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  #1  
Alt 18.03.2011, 11:15
Mümmelmann Mümmelmann ist offline
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Beiträge: 13
Standard Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich ein Problem habe. Kurz zu meiner Vorgeschichte:

Im September 2009 wurde in meinem linken Hoden ein Tumor diagnostiziert, nachdem ich per Tastbefund eine Verhärtung bemerkt hatte. Es handelte sich um einen Mischtumor im Stadium T1 oder T2. Jedenfalls hatte er wohl schon begonnen, Blutgefäße zu infiltrieren, aber im CT konnten keinerlei Metastasen etc. nachgewiesen werden. Meine Markerwerte lagen bei 94 (BHCG) und 135 (AFP)...oder andersrum, da bin ich gerade nicht sicher. Die TIN Biopsie auf der Gegenseite war negativ.
Sie haben mir zwei Zyklen PEB reingeschüttet, die ich auch 1a vertragen habe. Außer einem anhaltenden Druckgefühl in Brust und Kopf aufgrund der Flüssigkeitsmenge hatte ich keinerlei Nebenwirkungen. Ich habe während der Chemo sogar regelrechten Heißhunger entwickelt. Wenn ich das also mit etlichen hier geposteten Verläufen vergleiche, dann hatte ich wirklich die Kindergeburtstagsvariante dieser Krankheit.
Na jedenfalls kam im Anschluss die Reha und dann wurde mir gesagt, dass das für mich im Grunde gegessen sein sollte.
Ich habe jetzt 4 Nachuntersuchungen hinter mir und alle waren in Ordnung. Weder war in den 2 CTs irgendwas zu sehen noch gaben die Blutwerte Anlass zur Sorge. Kommenden Donnerstag habe ich die nächste Untersuchung und eigentlich auch keinen Anlass zur Sorge.

Und trotzdem kriege ich die verdammte Krankheit nicht aus meinem Kopf. Sie nagt regelrecht an mir und schafft es in unregelmäßigen Abständen sogar, mich regelrecht panisch werden zu lassen.
Ich muss dazu anmerken, dass ich schon immer sehr ängstlich war, wenn es um meine Gesundheit ging (keine Ahnung warum). Aber seit der Diagnose ist da echt der Hund von der Leine. Sobald ich in meinem Körper ein Ziehen, Zwicken o.ä. spüre, denke ich an Krebs oder andere schlimme Dinge.
Ich bin mitunter ein recht aktiver Symptomegoogler (und ich weiß, dass das dämlich ist) und in dem einen Jahr war ich mal auf dem Trip dass ich ein Non-Hodgkin-Lymphom habe. Grund hierfür war ein Knubbel, den ich unter dem Ohr getastet habe (ich weiß nicht mal, ob der schon immer da war). Der ist seit einem Jahr unverändert, aber das ändert nix daran, dass meine Finger ständig da hinwandern.
Auch war ich mal voll auf der ALS-Schiene, weil meine Waden zuckten.
Und natürlich ist da der Hodenkrebs. Ich weiß nicht, wie oft ich meinen verbliebenen Hoden schon abgetastet habe. Jedesmal ist da nix, aber das ändert nichts daran, dass ich da nicht eine Woche später schon wieder dran hänge. Momentan habe ich auch rechtsseitig ein Ziehen im Schritt, was wohl auf irgendwelche Macken im Bänderapparat zurückzuführen ist (hatte das im November schon, aber da hat meine Urologin einen Ultraschall gemacht, der nix zeigte und bei der Untersuchung im Dezember war alles bestens). Trotzdem bin ich permanent am Tasten und Fummeln. Das der Hoden dabei immer mal seine Konsistenz ändert (von groß und weich, wo man jede Oberflächenstruktur wie z.B. Gefäße tasten kann (=> NICHT hilfreich) auf klein, fest und glatt, wo nix mehr getastet werden kann), macht die Sache nicht besser.
Nachdem ich kürzlich bei der Blutabnahme für die kommende Untersuchung war, habe ich mir das Ziel gesetzt, meinen Hoden die 2 Wochen bis zur Untersuchung nicht anzurühren. Hat ca. 24 Stunden gehalten, bis ich die Murmel wieder zwischen meinen Fingern gedreht habe.

