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  #1  
Alt 02.07.2008, 01:41
Benutzerbild von robert54
robert54 robert54 ist offline
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Standard darmkrebs notoperation

alle erdbeeren sind gegessen, nun ist kirschenzeit. ich stehe auf der leiter, die sonne scheint, ich spucke kirschkerne in die welt und meine gedanken wandern ein jahr zurück.

vor einem jahr im januar habe ich meine freundin kennengelernt.
gemeinsame erdbeerernte, wie haben wir uns darauf gefreut. plötzlich vertrage ich keine erdbeeren mehr, übelkeit, durchfall, magenschmerzen. in der kirschenernte das gleiche. also ernährung ein bischen umstellen, weniger essen, dann wird das schon, so glaubte ich. dass ich allmählich abnahm, fand ich ganz gut.

im juli wollte ich das hausdach erneuern, neue balken einziehen, alte verstärken und neu decken. die arbeit ging nicht wie gewohnt voran. immer wieder mal ein paar tage fieber, magenschmerzen und übelkeit.
wird wohl das noro-virus sein, da musst du jetzt durch, so dachte ich. und wie schon opa in seiner weisheit sagte, was von alleine kommt, geht auch wieder von alleine.
aber es ging nicht von alleine, nur immer schlechter. eine hälfte vom dach war abgedeckt, neue balken eingezogen, die alten verstärkt. eindecken konnte ich nicht mehr, ich war etwas, das ich nicht kannte, einfach richtig krank. erstmal eine plane gespannt und gewartet, dass es mir wieder besser geht.

ende august fing ich an, meine chipkarte zu suchen. die war einfach verschwunden. seit zwanzig jahren nicht mehr beim arzt gewesen. also krankenkassen angerufen und eine neue karte bestellt. einen arzt kannte ich, wir waren mal wohnungsnachbarn. termin vereinbart und mit letzter kraft dorthin geschleppt.

es ist nachmittag, donnerstag, der 6. september. der doc sieht mich, schlägt die hände über dem kopf zusammen -sag mal, wie siehst du denn aus-.
na ja, ich habe in 8 wochen 15 kilo abgenommen. mir gehts saudreckig und du musst mir irgendwie helfen, ich werde das verdammte virus nicht los.
-moment mal, schon 8 wochen?? pass auf, hier ist eine überweisung, du gehst heute noch ins krankenhaus, notaufnahme-

im krankenhaus war ich das letzte mal, als meine kinder geboren wurden. die sind jetzt erwachsen. die notaufnahme hab ich gefunden, kleines provinzkrankenhaus, zwei stunden rumgesessen und dann war ich endlich dran.

röntgen, ultraschall, hier ein bischen drücken und da ein bischen drücken, blutabnahme. am übergang vom dickdarm in den dünndarm sieht irgendwas nicht so gut aus, sagt das ultraschallbild. morgen machen wir computertomoirgendsowas und dann wissen wir mehr. ab auf die innere station.
da liege ich um mitternacht am tropf und denke, ich bin im falschen film.

am nächsten vormittag gibts ein kontrastmittel und nachmittag zur computertomo....grafie, ct, so heisst das also.

etwa 16 uhr geht die tür auf und ein arzt stellt sich mir als chirurg vor. so ein supersympathischer typ, anfang 40. die oberärztin von der inneren sei bei ihnen in der kaffepause gewesen, wollte meine ct-aufnahmen zeigen und seine meinung hören.

er sieht mich an und dann fallen worte wie ein hammer -ich habe an der stelle vom übergang dünndarm in den dickdarm einen stark ausgeprägten tumor-

doktor, tumor...heisst das krebs???

ja, und er muss so schnell wie möglich operiert werden. es ist freitag nachmittag, sie haben grad ein bischen zeit und könnten es sofort machen.
zuvor muss er mich über die risiken aufklären. jeweils 20 cm vor und nach dem tumor ein stück darm rausschneiden, tumor raus, zusammennähen und fertig. eventuell muss für einen längeren zeitraum ein künstlicher darmausgang gelegt werden. das kann nur während der op entschieden werden. danach paar tage auf die intensivstation. ich sei ja noch jung, sonst kerngesund, muss man nicht alles ganz dunkelschwarz sehen

ich unterschreibe das belehrungsformular und wünsche ihm viel glück für die operation. paar minuten später kommt eine schwester zum rasieren, das machen wir noch zusammen. alle klamotten einpacken, so ein komisches nachthemd angezogen, ein paar sms geschrieben, handy aus und ab zum op-saal.

