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  #1  
Alt 26.12.2016, 02:48
Hubi1981 Hubi1981 ist offline
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Standard Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo liebe Forengemeinde,

Ich bin hier bisher als stille Mitleserin unterwegs, weil mir bisher oft der Mut fehlte aktiv teilzunehmen. Ich habe vor den Mitgliedern dieses Forums den größten Respekt, deren Schilderungen oft sehr unter die Haut gehen und oftmals diverse Fragen in mir auslösen- was ein Mensch aushalten kann, was einen Mensch dazu bewegt das Leben trotzdem zu lieben, genießen und weiter aktiv zu gestalten. Mittlerweile kann ich mir diese Frage zum Teil selbst beantworten - weil man nur dieses eine Leben hat und es viel (nicht ausschliesslich) von einem selber abhängt was man daraus macht.
Kurz zu meiner Person, ich bin selber nicht Betroffene, sondern Angehörige. Mein langjähriger Partner bekam in der ersten Januarwoche 2016 die Diagnose Darmkrebs, eine umfangreiche OP und eine Chemotherapie folgte, im Sommer war diese abgeschlossen. Seither geht er regelmäßig zu den Nachsorgen. Hinzu kommt, dass es sich bei ihm um eine erbliche Form des Darmkrebs handelt, er hat also eine stark erhöhte Prädisposition für Krebserkrankungen.
Nun zu meinem Anliegen: eigentlich wollten wir 2016 versuchen eine Familie zu gründen. Dann kam die Geschichte dazwischen. Nun gewinnen wir vorsichtig + langsam Abstand zu allem und da steht auch die Frage im Raum, was soll aus unserem Kinderwunsch werden. Wir beide wollten immer Kinder haben und es fällt mir schwer mich davon zu verabschieden. Sicherlich, man kann auch ein erfülltes Leben ohne Kinder führen, aber ich bekomme das Thema nicht aus meinem Kopf. Und auch meinem Partner geht es ebenso. Was es mir aber unendlich schwer macht, ist die Gefahr, dass der Nachwuchs die Krankheit, also die Prädisposition, erben könnte. Man riskiert also wissentlich die Gesundheit der Kinder. Sind wir egoistisch wenn wir trotzdem versuchen eine Familie zu gründen, darf man Kindern so etwas "aussetzen"? Ich weiß dass mir niemand eine Antwort darauf geben kann, es geht mir aber darum verschiedene Sichtweisen auf dieses Thema zu sammeln. Ich möchte hier auch niemanden verletzen, verurteilen usw. Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Ich habe lange überlegt ob ich diese Diskussion hier im Forum starten soll, sicherlich auch aus Angst vor den möglichen Antworten, aber es nützt ja nichts, manche Dinge müssen diskutiert werden, auch wenn unangenehme Reaktionen möglich sind. Ich habe 2016 schon viele schlimme Momente erlebt und bin aus meinem bisher rosaroten Leben aufgewacht und trotzdem stehen wir im Moment zumindest wieder mit aufrechter Haltung im Leben - da sollte ich in der Lage sein auch mit Kritik umgehen zu können. Ich wünsche Euch, als Betroffene und Angehörige, und uns dass 2017 ein gutes Jahr wird.
Viele Grüsse,
Caro
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  #2  
Alt 26.12.2016, 06:58
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo Caro

Dass das jeder selbst wissen muss, brauche ich ja nicht zu erwähnen.

Ich jedenfalls stamme aus einer Krebsfamilie. Und weder der Tod meiner Mutter als ich gerade erst die Schule fertig hatte, noch meine eigene Krebs Diagnose dieses Jahr ändern etwas daran, dass ICH sage: Wieso sollte es besser sein nicht geboren zu werden?
"Gesundheit auf's Spiel setzen" klingt ja, als gäbe es für das Kind eine Alternative sicher gesund zu bleiben. Aber so ist es nicht. Das Kind wird entweder unvollkommen geboren (Wie doch alle Menschen unvollkommen sind) - oder gar nicht. Warum sollte "gar nicht" besser sein?
Meine Meinung.
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  #3  
Alt 26.12.2016, 13:08
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Tinele Tinele ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Mein Mann kommt aus einer "Krebsfamilie " . Oma , zwei Tanten sind schon tot , seine Mutter hatte schwer Krebs , darf sich aber einem recht guten Leben erfreuen
Bis er krank wurde , hab ich mir darüber nie Gedanken gemacht . Im Nachhinein muss ich sagen , unsere Kinder gäbe es trotzdem .
__________________
Mein Mohle - Diagnose von SPK Krebs am 3.6.2014

Seither ist nichts mehr , wie es vorher war .

