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  #1  
Alt 20.12.2004, 15:23
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Standard schlechtes gewissen

Hallo,
Es ist zwar nichts mehr zu ändern, aber mein schlechtes Gewissen lässt mich nicht mehr zur Ruhe kommen.
Mein Opa (59)ist am CUP-Syndrom gestorben ( Diagnose bis Tod 12 Wochen ) und mein Vater (56) an Asbestose ( Diagnose bis Tod circa 1 Jahr ).
Beide wussten nicht dass sie so schlimm erkrankt waren, erhielten auch keine Chemo und keine Bestrahlung.
Die Familie hat nichts gesagt und die Arzte nicht viel mehr. Sie sind irgendwie ahnungslos gestorben ( so weit möglich). Nachdem ich jetzt hier schon länger lese, denke ich, sie hätten vielleicht doch die Wahrheit erfahren müssen. Aber wir haben es gut gemeint oder waren wir nur zu feige?
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  #2  
Alt 20.12.2004, 16:28
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Standard schlechtes gewissen

Auch bei meinem Vater vergingen von der Diagnose bis zu seinem Tod nur knapp 12 WOchen. Er wußte zwar, daß er Krebs hatte, meinte aber, man könne dies noch "heilen", bekam auch keine OP, keine Chemo, keine Bestrahlung. Auch ich weiß nicht, ob es richtig war, aber hätte man ihm die Hoffnung nehmen sollen? LG Petra
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  #3  
Alt 20.12.2004, 18:54
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Standard schlechtes gewissen

Mein Opa hat auf jeden Fall keine Todesängste durchlebt.
Er machte Pläne für seinen Geburtstag und wir schenkten ihm sogar noche eine Reise (welche Heuchlerei ). Aber diese Freude auf seinem Gesicht, sollten wir ihm die nehmen???
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  #4  
Alt 20.12.2004, 20:22
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Standard schlechtes gewissen

Die Wahrheit sagen heißt nicht Freude nehmen, man kann auch Pläne machen, wenn man weiß wie es aussieht, denn man kann immer auf ein Wunder hoffen. Aber was ist mit der Frage, ob sich derjenige noch speziell von jemandem verabschieden wollte. Ich denke, jeder hat das Recht zu erfahren, wie es um ihn steht. Aber trotzdem gibt es in solchen Momenten kein richtig oder falsch. Ihr habt so entschieden, weil es in euren Augen das richtige war und ändern kann man jetzt eh nichts mehr, also quäle dich nicht mit einem schlechten Gewissen. Ich weiß, das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Mich selbst plagt auch oft das schlechte Gewissen und ich frage mich, warum ich nicht in bestimmten Situationen anders gehandelt, anders entschieden habe. SO kann ich z.B. immer noch nicht damit umgehen, daß ich nicht da war, als meine Mama gegangen ist. ICh war einfach zu spät.

LG Xadra
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  #5  
Alt 20.12.2004, 20:37
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Hallo,
ich bin selbst betroffen und lese die postings mit gemischten Gefühlen.
Ich bin ein sehr realistischer Mensch und kann meine Prognosen einschätzen. Solange es mir aber gutgeht, interessiert mich keine Statistik dieser Welt.

Liebe Grüsse
Kaja
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  #6  
Alt 21.12.2004, 08:26
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Standard schlechtes gewissen

Hallo,
Danke für die Antworten. Ich muss aber unbedingt noch etwas loslassen, was mich sehr beschätigt. Vor ein paar Monaten lag ich im Krankenhaus ein paar Wochen neben einer Frau im Endstadium.Sie konnte mit mir reden weil ich eben eine neutrale Person für sie war.
Sie sagte mir so oft dass sie gar nicht mehr für sich kämpfen wolle, müsste aber der Familie wegen so tun.
Du musst kämpfen, wir lieben dich, bleib stark, wir wollen dich nicht verlieren usw...
Ich hab das ja auch bei den Besuchen mitgekriegt. ES war eine doppelte Last für dir Frau : sie wollte nicht mehr aber sie musste wegen der Familie. Obwohl es sinnlos war und jeder das wusste.
Sie ist jetzt tot, und mein erster Gedanke war, sie ist erlöst.
Das ist vielleicht ein Einzelfall, aber dieses 'Du darfst dich nicht aufgeben'war sehr schwer für die Frau.
Ich hoffe ihr nehmt mir diese Ansichten nicht übel, aber es ist die Wahrheit.
Liebe Grüsse
Viv
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  #7  
Alt 21.12.2004, 10:21
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Ganz im Gegenteil, ich glaube du hast völlig recht damit. Auch die Familie muß lernen loszulassen und glaub mir, ich weiß wie weh das tut. Aber ich finde es wichtig den Menschen in seinem Kaf zu unterstützen solange er kämpfen will, wenn er nicht mehr will, dann muß man das aber auch aktzeptieren und ihn würdevoll sterben lassen.