Seltsamerweise ist mir auf einer objektiven Ebene völlig klar, dass ich mich für nix fertigmache. Ich möchte mir dann immer eine reinhauen und mich anschreien, dass ich so dämlich bin und mich immer so runterziehen lasse.
Ich schaffe es auch nach einer kurzen Zeit des Freidrehens immer, mich wieder zusammenzureißen und dann ist wieder alles o.k. (abgesehen davon, dass wieder kein Tag vergeht, wo ich in einer müßigen Minute nicht an Krebs denke). Und um die Sache perfekt zu machen, war ich nach der Diagnose und während der Behandlung die Ruhe in Person. Meine Freundin war geradezu erstaunt, dass ich das so relaxt durchgestanden habe, denn vor der Diagnose (nach meinem Tastbefunde) hab ich zwei Wochen so am Rad gedreht, dass mir teilweise übel wurde.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich mich zu einem regelrechten Hypochonder entwickelt habe. Deswegen wollte ich mal fragen, wie es bei anderen Betroffenen hier im Forum im Kopf aussieht und ob bei mir langsam mal ein Psychologe angesagt wäre. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, was der machen soll. Die ganze Sache belastet mich aber schon sehr, zumal ich auch noch in der Lage bin, das nüchtern zu betrachten und dabei sehe, was für eine Schwachsinn ich veranstalte.
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  #2  
Alt 18.03.2011, 13:51
Andi Frenzel Andi Frenzel ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Hallo Mümmelmann,

was du erlebst, ist nicht ungewöhnlich. Mein erstes Jahr nach Behandlungsende war die Hölle: Rezidivängste vor jeder Nachsorge, die anfangs im 6-Wochen-Rhythmus stattfand, ließen mich kaum noch zur Ruhe kommen, Panik, Hypochondrie im Bezug auf jedes Zipperlein und so fort, also gewissermaßen das ganze Programm.
Man kann das aussitzen, mit der Zeit wird es weniger. Das ist aber nicht besonders schlau, weil durch diese psychischen Ausuferungen jede Menge wertvolle Lebenszeit und -energie verschwendet wird. Außerdem geht man seinem sozialen Umfeld ziemlich auf die Nerven. Und das ist es nicht wert.

Ich würde dir empfehlen, die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch zu nehmen. Ich hatte auch einige Sitzungen, war anfangs skeptisch, habe dann aber gemerkt, dass es was bringt. Ein Therapeut wird keine Wunder bewirken, aber er kann dir helfen, die Dinge kopfmäßig neu zu sortieren und andere Perspektiven auf die eigene Situation zu entwickeln. Eine Krebsdiagnose ist immer ein Hammer, mancher steckt das besser weg und mancher schlechter. Psychoonkologie wird hierzulande immernoch viel zu stiefmütterlich behandelt. Dabei müsste es eigentlich Teil der Therapie sein.

Muskelzuckungen können übrigens durch Magnesiummangel hervorgerufen werden. Ich habe beispielsweise einen erhöhten Magnesiumbedarf seit der Chemotherapie und neige zu Wadenkrämpfen etc. Magnesiumtabletten helfen.

Viele Grüße
Andi
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  #3  
Alt 18.03.2011, 15:42
Mümmelmann Mümmelmann ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Hi Andi,

gut zu wissen, dass es mir nicht allein so geht. Ich werde wohl in naher Zukunft mal einen Therapeuten aufsuchen.