Du weißt erst wie stark du bist , bis stark sein die einzige Option ist , die dir noch bleibt !
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  #4  
Alt 26.12.2016, 16:51
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo Hubi1981,

Zitat:
...deren Schilderungen oft sehr unter die Haut gehen und oftmals diverse Fragen in mir auslösen- was ein Mensch aushalten kann, was einen Mensch dazu bewegt das Leben trotzdem zu lieben, genießen und weiter aktiv zu gestalten. Mittlerweile kann ich mir diese Frage zum Teil selbst beantworten - weil man nur dieses eine Leben hat und es viel (nicht ausschliesslich) von einem selber abhängt was man daraus macht.
Auch bei der Abwägung, wie die Wunscherfüllung nach einem Kind "bewerkstelligt" werden könnte, geht es um eine realistische Einschätzung.

Zitat:
Wir beide wollten immer Kinder haben und es fällt mir schwer mich davon zu verabschieden. Sicherlich, man kann auch ein erfülltes Leben ohne Kinder führen, aber ich bekomme das Thema nicht aus meinem Kopf. Und auch meinem Partner geht es ebenso. Was es mir aber unendlich schwer macht, ist die Gefahr, dass der Nachwuchs die Krankheit, also die Prädisposition, erben könnte.
Ob bzgl. Krebs überhaupt etwas vererbt werden kann, ist bisher unklar.
Aus meiner Sicht ist es jedenfalls nicht hinreichend genug bewiesen, um das eigene Handeln von "Prädispositionen" abhängig zu machen.

Zitat:
Man riskiert also wissentlich die Gesundheit der Kinder. Sind wir egoistisch wenn wir trotzdem versuchen eine Familie zu gründen, darf man Kindern so etwas "aussetzen"? Ich weiß dass mir niemand eine Antwort darauf geben kann, es geht mir aber darum verschiedene Sichtweisen auf dieses Thema zu sammeln. Ich möchte hier auch niemanden verletzen, verurteilen usw. Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Wenn man sich Kinder "zulegt", riskiert man etwas ganz anderes:
a) daß sie vorzeitig - woran auch immer - sterben könnten.
b) daß man sich dann, falls sie an einem Krebs sterben sollten, fragen könnte, ob bzw. wodurch das hätte verhindert werden können.
c) daß man sich ( b) weitergedacht ) fragen könnte, ob man bei der "Zulegung" nicht evtl. einen Fehler gemacht hat.


Jüngst sprach meine Tochter mit mir über ihren Kinderwunsch, weil sie auch Kinder haben will. Das ist noch nicht aktuell, aber sie dachte darüber nach.
Unter den Prämissen:
Mütterliche Linie:
Opa: Darmkrebs. Operiert und geheilt.
Oma: Starb "krebsfrei" an Altersschwäche.
Mutter: Brustkrebs. Operiert und geheilt.
1. Tante: Nierenkrebs. In permanenter Behandlung. Bisher überlebt und mit gewissen Nebenwirkungen normal weiterlebend.
2. Tante: krebsfrei
Onkel: krebsfrei

Väterliche Linie:
Vorher kein Krebsfall bekannt.
Ich: Lymphdrüsenkrebs (bösartig). Standard-Therapie und geheilt.

Was ich ihr dann sagte, gebe ich gerne an Dich/Euch weiter.
Vielleicht kann es Euch ein wenig helfen.

Wenn Du ein Kind haben willst, sind die Möglichkeiten, Dir ein's zuzulegen recht beschränkt, weil man sich kein's, z.B. aus Lindenholz, "daherschnitzen" kann.
Wenn Du also von der Möglichkeit absiehst, eine befruchtete Eizelle von Dir zu einem Kind heranwachsen lassen zu wollen, bleibt nur noch eine Adoption übrig.

