Gebärmutterhalskrebs mit 25

[Sephinroth]

Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier und hoffe etwas Hilfe zu finden. Kurz zu mir: Ich bin 25 Jahre alt und bei mir ist letztes Jahr Ende Juni die Diagnose Gebärmutterhalskrebs gestellt worden. Im Sommer hatte ich die erste Bestrahlung mit einer Chemo kombiniert, da aufgrund der Streuung eine OP leider nicht ausgereicht hätte. Nach einer deutlichen Besserung wurden Anfang Januar neue Krebsherde entdeckt und seit Ende Januar habe ich nun wieder Chemo.
Ich hoffe, hier auf Menschen zu treffen, die mich aufgrund von eigenen Erfahrungen verstehen können und auf Tips, wie ich es meinem Verlobten, meiner Familie und meinen Freunden vielleicht etwas leichter machen kann, mit meiner schweren Erkrankung umzugehen.
Danke schonmal für die Antworten.
Sephinroth

[Sephinroth]

Hallo,

es ist schon so, dass meine Freunde und meine Familie mich mit allem unterstützen, wo sie nur können. Ich bin in der Zeit meiner ambulanten Chemo bei meinem Vater und seiner Frau, die sich total lieb um mich kümmern. Und auch der Rest meiner Familie und meine Freunde sind immer für mich da, wenn ich sie brauche, aber ich habe eben manchmal das Gefühl, dass ich ihnen zu viel zumute
Ich weiß, ich muss als erstes an mich denken, aber sie sind mir so wichtig! Und irgendwie habe ich auch ein schlechtes Gewissen, wenn auf gewisse Weise immer ich im Mittelpunkt stehe... Klingt bestimmt doof, vor allem, da mir ja keiner einen Vorwurf macht.

Warum die Krankheit dann doch so schnell fortgeschritten ist, können sich momentan auch die Ärzte noch nicht so ganz erklären, aber da ich eben auch im Sommer schon eine Ausbreitung auf die Lymphknoten hatte, ist es wohl nicht selten. Dabei hieß es im November bei der Untersuchung noch, dass die Lymphknoten wieder "Normalgröße" haben und auch da noch keine neuen Metastasen in Sicht waren.

LG

[blueblue]

Hallo liebe Sepinroth,

auch heiße dich hier willkommen, wenn der Anlass auch einer ist, den man nicht unbedingt haben muss.

Mache dir keine Sorgen darum, dass du deinem Papa und seiner Frau zur Last werden könntest. Er hat sich bewußt dafür entschieden, sich um dich in dieser Situation zu kümmern und zu begleiten.

Ich bin ganz fest überzeugt, dass du dir darüber wirklich keine Sorgen machen musst, dass du im Mittelpunkt stehst. Da bist du nicht alleine hingegangen sondern du wurdest von der Krankheit dorthin gestoßen. Und deine Familie und Freunde nehmen einfach diese Herausforderung an. Dafür kannst du dich glücklich schätzen, dass liebe Menschen bei dir sind und sich um dich sorgen.

Mit 25 Jahren an Krebs zu erkranken ist schon schlimm und ich kann dir in dieser Situation sehr gut nachempfinden wie es dir geht, leide ich doch auch seit meinem 25ten Lebensjahr daran. Und wie du siehst, schreibe ich dir hier noch. Ich lebe inzwischen 25 Jahre mit dem Krebs, mal etwas besser und mal eben auch sehr viel schlechter. ABER ich bin noch da. Vielleicht hilft dir das auch, zu wissen, dass du nicht alleine bist.

Und wenn du Frust hast, der einfach raus muss, dann schreib ihn dir hier von der Seele. Es gibt hier viele ganz liebe Frauen, die dich verstehen, die dir nachempfinden können.

Übrigens finde ich die Idee mit der psychologischen Betreuung sehr gut. Ich habe inzwischen seit 3 Jahren einen Therapeuten, seit dem bin ich mir ganz sicher, dass er mir schon viel früher geholfen hätte. Ich habe nämlich immer versucht, alles selbst zu schaffen.

