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  #586  
Alt 27.10.2013, 10:49
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Helmut,
nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder. Ich sehe das auch so... Man kann aber ein Gefühl auch nicht nachvollziehen, was man noch nie hatte. Man kann nicht vorhersagen, wie man reagiert, und man kann sich darauf auch so gut vorbereitet fühlen wie man will - es wird sich doch anders anfühlen als man dachte und man verhält sich auf seine ganz eigene Weise, wenn es passiert.

Ich bin froh, wenn Menschen danach fragen oder die Geschichte hören wollen. Bei uns sind es nun 3 Jahre am 3.10. gewesen - und kaum einer erinnert sich noch dass ich mal einen Vater hatte - so wirkt es jedenfalls

Es kommt zum Vorschein, jedes Mal wenn eine Freundin wieder anfängt sich fürchterlich über ihren Vater aufzuregen, oder wenn sie mal wieder jammert dass sie zu seinem Geburtstag "muss" und keine Lust hat, weil so viele Leute da sein werden die sie nicht mag. ich sage immer "sei froh und dankbar dass Du einen Vater HAST der gesund ist!!! Führe Dir vor Augen wie es wäre heute zu erfahren dass es sein letzter Tag sein wird, und geh zu seinem Geburtstag und geniesse dass er da ist!"

Aber ich hätte das ja acuh niemals so betrachtet wenn mein Vater noch leben würde und ich so ein Verhältnis zu ihm hätte wie meine Freundin zu ihrem, da sie ein Scheidungskind ist, und ich nicht. Ich war ja nie in der Lage nicht hinzuwollen, im Gegenteil. Mein Vater und ich hatten ja immer eine enge Verbindung und waren einander sehr zugetan. DAher hätte sich mir nie die Frage gestellt ob ich hinwill oder nicht.

Aber es ist schlimm, wie schnell die Spuren eines Menschen verwischt scheinen und wie sehr sich die Umwelt weiterentwickelt und wir nur noch der übrige Kollateralschaden sind, die die sich noch erinnern an eine Welt mit dem Verstorbenen... Einerseits ja gut, ausser für die die sich eben noch sehr stark erinnern.

Ich komme aber auch immer mehr und tiefer in Kontakt mit anderen Menschen mit einem ähnlichen Schicksal. Ich glaube vorher hätte man über sowas niemals ein gespräch geführt und nie die andere Seite des Menschen kennengelernt. Man wäre an der Oberfläche geblieben.
__________________
Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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  #587  
Alt 27.11.2013, 01:08
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Heide, ein Stückchen Torte vielleicht?



An der Kuchentheke

Früher stand ich oft in der ersten Reihe, um die besten und auch möglichst viele Stücke zu ergattern. Heute? Heute sitze ich grinsend am Tisch und sehe mir das ganze Chaos an. Wenn die ihren Teller zum Überlaufen voll haben, das Jackett verkleckert, dann ist immer noch genug für mich da. Die besten Kuchen und Torten stehen meist eh ganz hinten. Für die Jungen schade und gut für mich, dass die das noch nicht begriffen haben. Vielleicht verstehen sie, wenn sie mit verdorbenem Magen die Toilettenschüssel erst mal so richtig intensiv umarmt haben. Ich hab das hinter mir und sitze derweil, während sie zur Toilette laufen, in aller Seelenruhe am Tisch und genieße meine Torte. Langsam, bewusst, Gabel für Gabel.

Ich sehe sie aufladen, einschaufeln und laufen. Möchte sie bremsen, ihnen erzählen ... die allerwenigsten hören wirklich zu. Ich war ja genau so. Kommen sie dann zurück und fragen vielleicht, wie ich das mache, dann biete ich ihnen meinen Magentee an. Schmeckt er ihnen, dann ist es gut. Das Rezept können sie dann gerne nach eigenen Wünschen umgestalten. Oder ein eigenes kreieren. Noch besser.


Eine gute Nacht,

Helmut
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  #588  
Alt 27.11.2013, 17:16
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nala1810 nala1810 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Helmut,

ich kann mich meiner "Vorrednerin" nur anschliessen.

Selbst erlebe ich es immer wieder wenn selbstgebackene Weihnachtsplätzchen auf dem Tisch stehen.

grüße
Nala
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  #589  
Alt 27.11.2013, 20:42
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Scheidungsanwalt Scheidungsanwalt ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Na mein Helmut? Wirste langsam altersweise?