Sozusagen ein bereits "fertiges" Kind anzunehmen.
Funktioniert i.d.R. auch einwandfrei, weil das "Graugans-Verhalten" dabei "greift":
http://www.planet-wissen.de/natur/vo...aensen100.html

Der "Haken dabei" ist aber, daß dieses Kind zwei Dir völlig unbekannte Erbgüter hat.
Und dann nimm mal an, daß mit diesem Kind irgendetwas ist, das Dir völlig fremd ist.
Muß gar kein Krebs sein.
Würden Dir dann nicht Zweifel kommen, ob die Adoptions-Entscheidung vielleicht falsch war?

Also mach Dein Kind besser mit einem Partner, den Du liebst, selber.
Ganz abgesehen vom "Zeugungs-Vergnügen" wißt ihr dann eher, was Sache ist.
Kann natürlich auch nicht davor "schützen", daß mit dem Kind irgendetwas ist.
Muß gar kein Krebs sein.
Dann können auch Zweifel kommen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, ein Kind zu adoptieren.

Kannst auch den Wunsch nach Kindern ersatzlos streichen.
Und Dich dann vielleicht irgendwann fragen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, doch Kinder zu haben.

Es hat wenig Sinn, sich im Leben an etwas zu orientieren, was vielleicht kommen könnte.
Jeder muß wissen, was er will.
Und das dann auch konsequent tun. Incl. den Folgen des eigenen Handelns.

"Schenkt" man Kindern das Leben, beinhaltet das auch, daß in ihrem Leben irgendetwas "schief" gehen kann.
Muß gar kein Krebs sein.
Wenn man nicht bereit dazu ist, das mit den Kindern "mittragen" zu wollen, legt man sich am besten gar keine zu.

Zitat:
Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Ja, genau so ist es.
Wie geht es Deinem Mann?
Krebs plattgemacht?
Wünsche Euch alles Gute für 2017.


Liebe Grüße
lotol
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #5  
Alt 28.12.2016, 00:41
Skayy Skayy ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Also ich hatte schon 1x Darmturmor und 3x Karzinom der Haut. Ich habe HNPCC und das Muir Torre Syndrom. Mein Sohn war bei der ersten Erkrankung (Darm) 1 Jahr. Meine Eltern sind auch beide an Krebs verstorben. Ich habe es überlebt und mein Sohn ist jetzt 6 Jahre alt. Ich hätte gerne noch ein Kind, möchte diese durchlebten Ängste aber nicht (m)einem Kind "mutwillig" zumuten. Daher habe ich mich entschieden, kein 2. Kind in die Welt zu setzen.

V.G., Skayy
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  #6  
Alt 08.02.2017, 11:19
Hubi1981 Hubi1981 ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo,