dort erzählt mir jemand was vom sandmann, ich sehe an der wanduhr, dass es erst 17 uhr ist. gibt mir eine spritze und ab gehts.

als ich aufwache, ist es dunkel. ich blicke auf einen bildschirm, 22 uhr, viele bunte kurven...es läuft ein ganz schlechter film. über mir hängen 3 beutel am tropfständer, die schläuche führen zu meinem hals, da ist irgendwas festgemacht, wo die schläuche enden. überall um mich herum schläuche. ich habe durst und träume nachts von unmengen essen. ab und zu kommt eine schwester, aber im traum esse ich einfach weiter.

am morgen sehe ich, dass die intensivstation fast im keller liegt, kein himmel zu sehen, keine sonne. schade.
ich hebe die bettdecke, um nach meinem bauch zu sehen. nur ein 30 cm langes schmales pflaster, das sieht richtig gut aus. rechts kommt ein schlauch aus dem bauch und endet irgendwo, also doch ein künstlicher darmausgang, bullshit.

die schwestern frage ich nach trinken und meinem handy. es gibt eine tasse tee für den ganzen tag. in den sms schreibe ich was von noch leben, alles in ordnung, keine schmerzen, künstlicher darmausgang.

ich soll aufstehen und ein bischen rumlaufen. heimlich kann ich meine teetasse mit wasser auffüllen. nachmittags kommt mein mädel zu besuch, ich kann mich an dem schönen gesicht nicht sattsehen und freue mich riesig. immer wieder muss ich sie aufheitern, sie sieht so traurig aus. fragt mich nach meiner stufe vom krebs. sie weiss schon, dass es 4 stufen gibt. ich hab natürlich keine ahnung unbd sage, so wie ich mich fühle, wohl eine 2 minus. nach einer halben stunde bin ich kaputt vom reden und schlafe.

abends bettle ich nochmal um tee und bekomme nachschlag. die schwester stellt so ein glasdings neben mein bett, falls ich pullern muss. wenn ich stuhlgang spüre, soll ich klingeln.
schwesterchen, spürt man beim künstlichen darmausgang stuhlgang?? verständnislos guckt sie mich an, ich hebe die bettdecke und zeige auf den schlauch. da lacht sie und sagt, das wäre doch nur die drainage, damit wundsekret ablaufen kann. gleich gehts mir viel besser und ich bitte nochmal um mein handy
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Geändert von robert54 (10.10.2008 um 22:47 Uhr)
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  #2  
Alt 02.07.2008, 08:10
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Standard AW: darmkrebs notoperation

Guten Morgen Robert,
ja,das ist gut....schreibe hier deine Gedanken und Gefühle über diese Krankheit rein.
Mal schaun wie es bei deiner Krankheits-Geschichte hier weitergeht.

Du kannst auch,wenn du magst deine Lebensgeschichte in diesem Forum reinschreiben (unter).......
Öffentliche Tagebücher

Ich bin 50 Jahre jung......ich hatte im Sep.2003 die Diagnose Darmkrebs T4 mit Darmverschluß ins KH.Von 29 LK waren 15 befallen....N2....und im Okt.2003 Leber-Op ein -M2.

Alles Liebe für dich von Birgit

Geändert von Birgit4 (02.07.2008 um 10:03 Uhr)
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  #3  
Alt 02.07.2008, 09:40
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blueblue blueblue ist offline
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Standard AW: darmkrebs notoperation

Hallo robert,

schreib ein Buch über deine Erlebnisse. So schlimm wie es ist, du hast einen sehr gut lesbaren locker leichten Schreibstil.