Beste Grüße nachm Süden hin

Tom

Geändert von Scheidungsanwalt (29.11.2013 um 22:47 Uhr)
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  #590  
Alt 28.11.2013, 11:39
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Tom, altes Haus,

jaja, die Haare sind es schon länger


Heide,

ein kaltes Buffet ist ja auch nicht zu verachten. Sich mit Bedacht das herauspicken, was einem im Moment halt am besten passt, ist nicht verkehrt. Nur wenn, dann soll es auch schmecken, denn zum Genießen ist es nie zu spät. Auch alleine. Alleine sein muss ja nicht unbedingt heißen einsam zu sein.


Nala,

wenn man immer Mehl, Zucker, Eier und Nüsse zu Hause hat, kann man sich auch im Januar noch Weihnachtsplätzchen backen. Wenn sie denn alle gegessen sein sollten, man Lust drauf hat und sich was Gutes tun will.


Wenn kein Buffet in Sicht, der Kühlschrank leer und die Vorratskammer geplündert ist, sollte man nicht davor hocken und trübseelig warten. Dann sollte man vor die Tür gehen und sich aus prallgefüllten Regalen bedienen. Es findet sich immer etwas. Für jeden.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #591  
Alt 05.12.2013, 10:49
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen,

es ist richtig, dass es einerseits eine Menge Parallelen zwischen verschiedenen Arten der Trauer gibt, doch auch kleine Unterschiede. Über Parallelen kann man reden, in die Unterschiede sich vielleicht hineindenken.

Verwandtschaft: klar, je enger die Verwandtschaft, umso größer die eigene Betroffenheit. Viel wichtiger als das ist jedoch die emotionale Verbundenheit, eine Seelenverwandtschaft, mit und die Liebe zu dem Verstorbenen. Diese Verbundenheit ist ein Grund für die eigene Trauer. Wobei ... Geschwister, Eltern, Oma und Opa "muss" man ja nicht lieben. Deshalb auch Seelenverwandtschaft, was auf ein Ehepaar ja wohl ebenfalls zutrifft. Beispiele dazu gibt es genug.

Identität: Wir definieren uns bei weitem nicht alleine durch uns selbst, sondern in besonderem Maße auch durch unser Umfeld: Familie, Freundes- und Bekanntenkreis, die Arbeitsstelle und die Menschen dort usw. Unser Umfeld prägt uns, bestätigt uns und gibt uns Sicherheit. Unser Umfeld und unser Selbstwertgefühl sind voneinander abhängig, beeinflussen sich und versuchen, sich möglichst im Gleichgewicht zu halten. Ein labiles Gleichgewicht. Ich meine, Umfeld plus Selbstwertgefühl ist gleich Identität. Stirbt nun ein Mensch, der einem emotional sehr nahe steht, so gerät dieses Gleichgewicht gehörig in Schieflage und das ist ein sehr wichtiger und ein weiterer Grund für unsere Trauer.

Ursprung: Wo komme ich her? Wer oder was bin ich? Innerhalb der Familie sind Eltern, Geschwister, die Großeltern sehr wichtige Zeugen des eigenen Ursprungs. Zusammen mit Partnerin oder Partner sind das alles Zeugen dessen, wo wir her kommen und was und wer wir heute sind. Unser Ursprung ist sehr wichtig für unser Selbstwertgefühl und tut sich da eine Lücke auf, so gerät unser Weltbild und dessen persönliches Verständnis gehörig ins Wanken.

Vergangenheit: alle Menschen, die wir kennen und/oder lieben sind auch Teil unserer Vergangenheit. Im Normalfall erinnern wir uns gerne an unsere Vergangenheit. Stirbt nun ein nahestehender Mensch, so wird die Vergangenheit zur Qual. Man hat mit diesem geliebten Menschen "nur" noch Vergangenheit und weder Gegenwart noch Zukunft mehr. Diese Vergangenheit wird betont durch einen sehr schmerzhaften, sehr oft unfassbaren Paukenschlag und unsere Erinnerung wird zunächst genau darauf fokussiert.

