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  #76  
Alt 28.10.2004, 21:03
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Beatrix,

ich glaube auch nicht, dass dein Ulli nicht gerne mit dir zusammen gelebt hat. Irgenwann in den 35 Jahren hätte er es dich doch sonst bestimmt spüren lassen. Es ist gut, wenn du ein paar Tage wegfährst, aber versuche wirklich nicht, den Schmerz zu verdrängen. Mein Schatz ist nun seit 12 Wochen tot und ich habe zu Anfang versucht, durch alle möglichen Aktivitäten an was anderes zu denken. Aber es hat mich doch eingeholt. Der Schmerz muss einfach raus. Aber an den Stellen, wo man sonst immer mit seinem Liebsten war, überwältigt es einen doch am meisten.
Sei lieb gegrüßt, alle anderen natürlich auch
von Beate
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  #77  
Alt 28.10.2004, 21:52
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Beatrix,
möchte mich den anderen auch anschließen. Laß den Schmerz zu, laß ihn heraus. Es nutzt nichts den ganzen Kummer zu verdrängen, er holt dich ein.
Wenn Dir die Fahrt zulange wird, mach lieber einen Zwischenstop. Vielleicht findest Du ja gerade in Eurem Haus am See einen besonders innigen Kontakt zu Deinem Uli. Du hast ja schon einmal so ein Erlebnis gehabt. Weine ruhig, der See wird schon nicht gleich überlaufen von Deinen Tränen. Es ist nicht jeder Tag gleich. Auch mein Andreas und ich waren so gegensätzlich und haben uns trotzdem über alles geliebt. Wie sehr er mich geliebt hat, kommt mir jetzt im Nachhinein immer mehr zum Bewußtsein. So war es bestimmt bei Deinem Uli auch, sonst hätte er Dir kein Zeichen geschickt.
Ich wünsche Dir eine gute Fahrt nach Brandenburg, ein paar erholsame Tage und komm wieder gut heim.
Gute Nacht und viele Grüße
Thekla
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  #78  
Alt 29.10.2004, 17:10
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Standard Nun bin ich Witwe

Ihr Lieben alle,
es ist schön, von Euch zu lesen. Schön, dass Ihr so mitfühlend seid, da fühle ich mich nicht so einsam. Es ist ja scheinbar wirklich so, dass Gegensätze sich anziehen. Wie Du schreibst, liebe Irene, war Dein Klaus auch so ein Optimist wie mein Uli und Du bist genauso pessimistisch wie ich. Und doch haben unsere Männer es jahrzehntelang mit uns ausgehalten und es hat Ihnen nichts ausgemacht und ich glaube, Ihr habt recht, wenn sie sich nicht wohlgefühlt hätten, wären sie nicht so lange bei uns geblieben.
Gestern abend auf dem Friedhof habe ich an Ulis Grab gestanden und habe ihn gefragt, was ich machen soll. Ob ich wirklich in unser Häuschen fahren soll oder ob ich besser irgendeinem dort den Schlüssel schicken soll und den bitten, das Häuschen winterfest zu machen. Ich habe ihn immer wieder gebeten, mir doch ein Zeichen zu geben, so dass ich weiss, wie er darüber denkt. Als ich dann nach Hause kam, blinkte der Anrufbeantworter und es hatte Marina angerufen, eine weitläufige Verwandte, die aber eine sehr gute Freundin von uns ist, und in dem Ort in Brandenburg wohnt, wo unser Häuschen steht. Sie wollte nur wissen, wie es mir geht. Der Anruf kam um 19.20 Uhr und ich hatte Uli zwischen 19.00 und 19.15 Uhr um ein Zeichen gebeten. Ich bin sicher, dass er mir durch den Anruf von Marina sagen wollte, dass er möchte, dass ich fahre. Und jetzt bin ich auch fest entschlossen, wirklich zu fahren, egal wie anstrengend es wird. Und wenn mich wirklich dort das heulende Elend überkommt, hast Du Recht, liebe Thekla, der See wird davon schon nicht überlaufen und außerdem kann ich dann immer noch zu Marina fahren, so dass ich auch dort nicht ganz alleine bin.
Liebe Irene, hoffentlich geht es Dir heute wieder besser. Hilft es Dir, wenn Du dann ins Bett gehst? Ich scheue im Augenblick das Bett und ziehe das Schlafen so lange heraus, bis ich die Augen nicht mehr aufhalten kann. Und doch werde ich immer wieder nachts wach und grübele und bin froh, wenn die Nacht herum ist.
Seid ganz lieb gegrüßt, einen schönen Abend und ein erträgliches Wochenende wünscht Euch
Beatrix
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  #79  
Alt 29.10.2004, 19:17
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Ihr Lieben,
liebe Beatrix, hast wohl recht, wenn unsere Männer mit unserem „Schwarzsehen“ nicht zurecht gekommen wären, wäre es wirklich jahrzehntelang nicht gutgegangen. Obwohl ich mir manchmal etwas von seinem Optimismus gewünscht hätte, hat es mich zum Schluß ganz schön zusätzlich fertiggemacht. Man sieht den täglichen Verfall und er behauptete immer wieder, beobachte mich nicht, mir geht es gut, dabei konnte er nicht essen, noch nicht mal im Bett liegen etc. Auch konnte er unsere geliebten Katzen nicht mehr auf den Beinen vertragen. Es ist ein Elend, was diese schlimme Krankheit aus starken, tatkräftigen Menschen macht. Aber, das haben wir hier ja alle erfahren bzw. erleben müssen.
Es ist schön, dass du von Uli ein Zeichen bekommen hast, was dich nun bestärkt, doch zu fahren.
Wenns zu schlimm mit dem Weinen werden sollte, fahr auf einen Rastplatz und warte was ab.