Ich wünsche dir, dass du nun vor diesem Schalentier Ruhe hast.

blueblue

Wer nicht kämpft, hat schon verloren!
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  #4  
Alt 07.07.2008, 10:53
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robert54 robert54 ist offline
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Standard AW: darmkrebs notoperation

ist so schwierig einzuschlafen auf einer intensivstationsbettmatratze, ständig kommt so ein ichpumpmichjetztmalselberaufundmessdirdenblutdruck und nervt.

liege da und versuche mich an das gespräch mit dem doc vor der op zu erinnern.....bauchraum so weit wie möglich öffnen, andere organe anschaun, ob metastasen sichtbar sind.....wenn nötig, mit operieren.......

dreh mich auf die seite und schlafe endlich ein, bis das ichpumpmichjetztmalselberaufundmessdirdenblutdruck-dings mich weckt. manschette abgemacht und in die ecke gefeuert.
endlich ein anderes fernsehprogramm - eine kurve fehlt, aber dafür mit ton und statisten. das piepsen hat die schwester gerufen. das tut mir leid, aber ich kann sie überzeugen, das ichpumpmichjetztmalselberaufundmessdirdenblutdruck abzuschalten.

sonntag ist wie ein tag der offenen tür, mama, brüder, schwester, freunde. viel zu erzählen, am wenigsten über meine krankheit. das war angenehm.

mein mädel kann nicht kommen, sie will mit ihren freundinnen für mich beten. diese clique ist unglaublich. wenn sie beten, dann beten sie. und wenn sie tanzen, dann knisternde erotik.
meine religion ist anders. ich möchte die schöpfung nicht erklärt bekommen und mir den glauben nicht vorschreiben lassen. meine magischen plätze liegen auf den bergen, unter den sternen oder einfach nur in der hängematte unterm apfelbaum.
ist ihr egal, wie ich glaube, hat sie gesagt, hauptsache ich bin ein guter mensch.

tee bekomme ich, sooft ich möchte. kann nicht begreifen, wie gut es mir geht, der doc muss einen superjob gemacht haben.
abends stehe ich auf und suche auf dem flur vorsichtshalber eine toilette. gibts nicht, sagt die schwester, nur das töpfchen. hier ist eine intensivstation und alle kranken liegen bitte in ihren betten und wenn sie was brauchen, kommt eine schwester.
sie ist ganz lieb, zwinkert mich an und.....soll einen arzt fragen, ob ich auf chirurgiestation verlegt werden kann. nun bete ich doch, dass der stuhlgang ausbleibt.

montagfrüh gehts zur chirurgie. leeres dreibettzimmer, werde vor das fenster geschoben. bald kommen zwei andere leutz, die erst morgen operiert werden. sehe zum ersten mal diesen seltsamen blick, als ich erzähle, dass ich eine darmkrebs-op hatte.

nach einer halben stunde grummeln im bauch, ich greife nach dem tropfständer und ab auf die toilette. nun geht es schlag auf schlag. schon bei der zweiten session kommt mein nachthemd nicht schnell genug mit, von jetzt an das gerenne nackt. jungs, entschuldigt bitte...ach, das macht nix, du siehst aus wie christus mit dem kreuz...kein mitleid mehr, sie veräppeln mich. gut so.

tür auf, kommt eine schwester. -diätassistentin- steht auf ihrem schild. hallöchen, was möchten sie heute essen? mittags gibt es gemüseeintopf oder kassler. ich nehme zuerst gemüseeintopf und dann kassler, rufe ich.
sie schaut auf ihren zettel...ne ne, sie bekommen heute noch nichts zu essen. aber ich habe huuunger. sie hat bischen mitleid, verspricht mir, einen arzt zu fragen.

das essen kommt, meine leutz haben kassler bestellt. hmmm schmeckt das gut hmmm ist das lecker höre ich. ich bring euch um!!!! wenn ich wieder kraft habe, bringe ich euch um!!! unbeeindruckt schaufeln sie das gute essen in sich rein.
greife nach meinem tropfständer, wandertag.

nachmittag geht die tür auf, mein doc. mann bin ich froh, ihn zu sehen. -hallo, wie gehts?- gut gehts, danke nochmal für ihre arbeit, jetzt habe ich huuunger.
-schon stuhlgang gehabt?- doc, stuhlgang? das ist ein tornado, ein tsunami, das sind eruptionen, nicht nur stuhlgang. -schön, ich spreche mit der küche, eine milchsuppe zum abend- aberdocichessekeinemilchsuppe -ok, dann eine überraschung aus der küche-.

was war bei meiner op, haben sie noch mehr gefunden?? -morgen sind ihre befunde fertig, dann reden wir über alles-

blick aus dem fenster, ich schiebe die gardinen zur seite. gegenüber ein krankenhausflügel, rotbuche, ahorn, ein stück himmel, regen.