Vergangenheit kann man nicht verlieren: sie ist. Man kann sie verbergen oder verdrängen, sie ist jedoch unveränderbar. Man kann lediglich die Sichtweise verändern. Sie ist das einzige Verlässliche in unserem Leben. Was verloren geht, ist die trügerische Sicherheit der Kontinuität, mit der die Vergangenheit nahtlos und unverändert über die Gegenwart in die Zukunft gleitet. Vor allem da, wo es sich um geliebte Menschen handelt.

Vergangenheit, Ursprung und Verwandtschaft kann man nicht verändern. All das ist. Doch an dem Verständnis davon, daran kann man arbeiten. Für ein weiteres gutes und glückliches Leben heißt das, zu verstehen und zu akzeptieren. Das sollte das Ziel sein. diese Dinge anzunehmen, sich mit ihnen zu versöhnen und sie auch in die weitere Zukunft mit hinüber retten. Mit einem Ausrufezeichen.

Diese Aufzählung ist ganz sicher bei weitem nicht vollständig. Es gibt noch viele weitere Faktoren. Doch sie führen mich zu folgendem Schluss:

Ursprung, Verwandtschaft und Identität sind die Dinge, die nur uns selbst betreffen. Die Trauer um uns selbst. Ursprung und Verwandtschaft sind, wie gesagt, nicht veränderbar, die Identität hingegen schon. Sie hat sich nämlich bereits verändert durch das Umfeld, denn obige Gleichung stimmt nicht mehr. Nun gilt es, das eigene Selbstwertgefühl aufzufüllen, um das für das Leben notwendige Gleichgewicht wieder herzustellen. Das ist etwas, was wir für uns tun. Unsere Trauer um das, was wir verloren haben.

Die Trauer um den oder die Verstorbene/n ist in der Vergangenheit begründet. Unser Leben bliebe grau. öd und sinnlos, wenn wir, verständlicherweise, das Unmögliche verlangen: "Komm zurück!" Unser Ziel sollte es vielmehr sein, unsere Verstorbenen in die Gegenwart zu integrieren und für die Zukunft zu bewahren auf dem Platz, der ihnen gehört: "Schade, dass du das nicht mehr erleben kannst."

"Schade, dass du das nicht mehr erleben kannst."

Dieser Gedanke ist dann möglich, wenn im eigenen Leben wieder was "erlebenswertes" passiert. Zufriedenheit und glückliche Momente. Für mich "der" Schlüsselgedanke vor fast einem Jahr. Die Geburt meiner dritten Enkelin. Bereits zuvor gab es ähnliche Momente, sie waren mir nur nicht bewusst in dem Sinn. Das Glück, zum dritten Mal Opa zu werden und im gleichen Atemzug dieser traurige Gedanke. Das ist die Trauer um das, was Myriam verloren hat. Nicht ich. Ich habe dabei etwas ganz Großes gewonnen und genieße es. Ich darf es. Und vieles andere mehr. Diesen Gedanken hatte ich noch oft und er wird mich begleiten, solange ich lebe. Das ist die Trauer um, für und wegen Myriam, die zu einem verlässlichen Freund geworden ist. Sie verhindert keineswegs ein glückliches Leben. Im Gegenteil, das Glück ist viel intensiver und bewusster.


Einen schönen Tag,

Helmut
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  #592  
Alt 06.12.2013, 00:40
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,

danke für Deine Zeilen, es freut mich, sie so zu lesen. Gerne unterstreiche ich sie, ohne Einschränkung.

Lass' Dich von Herzen umarmen von

ulphin
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  #593  
Alt 06.12.2013, 06:54
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Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Helmut,

du hast wunderschön die Worte getroffen, gerade die Aussage mit der Identität, die sich verändert und damit das Selbstwertgefühl an Gleichgwicht verliert.

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
"Schade, dass du das nicht mehr erleben kannst."

Dieser Gedanke ist dann möglich, wenn im eigenen Leben wieder was "erlebenswertes" passiert. Zufriedenheit und glückliche Momente. Für mich "der" Schlüsselgedanke vor fast einem Jahr. Die Geburt meiner dritten Enkelin. Bereits zuvor gab es ähnliche Momente, sie waren mir nur nicht bewusst in dem Sinn. Das Glück, zum dritten Mal Opa zu werden und im gleichen Atemzug dieser traurige Gedanke. Das ist die Trauer um das, was Myriam verloren hat. Nicht ich. Ich habe dabei etwas ganz Großes gewonnen und genieße es. Ich darf es. Und vieles andere mehr. Diesen Gedanken hatte ich noch oft und er wird mich begleiten, solange ich lebe. Das ist die Trauer um, für und wegen Myriam, die zu einem verlässlichen Freund geworden ist. Sie verhindert keineswegs ein glückliches Leben. Im Gegenteil, das Glück ist viel intensiver und bewusster.
"Schade, dass du das nicht mehr miterlebst" ... Dieses Gefühl wird einen wahrscheinlich immer begleiten. Aber derzeit bereitet mir auch dieses Gefühl großen Schmerz. Aber ja, bestimmte Erlebnisse wird man dadruch wohl viel intensiver und bewusster wahrnehmen und als "Glück" annehmen können. Und trotzdem... ich hätte darauf verzichten können.

