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  #1  
Alt 05.04.2016, 22:46
xap xap ist offline
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Frage Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo in die Runde,

ich habe da eine Frage, bei der ich nicht recht weiter weiß.

Zuerst mal meine "Krebshistorie":
Im Mai 2015 wurde bei mir (38 Jahre alt) ein Tumor im Sigma entdeckt (kam durch einen Blähbauch zur Entdeckung, vorher nie was gemerkt), der war dann kurz vor Darmverschluss. Restlicher Darm war frei und sah gut aus. Die kurz darauf stattfindende OP wurde abgebrochen, da Metastasen im gesamten Bauchraum entdeckt wurden - einmal das Bauchfell voll (Großes Netz, Dünndarmmesenterium, ...). Also flugs einen Stent in die Engstelle eingebracht, am Folgetag Portimplantation und dann schnellstmöglich Chemo. Da meine Frau schwanger* war, ging es schon 3 Tage nach der abgebrochenen OP mit FOLFIRINOX los. Die Therapie zeigte nach 6 Kursen ein "stable desease", aber leichte Veränderungen des Tumors (Löcher, Rand wellig...). Eine zwischenzeitlich parallel gestartete Therapie mit Bevacizumab (Avastin) zu Kurs 3/4 wurde abgebrochen, da ich eine tiefe Venenthrombose bis in den Oberschenkel bekam.
Weitere 4 Kurse mit FOLFIRINOX und 2 mit FOLFIRI (Oxaliplatin sorgte für PNPs, daher raus damit) erhielten den "Status quo", also "stable desease" ohne Veränderungen.

Da ich zwischenzeitlich von der Möglichkeit einer HIPEC erfahren hatte, war die Frage nun: Bin ich operabel oder nicht?
Mein Krankenhaus sagte "nein, da trauen wir uns nicht ran", verwiesen aber an die Koryphäen (Prof. Piso/Regensburg, Dr. Müller/Bad Frankenhausen).

Dr. M. hielt eine OP für möglich.
Die HIPEC-OP erfolgte dann im Dezember 2015. Zuerst ausweiden: Bauchfell raus, Sigma mit Haupttumor raus, aufsteigender Dickdarm teilweise raus, 1,8 m Dünndarm (Illium) raus, Stück vom Zwerchfell raus, Gallenblase raus; dann HIPEC mit "heißem" Irinotecan und Oxaliplatin. Aussage des Arztes nach OP: "Sie sind krebsfrei".

Nach der OP künstliche Ernährung, da die Anastomosen (Darmnähte) erstmal heilen sollten und der temporäre künstliche Darmausgang (Jejuno-Stoma) so hoch im Dünndarm lag, dass eh alles nur durchlief.
Im Januar 2016 dann Stomarückverlegung, anschließend in die Reha.
Stand heute wird mein Darm mit den 3 Anastomosen (Sigma, Dünn- an Dickdarm und Ex-Stoma) langsam besser, ich muss aber noch jeden zweiten Tag künstlich zufüttern (550 Kcal pro Tag) und mein Stuhl ist meist flüssig bis wässrig. Ich hoffe, die Zeit wird diese Probleme zumindest teilweise über die Anpassung des Darmes an die neuen Gegebenheiten lösen.

Mein Krebs ist/war ypT4b ypN0(0/22) ypM1b G3 Stadium IV; RAS Wildtyp

Nun zur Frage: Herr Dr. M.hat nach der OP eine "Absicherungschemo" angeordnet ("Sie sind zu jung, als das wir da ein Risiko eingehen sollten"), sobald ich dazu körperlich in der Lage wäre. Dieser Zeitpunkt ist mit dem Abschluss der Reha gekommen.

Verwundert hatte mich nur die angeordnete Therapie. Vorgeschlagen wurde eine palliative** Chemo. : 6x FOLFIRI + Cetuximab (Erbitux).