abends endlich ein essentablett für mich, jippiiii....pürierter gemüseeintopf und früchtetraum von e-plus.

wünsche meiner liebsten eine gute nacht. blick aus dem fenster. wolken.
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Geändert von robert54 (10.10.2008 um 22:50 Uhr)
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  #5  
Alt 16.07.2008, 18:56
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robert54 robert54 ist offline
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Standard AW: darmkrebs notoperation

regenwetter ist sauwetter, ist schreibwetter............

dienstag kann ich kaum erwarten. zum frühstück wieder pürierten gemüseeintopf, der sieht aus wie mein durchfall, schiesst mir durch den kopf und schon ist er weg.

die diätassistentin flehe ich an, bitte, bettle, bezirze, aber kein hühnchen und auch keinen gulasch für mich.
meine leutz werden nacheinander zur op vorbereitet und dann sind sie dran. kann sein, dass vormittags die wiederholung frauenfussball-wm läuft, diese kurven sind interessanter als die vom ichpumpmich...

tür geht auf und mein doc. hat ein paar blatt papier in der hand, begrüsst mich und legt das papier auf den nachttisch. rein zufällig klingelt sein piepser -tschuldigung, muss kurz nochmal weg-

soll ich oder soll ich nicht? natürlich rein zufällig greife ich danach und beginne zu lesen, was von einem drohenden darmverschluss verstehe ich, bei der tumorgrösse stelle ich mir einen tennisball vor, dann lese ich ein grosses T und eine 4, irgendwelche M und N und so. lymphknotenmetastasen haben sie 5 eingesammelt, leber und andere innere organe keine zeichen von metastasierung.

hört sich nicht grad gut an, sage ich zum doc, als er wieder zurück kommt. offensichtlich ist er erleichtert, dass ich schon gelesen habe. der trick hat funktioniert. -nein, ist wirklich nicht so gut, ich wünschte, wir hätten was positiveres für sie. der tumor war gross und ausgeprägt, darmwand war durchdrungen und in bauchdecke eingewachsen oder so ähnlich-.

und, kriegen wir das wieder hin, kann ich damit wieder gesund werden? -wissen sie, als mediziner sprechen wir in diesem stadium nicht mehr davon, dass sie wieder gesund werden. wir können aber alles dafür tun, dass der rest des lebens so komplikationslos wie möglich............-

dooooc, das kann doch nicht sein, ich war doch immer der felsen, die eiche, an mir hängen doch alle und fragen: kannst du nicht mal? sag mal, wie geht das? ach biiiitte, mach mal. hab selbst überhaupt keine lust auf bitten und hilflosigkeit.

-es ist nicht nur eine sache der medizin. wie sie damit umgehen, ist genauso wichtig wie unsere massnahmen.
zunächst würde ich mich um einen termin beim onkologen kümmern wegen eines termins für die chemotherapie, wenn sie einverstanden sind. dann würden wir ihnen ende des monats einen port legen, so ein dings unterm schlüsselbein unter die haut verpflanzen. ist besser für die chemo.-

chemo geht bestimmt an die substanz, wie kann ich mich vorbereiten, wann kriege ich richtiges essen, kann ich dann ins solarium, damit keiner sieht, wie sch... es mir während der chemo geht, wann kann ich wieder sport machen? viele fragen

-jetzt schaun wir erstmal nach ihrer narbe-

mmmmoment mal, kkkomme gleich wieder.....stolz präsentiere ich ihm mein neues geblümtes nachthemd, greife meinen tropfständer und wusch.... zur dritten morgenandacht. donnergrollen, eruptionen und erleichtert biege ich irgendwann wieder um die ecke.

-na, ihnen gehts wirklich schon blendend, schmunzelt er-

die narbe ist riesig und schick zusammengetackert, fast wie selbstgemacht, keine entzündungen, fast keine schmerzen. ich tippe auf das untere ende der narbe und frage, ob er rechtzeitig aufgehört hat mit dem schneiden, mann hat ja schliesslich noch pläne für den rest des lebens. -ich glaub, da geht noch was, hab mir mühe gegeben-

als die schwester mit dem neuen pflaster kommt, frage ich wegen weglassen, falls die narbe so schneller heilt. er ist einverstanden und meint, dass morgen die klammern gezogen werden können.

aber nun zu meinen fragen.