Ich ünsche dir viel Kraft und Zuversicht und kein schlechtes Gewissen.

blueblue

[Sephinroth]

Danke für die vielen lieben Worte!
Ich würde wirklich fast alles dafür geben, nicht mehr krank zu sein, aber meine Freunde und meine Familie nicht! Sie sind alle so wundervoll zu mir und ich habe auch in meinem Bekanntenkreis, also auch außerhalb der wenigen engen Freunde, sehr positive Erfahrungen gemacht. Natürlich gibt es Menschen, die sich etwas zurück gezogen, jedoch nicht komplett abgewandt haben, aber das ist auch ok.

Ein paar Gedanken möchte ich einfach hinausschicken:
Es gibt Tage, an denen geht es mir richtig gut, so wie momentan. Ich kann zwar nicht alles, aber doch das meiste machen, was ich machen möchte, ohne auf zu vieles zu achten. Aber dann sind da wieder die Tage, in denen sich die Krankheit auch in meinem Kopf komplett einnistet und ich mich immer wieder frage: Warum ich? Warum dieser Rückfall? Geht das jetzt ewig so weiter? Schlägt die Behandlung dieses Mal so an, dass ich danach als geheilt gelte oder verfolgt mich die Krankheit noch Jahre? Wann kann ich mal wieder arbeiten gehen? Wann kann ich wieder ein "normales" Leben führen? Wann kann ich mal wieder für mich essen und nicht für diesen Sch...-Krebs? Gehen die Schmerzen vorbei?

Am schlimmsten ist für mich momentan jedoch eine ganz andere Sache. Da ich jetzt Mitte zwanzig bin, habe ich natürlich einige Bekannte im gleichen Alter und irgendwie habe ich das Gefühl, dass um mich herum alle nacheinander schwanger werden. Ich weiß nur leider, dass das bei mir nie der Fall sein wird. Es ist dadurch so weit, dass ich oft von selbst den Kontakt zu diesen Frauen sehr stark einschränke, weil ich es einfach nicht ertragen kann... Meine ehemalige Reitbeteiligung (sie ist mein Pferd fünf Jahre geritten) hat mir zwei Monate nach der Diagnose gesagt, dass sie mein Pferd nicht mehr reiten kann, weil sie schwanger ist und natürlich das Kind nicht gefährden möchte. Am Anfang habe ich versucht mir nichts anmerken zu lassen, aber ich weiß, wie schwer es auch ihr gefallen ist, mir in dieser Situtation ausgerechnet die Nachricht zu bringen, denn über die Jahre sind wir auch Freunde geworden. Sie hat in den nächsten Tagen ihren Termin und ich bringe es nicht über mich, sie einfach mal anzurufen, wie es ihr geht... Ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen deswegen und es tut mir sehr leid...

[blueblue]

Hallo

noch einmal ein paar Zeilen an dich.

Aus der Erfahrung ist mir bekannt, dass man sich diese Fragen nach dem "Warum" doch immer wieder stellt. Und ich habe selber auch festgestellt, dass es darauf keine Antwort gibt. Ich habe in all den Jahren jedenfalls noch keine gefunden.

Wann du wieder arbeiten gehen kannst? Ist ebenfalls eine Frage, die du zunächst einmal ganz nach hinten stellen solltest. Wichtig ist erst einmal, dass es dir gesundheitlich wieder besser geht.

Natürlich gibt es immer dieses Auf und Ab im Befinden, das kennen wir hier wohl alle mehr oder weniger. Und alle wünschen sich in irgendeiner Form ihr altes Leben zurück. So wie es einmal war, wird es aber eben nicht mehr werden.

Wenn ich deine Zeilen lese, lese ich da eine starke junge Frau, die sich dem Krebs nicht kampflos ergibt. Das ist gut so.

Wegen deiner Freundin solltest du dir nicht zu viele Gedanken machen. Sicher wird sie es verstehen, dass du im Moment aus der Situation heraus nicht in der Lage bist, mit ihr zu reden. Vielleicht kannst du ihr eine Karte schreiben mit ein paar Worten der Erklärung. Sie wird verstehen.

blueblue

[Cee]

Zitat von blueblue

Aus der Erfahrung ist mir bekannt, dass man sich diese Fragen nach dem "Warum" doch immer wieder stellt. Und ich habe selber auch festgestellt, dass es darauf keine Antwort gibt. Ich habe in all den Jahren jedenfalls noch keine gefunden.

