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  #121  
Alt 19.07.2015, 10:10
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

liebe Jutta,

auch "wir" haben es nicht mehr ins hospiz geschafft.
und mein hund war in der letzten lebenswoche auch eher hinderlich,
weil mein mann im KH verstarb.
leider ist nicht alles in dieser phase von den angehörigen optimierbar.
oft geht es dann ganz schnell und wir werden von den ereignissen überrollt...
unsere liebsten sterben.

es ist schön, dass es zwischen euch noch eine verbindung gibt, du die karte hast, du weisst, dass ihr euch geliebt habt.
unsere männer sind ihren weg zu ende gegangen und wir werden es auch tun,
aus neugier, um die erinnerung an sie wach zu halten und aus so vielen kleinen anderen gründen...

ich war letztens auch das erste mal wieder in "unserem" fitnesscenter.
und mein mann hat mir gefehlt, neben mir auf dem laufband, und ich weinte ein bißchen...

viel kraft dir für heute und morgen,
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #122  
Alt 19.07.2015, 18:37
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von vintage Beitrag anzeigen

ich war letztens auch das erste mal wieder in "unserem" fitnesscenter.
und mein mann hat mir gefehlt, neben mir auf dem laufband, und ich weinte ein bißchen...
Liebe vintage,
dieses lautlose - in sich hinein weinen kenne ich so gut. Es stört ja niemanden und wir können gar nichts dagegen tun, es passiert einfach.
Im Bus, bei Spaziergängen mit dem Hund oder bei bestimmten Musikstücken im Radio die "er" so gerne gehört hat.
Das wird auch noch lange so bleiben.

Liebe Grüße

Jutta
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  #123  
Alt 24.07.2015, 10:12
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Noch 2 Wochen zu leben....

Du hast gespürt, dass die letzte Chemo mit Docetaxel keine Wirkung zeigt.

Am 22. Juli 2014 wurde das CT. vorgezogen und du hofftest dass sich dennoch eine Lösung für die Atemnot ergibt. Die Angst vor dem Ersticken kam immer wieder.....
Schon länger warst du vollgepumpt mit Schmerz und Beruhigungsmitteln die immer höher dosiert werden mussten.
Das CT. betätigte dass der Tumor ungestört weitergewachsen war.
Du warst Austherapiert und die Ärzte hatten es eilig dich zur Weiterbehandlung nach Essen zu überweisen....

Selbst in den dunkelsten Stunden deines Lebens hattest du noch Momente der Freude und des Glücks in dir. Wenn die Situation auch immer ein " Ausnahmezustand " blieb, wir waren in Verbindung.
Es ist eine Verbindung zu dir, die über alle Bedingungen hinausgeht, die ich bis heute in mir trage.

Geändert von Yogi 12 (24.07.2015 um 10:16 Uhr)
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  #124  
Alt 25.07.2015, 21:33
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Ein verregneter Abend am Samstag,

mein Interesse an der Welt hat nachgelassen.


Ich glaube es gibt viele Menschen die enttäuscht und müde sind....
Es erfüllt mich mit Unbehagen wenn ich daran denke wie ich mein Leben ohne dich fortsetzen soll. Manchmal denke ich, dass ich auch "alles hinter mir haben möchte" - aber ich gebe nicht auf...
Als es vor gut einem Jahr darum ging, den Text für die Todesanzeige in der Zeitung zu erstellen, wurde ich von der Angestellten des Bestattungsinstituts darauf hingewiesen, was man schreiben könnte und was eher nicht.
Nach dem Satz: " Der Lebenskreis eines geliebten Menschen hat sich geschlossen", hätte ich abschließend gerne noch ein paar Worte hinzugefügt.
Mir wurde davon abgeraten, obwohl ich häufig daran denken muss (te) und nichts unpassendes daran finden kann.
Ich schicke sie dir mit einem Jahr Verspätung, denn ich empfinde immer noch so wie damals.

Ich bleibe noch eine Weile, dann folge ich dir nach.

In Liebe

Jutta

Geändert von Yogi 12 (27.07.2015 um 16:11 Uhr) Grund: falsche Zeitangabe
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  #125  
Alt 27.07.2015, 17:42
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Mein lieber Ingo,

obwohl du so gut wie Austherapiert warst, gab dir die Assistenzärztin ein Rezept für das Lungenkrebsmedikament Tarceva mit.

Als ich die Ärztin mit meiner Angst konfrontierte , wie es weiter gehen soll wenn das Docetaxel nicht wirkt, war sie der Meinung das sei noch nicht das Ende der Fahnenstange. Sie gab uns eine Liste, auf der Medikamente standen die alle noch ausprobiert werden könnten....