-sehen sie es mal so: wir haben keine metastasen in organen gefunden, ihre leber sieht aus wie neu, das ist wichtig. sie sind sonst gesund, ihr körper wird sich wieder kräftigen.
wenn es ihnen so gut geht, wie sie aussehen, dann tun sie alles, wirklich alles, wozu sie lust haben. heute gibt es mittags nochmal pürierten ...- neiiiin, nicht schon wieder!!!!
-ok, ich frage den koch, ob er ihnen ein paar eierkuchen machen kann. zum abendbrot stullen mit abgeschnittener rinde.
wenn sie das morgen früh noch am leben sind, normale kost. die nächsten 14 tage keine hülsenfrüchte und kein paprika. für alle fragen im zusammenhang mit der chemo ist der onkologe zuständig. ich bin ihr chirurg und ich habe den eindruck, für sie kann ich nichts mehr tun, es sieht alles gut aus. nächsten dienstag würden wir sie entlassen.-

was, dienstag schon....am 24. september haben wir einen flug nach rom gebucht, meinen sie, dass...?

-nochmal, hören sie in sich hinein. wenn sie der meinung sind, sie möchten das tun, dann tun sie das. ihr körper weiss jede antwort besser als ich.-

dann ist der weg und ich bin froh, allein zu sein.

wie funktioniert denken, ich weiss es nicht mehr. es sind blitze im gehirn

*blitz* du brauchst dich nie um dritte zähne kümmern, sei froh *blitz* du wirst kein greis werden, kaputtpflege brauchst keine angst haben, *blitz* deine beziehung, deine familie, die kinder...shit *blitz* tun sie alles, wozu sie lust haben
*blitz*
sooooo hier sind drei eierkuchen, dann werden wir mal schööön mittagessen...ne ne schwester, nicht wir, die sind nur für mich, davon geb ich nix ab.

aber schwester, frage, warum hängt über meinem bett nicht so ein dings wie bei meinen leutz, zum hochziehen? -brauchen sie das überhaupt, es ging schon so gut bei ihnen, wir haben nicht für jedes bett.- nein, brauche ich, tut weh beim aufstehen. -nun essen wir mal, ich kümmere mich.-
die eierkuchen....hmmmm, schön dass ich keinen abgeben muss.

nach dem mittagschlaf baumelt dieses dings über mir. ich greife danach, ziehe mich hoch, langsam wieder runter, hoch - runter, meine ersten zehn klimmzüge.
hoch - runter.... stopp, den tropfständer fange ich grad noch mit der linken hand auf, hoch - runter, zehn schaffst du noch. noch zehn und nochmal. *blitz* tun sie alles, wozu sie lust haben. noch zehn
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Geändert von robert54 (10.10.2008 um 22:51 Uhr)
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  #6  
Alt 16.07.2008, 23:47
avastinjunkie avastinjunkie ist offline
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Ort: Aachen
Beiträge: 46
Standard AW: darmkrebs notoperation

Jungchen, das kommt mir alles so bekannt vor. Ist bis auf ein paar Abweichungen meine story.
Klimmzüge am Infuständer hab ich keine gemacht, wohl war ich 14 Tage nach Entlassung an den Geräten.
Der Port ist ne echte Erleichterung danach, sonst hast Du bald Teesiebe in den Armen.

Du kriegst das hin. Das Leben ist unverändert schön. Stell Dir vor Du hättest diese Sch... durchgemacht als Du Deine Freundin noch nicht hattest......