erst mal lieben Dank für die Antworten und sorry für meine späte Rückmeldung. Januar war der Monat der Kontrolluntersuchungen, sowohl Nachsorge als auch Vorsorge, zog sich insgesamt 3 Wochen hin bis zum Gespräch mit dem Onkologen. Dann aber Entwarnung. Diese Zeit der Ungewissheit ist für mich immer eine kleine Herausforderung, wo ich nicht links und rechts schaue, sondern mich im Alltag einlulle. Ich weiß, dass wir dankbar sein müssen wenn die Ärzte alles supergenau nehmen und lieber einmal zu viel, als zu wenig kritisch überprüfen - trotzdem kostet es Kraft die Wartezeit auf die finalen Ergebnisse zu überbrücken.
Ein Jahr nach der Diagnose ist jetzt rum, die Therapie wurde vor 7 Monaten abgeschlossen, da die Erkrankung doch schon weit fortgeschritten war. Prognose haben wir keine bekommen, aber das ist ja auch nicht verwunderlich – schließlich kann keiner in die Zukunft schauen.
Meinem Partner geht es soweit gut, er hat wenige Einschränkungen zurückbehalten und selbst hier haben wir Hoffnung, dass es immer noch ein wenig besser wird. Und wenn nicht, dann besser damit als gar nicht leben. Mein Liebster nimmt das neue Leben deutlich besser an als ich. Aber vielleicht brauche ich einfach mehr Zeit.
Bezüglich meiner eigentlich hier ins Forum gestellten Frage zum Kinderwunsch. Ich stimme zu, dass man zum Thema Vererbung von Krebserkrankungen bzw. genauer formuliert die Vererbung einer erhöhten Prädisposition wohl noch am Anfang steht. Aber bei wenigen Darmtumorerkrankungen (HNPCC) und auch bei einigen Brustkrebserkrankungen hat man schon Gene identifiziert, bei denen bestimmte Mutationen die Prädisposition an Tumoren zu erkranken deutlich erhöht im Vergleich zu nicht-Mutationsträgern. Das heißt nicht zwangsläufig, dass der Merkmalsträger zu 100% erkranken wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.
Und das bei der Entstehung eines neuen Lebens viel schiefgehen kann weiß ich, aber so was kann man immer irgendwie verdrängen –weil das jeden betrifft. HNPCC wird jedoch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% vererbt, und dass kommt zu allen anderen Möglichkeiten oben drauf. Es ist also eine bewußt von mir getroffene Entscheidung dies zu riskieren. Und es überfordert mich völlig – ich kann diese Frage nicht mit ja oder nein beantworten.
Liebe Grüße,
Caro
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  #7  
Alt 09.02.2017, 05:19
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Liebe Hubi1981,

Zitat:
Bezüglich meiner eigentlich hier ins Forum gestellten Frage zum Kinderwunsch. Ich stimme zu, dass man zum Thema Vererbung von Krebserkrankungen bzw. genauer formuliert die Vererbung einer erhöhten Prädisposition wohl noch am Anfang steht. Aber bei wenigen Darmtumorerkrankungen (HNPCC) und auch bei einigen Brustkrebserkrankungen hat man schon Gene identifiziert, bei denen bestimmte Mutationen die Prädisposition an Tumoren zu erkranken deutlich erhöht im Vergleich zu nicht-Mutationsträgern. Das heißt nicht zwangsläufig, dass der Merkmalsträger zu 100% erkranken wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.
Und das bei der Entstehung eines neuen Lebens viel schiefgehen kann weiß ich, aber so was kann man immer irgendwie verdrängen –weil das jeden betrifft. HNPCC wird jedoch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% vererbt, und dass kommt zu allen anderen Möglichkeiten oben drauf. Es ist also eine bewußt von mir getroffene Entscheidung dies zu riskieren. Und es überfordert mich völlig – ich kann diese Frage nicht mit ja oder nein beantworten.
Vielleicht kann es Dir ein wenig helfen, wenn Du mal annimmst, daß sich die überwiegende Anzahl von Menschen keinerlei Gedanken bei der Realisierung ihres Kinderwunsches darüber macht, ob ihre Kinder vielleicht an Krebs erkranken könnten.
Sie wollen Kinder haben und zeugen deshalb auch (mit Vergnügen) so viele, wie sie halt haben wollen.

Auch bei meiner Familie war das so:
Wir wollten zwei Kinder haben, und denen haben wir ihr Leben "geschenkt".
Als das größte (natürlich bedingte) Geschenk, das wir ihnen geben konnten.
Zum Zeitpunkt ihrer Zeugung war weder in der mütterlichen noch in der väterlichen Linie irgendetwas über Krebserkrankungen bekannt.
Welche Veranlassung hätten wir haben sollen, über evtl. mögliche Krebserkrankungen unserer Kinder auch nur im Mindesten nachzudenken?

In der mütterlichen Linie erkrankten erst viel später:
- der Vater meiner Frau an Darmkrebs (wurde operiert - Krebs plattgemacht)
- ihre Schwester an Nieren-Krebs (plattgemacht im Rahmen einer neuartigen Studie - sie lebt mit permanenter Unterdrückungstabletten-Zufuhr weiter)
- meine Frau an BK (plattgemacht durch OP + Chemotherapie (ohne AK - war in den 1980er Jahren noch unbekannt)

In der väterlichen Linie "erwischte" mich jüngst:
- ein Lymphomkrebs (NHL, bösartig) (plattgemacht mit Therapie (Standard-Chemo + AK))

Erst im Nachhinein las ich sehr viel über Lymphdrüsenkrebse sowie die Entstehung von Krebsen ganz generell.
Einerseits, um einschätzen zu können, was evtl. noch auf mich zukommt, viel mehr jedoch andererseits, um unseren Kindern Hinweise darauf geben zu können, wie sie sich in Zukunft angesichts der relativen Häufigkeit von familiären Krebserkrankungen tunlichst verhalten sollten.