Ganz liebe Grüße
__________________
Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.


Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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  #594  
Alt 06.12.2013, 12:57
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Zitat:
Zitat von Sternschnubbe Beitrag anzeigen
Und trotzdem... ich hätte darauf verzichten können
Guten Morgen Sternschnubbe,

ich auch. Da kannst du sicher sein und wie gesagt, dieser Gedanke schmerzt immer noch. Wobei ... manchmal auch nicht. Nämlich dann, wenn ich lebe und das tue ich inzwischen. Das meine ich ja, wenn ich sage, dass die Trauer zum Freund werden kann. Ein manchmal holpriger und ungehobelter Begleiter, meist jedoch ein lieber Freund, der die Klammer zwischen Gegenwart und Vergangenheit bedeutet. Denn auch wenn ich "lebe" geht mir dieser Gedanke oft durch den Kopf. Dann allerdings hält er die freundliche Erinnerung wach.

Es ist ja nicht so, dass einem ein Gedanke durch den Kopf schießt und alles ist gut. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Etwas zu wissen, heißt noch lange nicht, das auch leben zu können. In der wüsten Gefühlswelt der Trauer führt analytisches, logisches Denken nur sehr selten zum Ziel. Es ist von Nutzen, wenn man Ziele definieren möchte, Zusammenhänge erkennen oder Gefühlsknoten aufknüpfen will und ist ständigem Wandel unterlegen. In der Mathematik ist klar definiert: 1 + 1 = 2. In der Gefühlswelt liegt die Lösung dieser Gleichung bestenfalls irgendwo zwischen 1,5 und 2,5. Eine 2 ist da nur ganz selten.

Am 24. Februar werden es 6 Jahre. Das ist mein Standpunkt, da stehe ich. Das ist mir bewusst, wenn ich schreibe, und meist möchte ich mögliche Ziele zeigen und erklären, warum sie sinnvoll sein könnten oder mir sinnvoll erscheinen.

Ist es nicht auch tröstlich, wenn man lesen kann, dass es Ziele gibt, für die es sich lohnt weiter zu leben?

Kann man ohne diese Ziele über-leben?

Ich denke, du weißt, was ich mit "leben" meine.

Meine Heilpraktikerin riet mir, ein Ziel ins Auge zu fassen. Langfristig. Ich habe eins. Niemand kennt es. Niemand wird je erfahren, was mein Ziel ist oder war und ob und wann ich es erreiche oder vielleicht schon erreicht habe: "Der Weg ist das Ziel!"


Liebe Ulphin,

von mir ein herzliches zurück in die niedere Bucht am breiten Wasser


.. und Allen einen friedlichen Nikolaustag,

Helmut
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  #595  
Alt 24.12.2013, 00:49
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Weihnachten ...

ein wunderschönes Fest. Nicht wegen der Geschenke, die man bekommt, sondern wegen der Freude, die man damit anderen überreicht. Ein Zeichen für: ich liebe dich, ich mag dich, du bist es mir wert und das ganz ohne Aufrechnung und nicht nur an diesem Abend, sondern hoffentlich noch lange Zeit.

Ein wunderschönes Fest. Nicht nur ein christliches sondern schon lange davor das Sonnwendfest unserer Vorfahren. In beider Sinn ein Fest der Vorfreude auf einen Neubeginn, ein besseres Leben im neuen Jahr. Ein Fest der Hoffnung auf die unmittelbare Zukunft und doch ein Fest, welches nicht nur den Anfang bedeutet sondern in sich auch bereits das Ende im Voraus ahnen lässt. Ein Fixpunkt im Kreislauf des Jahres: der Anfang ist auch das Ende. An unserem christlichen Weihnachten ist eines neu und geradezu revolutionär: die Geburt ist der Anfang, doch der Tod ist nicht das Ende. Es gibt bei diesem Versprechen keinen Kreislauf wie den Wechsel der Jahreszeiten. Als Mensch zu sterben heißt, nur die Räume zu wechseln.

