Er wollte dann aber und so saßen wir ein Stündchen bei meinem Schwiegervater. Als ich ihn dann abends nochmal fragte, ob ich irgendwas für ihn tun kann, sagte er: "Naja, gesund machen kannst du ihn ja nicht." Seitdem weiß ich zumindest, dass die Realität in seinem Kopf angekommen ist, auch wenn er nicht darüber spricht. Ich habe nur Angst, dass er es zu lange in sich reinfrisst. Ansonsten geht unser Leben erst mal weiter wie bisher. Mein Schwiegervater wurde am Freitag wieder nach Hause entlassen, er soll sich in 10 Tagen wieder melden, dann wird weitergesehen. Ich bin gespannt, ob die Ärzte noch einen Versuch starten, oder ob das verbliebene Gerüst aus Haut und Knochen nicht reicht. Und ich weiß nicht, was ich ihm mehr wünsche: eine weitere Behandlung mit vielleicht ein bisschen Hoffnung, oder dass es einfach schnell überstanden ist.

Lia, was du schreibst hat mich sehr berührt. Wir scheinen im selben Alter zu sein und sind beide so einer hilflosen Situation ausgesetzt. Ich wünsche euch auch ganz viel Kraft!

Lucie, mein Beileid zum Tod deines Opas. Es tut mir sehr leid, das zu lesen. Wie geht es dir inzwischen damit?

Geändert von Tienchen (09.08.2015 um 19:54 Uhr)
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  #6  
Alt 10.08.2015, 08:24
Bernsteinketterl Bernsteinketterl ist offline
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Beiträge: 99
Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Liebe Tinchen...das Verhalten deines Mannes ist völlig normal, wenn er so ein Typ ist...ich kann gut nachempfinden wie du dich fühlst...hab ein ähnliches Exemplar an meiner Seite...ist wohl eine Mischung aus verdrängen, nicht wahr haben wollen, Hilflosigkeit und Verzweiflung...du wirst viel Kraft brauchen und musst dich immer wieder daran erinnern dass es nicht gegen dich geht, wenn dein Mann so ist wie er eben in diesem Moment ist... alles Liebe
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  #7  
Alt 10.08.2015, 10:23
Lia90 Lia90 ist offline
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Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Ja, Tienchen, unsere Situation ist wohl sehr ähnlich. Ich kenne das, dass die zwei Familien total unterschiedlich mit der Situation umgehen. Einerseits hilft es mir sehr, dass ich mit meiner Familie offen über alles sprechen kann, andererseits belastet es auch enorm, wenn man sieht, dass die Schwiegerfamilie das nicht schafft und das alles irgendwie unausgesprochen im Raum steht.
Ich finde es teilweise auch sehr schwer einzuschätzen, was ich vor ihnen ansprechen kann, was nicht und ob ich so tun soll, als wäre nichts, oder ob ich meine Schwiegermutter z.B. auch nach ihrem Befinden fragen soll.
Ich glaube, man kann da immer nur von Situation zu Situation versuchen das gefühlt Richtige zu tun. Genauso im Umgang mit dem eigenen Partner.
Alles Gute euch derweil
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  #8  
Alt 19.08.2015, 17:31
Lia90 Lia90 ist offline
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Beiträge: 100
Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Hallo Tienchen,

wollte mal kurz nachfragen wie es dir geht? Habt ihr schon neue Erkenntnisse von den Ärzten? Wie geht's deinem Schwiegervater derzeit? Und wie läuft es mit deinem Mann?

LG Lia90
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  #9  
Alt 30.08.2015, 09:40
Tienchen Tienchen ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Schwiegervater hat Magenkrebs

Hallo Lia, ich war leider länger nicht hier. Es geht uns nicht so gut, die Situation zermürbt ziemlich. Vorletzte Woche sollte mein Schwiegervater sich wieder bei der Onkologin melden. Man muss dazu sagen, dass meine Schwiegereltern ziemlich naiv sind. Sie nehmen hin, was ihnen gesagt wird und was kommt, ohne große Nachfragen. Die Onkologin sagte, sie überweist ihn an für Krebs spezialisierten Arzt. Als mein Mann ihm daraufhin sagte, dass die Onkologin doch auf Krebs spezialisiert ist, rückte er mit der Bezeichnung des Arztes raus: Schmerzarzt. Da war uns leider schon klar, dass es nur noch um Schmerzlinderung geht, nicht mehr um Heilung. Am nächsten Tag war er beim Schmerzarzt, der ihm eröffnete, dass Lungenmetastasen gefunden wurden. In Absprache mit dem Arzt und meiner Schwiegermutter hat er entschieden, dass er dagegen nichts mehr machen lässt. Es heißt also wirklich langsam Abschied nehmen. Er bekommt jetzt Schmerzpflaster, Tropfen und Zäpfchen gegen die Schmerzen. Er ist zuhause (zum Glück!) und gestern haben wir ihn besucht. Er hatte starke Schmerzen und war ganz ruhig und schlapp. Es ist sehr schwer, das zu sehen und so machtlos daneben zu stehen. Ich hoffe sehr, dass er nicht mehr so viel leiden muss.

Wie geht es euch? Gibt es bei deiner Schwiegermutter was neues, vielleicht erfreulicheres als bei uns?

Geändert von gitti2002 (08.11.2015 um 12:14 Uhr) Grund: Vollzitat entfernt
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magenkrebs, mann, rat, schwiegervater, verschlossen


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