Um es gleich vorweg zu nehmen:
Aus meiner Sicht liegt ein sehr großer Vorteil von in einer bereits von Krebs betroffenen Familie - auch einer evtl. durch gewollte Kinder "ausufernden" Familie - darin, daß in dieser Familie längst hinreichend genug bekannt ist, was an Kontroll-Maßnahmen zu tun ist.

Dieser Vorteil ist auch relativ hoch einzuschätzen; denn zweifellos "erwischt" ein Krebs die allermeisten von uns nicht nur unvorbereitet, sondern v.a. auch auf Grund von Fehleinschätzungen.
Lebenslang an etwas gewöhnt:
Naja, das wird schon wieder.
Man braucht sich ja nicht wegen jedem Dreck gleich untersuchen zu lassen.
Erst viel später erkennt man, daß solche Fehleinschätzungen tödlich sein können.
Oder umgekehrt - bei Kindern, die durch ihre Eltern "vorgewarnt" sind - bei richtigem Verhalten das Überleben (einigermaßen bzgl. Krebs) absichern können.


Ich verstehe Deine Besorgnis bzgl. Kinderwunsch.
Meine Kinder wollten/wollen auch Kinder haben.
Während meiner Therapie wurde unser erster Enkel (am Tag der kalten Sophie - kann man sich leicht merken - ist immer der 15. Mai. ) geboren.
Ist der erste "Sohn"-Enkel.

Unsere Tochter wird "unbeeindruckt" von familiären Krebserkrankungen ebenfalls bzgl. Enkeln "nachziehen".

Vielleicht fragst Du Dich, warum sie das tun wird?
Genau so, wie Du Dich fragst, ob es für Dich/Euch zu "riskieren" ist, ein Kind "in die Welt zu setzen".
Angesichts des vermeintlichen Krebs-Risikos.

Vermeintlich deshalb, weil es genau genommen keinerlei definitive Aussagen darüber gibt und auch gar nicht geben kann!

Gib doch mal in Deine Suchmaschine ein:
Ursache für Krebserkrankung.
Du wirst endlose Ergebnisse bekommen.
Möglichkeiten ohne Ende, aber absolut nichts Definitives.

(Sende mal lieber, weil etwas nicht mehr richtig funktioniert)...
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #8  
Alt 09.02.2017, 07:11
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

...Tut mir leid, muß momentan passen:
Etwas funktioniert nicht mehr richtig mit der Verlinkung.

Um es kurz zu machen:
Du kannst die Mendelschen Gesetze der Vererbung heranziehen.
Oder auch die humangenetischen.
Aber nichts davon kann Dir wirklich Aufschluß geben.

Denn dem entgegen steht eine ganz interessante Zahl:
Nämlich die von durchschnittlich 100 Billionen Zellen, die erwachsene Menschen haben.
Ich schreib das mal hin, damit die Größenordnungen evtl. verständlicher werden:
Verkürzt ist das 10^14.
Und ausgeschrieben:
100.000.000.000.000 Zellen in unseren Körpern.

Diese Zellen duplizieren sich in uns mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
Milliarden davon duplizieren sich aber permanent.

Genetische "Prädispositionen" sind aus meiner Sicht bestenfalls die "halbe Wahrheit".
Denn erheblich wahrscheinlicher dürften "Kopierfehler" bei der Zellen-Duplizierung sein ( bedingt wodurch auch immer ).
Der Grund-Voraussetzung dafür, daß wir überhaupt weiterleben können.

Ich weiß - all das vermag Dir/Euch nicht weiterhelfen zu können.
Genau so wenig wie der bekannte Ausspruch Karl Valentins:
"Mögen hätten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut".

