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  #61  
Alt 20.09.2014, 23:30
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo zusammen,

ich möchte mir die Trauer auch nicht schön reden lassen,- obwohl ich manchmal denke - ist das noch normal das ich nach gut sechs Wochen intensiver Trauer immer noch so häufig weine - wenn ich nicht gerade sehr abgelenkt bin....
Manchmal habe ich den Eindruck das es von Tag zu Tag schlimmer wird.

Ein anderer Gesichtspunkt der Trauer ist das rasante Vergehen der Zeit.
Das Leben ist so erschreckend kurz.
Im Angesicht des Todes stellt sich immer wieder die Frage ob ich das Leben auch wirklich genutzt habe.

Was ist wesentlich und wichtig, kann es mir noch gelingen bewusst zu leben, und was als wichtig erkannt wurde auch umzusetzen?

Jetzt müsste ich die Frage mit Nein beantworten. Die Voraussetzungen dafür sind z.Zt. nicht gegeben.

Vielleicht ist es gar nicht möglich zu lernen immer wieder Abschied zu nehmen.
Die meisten Menschen deren Herz nun mal an Dingen hängt, haben es mit dem Loslassen schwer.
Was bedeutet dieses Leben für mich, wenn es zwangsläufig auf den Tod zusteuert?

Ich möchte am Ende auf ein Leben zurückschauen mit allen Höhen und Tiefen die dazugehören, mit lachen und weinen.

Gute Nacht

Jutta
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  #62  
Alt 21.09.2014, 15:23
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo zusammen, hallo Schwups,

Danke für deine Post,
auch mein Mann hat alles in seiner Macht stehende getan wenn er nur hätte weiterleben dürfen.
Ja, ich habe häufiger den Gedanken dass ich meinem Mann nach einer Weile nachfolgen möchte. Solange ich gesund bin werde ich mich aber nicht so schnell aufgeben.

Die Geschichte eines gemeinsamen Lebens kann nicht einfach abgetan und ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
Aber das Neue Leben wird irgendwann angenommen, auch wenn der geliebteMensch noch an allen Ecken und Enden fehlt.

Ich hoffe das die Zeit - das Gefühl der Trauer und des Verlustes erträglicher macht - und ich mich zunehmend der Zukunft zuwenden kann.

Für meinen lieben Mann:
Keiner wird gefragt wann es ihm recht ist, Abschied zu nehmen
von Menschen, von Gewohnheiten, von sich selbst.
Irgendwann plötzlich heißt es,
damit umzugehen, ihn auszuhalten, ihn anzunehmen
diesen Abschied, diesen Schmerz des Sterbens,
dieses Zusammenbrechen, um neu aufzubrechen.

(Anonym)

Euch einen schönen Sonntagnachmittag!

Liebe Grüße

Jutta
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  #63  
Alt 22.09.2014, 20:39
djkprinz djkprinz ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta,

ich habe meinem Mann Thomas mal angedeutet, dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann und will. In diesem Zusammenhang habe ich mal angedeutet, dass ich mit ihm gehen könnte. Aber das war es nicht, was du meintest oder?

Derzeit fühle ich mich einfach schlecht, ich weiß nicht, was mit mir los ist, ich bin nicht Fisch nicht Fleisch. Irgendwie habe ich die Trauer zur Seite geschoben und habe ein schlechtes Gewissen.

Gestern abend wollte ich den Schrank der Caritas leerräumen (Medikamente, Hilfsmittel etc.). Als ich die Utensilien heraus nehmen wollte, bekam ich sowas von Herzklopfen. Mir war ganz komisch. Ich hab die Sachen dann schnell wieder weg gelegt.

Komische Trauer oder?

Ich habe am Mittwoch einen Termin zur Psychotherapie vereinbart. Mal sehen.

LG Heike
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  #64  
Alt 22.09.2014, 22:46
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Heike,

ich habe deinen Beitrag gerade gelesen, danke dafür!

Die letzte Woche im Krankenhaus als es meinem Mann so schlecht ging und die nächsten Wochen nach der Beerdigung fühlte ich mich so in etwa wie du es beschreibst. Ich stand irgendwie unter Schock, musste seinen Tod hinnehmen, in den Unterlagen herumwühlen, seinen Wagen verkaufen, das Aquarium wegschaffen und vieles mehr. Das war sehr schwierig und schmerzhaft für mich, alle Dinge die ihm wertvoll und wichtig waren wurden weggegeben, denn der Tod kam überraschend schnell....