Irgendwie ist es richtige Ironie. Während meiner Reha hatte ich noch einen Termin beim dortigen Psychologen. Und ich war während der gesamten Krankheitsphase wirklich die Ruhe in Person. Nur einmal hatte ich einen kurzen Zusammenbruch. Das war nach der ersten Chemo. Irgendwie ging es mir da ziemlich an die Nieren, dass man einfach nur so hilflos daliegt und mit anschauen muss, wie sie einem das übelste Gift in die Venen pumpen. Aber ansonsten war alles erste Sahne.
Als ich dann in der Reha vor dem Psychologen saß, da sagte ich ihm auch, dass mir klar ist, dass Hodenkrebs fast immer geheilt werden kann, Leben geht weiter, mir geht's prima etc. Der meinte dann auch, dass ich ihn nicht benötigen würde. Heute würden wir beide da sicher anders drüber denken.

Wie komme ich denn da an einen Therapeuten. Muss ich mich da überweisen lassen, oder kann ich einfach hingehen? Die Krankenkasse müsste das ja zahlen, oder?
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  #4  
Alt 18.03.2011, 20:11
DaBen83 DaBen83 ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Du bist mit deinen Sorgen nicht alleine!

Bin jetzt 1 Jahr nach Chemoende, hab schon 2 Kontroll MRTs gehabt und zig Blutuntersuchungen.

Mir zieht's im Bauch, mir kommt mein Hals manchmal dick vor. Kurz vor den Untersuchungen am schlimmsten. Mir ist regelrecht schlecht dann und bekomme Bauchschmerzen.

Das ziehen im Bauch nervt am meisten, da ich Lympfknotenmethas hatte bringt man das natürlich auch immer in Verbindung. Auch Rückschmerzen sind dann gleich Tumore etc.

Das blöde ist natürlich, es KANN sein, es ist aber SEHR UNWARSCHEINLICH.

Bin selbst am überlegen mal zu einem Psychologen zu gehen, da ich aber nicht glaube, dass er mir so "mal eben" weiterhelfen kann, habe ich es noch nicht weiter in Angriff genommen...
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  #5  
Alt 18.03.2011, 20:45
Nelvy_5 Nelvy_5 ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Ich bin zwar nicht persönlich betroffen aber meinen Mann hatte es erwischt.

Trotzdem kann ich dir sagen: ich kann jeden einzelnen Satz nachvollziehen - leider :-(

Ich hatte auch schon immer Angst um meine Gesundheit (weiß auch nicht warum) .... seit mein Mann HK hatte ist es sowieso aus und vorbei.... habe gerade die Horrorwoche schlechthin hinter mir da ich einen Knoten in der Brust habe der angeblich ein gutartiges Fibroadenom ist - jetzt sind mir einseitig die LK dazu angeschwollen und ich bin DURCHGEDREHT... konnte nicht mehr essen, nicht arbeiten, mich kaum um meine Kinder kümmern, es war schrecklich ... und jetzt hab ich einen MRT Befund der Entwarnung gibt (man sieht den Knoten da nicht??? dafür einen anderen, gutartigen) aber ich bin irgendwie immer noch nicht beruhigt...

Ich gehe meinem Mann und meinem nahen Umfeld FURCHTBAR auf die Nerven... schaffe es dann jedes mal mit meinen angegoogelten "Wissen" alle total verrückt zu machen wiel ich ja schon WEISS das da nix gutes mehr rauskommen kann.... ähm....total abgedreht.... wenn ich dann in der Panikschleife drinnen hänge werde ich auch total irrational... wenn ich dann wieder ausgestiegen bin ist mir das oft sogar richtig peinlich... naja...

Auch ich war währen der Chemo meines Mannes erstaunlich ruhig und "entspannt" - nur davor in der Zeit bis wir genau wussten wie weit fortgeschritten und so.... da war ich total daneben und als es ihm wieder gut ging gings halt bei mir los .... mal hab dieses, mal jenes... es ist echt eine Katastrophe...

Div. Gesprächstherapien hab ich immer recht schnell abgebrochen weil es mir zu "anstrengend" war und ich das GEfühl hatte die können mir eh nichts neues erzählen...