Es ist Deine/Eure Entscheidung, was Ihr zu tun gedenkt.
Niemand kann Dir/Euch diese Entscheidung abnehmen.

Wie sich jemand bei einer (vermeintlichen) Chance von 50/50 % verhält, ist ausschließlich seine Sache.

Berücksichtigen sollte man dabei aber aus meiner Sicht auch die Relativität von allgemein "gängigen" Aussagen.
Z.B. der, daß Rauchen Krebs verursacht.
Wohlgemerkt zwingend.

Tatsächlich verhält es sich aber so, daß gerade mal 2% von Gewohnheits-Rauchern an Lungenkrebs erkranken.

Sofern jemand gewillt ist, tatsächlich Vergleichbares mit Vergleichbarem zu vergleichen, stellen sich u.U. ganz andere Ergebnisse ein, als solche, die gemeinhin "propagiert" werden.

Denk bitte einfach mal darüber nach.
Denke, es kann Dir helfen, um bzgl. Kinderwunsch die für Dich/Euch richtige Entscheidung treffen zu können.

Viel Mut dabei wünsche ich Dir/Euch.


Liebe Grüße
lotol
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  #9  
Alt 09.02.2017, 11:32
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo,

Zitat:
Oder umgekehrt - bei Kindern, die durch ihre Eltern "vorgewarnt" sind - bei richtigem Verhalten das Überleben (einigermaßen bzgl. Krebs) absichern können.
Das stimmt. So bescheuert es war, dass es mich erwischte, das Gute war, dass einige Leute aus meinem Umfeld umgehend zur Darmspiegelung gegangen sind. Auch meine Kinder, die beide Anfang 30 sind.

Die Chance, an irgendeinem Krebs zu erkranken, ist ohnehin hoch. Wobei der Schwerpunkt bei älteren Menschen liegt.

Es gibt eine Menge andere Erkrankungen, die vorher noch nicht in der Familie aufgetreten sind und das Kind trotzdem "erwischen" können. Wenn man alle Eventualitäten ausschließen möchte, kann man sich keine Kinder anschaffen.

Die Medizin macht Fortschritte. Vielleicht ist schon bald ein Screening möglich, bzw. die Behandlungsmöglichkeiten machten auch in den letzten Jahren große Fortschritte. Gerade Darmkrebs ist gut behandelbar, wenn er zeitig genug erkannt wird.

Safra
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  #10  
Alt 09.02.2017, 11:37
Kalif Kalif ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo lotol
2% der Gewohnheitsraucher erkranken an Lungenkrebs, schreibst du. Kann man das irgendwo nachlesen?


Und an Caro...
Solch eine Entscheidung ist immer eine Einzelfallentscheidung. Da kann niemand sagen, mach so oder so.
Ihr müsst euch als Paar einig sein, das ist die Hauptsache.
Grüße an euch beide
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  #11  
Alt 09.02.2017, 13:03
Clea Clea ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo,
ich habe einen fünfjährigen Sohn.
Mein Opa ist an Darmkrebs gestorben, meine Oma kam ins Krankenhaus,weil sie über Taubheitsgefühle in den Beinen klagte.
Sie bekam eine Lungenentzündung und war dann so schlecht, dass keine andere Diagnostik gemacht wurde. Letzten Endes weiß man es nicht.
Der Bruder meiner Mutter ist leider nach der Scheidung von seiner Frau abgestürzt, Suff, Zigaretten, Depression.
Letzten Endes landete erin einem Altenheim, mit kurz über 50, wo er sich ganz gut fing. Meine Mutter ging ihn besuchen und berichtete zum Schluss, er werde immer weniger. Eines Morgens war er tot. Man weiß es nicht...
Meine Mutter mit ihrem Lungenkrebs, naja, da gibt es wohl keine Vererblichkeit, aber sie hatte bereits in meiner Kindheit die Gebärmutter raus bekommen und später auch die Eierstöcke, ich weiß, es war ein Ca. in situ.