Nach Tabletteneinnahme und frühem Schlafengehen waren die Kopfschmerzen heute Morgen weg. Nur meine Stimmung ist auch nicht viel besser als gestern, heute sind es 11 Wochen. Bin so froh, dass es mit dem Schlafen wieder klappt, weiß nicht ob es dir schon geschrieben habe, nachdem die chem. Beruhigungs-/Schlaftabletten nach Monaten überhaupt keine Wirkung mehr zeigten, habe ich Anfang Oktober zu einem Arzt, der auch Naturheilkunde betreibt, gewechselt und der hat anscheinend für mich das richtige Globuli (Streukügelchen) gefunden. Hatte seit Juni, nachdem rauskam, dass die Chemo nichts gebracht hatte und die Bestrahlungen anfingen, bis Anfang Oktober kaum noch geschlafen. Einschlafen klappte relativ gut, aber dann bin ich alle 2 Stunden – oft auch jede Stunde – wachgeworden und konnte sehr schlecht wieder einschlafen. Auch ich war dann froh, dass die Nacht vorbei war und bin auch am Wochenende sehr früh schon aufgestanden und durch die Wohnung gegeistert. Da ich aber schon um 6 Uhr aufstehe und dann ins Büro fahre, war ich durch das monatelange Nichtschlafen auch tagsüber fix und fertig. Zumal ich Schlafprobleme überhaupt nicht kannte. Hab immer geschlafen wie ein Murmeltier, am Wochenende oft bis mittags.

Ich wünsche dir eine gute Fahrt, pass gut auf dich auf und komm wieder wohlbehalten zurück