Hmmm.... also.... ich kann dir das echt nachfühlen wie es dir geht.... (leider kann ich dir auch nicht wirklcih einen Tipp geben was wirklich dagegen hilft... ich versuchs jetzt mal beim Osteopathe, Homöopathen, vielleicht mit einer Familienaufstellung oder so.... das reden drüber hat mich nicht weitergebracht hatte immer das Gefühl das kann ich mit meinen Freunden auch besprechen.....)

Alles Liebe!!!
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  #6  
Alt 19.03.2011, 08:29
Ilmarinen Ilmarinen ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Guten Morgen,

mit den Nachsorgen und Zipperlein komme ich eigentlich ganz ordentlich zurecht, ich kann in den Nächten vorher gut schlafen und hatte nur einmal ernsthafte Rezidivsorgen. Mir hat die Therapeutin in der Reha durch die Benennung und Einordnung meiner Ängste dabei sehr geholfen. Auch einige Bücher (vor allem "Den Krebs bewältigen") waren zum Verstehen der Ängste gut. Heute spreche ich mit ein paar nahestehenden Menschen über meine unterschiedlichen Krankheitsthemen (Nachwirkungen, Erfahrungen bei der Nachsorge, Veränderungen, Sorgen), aber auch alle vier Wochen mit einer Therapeutin. Lässt sich prima ins Leben integrieren. Das gibt mir vor allem eins - das Gefühl, mich "auskotzen" zu können, ohne dass ich jemanden nerve oder belaste, da die Therapeutin Geld dafür bekommt. Ich nutze es präventiv, da mir nach der Krankheit klar war, dass eine für mich unzureichende Bewältigung einer solchen Erahrung bzw. eines solche Traumas leicht zu schwereren psychischen Nachwirkungen wie Depressionen, Burn-out o. ä. führen kann.
Andererseits hat mir mein Urologoge sehr plausibel noch während der Krankheit gesagt, dass die ersten ca. zwei Jahre schwieriger seinen, man aber lernt, damit zu leben und die Nachsorge als normalen Teil des Lebens zu betrachten. Wahrscheinlich wird die Summe der guten Erfahrungen / Entwarnungen auch dabei helfen, wieder mehr (Selbst-) Sicherheit zu gewinnen. Vielleicht klappt es also automatisch.

Jedenfalls allen alles Gute und ein Wochenende mit wenig Sorgen und mehr Freude..

Ilmarinen
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  #7  
Alt 23.03.2011, 12:44
Perfektionist Perfektionist ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Mir hilft sehr die Autobiographie von Lance Armstrong "Tour des Lebens". Er hat auch noch eine Fortsetzung "Jede Sekunde zählt" geschrieben, die ich gerade lese. Natürlich ist das alles ein langwieriges Prozess und ich denke auch, dass man immer Krebs haben wird, weil man einfach immer wieder an ihn denkt. Die Einstellung von Armstrong und seine Berichte, wie die Krankheit sein Leben im positiven Sinne verändert hat, kann Mut machen!
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  #8  
Alt 23.03.2011, 20:47
DaBen83 DaBen83 ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Aus psychologischer Sicht würde mich eine Sache interessieren;

sollte man zwischen seinen Routineuntersuchungen bei leichtem ziehen und zierpen gleich zum Arzt rennen, oder sollte man es "versuchen" zu ignorieren?

Ich hab die "Angst", dass ich dann jede 2 Wochen beim Arzt sitze, aktuell hab ich seit ca. 1 Woche so ein ziehen zwischen letzter linker Rippe und Bauchnabel. (Hab ein paar Kilos zugelegt, das Essen war schuld!)