Was ich sagen will, alle sind nicht alt geworden.Aber es wäre für mich im Nachhinein kein Grund, ihn nicht in die Welt gesetzt zu haben.
Ich selbst ziehe jetzt insofern Konsequenzen, dass ich uns gesünder ernähre. Nicht um jeden Preis, aber ich erhöhe die Qualität der Speisen und den Gemüseanteil. Fleisch habenwir schon länger reduziert.
Aber ein zweites Kind würde ich gern haben, ungeachtet aller Umstände.
Das will nur meinMann nicht mehr. Daher bin ich zufrieden.
An derAngst vor Krebs würde ich das nicht festmachen.
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  #12  
Alt 10.02.2017, 19:42
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Liebe Hubi1981,

die Verlinkung funktioniert jetzt wieder.

Die Mendelschen Gesetze sind an sich ganz gut dazu geeignet, sich einen Anfangs-Überblick bzgl. Vererbung verschaffen zu können.
http://www.frustfrei-lernen.de/biolo...e-gesetze.html

Denn ob das nun Erbsen- oder Menschen-Zellen sind:
Im Prinzip laufen Vererbungen analog.

Und genau hier liegt aus meiner Sicht bereits ein gewisser "Haken" bei den sogen. "erblichen Prädispositionen".
Denn diese genetische "Vorprägung" kann zwar vorhanden sein, aber das sagt noch lange nichts darüber aus, ob sie auch tatsächlich wirksam werden wird.

Wenn Du in die Humangenetik gehen willst, suchst Du am besten unter familiären Risikogruppen nach.
Z.B. hier findest Du einen ersten Hinweis darauf, daß Darmkrebs-Vererbung zwar möglich ist, aber nur bei einem kleinen Teil von daran Erkrankten feststellbar war.
https://www.krebsinformationsdienst....kofaktoren.php

Dieser kleine Teil hängt damit zusammen, daß für die Vererbung erst dann eine erhöhte Wahrscheinlichkeit existiert, wenn Einschlußkriterien in eine Risikogruppe vorhanden sind.
Wenn Du Dir die Einschlußkriterien dann anschaust:
Da muß doch eine ganze Menge zusammenkommen, bis jemand zur Risikogruppe gehört.


Eigentlich liegt gleichzeitig dreierlei vor:
1) "programmierte" Genetik bei der Vereinigung von Ei- und Samenzelle
2) "Störfaktoren" bei der "Abspulung" des Programmes von 1)
Umwelteinflüsse, permanente Reizungen, Aufnahme radioaktiver Schadstoffe usw. usw.
Eine riesengroße "Latte", die wir andauernd "verkraften" müssen, weil wir uns dem gar nicht oder nur teilweise entziehen können.
Kann man alles unter "Gefahrstoffen" finden.
3) "Kopierfehler" bei unserer Zellen-Duplizierung.
Ein aus meiner Sicht rein zufälliger Fehler.

Was wollen wir nun bei 1) bis 3) wie bewerten?
Ich denke, Du wirst da keine schlüssige Entscheidungshilfe bzgl. Kinderwunsch finden können, weil viel zu viel völlig "im Nebel hängt".


Manchmal lohnt es sich auch, etwas über den "Tellerrand" hergebrachter Sichtweisen hinauszublicken, um sich Plausibilitäten erschließen zu können.
Damit will ich keineswegs sagen, daß die "herrschende Meinung", abgesichert durch Statistiken, zweifelhaft wäre.
Ganz im Gegenteil:
Denn immerhin verdanken wir der h.M. Therapien, die sich als erfolgreich herausgestellt haben.
Ganz abgesehen von den ständigen Fortschritten, die frühzeitige Krebs-Erkennung ermöglichen.

Was ich damit sagen will, ist, daß es auch noch andere ganz aufschlußreiche Sichtweisen gibt, die sich unter Krebs-Entstehung finden lassen.

@ Kalif:
Wo ich das mit den starken Rauchern (2 % von ihnen erkranken an Lungenkrebs) fand, schicke ich Dir per PN zu, weil die Verlinkung hier unzulässig ist.
Aus rein rechtlichen Gründen, damit für das Forum keine Rechtsstreitigkeiten entstehen können.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von lotol (10.02.2017 um 21:51 Uhr) Grund: Unzulässige Verlinkung durch andere ersetzt.
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Stichworte
darmkrebs, erbkrankheit, hnpcc, kinderwunsch


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