Ich glaube sie wollte ihr schlechtes Gewissen beruhigen, denn sie hat immer von mehreren Jahren Lebenszeit mit Lebensqualität gesprochen.
Der schöne Schein des Erfolgs ist absolut nichtig angesichts der Endlichkeit!

Zu den ranghöheren Ärzten der Onkologie ( Oberärztin/Stationsärztin ) wurden wir nicht vorgelassen. Sie behandelten die schweren Krebsfälle zu denen du scheinbar nicht gehörtest.
Ich spüre wie der Zorn in mir aufsteigt, wenn ich an diese ungleiche Behandlung denke.
Du warst ein bequemer unauffälliger Patient, hast dich niemals beschwert und es hat dich auch niemand groß nach deinem Befinden gefragt.
Stattdessen hantierten viele Leute an dir herum. Sie kümmerten sich um Herzschlag, Blutbild und Lungenfunktion etc. - nur nicht um dich als Persönlichkeit.
Ich hätte dir so gerne auch Gespräche und Zuwendung in deiner Situation als Schwerkranker gewünscht....

Wir klammerten uns an jeden Strohhalm und du hattest die sehnsüchtige Hoffnung auf ein paar Jahre.
Keine deiner Hoffnungen hat sich erfüllt.
Aus den Jahren wurden Wochen und bald begannen deine letzten Tage in diesem Leben.

Der Tod hat dich aus deiner Not erlöst, dafür bin ich dankbar.

In Liebe

Jutta
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  #126  
Alt 30.07.2015, 15:23
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Der Schmerz der Trennung ist gerade in diesen Tagen groß.

Heute vor einem Jahr habe ich den Notdienst gerufen.
Der Sauerstoffgehalt im Blut war extrem niedrig, möglicherweise hast du gespürt, dass du in Todesnähe bist. Du konntest dich später im Krankenhaus an nichts mehr erinnern, fragtest aber meine Schwester, ( Krankenschwester ) ob es sein könnte dass es jetzt schneller zu Ende geht als geglaubt
Der Rettungsdienst hat dich im Wagen lange vor unserer Haustür reanimiert.
Als das halbwegs gelang, fuhr er mit Blaulicht zur Notaufnahme.
Dort begann deine schlimmste letzte Woche, die du noch zu leben hattest.
Die schrecklichen Bilder aus dieser Zeit sind wieder sehr präsent und belasten mich momentan sehr.
Ich habe später bereut, dass ich überhaupt den Notarzt gerufen habe. Vielleicht wäre es besser gewesen , du hättest das Bewusstsein verloren und wärst hier zu Hause bei mir eingeschlafen. Ich war zu konfus um das " Richtige " zu tun. Der Palliativdienst wäre eventuell auch die bessere Lösung gewesen....

Du hast dich in dieser Woche sehr gequält und die Behandlung und erneuten Untersuchungen im Krankenhaus haben dein Leiden unnötig verlängert.

Zur Zeit fühle ich mich allein und orientierungslos. Es kommt mir vor als sei es erst gestern geschehen....

Manchmal stört dieses Abgeklärte "alles wird gut - aber anders " von Menschen die noch länger Hinterbliebene sind als ich. Es soll ja trösten, erreicht mich aber irgendwie nicht. Ob mit oder ohne Kinder/Enkel, langer oder kürzerer Leidensweg des geliebten Menschen, ich will meine Erfahrungen selbst machen, auch wenn ich anders bin als andere, mache ich es so wie ich möchte und kann.
Es braucht seine Zeit bis ich mich damit abfinden kann, habe keine Ahnung wie lange es dauert.

>>Du bist ein Schatten am Tage
und in der Nacht ein Licht,
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht<<
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  #127  
Alt 01.08.2015, 22:59
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Ich habe kürzlich mit deiner Mutter telefoniert. Es ging um den Besuch deiner Familie am ersten Todestag den 7.8. und es sollte eigentlich ein besonderer Tag werden, den ich dir widmen möchte.
Ich würde mir gerne Fotos von dir anschauen und über dich sprechen, möchte an dich denken und Erinnerungen austauschen, vor allem auch die Guten.

Obwohl ich diesen Wunsch schon vor längerer Zeit so ähnlich wie beschrieben formuliert hatte und auch mit meiner Psychologin darüber gesprochen habe wie ich den Tag liebevoll - in Gedenken an dich - gestalten könnte, war scheinbar alles wieder in Vergessenheit geraten.
Deiner Schwester könnte trotz Klimaanlage im Auto unpässlich sein, schon wegen der voraus gesagten Hitze an diesem Tag, der Schwager kommt sowieso nicht mit und die schwangere Nichte möchte direkt nach dem Kaffeetrinken wieder zurück nach H. fahren.