Morgen wird für mich das 61. Weihnachtsfest sein, das ich erlebe. Wird es anders sein? Was hat sich verändert? Der Kreis, in dem ich es feiere wird ein Anderer sein. Viele Menschen leben nicht mehr, viele sind hinzu gekommen. Ich selbst habe mich verändert und ebenso mein Umfeld. Zum Teil einschneidend, zum Teil erfreulich. Nicht verändert hat sich das Fest. Verändert hat sich der Sinn, den ich persönlich darin sehe, dieses Fest zu feiern. Ich feiere heute anders als in der Vergangenheit. Anders als zuerst als Kind, dann Jugendlicher, schließlich danach als Ehemann und Vater. Auch 2009, fast ein Jahr nach dem Tod von Myriam, stand in meiner Wohnung ein Weihnachtsbaum. Sogar bewusst. Nicht wegen der Kinder oder der Enkel, sondern wegen mir und auch ihr und weil mein Leben auf dieser Erde noch nicht zu Ende ist.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Welcher Liebe? Der Liebe zu einem besonderen Kreis von Menschen? Ein Beweis? Dieses Fest der Liebe kann man täglich feiern, dazu brauche ich keinen Weihnachtsbaum. Wenn es das wäre, wäre es nichts anderes als Halloween, Karneval oder der Valentinstag.


Ich wünsche euch ein fröhliches und besinnliches, ein lautes und leises Weihnachtsfest und viele Zimmer in euren Herzen mit Menschen darin, dir ihr fröhlich umarmen könnt und ganz besonders den Menschen, die in eurer liebevollen Erinnerung leben,

Helmut
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  #596  
Alt 24.12.2013, 11:57
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,
ich wünsche Dir wunderschöne Weihnachten!

Danke für Deinen Beitrag, der wieder so viel Wärme ausstrahlt und spüren lässt, dass alles irgendwie "gut" ist, wie es ist...und werden darf!

Habe noch gutes Moos gesammelt und liebevoll in geflochtenes Stroh verpackt...für Harmut...mit einem lieben Gruß von mir!

Herzliche Grüße
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #597  
Alt 24.12.2013, 13:39
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut;

das wünsche ich dir auch von ganzem Herzen feiere schöne Weihnachten im Kreise einer Lieben.

Du schreibst immer so schöne Beiträge hier, diese haben mich schon oft aufgebaut wenn es mir mal nicht so gut ging.

Alles Liebe Nala
__________________
[
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  #598  
Alt 24.12.2013, 14:03
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut! Ich freue mich auch immer wieder von dir zu lesen! Weil mir das was du schreibst oft sehr gut tut und mich oft zum Sortieren und Umdenken meiner Gedanken anregt! Danke dafür!

Auch ich wünsche dir ein schönes und besinnliches Weihnachten! Alles Liebe
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #599  
Alt 25.12.2013, 03:20
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Jyrina Jyrina ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

lieber helmut
ja weihnachten ein wunderschönes fest, ein fest mit freude in dem jetzt
und in der erinnerung, ja und auch mit schlaflosen nächten voller sehnsucht nach den lieben die nicht mehr da sind, aber auch viel nachdenken über die zukunft, die doch noch manchesmal so hoffnungsvoll vor uns liegt.

ich wünsche dir ein schönes weihnachtsfest
alles liebe gerda
__________________
Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben,
sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Mein Schatz geb. 08.07.1954 seit 16.01.2008 im Regenbogenland
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  #600  
Alt 31.12.2013, 12:15
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Moin, moin,

das Feuerwerk heute Nacht: ein Gruß zu den Sternen, die bunten Farben der Freude am Leben, ein überbordendes Ausbrechen aus dem manchmal einschläfernden Rythmus der Jahreszeiten, ein Vorgriff auf das, was das neue Jahr bringen möge, eine Zäsur für das, was geschehen ist und für das, was man sich und anderen für das kommende Jahr wünschen könnte.

Ich wünsche euch Glück und Gesundheit, doch vor allem den Frieden in euch.


Fühlt euch gedrückt,

Helmut
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