Liebe Grüße an euch Alle
Irene
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  #80  
Alt 30.10.2004, 17:43
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Irene,
mit dem Schlafen geht es mir so wie es Dir ergangen ist. Ich warte ab, bis ich totmüde bin, das ist meistens so nach 24:00 Uhr, und schlafe dann auch ziemlich gut ein. Um kurz nach 1:00 Uhr bin ich dann aber schon wieder wach und denke wunders, wie lange ich geschlafen habe. Und dann kommt das Grübeln. Ich nehme zwar schon morgens und abends Insidon und konnte anfangs damit auch ganz gut schlafen, aber irgendwie helfen sie seit einiger Zeit nicht mehr. Vielleicht sollte ich es auch einmal bei einem Heilpraktiker versuchen. Deiner scheint ja recht tüchtig zu sein. Praktiziert er in Köln?
Heute will ich mich etwas früher hinlegen und hoffe, dass ich wenigstens ein bißchen Schlaf finde, sonst ist es morgen bei der Fahrt mit der Konzentration nicht weit her.
Im übrigen habe ich, je näher die Fahrt kommt, umso mehr Angst davor und vor dem Betreten unseres kleinen Häuschens. Ich habe Uli zwar noch im September versprochen, dass ich es nicht verkaufen werde, aber ich fürchte, ich weiß nicht, was ich dort alleine soll. Irgendwie habe ich ein ganz mulmiges Gefühl, wenn ich an den morgigen Tag denke. Aber ich denke, ich muss mich der Sache stellen. Wenn ich jetzt nicht fahre, muß ich es ein andermal tun. Also dann lieber jetzt und nicht immer aufschieben.
Mir geht es im Augenblick sowieso nicht gut. Ich bin immer noch wie gelähmt und habe das Gefühl, dass ich alles im Zeitlupentempo mache. Ich möchte gerne weinen, aber der einzige Ort wo ich weinen kann, ist am Grab von Uli. Da waren heute aber so viele Menschen in der Nähe, dass ich das da auch nicht wollte.
Wie geht es Dir heute? Bist Du immer noch in Deinem Tief drin? Ich glaube, das macht aber auch viel die Jahreszeit. Jetzt kommen die ganzen Todengedenktage: Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und und und. Da soll man keine Depressionen bekommen.
So, jetzt verabschiede ich mich, denn ich muß noch meinen Koffer packen. In spätestens einer Woche bin ich wieder da und melde mich dann.
Bis dahin alles Liebe und Gute
Beatrix
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  #81  
Alt 02.11.2004, 22:14
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Andrea
Bist du noch hier auf diesem Forum. Habe schon lange nichts mehr von Dir gelesen. Melde Dich mal wieder, wie es Dir und Deinen Kindern geht.
Hallo Beatrix
Wahrscheinlich bist Du noch in Brandenburg. Hoffentlich fängst Du nicht alle Fische aus dem See. Melde Dich wieder, wenn Du wieder zu Hause bist.
Viele Grüße ihr zwei
Thekla
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  #82  
Alt 03.11.2004, 18:00
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Hallo Thekla,

Wechselbäder, ihr kennt das sicher. 2 Tage dachte ich schon, der Kloß im Hals käme nicht mehr, aber heute ist er wieder da.

Es sind so banale Dinge, die mich plötzlich so runterziehen, z. B. dass die Krankenkasse den Beitrag exakt ausgerechnet hat bis zum 08.10. denn ab dem Zeitpunkt ist die Mitgliedschaft erloschen. Ausgelöscht wie der ganze Mensch.

Meine Chefin hat keine anderen Sorgen, als wo und wann wir unser Weihnachtsessen veranstalten werden. Auf die Idee, dass ich gar nicht in Weihnachtsstimmung sein werde, kommt sie gar nicht...

Die Kartenflut ebbt so langsam ab, der Alltag kehrt ein und wenn mir bewusst wird, dass es einen Alltag ohne Claus gibt, tja, dann ist der Kloß wieder da.

Hoffe, es geht euch soweit gut.

Andrea
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  #83  
Alt 04.11.2004, 07:27
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Hallo Andrea
schön das Du Dich wieder gemeldet hast.
Ich schreibe Dir heute abend ausführlicher.
Muss jetzt zur Arbeit.
Tschüss
Thekla
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  #84  
Alt 04.11.2004, 21:19
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Liebe Andrea,
wie versprochen, melde ich mich jetzt abends ein bißchen länger. Schön, dass Du wieder auf diese Seite gefunden hast. Beatrix wird ja noch weg sein, ist nicht so viel los dann hier. Ja die Wechselbäder die kenne ich. Das wird sich wahrscheinlich noch lange nicht ändern. Heute genau vor 1/4 Jahr ist mein Schatz verstorben. Aber der Schmerz wird mit der Zeit ein kleines bißchen besser und das ist gut so. Wie schaffst Du das Leben so alleine mit Deinen Kindern. Ist wahrscheinlich nicht so leicht, Vater und Mutter zugleich zu sein. Und in dem Alter sind die Kinder unter normalen Umständen schon meistens nicht sehr pflegeleicht. Ich wünsche Dir, dass Du das alles schaffst. Ja die Krankenkassen, sind wohl alle gleich. Den Kampf, den ich da geführt habe -ich sage Dir, ich könnte ein Buch damit füllen. Habs jetzt aufgegeben, die bekommen ja sowieso meistens Recht. Aber bei Dir wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die tägliche Erinnerung durch die Postflut abflaut. Dass Dich Deine Chefin jetzt mit Weihnachtsfeiern beredet, finde ich schon etwas gedankenlos. Ich werde heuer nicht auf die Weihnachtsfeier in unserem Betrieb gehen, das wird immer riesengroß veranstaltet. Ich werde überhaupt versuchen, heuer nicht zu viele Weihnachtsgefühle an mich ran zu lassen. Ich gehe einmal im Monat in eine Trauergruppe. Dort ist auch eine Frau, die letztes Jahr am 1. Weihnachstfeiertag plötzlich Ihren Mann verloren hat. Ihre Kinder sind ungefähr so im Alter von Deinen. Sie hat uns letztes mal erzählt, dass sie lange nachgedacht hat, wie sie das Weihnachten heuer gestalten soll. Hat jetzt kurzerhand ein paar Tage Skiurlaub mit den Kindern gebucht. Ich find das gut.
Schreib mal wieder.
Beatrix wird ja noch nicht zurück sein.
Ich wünsche Dir einen schönen Abend.
Viele liebe Grüße
Thekla
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  #85  
Alt 06.11.2004, 00:08
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Hallo Thekla,