Jetzt gut sechs Wochen nach diesen Ereignissen komme ich langsam zur Besinnung und mein Mann fehlt mir mehr als je zuvor.

Ich habe zwar noch unseren Hund, aber deswegen stehe ich auch ein wenig unter Druck. Wenn ich ausfiel, wäre niemand da der sich um ihn kümmern könnte, eine blöde Situation - denn ich bin in allen Lebenslagen nun auf mich allein gestellt. Deshalb bin ich für jede Hilfe die ich bekommen kann dankbar.
Jeder einzelne ist in einer besonderen Situation.
Du hast deine Kinder die dich vielleicht ab und zu noch brauchen. Ihr könnt vermutlich unterstützend für einander da sein. Der Arbeitsalltag beginnt bald für dich, auch da gibt es einen Wiedereinstieg.

Gut möglich das dir diese Lebensperspektive schon jetzt mehr Sicherheit gibt und der Neuanfang dadurch leichter fällt. Ich würde es dir wünschen....

Eine Psychotherapie mache ich auch schon eine ganze Weile, war heute gerade wieder bei meiner Therapeutin.
Es war ein aufbauendes Gespräch. Sie bemüht sich sehr mir hilfreich zur Seite zu stehen.
Wir werden die unterschiedlichen Phasen des Abschieds und der Trauer besprechen und ich will versuchen nach und nach das unbegreifliche zu verstehen.

Für dein Gespräch mit der Psychologin wünsche ich dir einen guten Einstieg.

Liebe Grüße

Jutta

PS: Zu deiner Frage nach dem mitgehen des Partners in den Tod. Ja, so ähnlich wie du habe ich es auch formuliert. Das war das erste was ich meiner Hausärztin mitteilte, nachdem wir die niederschmetternde Diagnose hörten. Ich sagte: " Ich kann mir ein Leben ohne meinen Mann nicht vorstellen." Und sie meinte daraufhin, - mir ginge es ja seelisch schlechter als ihm, - was ich nicht glauben konnte.

Geändert von Yogi 12 (22.09.2014 um 23:00 Uhr)
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  #65  
Alt 24.09.2014, 10:22
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo ihr Lieben!

Das Ende des gemeinsamen Lebens und Erlebens mit seinen Höhen und Tiefen, können nur diejenigen ermessen, deren Partnerschaft durch den Tod beendet wurde.

Wo bisher immer jemand war, der zuhörte, lachte, stritt und liebte, herrscht nun Stille und Leere.
Ich bin jetzt auf mich allein angewiesen und muss mich in diesem neuen Leben zurechtfinden.
Manchmal träume ich von Ingo, fahr von Bahnhof zu Bahnhof, irre herum und kann ihn nicht finden. Es fehlt der ruhende Pol und die Schulter zum anlehnen.

Bei jüngeren Paaren mit Kindern ist die Herausforderung in der ersten Zeit zwar mächtig groß, gerade diese Provokation kann aber in der Situation des Verlustes dem Leben einen Sinn geben...

Ich ziehe mich in mein Inneres zurück, die Suche und Sehnsucht nach meinem Mann ist noch zu groß.
Wie lange diese Phase dauert weiß ich nicht.
Die Akzeptanz das es so ist wie es ist braucht Zeit.

Allen hier einen schönen Tag....

Liebe Grüße

Jutta
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  #66  
Alt 24.09.2014, 18:52
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,
ich glaube, wenn man Kinder hätte wäre es anders, aber nicht leichter. Man hätte eine Lebensaufgabe, denn wer könnte schon seine Kinder in einer solchen Situation allein lassen. Aber das kann auch eine sehr große Belastung sein. Als Alleinstehende müssen wir unsere Aufgaben und unseren Lebenswillen selber finden. Je älter man wird, um so mehr Lebensaufgabe hat man entweder bewältigt oder aber, es ist dafür zu spät. Ein extremes Beispiel ist das Pflegeheim. In einer empirischen Untersuchung hat man festgestellt, dass 47 % im ersten Jahr sterben. Nun kann man sagen, die waren alle sehr krank. Wer so krank ist, würde auch außerhalb des Pflegeheims sterben. Um das zu prüfen, haben die Forscher eine Kontrollgruppe gebildet mit Menschen, die nicht im Pflegeheim leben. Die Sterblichkeit im Pflegeheim war noch doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe. Wenn man dort ist, ist man an der Endstation, danach kommt nur noch der Tod. Wir sind noch nicht so weit. Wir können uns zurückziehen, später aber auch in die Welt zurückkehren. Ich merke, dass ich noch nicht ganz zurück bin. Aber es ist möglich
Liebe Grüße
Hermann
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  #67  
Alt 24.09.2014, 22:27
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Lieber Hermann, liebe Jutta,