Auf selbst bezogene oberflächliche Gespräche mit deiner Mutter und der Nichte (die uns zum Friedhof fährt) habe ich nicht die geringste Lust, und es macht mich traurig das ich scheinbar nicht ernst genommen werde.

Ich habe deiner Mutter nochmal gesagt wie wichtig es ist, an dich, unseren: Mann, Sohn Bruder und Onkel zu denken, denn genau deshalb kommen wir ja zusammen.
Schon während deiner Krankheit redete deine Mutter oft pausenlos über Banalitäten und schien nicht zu merken, wie unangemessen sie auf unsere Lebenssituation reagierte....
Wenn es so kommt kann ich es nicht ändern und werde froh sein schon bald wieder alleine zu sein. Es hat aber auch schon Besuche gegeben die trotz Vorurteile ganz gut verliefen.

Plötzlich bin ich hundemüde und beende für heute meinen Brief an dich.

Bis bald

Jutta
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  #128  
Alt 02.08.2015, 20:56
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Es waren die letzten heißen Tage des eher schlechten Sommers 2014, die du Anfang August im Krankenhaus erlebt hast.
Ich besorgte einen Tischventilator, der für etwas bessere Luft in dem kleinen Zimmer sorgte.

In dieser schweren Zeit hätte ich dir gerne mehr Zuwendung und Nähe gegeben, hätte dich so oft wie möglich begleitet, doch wir waren selten allein. Einmal waren wir jedoch eng beieinander und du sagtest, es sei jetzt so friedvoll und stimmig als würde es die negativen Gedanken und Gefühle die diese schreckliche Krankheit ausgelöst hatte nicht geben....
Danach habe ich sehr bedauert, das wir nicht öfter die Gelegenheit hatten "unter uns" zu sein und hoffte dass uns auf der Palliativstation noch Zeit für diese intensiven Momente bleiben würde...

Die Todesdrohung kam zurück und ich war machtlos dagegen.
Unser Hund war in dieser Zeit eine Belastung. Immer wieder unterbrach ich meine Besuche bei dir , weil er mit dem nötigsten versorgt werden musste und ich deswegen ein schlechtes Gewissen hatte.

Schuldgefühle stellten sich später ein, dass ich dich zu häufig allein gelassen hatte.
Sie führten mir vor Augen, wie unwillig, lieblos und voller Angst ich meinem Schmerz begegnete.

Ich bin noch nicht in die Welt zurückgekehrt, habe noch keinen richtigen Zugang gefunden... aber ich arbeite daran....


In Liebe

Jutta

Geändert von Yogi 12 (02.08.2015 um 20:58 Uhr)
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  #129  
Alt 05.08.2015, 12:59
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Mein lieber Ingo,

der erste Todestag rückt näher und der Stachel im Herzen sitzt tief und schmerzt gerade sehr.
Obwohl rein äußerlich soweit momentan alles in Ordnung ist, spüre ich deutlich, das alles Materielle so gut wie wertlos ist, wenn ich an deine Abwesenheit denke.

Immer wenn ich leise das kleine Zimmer im Krankenhaus betrat weil du meist mit geschlossenen Augen da lagst, hast du sofort gespürt das ich da war.
Auch wenn wir nicht mehr viel miteinander sprechen konnten da du schon sehr schwach warst , spürte ich die intensive Bindung zu dir.

Dennoch Zweifel ich ob es genug war. Es ist mir im nachhinein schwer gefallen mich nicht von dir verabschiedet zu haben. Ich war nicht dabei als du gestorben bist.
Es gibt wahrscheinlich für niemanden die Gewissheit alles richtig gemacht zu haben und trotzdem tröstet es mich nicht.

Meine Trauer ist nicht in Zeit und Tiefe zu messen, aber ich werde irgendwann einen Weg für mich finden, auch wenn ich diese Unbeschwertheit die das Leben mit dir öfter hatte nicht mehr erreichen werde.

Ich vermisse dich - auch heute.

Ich vermisse deine körperliche Nähe, dein Lachen, dein Streiten und unsere gegenseitige Zärtlichkeit.

Ich habe deinen Tod als Trennung akzeptiert, aber das ist nicht das Ende unserer Liebe zueinander.....

