europaweiter test für operative Behandlung??

[tortuga]

Zuerst möchte ich allen Teilnehmern an diesem Forum meine Hochachtung und Bewunderung mitteilen - allein beim Lesen Eurer Beiträge, der Unterstützung die ihr anderen gebt, Eurem Mut und Eurem Humor wurde es mir ein bisserl leichter.
Als bei meiner 60 jährigen Freundin vor 6 Wochen der Verdacht auf Magenkarzinom ausgesprochen wurde, hat Euer Forum mir über den ersten Schock viel hinweggeholfen (Meine Freundin war in der Verweigerung bis das Testergebnis vorlag) Es ist ein Tumor (2 von 4 Stufen??) keine Metastasten. Die Klinik hat ihr die entscheidung überlassen ob sie sich an das europaweite Testprogramm anschliesst oder das "klassische" wählt. Sie hat die Entscheidung bereits dafür getroffen (ohne sich die "klassische" Variante anzuhören) - 3 x Chemo in 3 Wochenabständen, dann komplette Magenoperation, dann werde ein biostoff(??) eingesetzt(??) .
Wenn jemand mehr darüber weiß, wäre ich dankbar um Mitteilung, nicht um meine Freundin zu beeinflussen, sondern damit ich besser verstehe und mich auf ihre Schwierigkeiten besser einstellen kann - diese Hilflosigkeitsgefühle brauche ich Euch ja nicht zu erklären.
Euch allen wünsche ich viel Kraft, Lebensfreude und Liebe
Helga

[Christian S.]

Hallo Tortuga,

nun ja wenn deine Freundin weiß was sie da tut dann ist es gut. Natürlich braucht die Medizin Freiwillige die neue Therapien austesten wollen. Gibt es dazu belegte Zahlen was die Erfolgsaussicht angeht? Was hat man ihr denn in Aussicht gestellt? Du schreibst sie habe Stufe 2 von 4 also wäre eine Operation wahrscheinlich die bessere Alternative als sich auf eine Spielerei einzulassen. Die Aussichten sind "klassisch" besser gesehen als den Versuch dem Krebs anders Herr zu werden. Fakt ist das eine Chemotherapie sehr viel Kraft verlangt, Kraft die sie später brauchen wird um wieder fit zu werden und Essen zu lernen

Die klassische Variante betrifft die Operation. Bei Entdeckung des Karzinoms erfolgt auf Grund der feinstofflichen Befunde die Wahl der Operationsmethode. Was du als Stufe bezeichnest wird in der Medizin als Grading genannt G1-G4. Je aggressiver ein Magenkarzinom ist desto radikaler wird operiert werden.
Es wird bei G3 und G4 Tumoren der ganze Magen entfernt einschließlich der umliegenden Lymphknoten. Mit dieser Methode hat man sehr gute Ergebnisse eingefahren und es ist auch immer noch die Wahl Nr.1.
Hat ein Tumor schon gestreut so sieht man zu das man zuerst operiert und dann chemotherapeutisch nachbehandelt. Dabei spielt eine Rolle wie viele Lymphknoten befallen waren oder der Tumor schon in andere Gebiete gestreut hat.
Dementsprechend wird sich die anschließende Therapie gestalten. http://www.aco-asso.at/pub/consens/magen/inhalt.html Dieses ist eine sehr gute Seite die eigentlich auch verständlich die Verfahren beschreibt.

Es ist die Entscheidung deiner Freundin wenn sie der Meinung ist sich diesem Testlauf anzuschließen. Die Gefahr ist halt das ihre Überlebenschancen möglicherweise sehr viel niedriger ist als wenn sie den klassischen Weg gewählt hätte. Leider sind nach Diagnosestellung schon einmal über sechs Wochen vergangen und sicherlich vergehen noch einmal drei bis vier Wochen bis dann die Therapie begonnen wird. Bei Krebs ist jeder Tag der verstreicht ein Tag zu viel.

Alles Gute für deine Freundin

Christian S.

[tortuga]

Lieber Christian,
vielen Dank für deine schnelle Antwort, die sich mit meinen Befürchtungen deckte- deshalb an das Forum nochmals die DRINGENDE Bitte ob jemand konkrete Erfahrungen mit dieser Methode hat. Das link von Christian werde ich sobald wie möglich ausführlich studieren.
Jeder Tag zählt - deswegen war ich auch in der Hoffnung, dass es doch nicht Krebs ist, weil seit der Beginn der ernsthaften Beschwerden vor 6 Wochen wurde 4x Gastro, 3x Speiseröhre usw gemacht, bevor sie den vermuteten versteckten Tumor abklärten - und leider dann auch bestätigten, sodass ich hoffte, dass bei dem bekannten Zeitdruck es eine off Möglichkeit war, weil ich mir sonst diese Verzögerung in der Abklärung nicht erklären konnte - auch bei der "klassischen" würden sie erst nach Weihnachten operieren, jetzt fängt sie am Montag mit der Chemo an.
Alles Gute Euch allen! Helga

[suse52]

Hallo, seit Mai 06 ist Magen-Ca und seine Behandlung mein Thema, da ich selbst betroffen bin. Von einem Test, wie du ihn erwähnst, habe ich noch nichts gehört/gelesen. Ich würde mich so schnell wie möglich operieren lassen und zwar radikal. Mir geht es sehr gut, ich esse alles und nicht mal wenig. Meine Lebensqualität ist nur wenig eingeschränkt, wofür ich sehr dankbar bin. Ich wünsche deiner Freudin alles Gute. Wenn du ihr weiter zur Seite stehst, hilfst du ihr damit sehr.

[tortuga]

Liebe Suse,
ich weiss jetzt ein bisserl mehr. Es wird nach der klassischen präoperative (neoadjuvante) Chemotherapie, die nach Aussage der Klinik viel das besser Ergebnis bringt als eine postoperative Therapie (adjuvante Chemotherapie) mit körpereigenen Eiweiß weiter behandelt, im besten Fall soll das als biologische statt Chemo wirken. Die Studie ist also eine zusätzliche Therapie mit Antikörpern, die nach Aussage der Klinik die übrige (Standard-) Therapie somit nicht beeinflusse und letztlich nur noch additiven (oder eben auch keinen) Nutzen bringen könne.
Meine Freundin fühlt sich gut aufgehoben, durch die Studie bekommt sie eine eigene Krankenschwester, die für sie jederzeit erreichbar ist, beigestellt, da die Ergebnisse genau dokumentiert werden, auch das beruhigt sie.
Dies kann nur dann durchgeführt werden, wenn keine Metastasen sind, was bei meiner Freundin erfreulicherweise der Fall ist.
Dir wünsche ich das Allerbeste und schönes Wochenende