Daraufhin habe ich andere Onkologen hier vor Ort befragt, und dann wurde es seltsam :
Onkologe A: "Hmm, FOLFIRI ok, aber Erbitux hätte ich vor der OP erwartet, macht danach doch keinen Sinn mehr. Würde ich aber trotzdem mitgehen"
Onkologe B: "Oh, Absicherungschemo? Dann ist nicht alles raus. Machen wir 5FU und Panitumumab alle 2 Wochen, und nach einem Jahr gucken wir mal, wo wir stehen"
Onkologe C: "Das sind ja alles Vorschläge aus dem Bauch raus. Erstmal PET-CT zum Schaffen einer Entscheidungsgrundlage, dann entscheiden, ob überhaupt Chemo"
Onkologe D: "Nichtstun ist keine Option. Sie sind jung und haben Familie. Ich würde 3x FOLFIRI und Panitumumab empfehlen, danach nach 3 Monaten PET-CT zur Kontrolle"

Ich persönlich bin durchaus für eine Absicherungschemo, habe von Angst um meinen eh schon lädierten Darm. Jede Chemo stört die Darmschleimhäute und killt teils die Darmflora, die Antikörpertherapien mit Cetuximab/Panitumumab werden begleitend mit Antibiotika behandelt (wegen der Nebenwirkungen) - Darmflora platt. Den Onkologen ist das gefühlt egal (Sinngemäß: Es geht hier ums Überleben, Ihr Darm wird schon wieder - und wenn nicht, dann leben Sie aber noch).

Die Fragen:
  • Wer hat eine ähnliche Situation erlebt?
  • Wie lief die Absicherungschemo nach der HIPEC?
  • Womit wurde behandelt - klassische Chemo oder mit Antikörpern oder beides?
  • Wieviele Zyklen?
  • Wie habt Ihr die Abwägung zwischen Minimierung eines Rückfallrisikos gegenüber den Nebenwirkungen/Schäden/Einbußen an Lebensqualität getroffen?
Ich hoffe, Ihr könnt mir weiterhelfen,

Thomas


* Kind ist heute gesund und munter

**Damals ging ich davon aus, nach der OP eine adjuvante und keine palliative Chemo zu erhalten. Heute weiß ich: Wenn man Metastasen hatte, dann ist man für immer palliativ, adjuvant gilt nur für örtlich begrenzte, nicht metastasierte Tumore nach einer OP.

Geändert von gitti2002 (25.05.2016 um 22:23 Uhr)
  #2  
Alt 05.04.2016, 23:09
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Mein Vater hat einen ähnlichen Befund wie du. Ende Dezember letzten Jahres Notfallop aufgrund Darmverschluss durch den Tumor im Sigma. Dann Ende Januar diesen Jahres Nachop mit HIPEC. Er bekommt jetzt 12 Zyklen 5FU mit oxiplatin. Keine Antikörpertherapie. Allerdings hatte mein Papa auch "nur" im Bauchfell Metastasen. Der Tumor war sehr ausgedehnt bis in die Blase. Angeblich soll er nach den beiden OPs auch krebsfrei sein. Er hat mindestens bis zum Ende der Chemo ein Stoma. Es ist aber eine adjuvante Chemo. Insofern wundert mich dein letzter Absatz. Ist die Rückverlegung ohne Probleme bei dir gelaufen?
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  #3  
Alt 05.04.2016, 23:51
xap xap ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Danke für die schnelle Antwort!
Ist für mich insofern interessant, da er ja aufgrund der Notfalllage mit OPs in die Behandlung gestartet ist und die Chemo nachträglich kommt (Bei mir war erst 12x Chemo, dann HIPEC-OP - und nun die Absicherung. ). Die "fehlende" Antikörpertherapie kann an den Krebszellen liegen, die Genetik der Zellen (RAS-Typ) muss für die Antikörpertherapie "passen".
Paßt mit Oxiliplatin auf: Wenn die Neuropathien zwischen den Chemos nicht mehr verschwinden, wird es Zeit, das Zeug loszuwerden. Nicht die Zähne zusammenbeißen und "durchhalten" denken - sonst hat man Dauerschäden, die nicht mehr weggehen! Ich habe früh genug den Finger gehoben - habe zwar PNPs, bin auf dem Wege der Besserung.

Zitat:
Es ist aber eine adjuvante Chemo. Insofern wundert mich dein letzter Absatz.
Aussage von Prof. Riess (CCC Charite): bei einem örtlich begrenzten Karzinom ohne Metastasen wird nach einer OP von einer adjuvanten Situation gesprochen und entsprechende Chemo-Schemata verwandt. Adjuvante Therapien würden beispielsweise kein Irinotecan erlauben (nicht für adjuvante Anwendung zugelassen). Ebenfalls würde man in adjuvanten Situationen nicht zu Antikörpern greifen.
Hatte man jedoch Metastasen, so wird man immer (auch nach einer/mehrerer OPs) als palliativ gesehen - und dann sind auch dementsprechende Chemo-Schemata möglich.