Es ist ganz komisch: Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt, nicht ein einziges Mal seit meiner Diagnose am 11.7.2008. Das würde für mich immer auch eine andere Frage nach sich ziehen: Warum die anderen? Die Frage nach dem Warum beinhaltet möglicherweise den Wunsch, etwas oder jemanden die Schuld zuzuweisen "hätte er/sie/es/ich nicht so viel xyz-Trallalla gemacht, wäre die Krankheit nie entstanden..."

Wieso hat Johannes Heesters keinen Krebs, obwohl er schlappe 85 Jahre raucht? Warum kriegen Frauen mit 20 Brustkrebs? Warum bekommen Menschen, die nie geraucht haben Lungenkrebs? Fragen, auf die man schlichtweg keine Antworten bekommt und verdeutlichen, was Krebs ist: eine hochintelligente Zellmutation.

Mir persönlich würde also die Antwort auf die Frage nach dem Warum keine Befriedigung geben, weil ich erkrankt bin und dieser Zustand nicht mehr umkehrbar ist.

[gela 77]

Hallo,

auch ich habe mir die Frage nach dem Warum nie gestellt.
Weil, da dreht man sich im Kreise und eine Antwort findet man nicht.

Ich habe mir vielmehr die Frage gestellt"Was kann ich tun, um das
Schalentier aus mir raus zu bekommen"
Das ist auf alle Fälle viel sinnvoller und Antworten darauf gibt es zu Hauf..

Vieles, was so passiert könnte man Schicksal nennen und es ist an dir es anzunehmen. Nur so hast du Kraft genug zu kämpfen.
Du bist noch so jung..ich bin davon überzeugt, das du genügend an Power hast um das Schalentier den Garaus zu machen.

Liebe Grüße gela

[Sephinroth]

Hallo Ihr Lieben,

ich habe mich lange hier nicht mehr zu Wort gemeldet und jetzt auch einen Monat gewartet, überhaupt mit allem ins "anonyme" Internet zu gehen.

Kurz zusammengefasst ist bei mir folgendes:

Ich bin 26 Jahre alt und habe letztes Jahr im Sommer die Diagnose Gebärmutterhalskrebs bekommen. Nach einigen Untersuchungen war auch klar, dass eine Streuung in die Lymphknoten da war. Letztes Jahr hatte ich dann eine Radiochemo und alles sah gut aus. Im Januar kam dann der Rückfall und eine weitere Chemotherapie. Im Juni wurde mir ein ca Ei-großer Tumor aus der Blase entfernt und alles sah soweit wieder gut aus.

Vor einem Monat kam dann der Schlag ins Gesicht: Es haben sich Metastasen am Bauchfell festgesetzt, ich habe Wasseransammlungen und Verklebungen im gesamten Bauchbereich und meine Onkologin klang das erste mal nicht mehr zuversichtlich...

Mir ist nun klar, dass ich nicht mehr so viel Zeit haben werde, aber ob es Jahre oder nur Monate sind, kann natürlich keiner sagen...

Eine Freundin hat mir eine Wunschkiste gebastelt, in die ich alles reinschmeißen darf, was ich gerne noch machen möchte und meine Freunde und Familie suchen sich regelmäßig Dinge, die sie dann mit mir machen...

Trotz allem habe ich momentan eine wahnsinnige Angst... Werde ich viele Schmerzen haben? Wie schnell kann das tatsächlich gehen?

Ich bin so mutlos geworden...

[Sephinroth]

Hallo Ihr Lieben,

der erste Schock ist überwunden, aber....
Seit ein paar Tagen habe ich wieder erhöhte Temperatur und seit gestern ist es richtiges Fieber... Meine Ärztin sagt, schnellstmöglich Chemo, aber ich bin mir nach der letzten so negativen Diagnose nicht sicher, was es bringen soll...

Ich verlängere damit zwar die Zeit, aber warum... Sterben auf Raten und ab und an kann ich mir ein bisschen was dazu kaufen.... Aber immer um den Preis der ständigen Übelkeit, der verlorenen Haare, die grade erst wieder wachsen, weitere Kilos, die ich abnehmen, obwohl ich nur mühsamm Gramm für Gramm zugenommen habe...

Gibt es andere Wege, das Fieber los zu werden? Hilfe....
Mag nicht so zugrunde gehen...