Wie kann man so etwas rational entscheiden?
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  #9  
Alt 23.03.2011, 22:34
Benutzerbild von Madita65
Madita65 Madita65 ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Eigentlich weiß man doch, dass Krebs sich nicht durch Schmerzen bemerkbar macht, zumindest nicht am Anfang.
Diese Panik bei allem Ungewöhnlichen kenne ich auch sehr gut und ich glaube, ein ziemlich hoher Prozentsatz aller Krebs-Patienten auch.
Das wird im Laufe der Jahre weniger, je mehr Zeit vergeht, je mehr Alltag wieder stattfindet, desto weniger Gelegenheit hat man, dran zu denken. Man will ja auch irgendwann ganz normal weiterleben.
Mein Brustkrebs war 2005 und ich hatte eigentlich alles vergessen und verdrängt,wenn mein Mann jetzt nicht Krebs bekommen hätte, wär ich über den Berg gewesen.
Das kriegt auch kein Psychologe nachhaltig aus meinem Kopf.
Madita
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  #10  
Alt 24.03.2011, 19:16
Mümmelmann Mümmelmann ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Soooo...vorhin gerade bei der Nachsorgeuntersuchung gewesen => alle Blutwerte top und Hodentastung auch unauffällig. So mog wi dat.

Den Psychologen werde ich aber trotzdem angehen. Dümmer wird es mich nicht machen und wenn ich nach 2-3 Gesprächen merke, dass es nix bringt, kann ich das immer noch beenden. Meine Urologin meinte auch, dass es sicher ganz gut ist, wenn man sich da bei einer außenstehenden Person mal so richtig aussprechen kann. Und wenn's nur der Druckabbau ist, der einem hilft.
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  #11  
Alt 06.09.2012, 03:44
iLive iLive ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Hallo,

als "Veteran" will ich auch mal meinen Senf beigeben: Wenn Ihr noch "frisch von der Behandlung" seid, solltet Ihr körperliche Beschwerden auf JEDEN FALL vom Arzt gegenchecken lassen, sonst geht's Euch irgendwann wie mir damals. Ich bin ja traditionell eher so ein Kandidat, der ungern zum Arzt geht, und heute ist das sogar noch schlimmer, weil ich damals im Rahmen meines Rezidivs vor dessen Erkennung einen Haufen Fehlbehandlungen hatte. "Rückenschmerzen im Jahr 1 nach Hodenkrebs? – Ach was, das ist die Bandscheibe!" – solche Dinge.

Wie auch immer: Erstaunlicherweise fand ich die ersten Monate/Jahre nach der Krebsbehandlung weniger belastend als das "jetzt", wo seit bald 4 Jahren Ruhe ist. Damals habe ich immer mit dem Schlimmsten gerechnet und mein Leben entsprechend ausgelegt, sprich nichts auf die lange Bank gelegt, immer längere Krankenhausaufenthalte oder schlimmeres im Auge.

Inzwischen ist es aber so, dass ich mein Leben auf den Status "gesund" ausgerichtet habe und deshalb viehisch Angst habe, dass jetzt wieder was – und zwar IRGENDWAS kommt.

Der Witz daran ist: Mir macht bei Nachsorgeterminen weniger ein mögliches Rezidiv Sorgen als die Angst vor "Nebenbefunden", also dass die einen anderen Krebs im Rahmen der Routinechecks (1x im Jahr CT) finden. Das geht so weit, dass ich vor Nachsorgeterminen anfange, mir Dinge (etwa Kloß im Hals = Schilddrüsenkrebs, Sodbrennen = Bauchspeichedrüsenkrebs) einzubilden und darüber ganz deprimiert und ängstlich werde.

Insofern werde wohl auch ich mal demnächst mit dem Psycho-Doc sprechen müssen. Hätte nicht gedacht, dass der Bedarf so spät noch kommt.

Beste Grüße,
Christian
__________________
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  #12  
Alt 01.04.2011, 20:19
Locke66 Locke66 ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Zitat:
Zitat von DaBen83 Beitrag anzeigen
Ich hab die "Angst", dass ich dann jede 2 Wochen beim Arzt sitze
Das geht mir nach 18 Jahren noch so. Bei jedem Zipperlein habe ich Angst ... gehe dann sehr oft Arzt. Bin dann total aufgewühlt ... dauert auch lange bis ich mich dann beruhige weil mal wieder nichts war.
Psychologin, sagte: Das sei "normal" und "natürlich" nach einer überstandenen Tumorerkrankung.
Gruß
Ulrich
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  #13  
Alt 13.04.2011, 19:53
NR47 NR47 ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Ich kann das absolut nachvollziehen!