Zitat Hermann:

.... Wir sind noch nicht so weit. Wir können uns zurückziehen, später aber auch in die Welt zurückkehren. Ich merke, dass ich noch nicht ganz zurück bin. Aber es ist möglich
Liebe Grüße
Hermann

DANKE Hermann, ich freu mich diese Zeilen zu lesen und kann sie nur beamen.

Ich kann so vieles nachempfinden in diesem thread, habe selbst die Tiefen durchlebt ohne Gewissheit das es jemals anders werden könnte, hab gekämpft und kapituliert, wieder aufgestanden, gestrauchelt..wieder und wieder, meine Nischen gesucht aus denen ICH Kraft gewinnen konnte, fernab aller Vorstellungen der Wohlmeinenden .. und ja, zurück bin ich noch nicht, aber ich spüre tief in meinem Inneren das es möglich sein wird, das ich die Umwelt wieder wahrnehme, mich zurück an banalen Dingen freuen kann, das die Umwelt wieder Farbe trägt und diese Farbe mich innerlich berührt und mich hoffen lässt das die Welt um mich herum wieder erlebnisreich bunt werden kann

Die Trauer ist immer da, aber aus dem Schwarz wurde ein Anthrazit, ein nebliges Grau... und nun scheint manchmal das Sonnenlicht durch und tut einfach nur gut.

Ich bin dankbar für jeden ins Herz treffenden Lichtstrahl und den wünsch ich dir und Jutta immer öfter.

Nehmnt euch Zeit, eure Zeit und bleibt offen für das, was geschieht ohne etwas zu wollen.

Lieben Gruss

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #68  
Alt 25.09.2014, 18:26
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Zusammen!

Danke Sjarissa und Hermann, ihr habt auf eine einfache Art sehr richtige Dinge
zu sagen, die mich den ganzen Tag begleitet haben.

Ich muss durch das Leid hindurch um wieder ans Licht zu kommen.

Meine Mutter war eineinhalb Jahre vor ihrem Tod in einem Pflegeheim und wir mussten mit vielen belastenden Situationen zurecht kommen.
Da sie in Bochum lebte und durch ihre Demenz seit Jahren von einem Berufsbetreuer begleitet wurde und sich von ihm nicht lösen wollte, gab es für meine Schwester und mich viel Stress mit dem Pflegepersonal in einem städtischen Dortmunder Altenheim.
Es wurde bei den vielen Versäumnissen in der Pflege und im seelisch/geistigen Bereich gerne höhnisch darauf aufmerksam gemacht, dass wir als ihre Töchter nichts zu melden hatten. Mutter konnte sich nicht verständlich machen und der Betreuer war selten vor Ort und wenn, suchte er nie das Gespräch mit uns.

Beim Übergang von zu Hause ins Heim verweigerte sie die Nahrungsaufnahme, trank auch nicht mehr und - wollte damit zeigen dass sie sterben will.-
Erst als sie merkte das wir sie regelmäßig besuchten besserte sich ihr Zustand.
Der lieblose Umgang in diesem Altenheim gerade für Bewohner und Bewohnerinnen für die alles - Schall und Rauch war - ( wie eine Pflegerin es ausdrückte ) blieb bis zuletzt ein großes Problem.
Von Menschenwürde konnte zu keine Zeit die Rede sein. Auch mein Mann war häufig bei den Besuchen ( meist am Wochenende ) dabei.
Die sichtbaren Mängel und die Missachtung der "Alten" haben ihn so stark beeindruckt, dass er sogar mehrmals während seiner Krankheit bemerkte, das ihm so ein verwirrtes hilfloses Leben nun erspart bleiben würde..
Mutter starb ein halbes Jahr vor ihm, - sie ist friedlich eingeschlafen....

Beide liegen fünf Schritte voneinander entfernt im selben Urnengrabfeld.
Sie wurde zweiundachtzig, er durfte nur sechsundfünfzig Jahre alt werden.