Jutta
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  #130  
Alt 07.08.2015, 12:54
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo mein Liebster,

1 Jahr ohne dich und mein Herz ist schwer, wenn ich an dich denke.

Heute Mittag erwarte ich deine Mutter und deine Nichte.
Am Nachmittag kommt meine Schwester dazu.
Ich bin nicht gerade entspannt, habe ein ungutes Gefühl in der Magengegend, auch wegen der Unstimmigkeiten im Vorfeld dieses Treffens.
Es wird in dieser Art wohl sowieso dass letzte mal sein.

Ich bringe dir einen Korb mit zwei Mini-Hortensien in blau und rosa und dazu gibt es ein kleines Steingebilde mit einem Engel und dem Trostspruch:
" Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem wir nicht vertrieben werden können."

In Liebe

Jutta

Geändert von Yogi 12 (07.08.2015 um 12:57 Uhr)
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  #131  
Alt 07.08.2015, 22:55
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Es war ein sehr anstrengender Tag heute und ich bin froh dass er vorbei ist.
Deine Nichte ist schwanger und es ging in den Gesprächen immerzu um neues Leben, so dass dein Tod kaum Beachtung fand.
Auch ging es wieder darum, das eine Mutter intensiver um ihr Kind trauert als "nur" die Frau. Ich musste es mir anhören, kann und will niemand etwas aufzwingen - auch wenn es anders gedacht war...

Bedrückende Gefühle wie Groll, Angst und Schuld ( zu lange zu trauern ) steigen in mir auf.....
So will ich das nicht mehr erleben . Es gibt dann keine Erwartungen die enttäuscht werden - das ist alles besser als ein kraftraubendes Treffen mit Menschen, die die Trauer mit mir nicht teilen können oder wollen.
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  #132  
Alt 08.08.2015, 00:03
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Yogi,

der 365. Tag ohne... die Erinnerungen an diesen ganz besonderen Tag sind neben den Tagen, die zu diesem geführt haben immer besonders präsent, wir selbst besonders empfindsam. Ich empfinde diese Empfindsamkeit mittlerweile als ein Geschenk, möchte es pflegen, es täglich in die Welt tragen, indem ich menschlichen Begegnungen mehr Aufmerksamkeit schenke, indem ich nicht bewerte, indem ich meins aber auch nicht verschlucke, unterdrücke..

Du hast es geschafft... und es tut unendlich weh, wenn Menschen nicht für einen Moment anhalten können, die eigenen Erlebnisse, Widrigkeiten mehr Platz einnehmen als die Erinnerungen an diesen wunderbaren Menschen, der fehlt und immer fehlen wird, uns ganz besonders, weil wir durch diesen Menschen so tief in unserer Seele berührt wurden, er nicht nur Bruder oder Sohn war, es einfach für uns keine Selbstverständlichkeit war und ist, wir diesen Menschen nicht als zufällig erfahren haben, mehr als glücklichen Zufall, Bestimmung, Ergänzung, Weiterentwicklung, als All-eins-sein.

Und genauso werden sie uns weiterbegleiten. Es gibt soviele Momente, da spür ich meinen Liebsten so dicht bei mir, fast tastbar und es zaubert, wie in vergangenen, leibhaftigen Zeiten, ein Lächeln auf mein Gesicht, ein entspanntes Wissen, das nichts in diesem Unversum verloren geht... und die Liebe wächst, Grenzen überschreitet... und trägt, öffnet.

Ich wünsch dir sehr in deiner Verbundenheit bleiben und eine klitzekleine Öffnung in die Aussenwelt zulassen zu können.

Aus deinen posts spricht soviel Liebe, erhalte dir diese Liebesfähigkeit, unbedingt.

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #133  
Alt 08.08.2015, 14:01
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo sjarissa,


Ich habe alle deine Beiträge gelesen und konnte immer nachempfinden wie sehr du deinen Mann geschätzt und geliebt hast.
Menschen wie du können nachvollziehen wie es momentan in mir aussieht.

Ich bin schon seit Tagen depremiert und heule viel. Es fällt mir schwer mich so anzunehmen wie ich gerade bin....
Diese Phase wird vorüber gehen und ich werde wieder mehr inneren Frieden finden.

Deine Worte berühren und tun mir gut.

Dafür danke ich dir.



Herzliche Grüße

Jutta
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  #134  
Alt 08.08.2015, 20:55
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta,

ja, so ist es, manchmal kann man sich selbst kaum aushalten, möchte so gerne in eine annehmbare Haltung kommen, strampelt, rudert, ist vollkommen erschöpft und erreicht doch nichts oder gerade VIEL, weil man sich nicht verstellt, nicht krampfhaft versucht sich dem "NUN MUSS MAL GUT SEIN" ergibt, vielmehr der Trauer Raum gibt.