Mein Hodenkrebs wurde 08/2008 erkannt (Embryonal-Misch-Ca./LUG. III) und ich wurde im Januar 2009 als geheilt entlassen.

Dann kam der Nervliche Zusammenbruch...

Seit dem komme ich mit der Situation gar nicht klar, obwohl alle Kontrollen seit dem unauffällig waren (toi, toi, toi...)

Meine nächste Kontrolle steht jetzt am 21.4. an und ich kann schon jetzt kaum noch schlafen und in meinem Kopf sind Gedanken wie "Die finden garantiert wieder was!" dominierend!

Jedes Zimperlein, von Rückenschmerzen, Phantomschmerzen wo der Hoden entfernt wurde bis zu Schmerzen im anderen Hoden lassen mich ständig zum Arzt rennen. Auch auf die Waage steige ich ungern, aus Angst unkontrolliert abgenommen zu haben (zum Glück schwanke ich seit 6 Monaten zwischen 93 und 94 Kilo)

Aktuell habe ich das Gefühl nicht richtig atmen zu können, also als wenn etwas schweres auf der Brust liegt.
Lt. meinem Hausarzt kommt es von der Hals-, Brustwirbelsäule (hatte vor 2 Monaten einen Verkehrsunfall) trotzdem ist sofort wieder die Angst da... (ich hatte an beiden Lungenflügeln Metastasen)

Ich bin seit 8 Monaten in Behandlung bei einer Psychologin...wirklich weiter hilft es mir jedoch nicht.

Auch ist es bei mir jedes mal so, sobald etwas "zu Gutes" in meinem Leben geschieht, denne ich "Klasse...dann kommt jetzt der Krebs wieder!"

Bei mir ist es derzeit das neue, schöne Haus, in welches wir gezogen sind und der am 30.4. beginnende Traumurlaub...

Geändert von NR47 (13.04.2011 um 20:09 Uhr)
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  #14  
Alt 21.04.2011, 15:16
OneEgger OneEgger ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

@NR47

Wenn Deine jetzige Therapeutin nach solanger Zeit keine Erfolge erzielt hat, dann ist es schlichtweg die Falsche Person. Ich würde Dir raten jemand anderes zu kontaktieren.

Es ist wichtig noch Ziele und Freuden im Leben zu haben.Bau Dich daran auf. Genies Deinen Urlaub und freu Dich auf Dein neues Haus.