Zitat:
Ist die Rückverlegung ohne Probleme bei dir gelaufen?
Ja, ist sie. Narbe ist gut verheilt, ziept zwar ab und an, wenn Sie was gedehnt wird, aber das ist normal. Essen ging von Anfang an ohne große Probleme - nur der Stuhlgang und die Kalorienaufnahme nicht, aber das ist den fehlenden Darmteilen geschuldet, nicht dem ehemaligen Stoma.

Gruß
Thomas

Geändert von xap (05.04.2016 um 23:53 Uhr) Grund: Kleinkram korrigiert
  #4  
Alt 06.04.2016, 19:13
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo,
mit dem Begriff "krebsfrei" habe ich so meine Probleme, gerade nach Diagnosen mit vielen Metastasen. Die Ärzte können das ja nur nach Sicht einschätzen, wenn da irgendwo paar Krebszellen auf der Lauer liegen, sind die nicht zu sehen. Die Definitionen für palliativ und adjuvant könnt Ihr gut in einschlägigen Lexika nachlesen. Insofern gehe ich mit der Definition des Profs nicht ganz mit. Ich hatte - trotz Lebermeta - auch eine kurative, also auf Heilung ausgerichtete Behandlung, keine palliative.
Safra
  #5  
Alt 11.04.2016, 10:02
Papstanwärter Papstanwärter ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo Thomas,

bei mir wurde 2012 am Darm ein T4 Tumor entfernt. Danach Oxaliplatin und Xeloda. Letztes Jahr denn Metas an Bauchfell und sechs weiteren Stellen. Also HIPEC im September 2015, alles rausgeholt und vorsorglich anschließend Chemo mit Capecitabin (ohne Oxaliplatin wegen schwerer PNP). Allerdings war sich die Onkologin auch erst nicht sicher welche Chemo da zu wenig Erfahrungswerte. Die Rücksprache mit der Klinik half dann weiter. Bis jetzt alles tutti, ich hoffe es bleibt so. Alles Gute weiterhin

Ralf
  #6  
Alt 12.04.2016, 11:14
xap xap ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Zitat:
Zitat von Safra Beitrag anzeigen
mit dem Begriff "krebsfrei" habe ich so meine Probleme, gerade nach Diagnosen mit vielen Metastasen. Die Ärzte können das ja nur nach Sicht einschätzen, wenn da irgendwo paar Krebszellen auf der Lauer liegen, sind die nicht zu sehen.
Die Aussage von Müller hatte ich hier verkürzt wiedergegeben. Er war aber sehr zufrieden mit der OP. Alles, was makroskopisch zu sehen war, ist raus (das bestätigt auch die Histologie), es gibt lediglich eine R1-Stelle am rechten Harnleiter.
Da auch Dünndarmmesenterium (doof zum operieren, trauen sich nicht viele Chirurgen dran) und Zwerchfell betroffen waren, gibt es hier noch mehr Unsicherheiten. Aber deshalb macht man ja auch die HIPEC, weil diese die Chancen auf Krebsfreiheit deutlich erhöht.


Zitat:
Zitat von Safra Beitrag anzeigen
Die Definitionen für palliativ und adjuvant könnt Ihr gut in einschlägigen Lexika nachlesen. Insofern gehe ich mit der Definition des Profs nicht ganz mit. Ich hatte - trotz Lebermeta - auch eine kurative, also auf Heilung ausgerichtete Behandlung, keine palliative.
Safra
Ich stimme Dir zu, die gängigen Definitionen würden mich alle als adjuvant sehen. Die Definition von Riess war für mich zumindest mal eine erster Hinweis, warum fast alle Onkologen mit palliativen Chemos losballern wollen. Die andere Option ist, daß die Onkologen schlicht nicht an eine vollständige Tumor- und Metastasenentfernung glauben.


Naja, Montag gibt es ein PET-CT, dann wissen wir zumindest etwas mehr und raten nicht nur rum.

Thomas
  #7  
Alt 16.05.2016, 17:19
xap xap ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

So, nachdem das Forum wieder läuft, gibt es hier mal ein kleines Update.