hatte gestern abend ganz viel geschrieben und irgendwie nicht richtig hinbekommen. Der Beitrag war weg und ich zu müde, um neu zu schreiben. Heute ertrage ich es kaum, der Schmerz macht mich verrückt. Und weißt du, womit ich gar nicht umgehen kann, der Hass in mir, der Hass auf Menschen, denen ich das Mitgefühl nicht abnehmen kann (z.B. meinen Eltern, die mir immer das Gefühl gegeben haben ich hätte "was besseres" haben können.) Aber ich hatte das beste, was sich eine Frau in ihrem Leben wünschen kann. Er fehlt mir so, und es tut so weh. Auch das Lesen im Krebsforum - warum tue ich das überhaupt? - macht mich wahnsinnig. Wieseo gibt es welche, die den scheiß Krebs seit Jahren als Bestandteil ihres Lebens akzeptieren können und mehr oder weniger gut damit leben können und Claus ist tot. Heute schon 4 Wochen. Warum? Ich muss mich so beherrschen, dass ich im Forum nicht schreibe: Hört auf euch was vorzumachen, es nutzt nichts, der Krebs wird euch auffressen, warum sollte es euch besser gehen, als meinem Mann, der niemandem etwas böses getan hat. Warum solltet ihr die Chance bekommen, die er nicht hatte. Ihr alle, wir alle haben keine Chance. O Gott, ich weiß nicht, wie ich ohne ihn weiterleben kann.
4 Wochen, so lange war ich noch nie von ihm getrennt.