[leila1]

Hallo,
das alles tut mir so wahnsinnig leid für Dich.
Gegen Fieber kenn ich leider auch nur die norm. Mittel.
Aber ich kann Dich verstehen, bezüglich der Chemo, der nebenwirkungen....
Es ist ganz allein Deine entscheidung was du tun möchtest, höre auf deinen Bauch. Egal was andere sagen es ist dein leben und nur du entscheidest, was du willst, kannst und auch erträgst.
Ich weiß eigentlich garnicht was ich dir schreiben soll, ich bin so "baff" von deiner Geschichte.
Ich hab neben meiner Chemo Akkupunktur gemacht, um die Nebenwirkungen zu senken und bei mir hat es geholfen. Gegen Schmerzen gibt es Medikamente die du wohl nehmen könntest.
Ich selber bin auch erst 30, habe eine kl. Tochter und hatte vor kurzem ein rezediv (steht alles in meinem Thread).Ich kann dich gut verstehen, deine ängste und gedanken nachvollziehen. lass dich mal drücken
lg Nadine

[Nici79]

Hallo Sephinroth

Ich weiss gar nicht was ich schreiben soll ausser, dass mir alles wahnsinning leid tut.
Ich kann deine Gedanken sehr gut verstehen. Gerade wenn Dir vieleicht nicht mehr so viel Zeit bleibt die Zeit mit der Chemo sowie der Nebenwirkungen herum zu schlagen. Ach das LEBEN kann manchmal so unglaublich brutal und ungerecht sein! Höre auf dein Herz! Wie Leila bereits geschrieben hat, ist es dein Leben und deine Entscheidung was Du noch tun möchtest und die Kraft dazu hast.

Gegen das Fieber habe ich auch keine andere Idee als die herkömmlichen Medikamente.

Ich denke an dich
Nici

[Sephinroth]

Und schon wieder neues negatives...
Der vergrößerte Lymphknoten an den Bronchien ist auf 3cm gewachsen.

Ich soll nun eine weitere Bestrahlung bekommen, sofern das mit dem Gebiet der alten Bestrahlung geht, und ggf einen Stent eingesetzt bekommen, damit ich endlich mal wieder richtig atmen kann.

Hat vielleicht jemand schon Erfahrungen mit so einem Stent? Ich habe irgendwie ziemliche Angst vor dem Ding... Was bedeutet es, ein Plastikröhrchen in der Lunge zu haben? Werde ich da Schmerzen haben oder merkt man das Ding vielleicht gar nicht?

Ich hab solche Angst, wie die Ärzte sich entscheiden... Egal welche Entscheidung, es ist alles doof...

[Canaris]

Gott, ich moechte dich nur in den Arm nehmen.....
das schweigen in dein threat ist ohrenbetäubend weil keiner hier bis jetzt so ein dramatischer verlauf , noch dazu in so jungen Alter kennen gelernt hat.

gebaermutterhalskrebs ist oft ein erbarmungsloser krankheit ist aber selten so agressiv wie bei dir
wir allen stehen dein schicksal sprachlos gegenueber und vielen wissen wahrscheinlich nicht richtig was sie dir sagen koennen.

ich auch nicht....
ich wuensche dir kraft und vor allem....Glauben
alles liebe

[Sephinroth]

Danke für die lieben Worte!

Ich würde gern auch anderes schreiben, aber es soll ja die Wahrheit bleiben...

Mir war bisher nicht bewusst, dass mein Fall so extrem ist gegenüber anderen...

Wahrscheinlich hatte ich nur Pech, denn es ist sehr spät entdeckt worden und hatte ja da schon in die Lymphknoten getreut.

Ach, Sch...., ich hasse diese Krankheit!!!!!!!

[Hope 63]

Hallo Sephinroth,
ich habe lange überlegt,ob ich in deinem Thread,dir schreibe,denn was könnte ich dir sagen.

Canaris hat es auf den Punkt gebracht,man ist angesichts deiner Geschichte,deines Schicksals einfach nur fassungslos und sprachlos.

Auch ich weiß nicht wirklich,was ich dir schreiben könnte....
aber ich möchte dich wissen lassen,dass ich dich immer lese,oft mit Tränen in den Augen und das ich mit meinen Gedanken ganz oft bei dir bin.

Ich hasse diese Krankheit auch und ich hasse sie immer mehr!!!

Kleine,ich nehme dich gedanklich in den Armen...

Ganz lieben Gruss Sabine