PET-CT war sinnvoll, da wir auf eine Sachebene kamen und weg vom Bauchgefühl. Das im PET-CT was leuchtete, war klar (so kurz nach OP und mit 3 Anastomosen im Darm), aber es war auch gut zu sehen, was nicht leuchtete: meine R1-Resektionsstelle zum Beispiel.

Der Onkologe war dann auch fast gerührt (wirklich) und ist von seinen alten Vorstellungen einer Absicherungschemo abgerückt. Nachdem ich bereits als Leitlinien
1. keine Antikörper und
2. keine Endloschemo
aufgestellt hatte, kam er dann mit 8x 5FU/FS (2wöchig) als Schema. Damit habe ich mich nach einer Bedenkzeit einverstanden erklärt, morgen geht es ins KH für die erste Runde. Sollte ich starke Nebenwirkungen insbesondere Richtung Darm haben, würde ich die Therapie wohl abbrechen, ist alles machbar, ziehe ich es bis August durch.

Soweit die Neuigkeiten.
Thomas

PS: Zwischendurch hatte ich noch Onkologe E mit der Aussage: "Machen sie doch Garnichts und haben lieber eine schöne Zeit! Das, was sie haben, ist eh nicht heilbar, da sollte man lieber die Zeit bis zum Rückfall angenehm gestalten". Naja, ich muss nicht mit allen einer Meinung sein.
  #8  
Alt 17.05.2016, 11:11
Papstanwärter Papstanwärter ist offline
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Daumen hoch AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo Thomas,

dann hoffe ich mal das die Chemo ohne grosse Probleme über die Bühne geht.
Und lass dir nichts einreden von wegen "nützt ja alles nichts"...
Es nützt so lange, wie man selbst der Meinung ist es lohnt sich.

Viel Glück

Ralf
  #9  
Alt 25.05.2016, 17:36
Klaus47 Klaus47 ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo xap,
Zitat:
Zitat von xap Beitrag anzeigen
Mein Krebs ist/war ypT4b ypN0(0/22) ypM1b G3 Stadium IV; RAS Wildtyp
bei Darmkrebs und RAS Wildtyp setzt man als Antikörper normalerweise Panitumumab ein. Es wundert mich, das Cetuximab verordnet wurde.

Geändert von gitti2002 (25.05.2016 um 22:25 Uhr) Grund: Zitatcode eingefügt
  #10  
Alt 27.05.2016, 16:49
xap xap ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo,
bei meinem Krebs kamen laut Onkologen als Antikörpertherapien die Angiogenesehemmung (Bevacizumab/Avastin) und die EGFR-Blocker (Cetuximab/Erbitux und Panitumumab/Vectibix) in Frage.
Bevacizumab hatte ich letzten Sommer, war aufgrund der Nebenwirkungen (mehrstufige tiefe Venenthrombose) leider ein Fehlschlag.
Die Vorschläge der Onkologen gehen meines Erachtens oft Richtung Cetuximab statt Panutumumab, weil dieses schon länger auf dem Markt ist und Sie damit mehr Erfahrung haben.

Gruß,
Thomas

Geändert von gitti2002 (27.05.2016 um 23:16 Uhr) Grund: Zitat
  #11  
Alt 11.06.2016, 12:19
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo Xap,

ich hoffe, dir geht es den Umständen entsprechend gut. Bist du bei 5FU geblieben? Der Zustand meines Vaters hat sich leider rapide verschlechtert. Er wurde Mittwoch aufgrund zu hoher Tumormarker noch einmal von den Chirurgen aufgemacht und leider konnte chirurgisch (vorerst) nichts mehr gemacht werden. Herr Dr. M, den ich in meiner Verzweiflung zu Rate zog, hat Folfirinox als Möglichkeit, um etwas Zeit zu gewinnen, vorgeschlagen. Mein Vater hat 5FU nicht vertragen. Ich habe nun Sorge, da Folfirinox wegen der starken Nebenwirkungen so in Verruf steht..
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  #12  
Alt 11.06.2016, 22:19
xap xap ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo Fluturi,

Zitat:
Zitat von fluturi Beitrag anzeigen
ich hoffe, dir geht es den Umständen entsprechend gut. Bist du bei 5FU geblieben?
Ja, ich habe jetzt 2x FU/FS hinter mir. Nebenwirkungen waren leider so wie letztes Jahr - ich hatte mir etwas weniger Déjà-Vu erhofft. So war also wieder kotzen, ... angesagt.
Ich weiß im Moment nicht, ob ich das wirklich 8x durchziehe. Meine emotionale Seite schreit "nein!", meine rationale Seite sagt "nur ein paar mal noch".