Wie soll es nur weitergehen
wie war das? Morgen ist ein neuer Tag

Andrea
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  #86  
Alt 06.11.2004, 01:24
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Liebe Andrea,
ich würde dich so gerne trösten, aber ich weiß, dass es nicht geht, ich habe Tage durchgeweint. Auch ich fand es damals so ungerecht, dass manche Menschen den Krebs in ihr Leben integrieren können. Mir geht es heute manchmal noch so, mein Chef bekam einen Monat früher als mein Mann die Diagnose Krebs. Mein CHef lebt heute noch, geht auf Arbeit und hat mich gestern zusammen gestaucht. Mein Schatz, der 10 Jahre jünger war, ist tot. Es gibt in der Beziehung keine Gerechtigkeit. Bei mir ist es jetzt fast 3 Monate her. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es uns immerhin vergönnt war, fast 25 Jahre glücklich zusammen zu leben und dass wir zwei Kinder haben. Und ich weiß, dass es in deiner derzeitigen Situation total blöd klingt, aber es ist so, mit der Zeit wird alles ein ganz ganz kleines bißchen erträglicher.
Ich würde dir so gerne mehr helfen, aber es läßt sich mit Worten manchmal so wenig sagen.
Ich denk an dich und wünsche dir viel Mut und Kraft, um die nächsten Tage zu überstehen.
Beate
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  #87  
Alt 06.11.2004, 04:25
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Liebe Andrea,
ich verstehe Deine Gefühle nur zu gut. Ich hab das auch alles durchgemacht. Bei mir sind es jetzt 3 Monate, dass mein Schatz gehen musste. Wie hab ich alles um mich gehasst. In mir ist ein Gefühl aufgekommen, dass ich früher gar nicht kannte, Neid. Wenn ich andere Paare gesehen habe, hab ich immer gedacht, warum dürfen die glücklich sein und wir nicht. Auch wir haben gedacht, wir könnten gemeinsam gegen den Krebs kämpfen, aber es blieb uns nur ein halbes Jahr.
Ich kann Dich im Moment nicht trösten, weil das keiner kann. Ich würde Dich so gerne in den Arm nehmen und Dich drücken, ich weiß, dass Du das so sehr vermisst.
Aus Erfahrung kann ich Dir nur sagen, dass nach diesem ganzen Schmerz auch Tage kommen, da kannst Du wieder an etwas anderes denken. Auch ich vermisse meinen Andreas noch so sehr, bin jetzt gerade wieder mitten in der Nacht aufgestanden, weil mich der Schmerz so sehr eingeholt hat. Es wird mit der Zeit etwas besser, Du musst aber jetzt die Trauer zulassen und nicht unterdrücken, sonst kommst Du nie durch. Es ist ganz normal, dass Du jetzt auf alles sensibel reagierst. Ich hab aufgehört in den anderen Foren zu lesen, klicke mich nur noch im Hinterbliebenenforum ein. Ich will dadurch nicht immer die schrecklichen letzten Tage vor meinen Augen haben, ich kanns nicht mehr ändern. Es ist schwer, alles alleine durchzustehen, niemand zum Reden, keinen, der einen in den Arm nimmt und streichelt. Ich habe Tage durchgemacht, da hab ich überlegt, an welchen Baum ich mit dem Auto fahren könnte oder wieviele Schlaftabletten ich sammeln müsste. Ich habe mir aber dann ganz fest gesagt, dass kannst Du Deinen Kindern nicht antun. Und so musst Du auch denken, denk an Deine Kinder, die sind ja noch so jung und brauchen Dich so sehr. Geht es Dir auch so, dass Du so gar niemanden hast, der Dich verstehen kann, bei dem Du Dich ausweinen kannst. Bei mir ist es auch so, hier im Forum treffe ich auf Gleichgesinnte, das tut irgendwie gut. Manchmal wär es schon schön, wenn man sich auch so treffen könnte und reden, nicht nur im Forum.
Ich wünsche Dir alles, alles Gute, viel Kraft. Melde Dich, wann immer es Dir miserabel geht. Hier findest Du immer jemanden, der Dir zuhört.
Grüß Deine Kinder unbekannterweise.
Viele liebe Grüße
Thekla
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  #88  
Alt 06.11.2004, 15:38
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Hallo ihr Lieben,
wollte mich mal bei euch melden.
Habt ihr den Beitrag von Mama 3000 in "Verstorbene standen am Bett..." gelesen? Sie hat einen Teil ihres Readings mit ihrer Mutter dort reinkopiert. Unglaublich schön, was dort berichtet wurde.
Gestern erzählte mir mein Patenonkel, der Sohn seines Bruders hätte mit 34 morgens tot im Bett gelegen. Ohne Vorwarnung. Die Obduktion ergab, er hatte eine Bronchitis und die hat sich aufs Herz geschlagen. Da dachte ich nur, oh je, seine Angehörigen konnten sich nicht verabschieden. Das muss auch ganz schwer sein. Seine Frau wacht auf und ihr Mann lag tot neben ihr. Was wollte sie ihm bestimmt nicht noch alles sagen...
Alles Liebe und ich hoffe, bei euch scheint auch die Sonne und ihr lasst was davon in euer Herz.
Sonja
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  #89  
Alt 06.11.2004, 16:41
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Liebe Beatrix,

nur ein kleiner Willkommensgruß, falls du wieder zu Hause bist. Hoffe, du hast es so einigermaßen gut überstanden.

