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  #1  
Alt 28.07.2017, 01:04
fionali fionali ist offline
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Registriert seit: 28.07.2017
Beiträge: 2
Standard Wie erträgt man das?

Hallo liebe Leute,

ich bin neu hier und suche nach Leuten die meine Gedanken nachvollziehen koennen und mir einige Tipps geben koennen.
Mein Vater ist vor sechs Jahren an Prostatakrebs erkrankt. Meine gesamte Jugend bestand aus jährlich mehreren Rückschlägen, immer wieder neue Knochenmetastasen am Spinalkanal, Becken, Oberschenkel...Nun, obwohl wir dachten, es würde endlich wirklich bergauf gehen, kommt raus, dass seine Werte erneut stark erhoeht sind. Er ist verzweifelt, da er auch im Job Probleme hat (Zwangsrente). Sein Selbstwertgefühl ist sehr niedrig...

Er fängt nun immer häufiger an zu weinen. Ich habe ihm gestanden, dass ich Angst habe, er koennte sich etwas antun und er meinte, dass er auch Angst davor hat. Ist jemand von euch in ähnlicher Situation? Ich weiß nicht wie ich das ertragen soll, ich habe Angst, dass die neuen Therapien nun nicht mehr anschlagen und bin etwas verzweifelt...und fühle mich allein mit meinen Ängsten, weil meine Mutter und meine Geschwister nicht darüber reden koennen und wollen.

Wie kann ich meinem Vater am besten etwas Optimismus und Lebensfreude schenken?

Viele liebe Grüße,
fionali
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  #2  
Alt 28.07.2017, 01:17
Schokolade08 Schokolade08 ist offline
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Standard AW: Wie erträgt man das?

Hallo Fionali
Wie erträgt man das alles ? Das Frage ich mich auch ..... das mit deinem Vater tut mir sehr leid und hört sich nicht gut an.
Vielleicht sollte dein Vater sich psychologische Hilfe holen. Gibt es doch in den Lrabkenhäusern ... so psychoonkologen .... oder über den Hausarzt an einen Therapeuten überweisen lassen.

Ich glaube unsere Lieben wollen und können oft nicht mit uns über die Situation reden die sie belastet .... weil sie uns nicht belasten wollen ....
Das glaube ich bei meiner Mutter auch ....

Auch bei uns kehrt keine Ruhe ein .... immer wieder ein neuer Rückschlag😖 Vielleicht magst du meine Geschichte mal lesen. Auch hier im Forum für Angehörige.

LG und eine Gute Nacht
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  #3  
Alt 28.07.2017, 12:06
p53 p53 ist offline
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Beiträge: 145
Standard AW: Wie erträgt man das?

Hmmm....

Optimismus und Lebensfreude sind keine Dinge, die man verschenken, verordnen oder erbitten kann...

Die kommen aus einem selbst, oder (leider) auch nicht.
Manche Menschen erleiden die schlimmsten Schicksalsschläge und bleiben dennoch immer optimistisch, anderen gehts eigentlich gut und sie sind dauerpessimistisch - ist auch ein Stück weit einfach Veranlagung und evtl auch Prägung.

Das sollte man dann als Angehöriger auch so akzeptieren. Auch wenn es für einen selbst unangenhmer und unbequemer ist als ein daueroptimistischer Patient, der selbst im Sterbeprozess noch an Heilung glaubt (mal extrem ausgedrückt - gibts aber gar nicht so selten).
Jeder hat eben auch andere Bewältigungsstrategien und vielleicht sind die nicht immer so schlecht für den Betroffenen wie sie auf den ersten Blick ausschauen für die Angehörigen. Es ist nur härter, da man bei Realisten, wie dein Papa es scheinbar ist, eben mehr unangenehme Gefühle ausgehalten werden müssen als bei Optimisten, die alles positiv sehen, egal in welcher Lage sie stecken.

Das ist immer sehr schade, wenn solche wichtigen Dinge innerfamiliär einfach totgeschwiegen und verdrängt bzw ausgeblendet werden. Kenn ich auch.

Rede du doch einfach mit ihm ganz offen über seine Ängste und Befürchtungen und höre vor allem auch zu, ohne nach Lösungen suchen zu wollen. Das hilft auch schon.

Psychologische Unterstützung wäre sicher auch ne Idee, muss der Betreffende aber auch zulassen.

Geändert von p53 (28.07.2017 um 12:10 Uhr)
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  #4  
Alt 28.07.2017, 13:58
Schokolade08 Schokolade08 ist offline
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Standard AW: Wie erträgt man das?

Das stimmt natürlich mit der psychologischen Unterstützung .......

Ich habe das meiner Mama auch schon oft angeraten und in der Reha hatte sie wohl auch ein zwei Gespräche aber mehr als das sie sagt sie möchte das eventuell mal machen passiert leider auch nicht.