Ich bedanke mich für euer Interesse und wünsche noch einen schönen Abend.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (25.09.2014 um 18:31 Uhr)
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  #69  
Alt 27.09.2014, 21:47
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Zusammen,

vielleicht habe ich verstanden das der Verlust unwiederbringlich ist.
Manchmal können Menschen die mich kennen vermutlich den Eindruck haben meine Trauer um meinen Mann sei am Abklingen, ich hätte seinen Tod verwunden.

Nein, sie irren in gewisser Weise ist die Trauer sogar tiefer geworden.
Wer das nicht erlebt hat wird es wohl kaum nachvollziehen können.

Vielleicht werden wir später im Jenseits die Möglichkeit haben einander zu begegnen... Nur wäre dann alles noch so wie hier auf Erden, würde ich ihn wieder erkennen?
Wäre es so wie vor der Geburt das es das "Nichts" gibt das uns verschlungen hat, ist es auch recht.
Wir versuchen Erklärungen zu finden, denn der Tod ist eine Grundtatsache, die unser Leben erschüttert wie kaum ein anderes Ereignis im Leben.
Hauptsache es gibt eine annehmbare Antwort auf diese letzten Fragen.....

Wie denkt ihr darüber?

Heute bin ich von Nachbarn gefragt worden wie es mir geht und ich habe mit "nicht so gut" geantwortet. Ich glaub mein Gegenüber hat es nicht einmal wahrgenommen.
Es wiederholt sich, aber ich möchte keine Halbwahrheiten von mir geben, lieber würde ich dann gar nichts sagen.

Liebe Grüße

Jutta
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  #70  
Alt 28.09.2014, 01:32
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,

ich glaube daran, dass wir uns wiedersehen und uns auch erkennen. Wie es sein wird, weiß niemand. Wie es sein könnte, darüber mache ich mir keine großen Gedanken mehr.

In den 6 1/2 Jahren habe ich genau vier mal von meiner Frau geträumt. Den letzten Traum erst vor ein paar Tagen. Jedes mal ging es um das Wiedersehen auf der anderen Seite. Ihre Reaktion im Traum war alles zwischen kalt/abweisend bis bestenfalls freundlich/reserviert. Willkommen war ich nicht. Vielleicht auch noch nicht?

Die Frage nach der anderen Seite steht für mich auf gleicher Höhe wie die vielen Warums. Es gibt darauf keine endgültige Antwort. Nicht auf dieser Seite der Linie. Es tut mir nicht mehr weh, keine solchen Antworten zu haben. Für mich gibt es nur eine Antwort auf die Frage, wie es sein wird: "Es gibt keine Antwort." Damit kann ich sehr gut leben.

Das sind meine ganz persönlichen Gedanken dazu.

Jeder hat seine eigenen und das soll auch so sein.


Liebe Grüße,

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #71  
Alt 28.09.2014, 18:43
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Zusammen, hallo Helmut,


Danke für die Antwort.

Es ist eigentlich schade, das in dem geschilderten Traum von deiner Frau im Jenseits - sie dir eher freundlich/reserviert oder kühl und abweisend erscheint.-

Meine Vorstellung aus der anderen Welt klingt vielleicht etwas naiv aber es wäre schön dort angenehme Bilder und Eindrücke zu erfahren.
Wenn wir uns auf einer anderen Seinsebene wiedersehen sollten, möchte ich meinem Mann für immer nahe sein und meine Liebe zu ihm stark spüren.
Ich weiß das es Fantasien sind aber ich fühle mich gerade sehr wohl bei dieser Vorstellung.

Ein anderes Thema ist die Einsamkeit.
Ich spüre dieses Alleinsein wie eine dunkle Wolke die mich einhüllt.
Manchmal bilde ich mir ein, andere Frauen in Begleitung ihrer Männer fahren zusammen ins Grüne, gehen zusammen durch die Straßen, schauen mich an und spüren das ich alleine bin..... Sie hat ihren Mann verloren, wir haben unsere Männer noch....
Trauer isoliert eben, das bilde ich mir nicht ein.
Trotzdem möchte ich durch die Trennung nicht zerbrechen und irgendwann wird sich Dankbarkeit in die Traurigkeit mischen.....


Liebe Grüße

Jutta
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  #72  
Alt 30.09.2014, 09:36
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo zusammen,

Durch die Trauer bin ich am wenigsten im Hier und Jetzt, denn ich lebe nun alleine und muss mir meine Zukunft ohne meinen Mann vorstellen.