Viele Menschen stürzen nach so einer Diagnose ab. Bei mir war es nicht so, ich hatte aber vorher schon extreme Probleme mit Hypochondrie. Nicht fixiert auf den Hodenkrebs sondern auf ALLES. Dauernd Besuche bei Ärzten wegen allmöglichem Mist, ich fühlte mich schlecht und hatte immer Angst. Letztendlich endete dies in einer Depression und ich musste auf Anti-Depressiva eingestellt werden und bekam auch eine Psychotherapie. Auslöser war bei mir der Job damals (Call Center)
Als ich diesen wechselte kam der Punkt wo ich so unten war, dass ich irgendwann morgens aufstand und mir klar machte das es so nicht weitergeht. ich hab meine Tabletten abgesetzt (mit ärztlicher Rücksprache) hab mir nen neuen Job gesucht, hab ein Fernstudium gemacht und das allerwichtigeste SPORT getrieben. Das hat mir unwarscheinlich gut geholfen. Das schlimmste für ein Hypochondra ist ja bekanntlich die Angst vorm sterben. Mir hatts geholfen mir jeden Tag in den Kopf zu hämmern das ich es eh nicht bestimmen kann wann und wo ich sterbe. Ich hab mir den Angst vorm Tod genommen. Es war ein langer Weg aber es hat funktioniert.
Ich war so stabil danach das selbst die Diagnose Hodenkrebs mich nicht weiter gejuckt hat. Man muss aber auch sagen das es mich mit einem SEminom und keiner Streuunung auch nicht wirklich hart getroffen hat. Glück im Unglück. Vielleicht wäre meine Psyche nach einer schwereren Diagnose nochmal abgerutscht...man weiss es nicht.
Ändere Deine Pessimistsische Zynische Grundeinstellung.
Durch mehrere Allergien, Skoliose, BWS-Problemen und Nackenbeschwerden hab ichs auch nicht leicht. Mir erging es auch oft so das ich gedacht hab, hoffentlich ist das keine Metastase oder ähnliches. Natürlich hab ich es abklären lassen. Nur die Intensität des "Angstgefühles" war nicht mehr so hoch. Auch nicht bei den Kontrolluntersuchungen. Das blöde daran ist, man kann von heute auf morgen wieder in ein Loch fallen. Das geht RatzFatz...
ABER..man sollte nicht tagtäglich daran denken!
Lange Rede kurzer SInn...

Ich kann Dir nur raten Sport SPort SPort zu treiben, Dich gesünder zu Ernähren und Deine Grundstimmung positiv zu verändern. Dann bin ich mir sicher, wird sich auch Dein LEben wieder zum Guten wenden.

Von Nix kommt nix.

Ich wünsch Dir alles Gute!
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  #15  
Alt 27.06.2012, 17:23
Dogg Dogg ist offline
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Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Zitat:
Zitat von NR47 Beitrag anzeigen
Ich kann das absolut nachvollziehen!

Mein Hodenkrebs wurde 08/2008 erkannt (Embryonal-Misch-Ca./LUG. III) und ich wurde im Januar 2009 als geheilt entlassen.

Dann kam der Nervliche Zusammenbruch...

Seit dem komme ich mit der Situation gar nicht klar, obwohl alle Kontrollen seit dem unauffällig waren (toi, toi, toi...)

Meine nächste Kontrolle steht jetzt am 21.4. an und ich kann schon jetzt kaum noch schlafen und in meinem Kopf sind Gedanken wie "Die finden garantiert wieder was!" dominierend!

Jedes Zimperlein, von Rückenschmerzen, Phantomschmerzen wo der Hoden entfernt wurde bis zu Schmerzen im anderen Hoden lassen mich ständig zum Arzt rennen. Auch auf die Waage steige ich ungern, aus Angst unkontrolliert abgenommen zu haben (zum Glück schwanke ich seit 6 Monaten zwischen 93 und 94 Kilo)

Aktuell habe ich das Gefühl nicht richtig atmen zu können, also als wenn etwas schweres auf der Brust liegt.
Lt. meinem Hausarzt kommt es von der Hals-, Brustwirbelsäule (hatte vor 2 Monaten einen Verkehrsunfall) trotzdem ist sofort wieder die Angst da... (ich hatte an beiden Lungenflügeln Metastasen)

Ich bin seit 8 Monaten in Behandlung bei einer Psychologin...wirklich weiter hilft es mir jedoch nicht.

Auch ist es bei mir jedes mal so, sobald etwas "zu Gutes" in meinem Leben geschieht, denne ich "Klasse...dann kommt jetzt der Krebs wieder!"

Bei mir ist es derzeit das neue, schöne Haus, in welches wir gezogen sind und der am 30.4. beginnende Traumurlaub...
verdammt habe ich auch alles (ausser Gutes/Böses-Gedanke und Haus und Lungen-Probleme. Ich hab nur das "Gefühl" am rechten Bein und auf der rechten Seite unter der Achsel eine Metatase zu haben.

kann mich bei der Arbeit auch nicht mehr konzentrieren. mal den Arzt fragen für eine pille...
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