Bis dahin, liebe Grüße
Irene
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  #90  
Alt 07.11.2004, 18:39
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Hallo Ihr Lieben,
da bin ich wieder. Die Fahrt war weniger anstrengend, als ich eigentlich gedacht habe und auch die paar Tage in unserem Häuschen haben mir eigentlich gut getan. Am Sonntagabend, als ich ankam, überkam mich zuerst einmal das heulende Elend und ich habe mir vorgenommen, nur zwei Tage zu bleiben und gleich wieder nach Hause zu fahren. Aber dann wurde ich von so viel Mitgefühl und Herzlichkeit von Seiten unserer Verwandten und Freunde überschüttet, dass ich mich zum ersten Mal nach Ulis Tod so richtig aufgefangen gefühlt habe. Meine Tochter versucht zwar hier zu Hause auch, mir Trost zu geben und ich bin ihr sehr dankbar dafür, aber sie braucht ja auch selber welchen und sonst habe ich hier niemanden, der mir mal ein liebes Wort sagt und sich um mich kümmert. Das hatte ich alles in Brandenburg. Jeden Tag wurde ich wie selbstverständlich zur jeweiligen Familie nach Hause gebeten, erst nur zum Kaffeetrinken, aber sie ließen mich erst wieder spät abends in mein Häuschen gehen, so dass ich nur zum Schlafen und bis mittags dort war. Alle waren so fürsorglich, so lieb, so mitfühlend und wir haben stundenlang zusammengesessen, haben erzählt von diesem und jenem, ich habe von Ulis letzten Tagen geredet und habe dabei gemerkt, dass mir das alles sehr sehr gut tat. Nur nachts war es nicht so schön, da kam in mir die Einsamkeit wieder hoch.
Jetzt bin ich wieder zu Hause. Der erste Weg hat mich zum Friedhof geführt. In der Zwischenzeit ist auch das Holzkreuz mit seinem Namen aufgestellt worden. Den ersten Kranz, das Herz mit weißen Rosen von meiner Tochter und deren Familie, musste ich schon wegnehmen. Die Rosen waren durch den Regen total verfault. Das hat sehr weh getan. Am Wochenende muss ich dann wahrscheinlich auch meinen Kranz mit den roten Rosen wegnehmen und dann sind nur noch die winterharten Kränze und Gestecke und eine Schale drauf. Dann sieht es schon fast wie ein altes Grab aus, dabei ist die Beerdigung erst zwei Wochen her.
Heute ist Uli 4 Wochen nicht mehr bei mir. Ich kann es nicht glauben, die letzten Nacht habe ich mit einem Sweatshirt von ihm unter meinem Kopf geschlafen, nur damit ich mir seine Nähe einbilden konnte.
Liebe Andrea, Du schreibst mir am 6.11. aus dem Herzen. Die gleichen Gefühle überkommen mich auch immer wieder. Der Hass auf die anderen Menschen, die leben, als sei nichts geschehen. Ich erlebe es in meiner Familie auch immer wieder. Diese Gedankenlosigkeit. Niemand meldet sich oder fragt, wie es mir geht. Selbst wenn ich anrufe, wird nur von irgendwelchen banalen Dingen aus ihrem Bekanntenkreis gesprochen. Nie auch nur die Frage, "willst Du nicht mal vorbeikommen oder sollen wir Dich mal besuchen?" Es kommt einfach immer nur Gleichgültigkeit rüber und das kann ich Ihnen nicht verzeihen.
Eben habe ich auch mal ins Krebs-Forum reingeschaut und da gingen mir die gleichen Gedanken wie Dir durch den Kopf: Was soll der ganze Optimismus, die Krankheit holt Euch doch genauso ein, wie sie unsere Männer eingeholt hat. Es tut so weh, wenn man liest, dass andere schon Jahre mit dieser Krankheit leben und der eigene Mann hat es nur ein paar Monate geschafft. Dabei hat Uli doch so gekämpft. War er denn weniger wert als die, denen es jetzt so gut geht? Warum mussste ausgerechnet er sterben? Es bohrt im Inneren und tut so weh und man kann es nicht herauslassen, man würde nicht verstanden. Sind wir deshalb böse, ich denke nein, wir beneiden nur alle die, die das nicht mitmachen mussten, was wir durchgestanden haben.
Morgen gehe ich den ersten Tag wieder ins Büro. Auch dort wird mich der Alltag wieder einholen. Sicher kann ich nicht verlangen, dass alle Kollegen Rücksicht nehmen, aber vielleicht könnten sie ein wenig Verständnis dafür aufbringen, wie es in mir aussieht und dass ich noch nicht so fit bin. Mal sehen, wie sie sich verhalten.
So, meine Tochter ruft mich, ich soll noch ein Stündchen zu ihr rüberkommen. Das tue ich gerne. Daher verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch allen eine einigermaßen ruhige Nacht und eine angenehme Woche.
Bis bald
Beatrix
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