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  #1  
Alt 12.04.2007, 20:08
Caprice Caprice ist offline
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Registriert seit: 12.04.2007
Beiträge: 3
Standard Mama hat Brustkrebs

hallo zusammen

ich bin neu hier und werde mich gleich in dem dazu vorhergesehenen Thread genau vorstellen

Jetzt zu meiner Geschichte, oder besser der, meiner Mutter.

Ich bin 20 und meine Mutter 41. Seit ich denken kann leben ich und meine Mutter alleine, von kurzen Episoden mit Freunden abgesehen. Wir sind ein richtiges Team geworden. Vor gut 2 Monaten erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Nach vielem Weinen beiderseits war für uns zwei klar, dass wir das schaffen. Es tönt vielleicht blöd, aber durch meine Vorliebe für Arztserien war mir von Anfang an klar, dass Brustkrebs gut heilbar ist, im Gegensatz zu meiner Mutter die im ersten Moment dachte, sie würde in den nächsten zwei Tagen sterben... Ich habe sie aufgebaut und gemeinsam haben wir uns über das weitere Vorgehen informiert.
Drei Wochen später war ihre Brust amputiert, die OP lief sehr gut.
Genau kann ich euch die Diagnose nicht sagen, die die Ärzte nach der Untersuchung des Tumors stellten aber fest steht, dass der Tumor sehr aggressiv ist, bei einem Wachstum von 1cm pro Monat.
Vor der OP wurden alle wichtigen Organe auf Methasthasen gecheckt, es ergab aber keinen Befund. Morgen wird sie nochmals untersucht und danach steht definitiv fest, welche Therapie und wie lange sie diese machen muss.
Fest steht aber bereits jetzt, dass sie die härteste Chjemo wählen, weil der Krebs so aggressiv ist.

Soweit zur Krankengeschichte.
Jetzt zu mir:

was ich am seltsamsten finde ist, dass ich nicht fähig bin zu weinen. Ich spüre ständig eine sehr grosse Angst und bin bedrückt aber ich habe seit dem Tag der Diagnose kaum eine Träne mehr vergossen. Wie erlebt ihr das?
Dennoch ist es mir natürlich nicht egal was passiert, ich habe extreme Angst, dass meine Mutter sterben könnte. Ich bin zwar überzeugt, dass der Tod nur ein anderer Weg ist, eine "Alternative" sozusagen zum Leben in dieser Welt, doch ich möchte nicht ohne meine Mutter sein. Seit 20 Jahren sind wir so eng zusammen und ich fühle mich noch nicht bereit, alleine in dieser Welt zu sein. Ich wüsste nicht, was ich tun soll. Ich verzweifle fast, dass ich gegen diese Angst nichts tun kann, denn ich versuche optimistisch zu sein doch es fällt mir immer schwerer.
Ich weiss gar nicht, wie ihr mir helfen könnt doch ich froh, das niederschreiben zu können denn sprachlich ausdrücken kann ich es irgendwie nicht. Ich will stark sein, gegenüber meiner Ma und meinen Freunden, denn ich hasse, hasse Mitleid!!!

Dann noch eine ganz praktische Frage: seit einem halben Jahr bereite ich eine Reise in die USA vor, die am 28.Mai starten soll und zwei Monate dauert. Die Tickets sind bereits gebucht. Wir starten etwa einen Monat nach Beginn der Chemo. Oder besser gesagt, sollten starten. Meine Mutter ist zwar dafür, dass ich gehe doch innerlich fühle ich, dass ich nicht gehen sollte.
Einerseits täte es mir bestimmt nicht schlecht, frische Luft zu bekommen und die Gelegenheit bietet sich sehr an, da ich im Winter die Matur machte und erst im Herbst beginne zu studieren. Zudem hängt da ja auch meine beste Freundin mit drin.
Würdet ihr gehen oder was würdet ihr tun. Ich möchte ja meine Mutter nicht im Stich lassen, doch andererseits muss ich auch an mich denken. Zwei Monate ist eine lange Zeit. Wie habt ihr das während der Chemo erlebt, wärt ihr weggegangen oder nicht?

