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Alt 29.04.2005, 00:27
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Beiträge: n/a
Standard nur noch wenige wochen - die angst vorm abschied

hallo,

ich bin seit einigen jahren stille mitleserin dieses forums hier.
meine schwiegermutti (78) ist seit mehreren jahren an magenkrebs erkrankt, das heisst der ursprungskrebs war ein adeno-ca. vor 2 jahren wurde ihr der magen entfernt und bis vor 4 wochen nahm sie noch sehr aktiv am leben teil. schon damals wussten wir, dass metastasen in der leber vorhanden waren, von einer behandlung sah man damals aber schon ab, da die prognosen - ihre lebenserwartung betreffend - laut arzt bei wochen bis monaten liegen sollte. sie überraschte uns immer wieder, kämpfte verbissen, hatte einen unerschütterlichen lebenswillen, betreute ihren psychisch kranken sohn (der seit 40 jahren mit in ihrer wohnung lebt) für den sie da sein wollte etc.
seit 4 wochen nun, hat die krankheit in all ihrem ausmaß von ihr besitz ergriffen. sie hat wahnsinnige schmerzen, die metastasen sind sogar durch die bauchdecke tast/sichtbar. seit 9 tagen liegt sie im krankenhaus und jeden tag geht es weiter berg ab. sie wird inzwischen gefüttert/gewindelt kann sich vor schmerzen kaum bewegen.
wir leben seit 10 jahren mit ihr im haus, kümmern uns um sie etc. so auch jetzt. rund um die uhr ist jemand von der familie an ihrem bett. die schmerzmitteldosis könne man (laut arzt) nicht weiter erhöhen, da sie bei einer höheren medikation sofort versterben würde. sie ist hellwach bzw geistig voll da, ißt auch mit großem appetit. bis gestern bekam sie blutübertragungen, sollte auf eine schmerzstation verlegt werden. für uns kam dieser 'umschwung' ihres gesundheitszustandes völlig überraschend, wahrscheinlich weil sich in unseren köpfen die damaligen schlechten prognosen verfestigt hatten, die sich ja nicht bestätigten.
heute nun, eröffnete uns der behandelnde arzt, dass er sie spätestens montag nach hause entlassen wird. man könne nichts mehr für sie tun.. und zitat:" es geht hier nur noch um wochen".
natürlich möchten wir sie gerne zu hause haben.
das problem/meine angst ist aber gerade folgende:
bis gestern sprachen die ärzte noch von 'dringenden behandlungsmaßnahmen' die durchzuführen seien. zu fünft sind schwestern und pfleger rund um die uhr für sie da (z.b.aller 2 stunden umbetten, wegen wundliegen)oder eben eben weil immer irgendwas schwerwiegendes ist (luftprobleme,schmerzen etc)
bei jeder noch so kleinen berührung, schreit unsere mutter, die nur noch haut und knochen ist (40 kg)
ich selbst habe keinerlei erfahrung im pflegebereich, würde alles laienhaft bzw nach eigenem ermessen durchführen.
ich will sie gerne pflegen, aber ich habe panik zu versagen/etwas falsch zu machen.
mein mann ist täglich von 7.00-16.00 uhr arbeiten, ich selbst habe 2 kinder unseren bauernhof tiere, um die ich mich von früh bis spät kümmern muss.
die angereiste 'restfamilie', die gerade bei ihr wacht, reist am samstag auch schon wieder ab.
ich habe genau einen tag - nämlich heute/freitag - um ein krankenbett zu besorgen sämtliche für die pflege notwendigen utensilien, ihre wohnung umzubauen (bzw ein krankenzimmer einzurichten) etc.
ich bin heute bis 22 uhr im krankenhaus geblieben, um mir von den schwestern/pflegern einige griffe beibringen zu lassen, wie ich sie legen/umbetten kann etc.
alleine ist das aber unmöglich.. im krankenhaus sind sie bei so 'aktionen' wenigstens zu dritt.
ich weiss einfach nicht, wie ich das alles bewältigen soll den in ihrer wohnung lebenden psychisch kranken sohn (also meinen schwager) der die ganze situation überhaupt nicht begreift, eher noch blockiert bzw auf den ich auch noch 'aufpassen' muss.
selbst wenn ich das alles 'geschafft' bekomme, wann habe ich die zeit, mich der mutti voll und ganz zu widmen? sie will über den tod reden, das haben wir in den letzten tagen sehr oft getan. da hatte ich die zeit ja auch noch, da sie im krankenhaus ja versorgt wird.
die behandelnde ärztin hat mir heute einen antrag auf pflegegeld gegeben, ich solle doch einen pflegedienst hinzuziehen. als ich jedoch bei der krankenkasse diesbezüglich anrief, bekam ich nur die auskunft "da muss erstmal ein antrag gestellt werden, danach sieht sich jemand die situation an und danach erst entscheiden wir, ob das notwerdig ist.. und das wiederum kann dauern"
ohne pflegedienst (sie bekommt unmengen an medikamenten zb macumar.. was fast jeden tag anders dosiert wird - neuerdings)
oder irgendeine fachliche hilfe/beratung kann ich sie doch gar nicht optimal betreuen.. zumal alles andere zu hause auch noch weiterlaufen muss.
das allerschlimmste jedoch ist meine angst, dabeizusein.. oder eben gerade nicht da zu sein.. wenn sie "von uns gehen möchte"
ich weiss einfach nicht, wie ich das alles bewältigen soll.. denn ich hoffte, die zeit, die ich noch mit ihr habe, für - ihr wichtige gespräche - nutzen zu können. einfach bei ihr zu sein, falls sie das wünscht. nun frisst die organisation/sorge/tägliche pflege, diese zeit auf.. denn mein mann meine kinder brauchen mich auch.
mein mann tut was er kann, steht aber völlig neben sich, funktioniert nur. er kann zudem aus zeitgründen (arbeit) kaum für eine entlastung sorgen.
ich habe unserer mutti versprochen, dass alles 'kein thema' sei.. sie sich keine sorgen machen soll, wir alles geregelt bekommen etc.
die wahrheit ist, dass ich regelrechte panik habe.. panik zu versagen, was falsch zu machen.. falsch 'zu pflegen' keine zeit für ihr wirklich wichtige gespräche zu haben etc.
und natürlich die angst, dass ich alleine bin mit ihr (und/oder meinem kranken schwager - dessen reaktion ich nicht mal im geringsten einschätzen kann) wenn 'es passiert'.
bisher konnte ich immer mal luft holen/verschnaufen, wenn mir alles über den kopf wuchs. ab morgen weiss ich gar nicht mehr, wann ich kraft, für das bevorstehende, tanken soll.
ich habe einfach nur angst..

jaqueline
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