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  #1  
Alt 30.06.2008, 13:41
hennymama hennymama ist offline
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Standard Wichtige Fragen zu Glio IV

Hallo,
nachdem bei meinem Mann ein Glio IV festgestellt wurde, ist die wohl ganz normale Therapie angelaufen: Bestrahlung und Temodal.
Beim letzten MRT wurde eine Verkleinerung des Resttumors festgestellt.
Nun wurde auch untersucht, ob mein Mann das MGMT-Gen hat, was nicht der Fall ist. Ich weiß nun nicht, was das zu bedeuten hat, ob es gut oder schlecht ist, kann mir das jemand erklären?
Und aknn mir noch jemand erklären, ob es eine Resistenz gegen Temodal gibt, ob sie von vornherein da ist oder ob sie sich erst langsam entwickelt?
Ich bin sehr verunsichert!

LG
Hennymama
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  #2  
Alt 30.06.2008, 15:29
Fahrradklingel Fahrradklingel ist offline
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Standard AW: Wichtige Fragen zu Glio IV

Liebe Hennymama,

das MGMT-Gen codiert die Bauanleitung für ein Enzym namens MGMT. Mit Hilfe von MGMT reparieren Zellen Schäden in ihrer Erbsubstanz. Dieses
Enzym repariert im Erbgut der Krebszellen Schäden, die durch Temodal verursacht
werden. Wenn bei einem Patienten das MGMT-Gen aktiv ist und das Enzym
MGMT produziert wird, repariert dieses die durch Temodal ausgelösten Defekte
in den Krebszellen. Die Krebszellen überleben und die Therapie zeigt keine genügende
Wirkung. Stellen nun Tumorzellen aber aufgrund einer Veränderung im entsprechenden Gen kein MGMT mehr her, sind also inaktiv, dann sind sie besonders empfindlich gegen Chemotherapeutika wie Temodal, welches die Erbsubstanz der Zellen schädigt. Ein nicht mehr funktionierendes MGMT-Gen weist darauf hin, wie gut Glioblastom-Patienten auf eine Therapie mit Temodal ansprechen. Studien zum Thema Langzeitüberleben zeigen, dass bei lange überlebenden Patienten das MGMT-Gen sehr häufig inaktiv ist. Also ein Pluspunkt für euch!
Eine Resistenz gegen Temodal tritt früher oder später im Lauf der Chemo auf (manchmal aber auch gar nicht, wie ein Fall nebenan im Forum von hirntumor.de zeigt!): Die Tumorzellen haben keine stabile DNA, d.h. sie mutieren häufig und infolgedessen verändert sich auch ihre Empfindlichkeit gegenüber Chemotherapien. Wenn nun eine Mutation stattfindet, die eine Tumorzelle weniger empfindlich gegenüber Temodal macht, dann hat diese Zelle gegenüber den anderen Tumorzellen einen Evolutionsvorteil. Sie kann sich vermehren, während andere Tumorzellen durch das Temodal zugrundegehen, und wenn sie sich vermehrt, vererbt sie ihre Resistenz, sodass sich resistente Tumorzellen ausbreiten können.

Alles Gute für euch!

Franziska


Hier noch das Ergebnis einer Studie (oben bereits verlinkt)

Brain. 2007 Sep 4

Long-term survival with glioblastoma multiforme

Krex D, Klink B, Hartmann C, Deimling AV, Pietsch T, Reifenberger G, Schackert G

Department of Neurosurgery, Carl Gustav Carus University Hospital, University of Technology, Dresden, Department of Neuropathology, Charité-University Medicine Berlin, Department of Neuropathology, Ruprecht-Karls-University, Heidelberg, Department of Neuropathology, and Department of Neurosurgery, University of Bonn Medical Centre, Bonn, Germany.

The median survival of glioblastoma patients is approximately 12 months. However, 3-5% of the patients survives for more than 3 years and are referred to as long-term survivors. The clinical and molecular factors that contribute to long-term survival are still unknown. To identify specific parameters that might be associated with this phenomenon, we performed a detailed clinical and molecular analysis of 55 primary glioblastoma long-term survivors. An evaluation form was developed and used to document demographic, clinical and treatment-associated parameters. In addition, environmental risk factors, associated diseases and occupational risks were assessed. These patients were characterized by young age at diagnosis and a good initial Karnofsky performance score (KPS). None of the evaluated socioeconomic, environmental and occupational factors were associated with long-term survival. Molecular analyses revealed MGMT hypermethylation in 28 of 36 tumours (74%) investigated. TP53 mutations were found in 9 of 31 tumours (29%) and EGFR amplification in 10 of 38 tumours (26%). Only 2 of 32 tumours (6%) carried combined 1p and 19q deletions. Comparison of these data with results from an independent series of 141 consecutive unselected glioblastoma patients revealed significantly more frequent MGMT hypermethylation in the long-term survivor group. Taken together, our findings underline the association of glioblastoma long-term survival with prognostically favourable clinical factors, in particular young age and good initial performance score, as well as MGMT promoter hypermethylation.”
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  #3  
Alt 01.07.2008, 07:24
hennymama hennymama ist offline
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Registriert seit: 06.05.2008
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 53
Standard AW: Wichtige Fragen zu Glio IV

Liebe Franziska,

herzlichen Dank für deine ausführliche und verständliche Info.
Gerade die Sache mit dem MGMT hat mich sehr beunruhigt, denn sie ist ja wohl wichtig. Die Ärzte meines Mannes sind nicht wirklich auf unsere Fragen eingegangen.

Lieben Gruß

Hennymama
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