So, ich muss mal schluss machen und freue mich auf Antworten.
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  #2  
Alt 12.04.2007, 23:50
nurich nurich ist offline
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Registriert seit: 09.04.2007
Beiträge: 5
Standard AW: Mama hat Brustkrebs

Hallo caprice!

Nur weil Du nicht weinen kannst / willst heißt es doch nicht, dass Dir Deine Mutter egal ist. Das ist bei jedem anders. Meine Freundin hat ihren papa relativ jung bei einem Motorradunfall verloren (nach acht Wochen im Koma). Sie hat in der ganzen Zeit, auch nachdem er gestorben war vielleicht dreimal geweint. Vielleicht schaltet Deine Psyche auch gerade auf Kampfmodus und verdrängt damint ein Stück weit die Tränen.

Ich finde es grandios, wie Du Deiner Mutti zur Seite stehst
Aber achte auch ein bißchen auf Dich Deine mutter hat wenig davon, wenn Du am Ende der Chemo auch am Ende bist! Hat sie gute Freunde oder liebe Verwandschaft, die Dich in der Zeit ein bißchen ersetzen könnten? Hat Deine mama schon mal kontakt zu anderen Betroffenen aufgenommen (Selbsthilfegruppe o.ä.)? Deiner Mutter ginge es bestimmt nicht gut, wenn Du wegen ihr nicht fliegen würdest.

Ich selbst habe mir mit 19 Jahren die Krankheiten meiner Eltern so sehr auf die Schultern geladen, dass ich irgendwann in einer Angststörung geendet bin, in zwei Wochen zehn Kilo abnahm und keine Nacht mehr als vier Stunden schlafen konnte. Hätten meine Eltern damals davon gewußt, hätten sie es sicherlich nie gewollt.

Sie es nicht als egoistisch. Sieh es als Kräftetanken für die nächsten Runden

Ganz liebe Grüße
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  #3  
Alt 13.04.2007, 09:30
graupelchen graupelchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2006
Beiträge: 145
Standard AW: Mama hat Brustkrebs

Hi Caprice!

ich kann dich sehr gut verstehen. Meine Mutter hat letztes Jahr ihre Diagnose bekommen, da war ich 22. Es war ein riesen Schock!!
Aber nun ist die Behandlung (Chemo, OP, Bestrahlungen) seit Anfang März vorbei und ich hab festgestellt: der Tod ist gar nicht so nah da wie es am Anfang aussieht! Deine Mama kann noch viele viele Jahre leben und du musst in naher Zukunft nicht "allein" in dieser Welt sein!

Wg. der geplanten Amerika-Reise kann ich dir nur ein wenig weiterhelfen.

Ich war nämlich während der Diagnosestellung in Amerika und der geplante Rückflugtermin war noch 4 Wochen weg.
Die ersten paar Tage dachten wir auch sie würde bald sterben und für mich war klar, ich fliege früher heim und schau mir das Land nicht weiter an.
Aber dann stellte sich raus, dass ich ja "nur" 2 Chemos verpassen würde und ich hab mich dann entschieden dort zu bleiben. Meine Mutter hat dies auch unbedingt gewollt. Es hätte nicht so viel Unterschied gemacht, ob ich gleich heimfliege oder nicht. Außerdem haben wir jeden Tag mindestens 1/2 Stunde telefoniert (Calling-Cards).
Im Nachhinein kann ich sagen, ich bin froh dort geblieben zu sein, denn die Zeit danach war schwer genug und jetzt kann ich auf die tollen Eindrücke dort zurückblicken.

An Deiner Stelle würd ich zu Deinem Reisebüro gehen und fragen ob Du ohne Probleme zurücktreten kannst wg. der schweren Krankheit in der Familie. Dann würd ich mir ansehen, wie es deiner Mutter während den ersten Chemo´s geht und dann evtl. spontan entscheiden ob du fährst oder nicht. Deine Freundin wird es sicher verstehen oder?
Sonst kann man aber wirklich billig heimtelefonieren von drüben (Tri-Band Handy), mit diesen Calling-Cards.

Hoff, dass hilft Dir ein wenig!
Liebe Grüße,
Gabi

Geändert von graupelchen (13.04.2007 um 23:21 Uhr) Grund: Alter war falsch ;-)
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