Immer schön positiv denken......
__________________
Arsch huh - Zäng ussenander! (Wolfgang Niedecken, BAP-Chef)
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  #7  
Alt 22.07.2008, 22:15
Benutzerbild von robert54
robert54 robert54 ist offline
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Standard AW: darmkrebs notoperation

meine leutz kommen nacheinander von ihrer op zurück. einer leistenbruch und der andere sehne der rechten hand. fühlen sich gut und machen gleich die gänge in der station unsicher.

muss nachdenken, warte auf meine liebste und weiss nicht, wie ich auf meine erkrankung reagieren und mit ihr reden soll. zwei kinder, stressiger job und jetzt noch mich - auf abruf. sie ist selbst oft an ihren grenzen.

als sie endlich kommt, liegen wir uns in den armen. ich stottere so rum, krebs ist nicht zwei minus sondern schlimm, möchte ihr nicht zur last fallen, wenn es noch schlimmer wird. was antwortet sie: gott hat dich mir geschickt und so wird es bleiben. mir verschlägt es die sprache. ich kann sie nur immer und immer wieder anschaun.

wieder allein. ich denke an die schöne zeit, die wir zusammen hatten, frühling an der ostsee, schlafen im zelt, das konzert von dirk
als ich fortging war die strasse steil
kehr wieder um
nimm an ihrem kummer teil
mach sie heil

einfach so, mach sie heil. na klar, blöde grübelei. solange ich noch etwas für sie tun kann, ist alles ok. noch ein beutel am tropf, gehen die klimmzüge schon besser.

mein abendessen esse ich schon am tisch. meine leutz sehen mein problem und gehen auf nahrungssuche für mich. fünf früchtetraum von e-plus sind ihre beute...der abend ist gesichert.

leben auf abruf, immer drumherum kreisen die gedanken. gedichtfetzen schieben sich dazwischen ....die auf widerruf gestundete zeit wird sichtbar am horizont.....sieh dich nicht um. schnür deinen schuh, jag die hunde zurück, wirf die fische ins meer. lösch die lupinen. es kommen härtere tage.

einschlafen, gardine ist zur seite. rotbuche, ahorn, wolken.

nachts wache ich auf, halb zwei. blicke aus dem fenster, die ersten drei sterne. stehen dicht wie auf einer perlenschnur in einer linie senkrecht über dem krankenhausflügel. ich beobachte und ...sie gehen nicht auf und nicht unter, wandern langsam an meinem fenster vorbei, direkt über dem horizont. was ist das??? welches sternbild, südost??? langsam gehe ich in einen halbschlaf mit offenen augen. von den sternen fliegt etwas auf mich herab...millionen teilchen, ein ganzer schwarm, dringen in meinen bauch ein, wärmen ihn.

sehe noch drei sterne, schräg links von den ersten ....das ist....nein, das kann nicht sein....doch...das ist ....der orion??? die gürtel- und schwertsterne vom orion...der grosse jäger des himmels kommt nachts im september an dein fenster. ich kriege eine gänsehaut nach der anderen und die ersten tränen fliessen.
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Geändert von robert54 (10.10.2008 um 22:52 Uhr)
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  #8  
Alt 23.07.2008, 07:37
Benutzerbild von Windlicht
Windlicht Windlicht ist offline
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Beiträge: 765
Standard AW: darmkrebs notoperation

Guten morgen robert....................ich hoffe der grosse jäger hat dir etwas
von seiner kraft runtergeschickt damit du den kampf gegen dieses sch..
schalentier besser aufnehmen kannst.........................so wie ich aus deinem
bericht entnehme glaube ich das du ein richtiger kämpfer bist...........und
ich glaube das ist schon die halbe miete.................das andere ist bei dir
auch vorhanden du musst eine wundervolle freundin haben die auf gott ver-
traut.............und für dich da ist..............ich hoffe das du dich möglichst
schnell erholst..............und kraft sammeln kannst für die chemo........
hoffe bald wieder von dir zu lesen.............
Daniela
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  #9  
Alt 23.07.2008, 18:44
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Ort: Schleswig Holstein
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Standard AW: darmkrebs notoperation

Lieber Robert,
ich freue mich von dir hier zu lesen.....es gibt mir so ein Gefühl....als wenn ich deine Worte gerade erleben darf....und bildlich vor meinem Auge sehe.Du schreibst so stark,so liebevoll.....und voller Hoffnung .

Das mit deinen drei Sternen finde ich besonders schön.....eine Eingebung????,eine innere Erkenntnis????....wer weißt schon was zwischen Himmel und Erde geschieht.
Ich glaube daran das wir von guten Mächten umgeben sind.....man erkennt es wenn man seine Seelentür dafür öffnet.


......und natürlich was deine wundervolle Frau dir gesagt hat.
"Gott hat dir einen Engel geschickt."
Weiterhin alles erdenglich Liebe.

Lieben gruß von Birgit

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