Muss man als Angehöriger die Initiative ergreifen? Oder ist das zu viel des Guten? Ich will mich auch nicht einfach in etwas reindrängen.

Ich selbst bin ja auch nicht besser. Mir würde psychologische Hilfe bestimmt auch gut tun .... aber sich um einen Therapieplatz, Adressen etc. zu kümmern ist mir schon zu viel Aufwand.

Es ist ganz komisch ..... mit meinen eigenen Problemen bin ich im Moment zu 100 % überfordert, wenn es aber um Probleme meiner Mutter geht die eventuell gelöst werden können entwickelt sich bei mir jegliche Energie und sämtliche Kraftreserven die mich vieles schaffen lassen.

In diesem Sinne liebe Grüße und noch einen schönen Tag
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  #5  
Alt 28.07.2017, 14:00
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Wie erträgt man das?

Ach schwierig...

Ich persönlich muss zugeben, dass ich bei Vorschlägen wie "Such Dir psychoonkologische Unterstützung" schon an die Decke gegangen bin.

Ich bin nicht GEGEN Psychologen, das ist es nicht!!!!

Aber, ich gewinne manchmal den Eindruck, es wird heutzutage viel zu oft gewünscht, dass wir mit einem optimistischen Lächeln in den Tod gehen, ohne einmal zu zweifeln, zu weinen, zu schimpfen oder Angst zu haben. Und wenn man es wagt irgendwas in diese Richtung zu erwähnen - dann wird man zum Arzt geschickt, der soll das alles abfangen und uns wieder in die Verfassung bringen, wie Schafe lächelnd und positiv zur Schlachtung...


Versteh mich richtig, ich will nicht sagen, dass Du so denkst, ich verstehe gut, dass Du "nur" in Sorge um Deinen Vater bist und helfen willst!!!
Was ich sagen will ist, dass Du aufpassen solltest, dass nicht dieser EINDRUCK entsteht. Denn wenn Dein Vater glaubt, Du würdest von ihm erwarten sich zusätzlich zu dem ganzen Mist auch noch "zusammen zu reißen", weil Du seine schlechte Laune nicht länger miterleben willst - dann hast Du das Gegenteil von dem erreicht, was Du wolltest... Nämlich helfen.

MIR persönlich hilft nichts so gut, wie wenn man mich mag, obwohl ich "eigentlich" unausstehlich bin. Vielleicht hilft das? Dass Du ihm sagst, dass Du ihn liebst? Froh bist ihn zu haben? Gern mit ihm Zeit verbringen möchtest? Trotz allem... Vielleicht hebt es seine Stimmung, "einfach" mal einen Ausflug mit seiner Familie zu machen - irgendeine nette Kleinigkeit. Weil er nicht tot ist. Weil Ihr einander habt. Weil DAS kein "Du musst das positive sehen" Gequatsche ist, - sondern die Wahrheit...

Nur so'n Gedanke...

Geändert von hierfalsch (28.07.2017 um 14:28 Uhr)
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  #6  
Alt 28.07.2017, 19:18
fionali fionali ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: Wie erträgt man das?

Hallo ihr alle,

heute war ich mit ihm beim Knochenzintigramm, wo rauskam, dass keine neuen Tumore an den Knochen sind, also müssen sie in den Weichteilen sein, mal sehen, was jetzt als nächstes passiert!

Ich versuche jetzt viel mit ihm zu quatschen und ihm zu zeigen, dass er gebraucht wird und dass er keine Last ist. Ich glaube das ist das Beste, was ich für ihn tun kann.

Bezüglich der Psychoonkologie: Er hatte während seiner stationären Bestrahlungen immer einen Psychologen, was ihm auch gefiel. Aber sobald er rauskam, hieß es immer nur, er hätte keine Zeit und keine Energie dafür. Ich selbst bin auch in psychotherapeutischer Behandlung und habe mich jetzt dafür eingesetzt, dass die ganze Familie einen Termin in der Psychoonkologie bekommt. Ich bin auch der Meinung, dass es sehr wichtig ist miteinander zu weinen und schwach zu sein, aber wenn jeder für sich leidet, finde ich es mehr als legitim, Hilfe zu holen, natürlich sind hier alle damit einverstanden!
Damals 2011 war ich 13, meine kleine Schwester 10 (meine Brüder sind schon älter) und niemand hat uns Hilfe angeboten, obwohl wir sie dringend gebraucht hätten. Ich will jetzt einfach nichts mehr verpassen und ich weiß, dass eigentlich jeder in der Familie mal alles loswerden will, sich aber nicht traut, weil "man ja stark sein muss".

Hat jemand von euch schon Erfahrung mit der Psychoonkologie?