Zitat:
Zitat von fluturi Beitrag anzeigen
Der Zustand meines Vaters hat sich leider rapide verschlechtert.
Das tut mir leid. Ich drück die Daumen, dass es doch noch besser wird.


Zitat:
Zitat von fluturi Beitrag anzeigen
Herr Dr. M, den ich in meiner Verzweiflung zu Rate zog, hat Folfirinox als Möglichkeit, um etwas Zeit zu gewinnen, vorgeschlagen.
Zwei Dinge sind hier zu beachten:
1. FOLFIRINOX ist 5FU/FS mit Irinotecan und Oxaliplatin. Also weiterhin 5FU! Wenn Dein Vater 5FU schon nicht verträgt, dann wird es mit den noch höher toxischen Substanzen sicher nicht besser.
2. Herr M. ist Chirurg, kein Onkologe (auch wenn er sich damit vielleicht besser auskennt als mancher echte Onkologe). Ziel von Herrn M. ist meist, vor einer OP möglichst das Operationsfeld zu optimieren - ein völlig legitimes Ziel und seine Erfolge geben Ihm auch recht. Aber: Die von Herrn M. vorgeschlagenen Chemotherapien sind daher zumeist recht heftig und intensiv. Ähnliche Schemata wie in Bad Frankenhausen habe ich sonst kaum gesehen, insbesondere dann nicht, wenn die Chemotherapie über längere Zeiträume laufen und wirken sollte.

Gruß
Thomas
  #13  
Alt 04.11.2016, 23:34
xap xap ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Nach längerer Zeit wollte ich Euch mal ein Update geben.

Zur "Absicherungschemo" (mein aktueller Onkologe meint "dieses Wort gibt es garnicht" und "völliger Blödsinn". ): Ich habe 2x FU/FS hinter mir. Nebenwirkungen waren leider so wie letztes Jahr - ich hatte mir etwas weniger Déjà-Vu erhofft. So war also wieder kotzen, ... angesagt. Ich habe daraufhin - hauptsächlich wegen der psychischen Komponente, physisch wären 8x Kotzen auch zu überleben gewesen - die Chemo abgebrochen.
Ironie des Ganzen: die Chemo-Kotzerei kam wahrscheinlich nie von der Chemo ... aber dazu gleich mehr.

PET-CT im Mai (vor der "Absicherungschemo") sah soweit gut aus, auch wenn die ehemalige Peritonealkarzinose und bzw. deren Entfernung metabolisch noch gut sichtbar waren ("residual"). Im PET-CT Anfang September war dies dann alles kaum mehr sichtbar. Leider leuchtete es nun neu lokal in der rechten Lunge im Segment 9, sowohl im PET und als auch im CT gut zu erkennen, ca. 13mm Durchmesser. Das roch nach Krebs! Zumal rechts bei mir in der HIPEC eine Zwerchfellteilresektion gemacht worden war; hier war der Bauchraum also gegenüber dem Thorax offen - konnte da was rübergeschlüpft sein?

Nach Klärung der Optionen (Nix machen und warten, OP oder Bestrahlung/Cyberknife) habe ich mich für OP entschieden.

Zwei Wochen nach PET-CT hatte ich plötzlich einen dicken Fuß - anscheinend eine Entzündung am Zehengrundgelenk. Keine Ahnung, wo die herkam. Mein Orthopäde hörte meine Geschichte und ging erstmal auf Metastasenjagd: MRT vom Fuß und Ganzkörper-Szintigramm. War aber alles nix mit Metastasen.
Die Entzündung ging dann fast unmedikamentiert nach 2 Wochen weitgehend wieder zurück.

Dann Anfang Oktober ins KH für die Lungen-OP. Vorher noch ein CT - und siehe da: Riesenüberraschung! Der Fleck vom PET-CT war fast weg (passt nicht zu Krebs), dafür aber 4 neue Flecke in der Lunge (3 rechts, einer links), und die eher größer! Ich dachte, wenn das Krebs ist, habe ich ein Problem! Also OP von kurativ und offen auf therapeutisch und minimalinvasiv umgestellt und 2 Ecken raus. Jetzt habe ich also noch ein paar Titanklammern in der Lunge zur Verschönerung des Ganzen!
Interessant war noch etwas anderes: nach der OP mußte ich kotzen wie zu Chemozeiten - Schwallkotzen vom Feinsten. Ende der Geschichte: Zur Narkose gab es etwas Antiiemese - und die scheine ich nicht zu vertragen. Toll, hätten also alle Chemos in der Vergangenheit wahrscheinlich auch ohne Würgerei über die Bühne gehen können. Naja, was solls, wenigstens weiß ich es jetzt.