Es ist wahr, Witwen kann man kaum eine Freude machen.
Manchmal bin ich beleidigt wenn ich keine Einladung bekomme, weil sie mir halbherzig vorkommt - wenn ich eingeladen werde sage ich am liebsten ab. -

Jede andere Witwe/Witwer versteht diesen Zwiespalt warum verstehen ihn nur die anderen nicht?
Die Unterhaltung mit andern gelingt eben nicht immer.
Berufstätige sind zumindest tagsüber abgelenkt. Abends und an den Wochenenden empfinden jedoch viele die gleiche gähnende Leere wie ich sie fühle.

Jetzt mach ich mich gleich auf den Weg ins Sportstudio.
Hier strenge ich mich so an, dass in dieser Zeit meist die grübelnden Gedanken an meinen Mann und die Zukunft - ohne ihn, mit ihren verlorenen Chancen - ein wenig zur Ruhe kommen.

Liebe Grüße

Jutta
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  #73  
Alt 30.09.2014, 12:19
Nicerl Nicerl ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta!

Nachwievor lese ich hier in deinem Thread mit!
Die Zeit des Trauerns die du nun mit allen Fassetten erlebst ist sehr schwer.
Es gibt kein Richtig und kein Falsch!

Jeder muss für sich seinen individuellen Weg finden.
Ich glaube von fachlicher Seite aus gibt es sogenannte Stationen die von allen Trauernden, Hinterbliebenen durchlaufen werden müssen, nur jeder macht das in seinen eigenem Tempo.

Es ist schön, daß du zumindest ein Ventil im Sport gefunden hast. Das ist unheimlich viel wert. Sei froh, auch wenn dir das vielleicht komisch vorkommen mag, daß du das machen kannst.
Unsere Gesundheit ist von unschätzbarem Wert, ich bin mir im Klaren, daß dir das bewusst ist.
Meine ist derzeit dermaßen desolat, daß ich froh bin, wenn ich meinen Alltag geregelt kriege.
Alles scheint ein "Zeitlimit" zu haben, Trauer, Krankheitsprozesse, Diagnosenfindung.... wir dürfen uns davon nicht beirren lassen!

Dies schreibe ich dir nur deshalb, weil du in deinem heutigen Beitrag schreibst, daß die meisten Menschen nicht mit deiner Trauer umzugehen wissen.
Das ist mit Krankheit häufig auch so. Viele soziale Kontakte gehen verloren.
Der Mensch neigt glaub ich dazu selten über seinen eigenen Tellerrand zu sehen, von viel zu vielen Dingen des Alltags sind wir gefangen genommen.

Wir sind es gewohnt zu "funktionieren", so wird es uns von allen Seiten vorgelebt.
Wenn wir das nicht tun oder können/wollen, degradieren wir uns zu Aussenseitern.
Das einzig Gute daran scheint zu sein, daß man sich mit sich selbst mehr auseinandersetzen muss, ob mn nun will oder nicht.
Dies bringt einem manchmal Erkenntnisse die ganz hilfreich sein können.

Kaum einer von uns hat es gelernt mit dem Tod umzugehen, er ist und bleibt ein Tabuthema!
Leider war ich in meinen Beruf auch nicht immer gefeit davor;
Das Einzig positive daran ist, daß man besser über ihn sprechen kann, daß man weiss er gehört zu unser aller Leben dazu.
Unheilbar krank zu sein kommt mir eher wie eine Bestie vor, sie lauert und keiner weiß wann sie zuschlägt;
Aber es gibt sie ja die Hoffnung, auf Lebensverlängerung, gemeinsame Zeit....

Liebe Jutta, auch wenn ich deinen Schmerz nicht nachempfinden kann fühl ich mir trotzdem verbunden.
Du wirst deinen Weg finden und gehen, da bin ich mir ganz sicher.
Sei gnädig mit dir, verlang dir nicht zuviel ab, du stellst die Regeln auf!

