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Alt 23.02.2008, 23:07
wusta wusta ist offline
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Registriert seit: 23.02.2008
Beiträge: 10
Standard Ich schaffe es bald nicht mehr....

Hallo., Ihr Lieben,

ich will nicht jammern aber heute tue ich es doch. Mein geliebter Papa ist vor knapp 5 Jahren im Alter von 70 Jahren an BSDK gestorben und ich habe ihn gemeinsam mit meiner Mutter ein Jahr zuvor begleitet. Nach seinem Tod war meine Mutter am Ende (ich auch). Ich habe- soweit es mir neben meinem sehr stressigen Voll-Zeit-Job möglich war- versucht, sie abzulenken. War - und bin - fast täglich nach Feierabend bei ihr, fahre mit ihr einkaufen, in die Stadt, kümmere mich um ihren Garten usw. Ist selbstverständlich und mache ich eigentlich auch gerne. Aber irgendwie hat nie jemand registriert, wie sehr ich um meinen Vater getrauert habe. Vom ersten Tag an habe ich nur gehört:"Kümmern Sie sich um Ihre Mutter". Habe ich auch gemacht - zumindest versucht.

In der letzten Zeit hat sie aber eine regelrechte Erwartungshaltung. Ich soll sie hierhin fahren, dahin bringen, stundenlang bei ihr sitzen. Sie selbst wartet darauf, dass sie angerufen wird - auch von den wenigen Bekannten. Da ruft aber nur selten jemand an (alle haben mit sich zu tun). Dann sagt sie mir wieder "wenn Du nicht wärst, hätte ich ja niemanden mehr". Und bei jeder Kleinigkeit bin ich diejenige, die 25 km fährt,um zu ihr zu kommen. Ehrlich gesagt, ich fühle mich schon manchmal wie die Unterhaltungsdame. Mein Bruder ist vor etlichen Jahren ca. 400 km entfernt weggezogen und gibt einmal im Monat telefonisch schlaue Tipps. Hilft aber nichts, weil mein Freund und ich den Garten umgraben, uns (insbesondere ich) das Gejammer anhören, ihre Wohnung tapezieren, ihren Keller entrümpeln, ihr dies und das zu Essen bringen, ihr ansonsten sämtliche Besorgungen erledigen.

Ich stehe morgens um 6.00 Uhr auf, fahre 25 km zur Arbeit und bin dann werktags gegen 18.00 Uhr zu Hause. Dann muss ich erst mal sehen, dass es was zu essen gibt, weil tagsüber ist da außer dem mitgebrachten Brot nicht viel drin (keine Zeit, keine Kantine). Wenn ich dann noch nach 18.00 bei meiner Mutter bin, kann sich das hinziehen - verständlicherweise, weil sie ja den ganzen Tag mit niemandem gesprochen hat. Dann bin ich manchmal erst um 21.00 Uhr zurück und entnervt - was mir dann auch wieder leid tut.

Wenn wir im Jahr für eine einzige Woche in den Urlaub fahren, dann leidet meine Mutter und teilt mir das auch mit. Ich habe nicht mal Spaß an dieser einen Woche. Sie ist jetzt 74 Jahre alt aber ganz gesund, fährt noch Fahrrad. Aber bei jeder Gelegenheit impft sie mir ein schlechtes Gewissen ein - leider klappt das auch.

Ich hatte auch mal Lebenspläne mit meinem Freund. Vielleicht ein Kind. Jetzt bin ich 41 und der Zug ist abgefahren. Ich weiß, ich bin selbst schuld.

Jedenfalls fühle ich mich traurig und langsam völlig überfordert. Ich liebe meine Mutter und will nicht, dass sie sich schlecht fühlt. Ich weiß, wie schwer sie es nach dem Tod meines Vaters hat und will ihr auch helfen.

Aber ich weiß nicht mehr, wie ich das auf Dauer neben dem Beruf und meinem eigenen Kram durchhalten werde. Wahrscheinlich bin ich nur zu egoistisch?

Danke an jeden, der das gelesen hat.
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