Viele Grüße,
fionali
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  #7  
Alt 28.07.2017, 19:45
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Wie erträgt man das?

Hallo fionali,

ich hatte mir bei meiner zweiten Reha eine Klinik ausgesucht, die Psychoonkologie als Schwerpunkt mit anbot. Wir haben das in kleinen Gruppen (zu viert) gemacht, und da flossen auch oft mal die Tränen. Man bekommt Wege aufgezeigt, wie man mit dem Erlebten fertig wird. Bei Dir liegt ja der Fall anders. Vielleicht lernt Ihr erst einmal, miteinander zu reden, das wäre doch schon ein großer Fortschritt, wenn man mit seinen Sorgen nicht mehr alleine fertig werden muss.

Es stimmt schon: Der Befehl: "Denk positiv!" funktioniert nicht. Wenn Du mit Deinem Vater reden kannst, über seine und Deine Ängste, wie alles weitergehen kann, was man vielleicht noch zusammen unternehmen könnte, dann ist das schon gut. Man kann auch zusammen weinen. Das erleichtert mitunter sehr.

Liebe Grüße! Safra
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  #8  
Alt 28.07.2017, 21:23
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Wie erträgt man das?

Ich habe wie gesagt Erfahrung mit PsychoOnkologen. MIR hat es nichts gegeben. (Die Psychoonkologen haben den Krebs auch nicht erlebt, die die ich ausprobiert habe waren genau so hilflos und verständnislos wie meine Freundinnen. Und wenn ich mit jemandem rede, der NICHT nachvollziehen kann wie's mir geht - ist es mir wirklich lieber, derjenige mag mich, als wenn er stundenweise mit der Kasse abrechnet.) Atemübungen und Entspannungstechnik kannte ich schon - die Psychoonkologen hatten mir nichts zu bieten...

Aber ich wollte KEINESFALLS sagen, das sei nicht legitim, auf keinen Fall!!!!
Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass man mit solchen Vorschlägen auch in's Fettnäpfchen treten kann. (Weiß nicht, wie es bei Deinem Papa ist, aber ich kann die Leute schon nicht mehr zählen, die mir Psychoonkologen empfohlen haben. Als seien das Zauberer, die *Hokuspokus* die Probleme verschwinden lassen...)

ICH glaube: PsychoOnkologen können eine Hilfe sein. Aber sie sind nicht die Lösung für jede psychische Befindlichkeit.

Also probiert es, wenn ihr mögt! Wenn es dazu führt, dass Ihr miteinander redet und weint, wo jetzt jeder alleine leidet, wäre das doch eine Riesenhilfe!!! Kann mir vorstellen, dass DAS funktioniert. Da können solche erlernten Techniken vielleicht ein Weg sein.

Finde ich einen guten Ansatz!!!
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  #9  
Alt 28.07.2017, 23:01
Schokolade08 Schokolade08 ist offline
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Beiträge: 20
Standard AW: Wie erträgt man das?

Danke hierfalsch,

du hast meinen Blickwinkel auf das Thema irgendwie verändert. Ich denke als Angehöriger ist eines der größten Ängste, dass unsere Liebsten Betroffenen sich aufgeben. Daher reagieren wir mit Sichheit oft falsch und zeigen bestimmt viel zu wenig Verständnis gegenüber unseren Mitmenschen.

Ich werde meiner Mami nun ganz sicher mal zugestehen zu sagen ich will nicht mehr oder ich habe die Schnauze voll. Wer hätte das auch nicht .......

Meine Gefühle und Ängste vor ihr zu zeigen fällt mir schwer. Ich traue mich nicht vor ihr zu weinen .... ich möchte nicht dass sie sich in ihrer Situation auch noch sorgen um mich macht. Das würde sie in dem Moment nämlich tun.

Und fionali ich glaube du machst alles richtig so wie du es jetzt machst. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und hoffe bald wieder von dir zu hören und von deinem Papa.
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  #10  
Alt 29.07.2017, 22:12
nita nita ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Wie erträgt man das?

Liebe fionali,

Da habt ihr ja wirklich schon eine Menge durchgemacht in den letzten Jahren... kein Wunder, dass du dir Sorgen um deinen Vater machst und es ihm psychisch nicht gut geht... trotzdem finde es ziemlich besorgniserregend, dass dein Vater äußert, Angst zu haben, sich etwas anzutun... das klingt für mich nach Depressionen, gerade auch in Verbindung mit dem geringen Selbstwertgefühl...und dagegen kann man ja einiges tun.
Auf jeden Fall gut, dass ihr den gemeinsamen Termin habt, so dass ihr hoffentlich nicht mehr so allein mit den Problemen seid.
Liebe Grüße
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Stichworte
prostatakrebs, psyche, suizidgedanken, verzweiflung


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