Alles Liebe Nicerl

P.S. Meiner Mama gehts nachwievor den Umständen entsprechend gut, auch wenn die Entzündungen nicht rückläufig sind und sie einen Teil ihrer prachtvollen Haare einbüßen muss.
Ich bewundere sie für ihre positive Einstellung in einem aussichtslosen Kampf den sie als Geschenk sehen kann! Hut ab!
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  #74  
Alt 30.09.2014, 14:15
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Es ist eigentlich schade, das in dem geschilderten Traum von deiner Frau im Jenseits - sie dir eher freundlich/reserviert oder kühl und abweisend erscheint.-
Nein, mach dir da keine Gedanken. Natürlich war ich am Anfang schockiert, doch ich habe verstanden, was diese Träume für mich bedeuten. Es ist gut so. Absolut.
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Ich weiß das es Fantasien sind aber ich fühle mich gerade sehr wohl bei dieser Vorstellung.
Das ist gut so. Vielleicht denkst du später mal anders. Doch warum schon jetzt? Du brauchst deinen Mann noch, um dich (zumindest in Gedanken) an ihn anlehnen zu können.
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Trauer isoliert eben, das bilde ich mir nicht ein.
Stimmt. Das ist keine Einbildung. Wie schon oft geschrieben, ist es möglich, diese Isolierung von innen heraus zu durchbrechen. Nicht nur die Anderen sollten auf uns zugehen, sondern auch wir auf sie.
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Trotzdem möchte ich durch die Trennung nicht zerbrechen und irgendwann wird sich Dankbarkeit in die Traurigkeit mischen.....
Gib diese Hoffnung nicht auf. Du bist auf dem besten Weg dahin.

In einem muss ich dir widersprechen. Auch Witwen kann man eine Freude machen. Indem man sie nämlich nicht ausgrenzt. Ich weiß, wie schwierig es ist, als fünftes Rad am Wagen in einer Runde zu sitzen. Schwer, doch es geht. Mit der Zeit immer besser.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #75  
Alt 30.09.2014, 17:22
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Hallo Nicerl und Helmut!

Vielen Dank für eure Beiträge, war sehr erfreut darüber.

Nicerl: Es ist natürlich so, dass viele Menschen mit den schwierigen, leidvollen Aufgaben die das Leben uns stellt nicht viel anfangen können oder wollen. Sie denken es ist früh genug wenn es so weit ist und haben noch unendlich viel Zeit bis dahin. Ich möchte aber so fair sein und zugeben das auch ich mich - vor der eigenen Erfahrung mit dem Verlust - nicht allzu oft damit befasst habe.
Ich habe mehrere Biographien über Krankheit und Tod gelesen, aber was ich nicht selbst erlebt habe kann ich - auch wenn es mich sehr berührt - nicht wirklich nach empfinden, es betrifft ja die anderen, ich höre oder lese davon und kann es bald wieder verdrängen.....

Ja, ich glaube auch das Einsamkeit wenn sie nicht übertrieben lang ist eine heilsame Quelle sein kann und der Selbstfindung dient.

Dir geht es gesundheitlich momentan nicht gut, so dass du dich dadurch beeinträchtigt fühlst?
Ich hoffe das es vorübergehend ist und das es gelingt aus eigener Kraft wieder eine Balance zu finden.
Mit der Krebserkrankung deiner Mutter kommt sie selbst und auch du momentan ganz gut zurecht, wie ich in deinem Thema gelesen habe.
Die Nebenwirkungen (meist Entzündungen) sind zwar unangenehm, aber sie hat trotzdem noch eine gewisse Lebensqualität damit.
Ich kann nur bestätigen dass Nebenwirkungen vermutlich besser sind als wenn kaum etwas davon zu spüren ist.
Bei meinem Mann hat die letzte Chemo nicht mehr gewirkt. Der Krebs war zu aggressiv, Nebenwirkungen blieben aus....
Auch weiterhin wünsche ich euch von Herzen alles Gute.

Helmut: Danke für deinen Zuspruch.
Momentan bin ich ungenießbar, stehe mir selbst im Weg und habe nur ein geringes Selbstvertrauen.
Nichts ist recht oder kann mir recht gemacht werden.
Ich stelle manchmal alles in Frage, den Besuch meiner Schwester, (Pflichtbesuch) das Gespräch mit der Therapeutin (die ja geerdet ist, was sie auch sein muss) und die ein sinnerfülltes Leben führt in dem es wohl kaum Trauer und Verlust gab, auch das Schreiben hier im Forum kommt mir manchmal sinnlos vor weil sich vieles wiederholt und ich nicht zu nervig sein will.
Es gibt halt schlechte und bessere Tage und ich muss mich in Geduld üben.

Genug gejammert, ich wünsche allen noch einen schönen Abend

Liebe Grüße

Jutta
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