Ich kann dich und deine Empfindungen zu 100% verstehen... weiß aber aus eigener Erfahrung, das es sich ändern wird, unmerklich, nicht gewollt, gepusht, einfach so... da ist der plötzlich wie aus dem Nichts auftretende Regenbogen, der sicherlich schon zig Mal in noch schöneren Farben geschillert hat, die Rose, die blüht und verschwenderisch ihren Duft versprüht, der Mensch, der freundlich Guten Tag sagt, etc., und ich hab das Alles nicht mit meinen Sinnen wahrnehmen können. Und als es dann passierte, dieses Wahrnehmen, war ich so überwältigt, es flossen Tränen von GLÜCK und die schmecken ganz anders (du verstehst, was ich meine).

Und es ist nicht so, das mich die Trauer verlassen hat, sie hat ihren Platz, weiterhin, inmitten all der anderen Emotionen und daraus schöpf ich Kraft, das sie sein darf, mit einem zugegebenermassen zeitlichem Ungleichgewicht.... und schlechte Tage hat es vorher auch gegeben, ich möchte sie nicht mehr reduzieren auf Trauer, sie sind mein Lebenslernprozess, mit Guido im Rücken, auch inzwischen mehr und mehr annehmbar.

Das Leben ist eine Lernschule und wenn ich es verständlich ausdrücken sollte, bin ich vom Kindergartenkind zum Grundschuljahrkind evoluiert, ich dachte nicht, das ich je schreiben und lesen lernen würde, aber irgendwie ist es geglückt, keine schweren Texte, aber das kommt noch...

Ich wünsche dir aus ganzem Herzen eine dich selbst annehmende Haltung, mit allen Vor- und Rückschritten, du wirst wachsen, wie ein Kind, das auch nicht drüber nachdenkt, es geschieht einfach so.

Lieben Gruß

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #135  
Alt 14.08.2015, 20:41
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Hallo Sjarissa,
Zitat:
Zitat von sjarissa Beitrag anzeigen
Und es ist nicht so, das mich die Trauer verlassen hat, sie hat ihren Platz, weiterhin, inmitten all der anderen Emotionen und daraus schöpf ich Kraft, das sie sein darf, mit einem zugegebenermassen zeitlichem Ungleichgewicht.... und schlechte Tage hat es vorher auch gegeben, ich möchte sie nicht mehr reduzieren auf Trauer, sie sind mein Lebenslernprozess, mit Guido im Rücken, auch inzwischen mehr und mehr annehmbar.
Ich wünsche dir aus ganzem Herzen eine dich selbst annehmende Haltung, mit allen Vor- und Rückschritten, du wirst wachsen, wie ein Kind, das auch nicht drüber nachdenkt, es geschieht einfach so.
vielen Dank für dein Mitgefühl und die guten Gedanken.

Es ist hilfreich, das du die Erfahrungen aus denen du gelernt hast hier weitergibst, um mir und anderen Menschen die noch nicht so weit sind Mut zu machen.

Momentan befinde ich mich in einer schwierigen Zeit, nichts will richtig gelingen.
Ich habe gehofft, dass es mit dem Stress "meine Mitte zu finden" bald vorbei ist, doch irgendwie klappt es mit dem Anpassungsprozess nicht.
Es muss in Ruhe geschehen, ohne hohe Erwartungen, die nur Druck erzeugen und das Gegenteil von dem bewirken was jetzt heilsam wäre.
Es gibt nicht nur Dunkelheit und Leid, alles hat einen Gegenpol, den ich noch nicht wahrnehmen kann/ will.

Dennoch passieren momentan Dinge die ich nicht nur alleine zu entscheiden habe.

Menschen treten in mein Leben, kommen nicht zur vereinbarten Verabredung, oder sie denken sie haben den Anspruch auf größeren Schmerz nach dem Verlust eines geliebten Menschen ( Schwiegermutter: Ein Kind geht vom Herzen, ein Mann/Frau von der Seite ) oder einige die Glück hatten und bisher wenig Niederlagen in ihrem Leben einstecken mussten reagieren mit Ignoranz und Oberflächlichkeit ........
Wozu ist das alles jetzt gut es erbittert mich ja nur, ändert nichts an der Situation.
Ich vertraue darauf dass es wieder besser wird und diese "Rückschritte" mich nicht daran hindern- mein Herz zu öffnen- damit ich Raum für Heilung finden kann.....

Ich wünsche allen Betroffenen und Hinterbliebenen Geduld, inneren Frieden und positive Änderungen in ihrem Leben.

Liebe Grüße
Jutta

Geändert von gitti2002 (03.09.2015 um 00:18 Uhr) Grund: Zitat gekürzt
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