Ansonsten lief die Erholung lief gut, raus aus dem KH vor Ergebnis der Histologie (die lies auf sich warten, was erstmal ein gutes Zeichen war. Wenn die schnell was finden, hat man schnell Probleme!). Zuhause erstmal gut erholt, aber nach wenigen Tagen ging es bergab: Frösteln, Nachtschweiß. Also zurück ins KH, dort haben sie dann eine Entzündung im Körper festgestellt: Staphylococcus aureus, zum Glück ein harmloser Vertreter ohne Multiresistenzen. Verursacher: mein Port!! Der war seit Mai 2105 drin und seit Dezember 2015 dauerhaft angestochen und in Benutzung (parenterale Ernährung, also täglich an-/abstöpseln; einmal die Woche Nadelwechsel). Insofern hat es bis zur "unvermeidlichen" Portinfektion recht lange gedauert. Nun saß der kleine Ärgermacher da drin, wahrscheinlich schon länger, mindestens schon ein paar Wochen vor dem PET-CT von Anfang September.
Die Punkte in der Lunge waren nämlich kein Krebs, sondern punktuelle Entzündungen, wie die Histologie dann passend berichtete - und mein dicker Fuß kam wohl auch daher. Also: Portexplantation und dann zwei Wochen Antibiose.

Nun bin ich wieder zuhause und schaue, ob ich wieder einen Port brauche (sprich, ob ich genug Kalorien und insbesondere Flüssigkeit aufnehmen kann). Derzeit sieht es gut aus! Sollte es anders kommen, ist es auch kein Beinbruch, mit Port kann man gut leben.

Soweit von hier,
Thomas
  #14  
Alt 05.11.2016, 12:01
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Absicherungschemo nach HIPEC

Hallo Thomas,

schön, dass die ganzen Aufreger sich als einigermaßen harmlos erwiesen haben. Dann füttere Dich mal schön wieder auf! Und weiterhin alles Gute!

Safra
  #15  
Alt 13.02.2017, 18:46
xap xap ist offline
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Tja, was soll ich sagen? "Walther" ist wieder da. Ich hatte immer die Hoffnung, hier nie von einem Rezidiv berichten zu müssen und nun kommt es anders.

Ich war die Tage im KH zur Entfernung der Narbenhernie, die sich im Frühjahr letzten Jahres nach der HIPEC gebildet hatte und die nun langsam nervte. "Aufräumarbeiten" sozusagen. OP lief gut, Hernie ist versorgt und mit Netz gesichert. Bei der OP haben Sie jedoch den "Bruchsack" meines Pseudoperitoneums gesehen und fanden den wohl was komisch, also haben sie Proben genommen. Ergebnis der Histologie: Ein Tumor von 15 mm, drumrum im Gewebe einzelne, atypische Drüsenzellen, grau-glasige Infiltrate drumrum. Eindeutig, das ist der alte Krebs - waren ja entartete Schleimzellen des Dickdarms.

Meine Frau und ich sind ziemlich fertig - gerade stellte sich wieder sowas wie Alltag ein, man fing wieder an Pläne zu machen und in die Zukunft zu schauen. Und jetzt: Alles wieder auf Null. Ich habe Angst, was jetzt alles kommt. Im Gespräch mit dem Onkologen kam dann auch die Bestätigung, seit Dezember stiegen auch wieder die Tumormarker...

Übermorgen gibt es ein PET-CT, Anfang nächster Woche kommt wieder ein Port rein (den werde ich wohl brauchen). Mitte nächster Woche entscheiden wir dann, was wir machen - Chemotherapeutisch sind noch ein paar Optionen offen, auch eine erneute HIPEC ist nicht ausgeschlossen.

Soweit die Hiobsbotschaften.

Thomas

Geändert von gitti2002 (13.02.2017 um 19:03 Uhr)
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Stichworte
absicherungschemo, chemotherapie auswahl, hipec


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