Liebe Grüße Xadra
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  #8  
Alt 23.12.2004, 08:04
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Standard schlechtes gewissen

Liebe Viv,
meine Mutti ist vor 10 Wochen am CUP Syndrom verstorben. Wir haben damals gesagt bekommen, das es nicht heilbar ist. Das war vor 1,5 Jahren.
Meine Ma hat uns zuliebe jede Chemo und jede damit verbundene Strapaze mitgemacht. Sie wollte leben. Für uns!!!
Ihr Leben war seit dem Tag der ersten Chemo alles andere als Lebenswert und als es ihr einmal besonders schlecht ging, hat sie mich gefragt, ob sie mit mir reden könne. Über ihren Tod und das Danach. Wir haben dann lange drüber gesprochen (weil nur mit mir konnte sie es, alle anderen haben bei dem Thema abgeblockt und sagten "das wird schon wieder")
Diesen Satz konnte sie schon nicht mehr hören. Sie wollte doch einfach nur mal über ihre Ängste sprechen.
Meine Ma war ein sehr selbstloser Mensch. Sie hat immer nur an andere gedacht. Noch als sie auf dem Sterbebett lag, hat sie gekämpft, nur um uns ja nicht verlassen zu müssen.
Von mir wusste sie aus unseren Gesprächen, das ich sie loslassen werde, wenn es soweit ist. Und ich denke, das hat ihr Trost gegeben.
Ich wusste von den Ärtzen, das sie nicht mehr lange zu leben hat und habe erst kurz vorher auch mit meinem Pa und meinem Bruder darüber gesprochen. Beide haben immer so sehr gehofft, das doch noch ein Wunder geschieht. Meiner Ma gegenüber haben wir das nie erwähnt. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, ihr zu sagen das sie nur noch paar Tage zu leben hat. Ich weis nicht ob es richtig war, und ich mache mir oft Vorwürfe deswegen.
Aber ich kann es nun nicht mehr ändern. Ich hoffe nur, das meine Ma es versteht und mir verzeiht, das wir ihr nicht die Wahrheit gesagt haben. Aber dazu haben wir sie einfach zu sehr geliebt.
Liebe Viv, ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute.
Viele Grüße von Anja
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  #9  
Alt 23.12.2004, 15:08
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Liebe Anja,
Es tut mir sehr leid dass du deine Mutter verloren hast. Aber sie konnte mit dir reden, das war bestimmt schön für sie, wenn auch besonders schwer für dich.
Mach dir bitte keine Vorwürfe, du hast doch alles getan.
Wenn der geliebte Mensch nur noch ein paar Tage zu leben hat, warum sollte man ihm dann diese 'Wahrheit' sagen.
Ist jetzt ein bisschen makaber, aber mich erinnert das irgendwie an die Todeszelle: 'sie kommen dich bald holen'.
Jeder Mensch hat doch ein bisschen oder viel Angst vor dem Tod, diese Angst muss man doch nicht noch schüren.
Ich glaube deine Mutter ist dir dankbar dafür. Was hätte sie denn noch machen können in diesen letzten Tagen.
Leider konnte ich weder mit meinem Vater noch mit meinem Opa über den Tod reden,sie verdrängten dieses Thema. Aber bestimmt haben sie selbst daran gedacht.
Ich wünsche dir alles Liebe
Viv
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